28 Klinge

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Ohne Waffen traten wir vor der Höhle auf eine kleine Lichtung. Der Sichelmond schien als einziger Zeuge auf uns herab. Ein lauer Wind ließ das Gras Wellen schlagen. „Drachentrainer sind so stolz wie die Drachen die sie trainieren. Gibt es Streit gibt es nur eine Möglichkeit diesen bei zu legen... den Kampf!" sprach ich und hob meine Arme. Der Wind verstummte. Der Wald verstummte.

Leris ballte die Fäuste während unsere Augen fest auf einander gerichtet waren. Ich schmunzelte und preschte vor. Leichtfüßig wich sie zur Seite aus. Flink duckte ich mich unter ihrem Schlag weg und wirbelte herum. Kraftvoll schwang ich das Bein und traf sie unerwartet in die Seite. Schmerzlich verzog sie das Gesicht, hielt stand und packte mein Bein. Mit Schwung wirbelte sie mich herum und warf mich von sich weg. Ich drehte mich im Flug und kam schlitternd zum Stehen. Als ich den Kopf hob stand Leris bereits vor mir und holte aus.

Verblüfft betrachtete ich ihre perfekte Haltung. Ihren konzentrierten Blick. Wie sie mit aller Kraft ausholte, ihre Kraft bündelte und zuschlug. Getroffen wich zurück und faste mir an meine gebrochene Nase. Ich hatte es glatt knacken hören. „Reicht das nicht? Ich will dich nicht verletzen Talrah... Nicht noch mehr." sie stoppte und senkte ihre Fäuste.

„Wie langweilig!" mit einem Ruck richtete ich meine Nase und stieß das Blut aus. „Denkst du das würde schon reichen um mich zu beeindrucken?!" knurrend fletschte ich die Zähne. „Es ist eine Beleidigung das du dich noch immer zurückhältst!" laut schallte meine Stimme über die Lichtung. Vögel schreckten auf und ich preschte vor. Der Boden brach unter meinen Füßen. Ich traf Leris mit voller Wucht mit der Rückhand meiner Faust. Bei der Wucht verlor sie den Boden unter den Füßen und wurde zurückgeschleudert.

Elegant drehte sie sich und kam taumelnd zum Stehen. Kurz fasste sie sich an die Wange bevor sie ihren Blick auf mich richtete. „Verzeih mir, ich habe den Wert dieses Kampfes unterschätzt." Entschlossen richtete sie sich auf und ballte die Fäuste. „Ich werde mich nicht länger zurückhalten." Heiß kribbelte es in meinen Fäusten. „Das wollte ich hören!" ich sprang hoch. Schnell wich sie mir aus und meine Fäuste schlugen auf die Erde. Der Boden brach und ein kleiner Krater entstand. Leris packte mich am Kragen und schleuderte mich erneut über die Lichtung.

„Das klappt kein zweites mal!" schelmisch grinste ich ihr entgegen als sie vor mir auftauchte. Ich duckte mich unter ihrem Schlag weg und packte sie. Mit einem Ruck riss ich sie über meinen Kopf und schmetterte sie auf den Boden. Der Boden unter ihr brach und sie keuchte auf. Sie spuckte Blut. Luft ringend stand sie schnell wieder auf den Beinen und preschte mit wütendem Gebrüll auf mich zu. Geschmeidig wich ich ihren Faustschlägen aus oder blockte sie ab. Da plötzlich schwang sie ihr Bein hoch und zielte auf meinen Kopf. Ich wich nach hinten aus, aber es war eine Falle. Kaum war ihr Bein wieder unten trat sie mir die Füße weg und ich kam auf dem Boden auf.

Schnell rollte ich mich weg bevor ihr Stiefel in meinem Gesicht landete. Flink kam ich zurück auf die Beine. Da packte Leris meinen Arm und warf mich zu Boden. Schmerzhaft durchfuhr es meinen ganzen Körper. Ich biss die Zähne zusammen packte sie und riss sie zu Boden. Hart landete sie neben mir. Ich trat nach ihr und sie trat zurück. Ich schlang meinen Arm um ihr Bein und verdrehte ihren Fuß. Schmerzhaft schrie sie auf und biss mir ins Bein das am nächsten zu ihr war. Da schrie ich auf und wir wichen schnell von einander zurück. Außer Atem standen wir uns gegenüber ganz im Rausch des Kampfes unbewusst grinsend. Mit ihr zu Kämpfen machte unerwartet viel Spaß!

Ich brüllte auf und rannte auf sie los. Leris brüllte und rannte mir entgegen. Wir holten aus und schlugen zu. Unsere Fäuste glitten Haarscharf aneinander vorbei mitten ins Gesicht der jeweils anderen. Die Wucht unserer Kraft fegte über die Lichtung kurz bevor wir beide zu Boden gingen. Meine Sicht flackerte. Ich schmeckte Blut auf meiner Zunge. Der Mond über mir schien zu... lächeln. Es brachte mich zum Lachen und Leris stimmte mit ein. 

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„Ich habe schon lange nicht mehr mit jemanden ebenbürtigen die Fäuste kreuzen können." Lachte ich und seufzte tief. „Geht mir genauso." Ächzend setzte Leris sich auf. Mit einem gequälten Lächeln fasste sie sich an die bereits leicht anschwellende Wange. Die Linke dort wo sich die Narbe über ihr sanftes Gesicht zog. „Ich habe wohl mein Training in letzter Zeit zu sehr vernachlässigt." Überlegte sie und verzog schmerzhaft das Gesicht. Ich setzte mich auf und rückt zu ihr heran. „Gib mir deine Hände damit ich dich heilen kann." Sie legte ihre Hände in meine.

Ich rief Lapu zu mir. Ihre Kraft floss durch meinen Körper und meine Augen glühten Blau auf. Grün begann das Licht um Leris zu flimmern und ihre Wunden begannen zu heilen. „Zählt das als Unentschieden oder habe ich verloren, weil du mich heilen musst?" verwirrt sah sie auf unsere Hände. Neben meinen rauen Händen voller Narben wirkten ihre Zierlich und so unschuldig das ich fast glaubte sie zerbrechen zu können, wenn ich sie nur etwas zu fest hielt.

„Bei diesem Kampf ging es nicht ums Gewinnen." Lachte ich was sie noch verwirrter aufsehen ließ. Ich seufzte. „Hass ist ein großer Negativer Schlund der einen Drachentrainer vergiften kann, wenn er diese Gefühle nicht los wird. Wenn man diese Gefühle nicht in Worte fassen kann muss man sie in halt in seine Fäuste stecken und dem anderen mitten ins Gesicht schmettern." breit grinsend schwang ich meine frei Faust durch die Luft. „Ich kann gar nicht mal sagen wie oft ich mich auf diese Weise mit meinem Vater geprügelt habe... oder mit Haserian... die dämlichen Brüder fordern mich auch gerne mal zu zweit heraus." Verblüfft blinzelte Leris. „Prügeleien sind wirklich dein Hobby?!" ich lachte bei ihrem perplexen Blick.

„Nur eines davon, aber ja. Mit keiner anderen Methode kannst du so einfach mal Dampf ablassen. Hass, Wut, Trauer, Angst... pack einfach alles in deine Fäuste und schmettere sie jemanden ins Gesicht." Vergnügt lächelte ich was sie etwas verständnislos aufnahm. „Also... hasst du mich jetzt nicht mehr?" mein Lächeln schwand. „Ich habe dich nie gehasst Leris. Wie kommst darauf?" verwundert legte ich den Kopf schief worauf sie den Blick abwandte.

„Aber du hast gesagt das du mich nicht leiden kannst..." „Ja, weil du einfach so dämlich bist und dich kopflos vor andere wirfst. Du bist klug und eine Talentierte Kämpferin, aber statt nachzudenken greifst du an ohne auf dich selbst zu achten. Das nervt mich einfach tierisch diese Selbstlosigkeit!" entgegnete ich genervt worauf sie den Blick hob. „Du findest mich Selbstlos?" erstaunt funkelte das Grün ihrer Augen im Licht des Mondes. Das Blut an ihrem Gesicht schmückte sie wie Rubine von feinster Reinheit. Der Wind fuhr durch ihre schwarzen Haare die seidig glänzten. Ihre Hände schlossen sich sachte um die meinen. Warm und beharrlich. Mit meinen geschärften Sinnen nahm ich ihren Geruch wahr. Ich spürte ihren beschleunigten Herzschlag im Gleichklang mit dem meinem.

„Leris! Talrah! Was ist hier Passiert, ich habe es laut krachen hören. Wurdet ihr angegriffen?" Calen rannte besorgt auf die Lichtung. Ich löste meine Hände von den ihren und trat zurück. Meine Augen erloschen. „Es ist nichts passiert. Macht euch bereit damit wir weiterfliegen können." Schnurtracks ging ich an Calen vorbei zurück zur Höhle. Die Wärme von Leris Händen verweilte noch einige Augenblicke ehe sie sich verflüchtigte... 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt