35 Kralle

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Beim anschließenden Frühstück herrschte betretendes schweigen. Während Faratos noch immer besorgt auf meine linke starrte wusste keiner so recht was er sagen sollte. Mein linker Arm mit dem ich das Schwert abgefangen hatte zitterte stark. Meine Finger krampften unkontrolliert und zuckten unkontrolliert. Dazu schmückte mein Unterarm eine neue breite Narbe von dem einschnitt der Klinge an Arm und Schulter. Leris räusperte sich.

„Verzeih das ich frage, aber ist das normal... dieses Zucken? Hast du vielleicht noch schmerzen?" Ratlos legte sie das Besteck beiseite. „Ist normal. Die Heilung der Muskeln dauert ein paar Stunden. Dieses Zucken ist sogar ein gutes Zeichen." Antwortete ich knapp und legte meine zuckende Hand in meinen Schoss um Faratos das Objekt seines Starrens zu nehmen.

Statt meinen Arm starrte er dann mich an. Genervt starrte ich zurück worauf er aus seiner Starre auftaute. „Sind nur ein paar Narben mehr. Kapiert?" ich reichte ihm den Brotkorb rüber in dem das frisch gebackene Brot noch dampfte. „Ay, Chief." Sein gelassenes lächeln kehrte zurück und zwei Brötchen verschwanden aus dem Korb. „Chief? Was soll das sein?" verwirrt sah Calen von seinem Teller auf. „Die Truppenführer wurden Chief genannt während dem Krieg." Antwortete Faratos vollkommen beiläufig worauf es augenblicklich totenstill wurde.

„Ihr habt den beiden von dieser schrecklichen Zeit erzählt?" Memissa riss schockiert die Augen so weit auf das ich glaubte ihre Augen könnten heraus fallen. „Im Grunde nur Leris, aber sie hat ihr Wissen vermutlich mit Calen geteilt." Wandte ich ein. „Du vermutest richtig." Bestätigte Leris. „Siehste." Kopfschüttelnd seufzte Memissa. „Ich war damals in Übersee und habe kaum etwas von dem Krieg mitbekommen. Es ist interessant mal etwas zu erfahren." Meinte Tafren und Dello nickte zustimmend. „Mir würden einige bessere Worte dazu einfallen als interessant!" klagte Memissa trocken die damals mitgekämpft hatte.

„Sagte nicht eins ein großer Magier: Worte bringen Heilung..." Memissa warf mir daraufhin nur einen bitter bösen Blick zu. Sie wollte definitiv nicht an den Krieg erinnert werden... oder darüber reden. „Ich habe einen Vorschlag. Ihr dürft einem von uns, Talrah oder mir, jeweils eine Frage zum Krieg stellen. Und danach begraben wir das Thema Krieg ein für alle Mal." Faratos hob einen Finger in die Luft mit ernstem Blick. „Von mir aus..." ich seufzte genervt während Tafren, Leris, Calen und Dello angestrengt nachdachten welche Frage ihre Neugierde wohl am ehesten stillen würde.

Dello klopfte auf den Tisch und gestikulierte Wild mit den Händen durch die Luft. „Eine Frage an Faratos." Tafren übersetzte für Leris und Calen die wirren Gesten von Dello. „Was war dein schlimmster Moment in dieser Zeit?" Dello senkte seine Hände und sah abwartend zu Faratos. Sein Lächeln schwand. „Das ist einfach zu beantworten." Der Appetit war ihm vergangen und Faratos lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Am Ende, als alles vorbei war, wurde Provisorisch ein Hospital errichtet wo die Magier und besonders fähige Drachentrainer mit Heilungszaubern die vielen verletzten behandelten. Talrah war eine der am schwersten verletzten an diesem Tag. Die Rüstung hatten sie ihr vom Körper gebrannt mit solch einer Hitze das Teile der Rüstung mit ihrem Fleisch verschmolzen waren..." dunkle Schatten legten sich über sein Gesicht. „Sie mussten ihr die Rüstung aus dem Fleisch reißen so fest war sie mit ihrem Fleisch bereits verschmolzen. Talrahs Schmerzensschreie haben alle zum verstummen gebracht. Nicht einer rührte sich und überall stank es nach Blut und Tod. An dem Tag kam es mir so vor als würde Talrah den Schmerz aller in die Welt hinaus schreien... Es verfolgt mich noch immer in meinen Albträumen." Schweigend sagte keiner etwas.

„Nächste Frage." Brummte ich genervt und leerte mein Glas Wasser. Ich wollte definitiv nicht daran erinnert werden. Tafren räusperte sich. „Talrah, keine sorge meine Frage ist nicht so persönlich. Mich interessiert eher warum die Drachenhöfe nicht verschoben wurden. In Übersee gibt es sogar wandernde Drachenhöfe damit es erst gar nicht zu solchen Kriegen kommt." Ich stellte mein Glas ab und warf mir das letzte Stück Frucht von meinem Teller in den Mund. „Das ist Uraltes Wissen das über Generationen in den großen Drachentrainer Familien weitergereicht wurde und auch in der Akademie gelehrt wird. Du kommst aus Romeff deshalb weißt du es nicht." „Deshalb frag ich dich ja." Erwiderte er schlicht. „Einfach gesagt wurden die Drachenhöfe dort gebaut wo die Drachen sich niederließen. Es gibt auf der ganzen Welt solche Hort-Knoten an denen die Drachen sich besonders wohl fühlen, niesten und versammeln. Auf diesen Hort-Knoten wurden die Drachenhöfe errichtet. Deshalb sind sie nicht verschiebbar und manche von ihnen bereits viele Jahrhunderte alt so wie der Grumk Drachenhofe der schon seit über 300 Jahren besteht." Erklärte ich sachlich.

„Das letzte hättest du weglassen können, alte Angeberin." Murrte Faratos was mich schmunzeln ließ. „Bin halt stolz drauf." Faratos rollte nur mit den Augen. „Das ist erstaunlich." Staunte Calen. „Meine Frage geht an Faratos. Wie habt ihr es geschafft die schwarzen Drachenreiter zu besiegen?" „Wir waren entschlossener, stärker und hatten verbündete an unserer Seite. Wir haben sie besiegt in dem wir sie getötet haben." Antwortete Faratos trocken. Es war merklich das er Calen immer noch nicht leiden konnte. „Aber wie genau habt ihr das angestellt?" Calen versuchte vergebliche eine klarere Antwort zu bekommen die Fratos nicht willens war ihm zu geben. „Leris du bist noch übrig." Faratos ignorierte Calen gnadenlos.

„Warum waren damals alle schockiert von Talrahs schreien, wenn sie nur eine Verletzte von vielen war?" es überraschte mich nicht, dass ihr dieses Detail aufgefallen war bei ihrem Scharfsinn, aber bevor ich etwas sagen konnte verfinsterte sich bereits Faratos Miene. „Wenn du eine Antwort willst stellst du besser eine andere Frage." Knurrte er und so vehement das jeder Wiederspruch sinnlos war. Ich schwieg also.

Leris überlegte nicht lange. „Wer ist Notarius?" Faratos Kiefer spannte sich merklich an. „Notarius war Faratos erster Drache. Der Drache mit dem er die stärkste Verbindung hatte." Erklärte ich an seiner Stelle und legte ihm dabei eine Hand auf die Schulter. „Im Kampf wurde Faratos lebensgefährlich verwundet. Notarius nahm die schwere der Wunde vollständig auf sich und rettete so Faratos das Leben. Er starb um seinen Bund zu retten." Ich sah zu Leris die aufmerksam zuhörte. „Trainer pflegen eine besonders tiefe Verbindung mit ihren ersten Drachen. Ihr könnt euch das vorstellen wie ein Kind, Bruder oder eher ein Zwilling mit dem ihr eine Seele, ein Herz, einen Geist teilt nur wesentlich intensiver. Diesen Zwilling zu verlieren ist ein Schmerz den niemand in Worte fassen kann. Es gab sogar Trainer die sich das Leben nahmen nachdem ihr erster Drachen starb." Ich nahm meine Hand zurück und stand auf. „Die Fragerunde ist vorbei und das Thema damit vom Tisch!" Faratos folgte mir nach Draußen in Richtung Weide. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt