17 Kralle

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Wochen zuvor in Fellemen...

Es war ein Tag wie jeder andere im Königreich Fellemen. Die Sonne schien. Die Luft war erfüllt von dem Duft der Wildblumen die auf den Dächern der Stadt prächtig gediehen. Zwischen Moos und anderen Wildgewächsen waren sie der Stolz des Landes. Die Zahllosen seltenen Kräuter die in Fellemen selbst auf den Dächern der Häuser wucherten wie verrückt. Die Bewohner sammelten sie von ihren Dächern mit einem Lied auf den Lippen. Selbst die Kinder halfen bei der Kräuterernte von Dächern oder Häuserwänden. Auf dem Markt wurden die Kräuter den Händlern dargeboten die aus allen Winkeln der Welt nach Fellemen strömten um die begehrten Kräuter zu kaufen.

So war auch das Schloss von Wildkräutern überwuchert das es beinahe mit den Bergen in seinem Rücken zu verschmelzen schien. Majestätisch ragte es mit seinen vielen Türmen und schiefen Erkern über der Stadt auf wie eine magische Kreatur aus Legenden. Als Hüter der Königlichen Hauptstadt Femee. Umgeben von dicken Grauen Mauern die überzogen von Kletterpflanzen nicht mehr ganz so Grau waren.

Im Schloss dagegen herrschte reges Treiben. In drei Tagen sollte der Geburtstags-Ball für den zweiten Prinzen abgehalten werden, aber bis dahin war noch einiges zu tun. Eilig schritten die Diener durch die Flure. Die Dienstmädchen waren dem Putzwahn verfallen der sie dazu brachte jede noch so verborgene Ecke des Schlosses auf Hochglanz zu bringen. Die Kronleuchter im Großen Festsaal wurden poliert bis man sich in dem Silber spiegeln konnte. Blumen wurden arrangiert. Die Gästezimmer auf mögliche Makel kontrolliert. Der Koch des Schlosses kämpfte mit sich selbst in der Ausarbeitung eines Würdigen Menüs für den Freudentag.

Derweil begann die Königliche Familie den Tag im Speisesaal beim gemeinsamen Frühstück. Der behagliche König sprach vergnügt mit seiner Gemahlin die selbst im alter nicht an Schönheit verloren hatte. Der erste Prinz der seinem Vater verblüffend ähnlich sah alberte mit seinen jüngeren Geschwistern herum. Abwechselnd zogen sie Grimassen und lachten ausgelassen. Der zweite Prinz war nur zwei Jahre jünger als sein großer Bruder zu dem er aufsah. Er war sein großes Vorbild. Die beiden Prinzessinnen die auf der anderen Seite des Tisches saßen lachten über ihre albernen Brüder. Die Mädchen ähnelten ihrer Mutter und waren die jüngsten der Familie mit gerade mal sieben und sechs Jahren. Selbst die Ritter die an den Türen wache hielten konnten sich, bei den Albernheiten der Prinzen, ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

„Majestät!" schallte eine Stimme laut durch den Flur. Schnelle Schritte folgten. Aufgebrachte Stimmen. Die Tür zum Speisesaal wurde aufgerissen und eine kleine Gruppe Ritter eilte herein. Überrascht verstummte die Familie. „Majestät, verzeiht das wir euch beim Frühstück stören, aber unsere Grenzspäher haben vor der Stadt eine Armee aus berittenen Rittern ausgemacht." Berichtete der vorderste von ihnen außer Atem. „Es sind mehr als 200.000 und sie tragen das Banner von Herzog Morvall!" berichtete der zweite aufgebracht. „Wo ist der Herzog im Moment? Sollte er nicht auf dem Schloss sein für die Ratsversammlung am Nachmittag?" fragte der König verwundert und mit ernster Miene. Die Königin ergriff besorgt die Hand ihres Gattens. 

„Herzog Morvall wurde an der Front der Ritter gesehen. In voller Rüstung!" berichtete der dritte und hob dabei aufgebracht die Hände. „Das ist wirklich bedauerlich." Gefasst erhob der König sich. „Ruft die Obersten Ritter zusammen und alarmiert unser Volk!" befahl der König mit mächtiger Stimme. „Jawohl!" schallte es von den Rittern zurück die darauf eilig den Speisesaal verließen.

„Calen, Meron ihr begleitet mich." „Aber liebster sie sind doch noch viel zu jung! Es ist nicht sicher!" wiedersprach die Königin besorgt und trat an seine Seite. „Ich bin sicher, dass sie dazu bereit sind, vertrau mir und bring unsere Töchter in Sicherheit." Liebevoll gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. Noch ein letztes mal schloss der König seine kleinen Töchter in den Arm. Noch ein letztes Mal hielt die Königin ihre Söhne im Arm bevor sie mit ihren Töchtern und einem Paar von Rittern den Speisesaal verließ.

Draußen ertönten Glocken und eine flimmernde Grüne Barriere schloss sich um Stadt und Schloss. „Merkt euch eines, meine Söhne, eine Armee vor den Stadttoren ist nie ein gutes Zeichen. Besonders wenn ihr dessen Beweggrund nicht kennt!" sprach der König auf dem Weg durch die Flure des Schlosses. „Ja Vater." Seine Söhne hatten dabei glatt Schwierigkeiten Schritt zu halten. Durch eine Tür gelangten sie auf den geschwungenen Frontbalkon von wo aus sie über die Stadt sehen konnten. Die Straßen waren Menschenleer und alle Bewohner waren in die Gebäude geflohen.

„Eure Majestäten!" Die Vier Obersten Ritter betraten den Balkon gefolgt vom Hofmagier und einer Handvoll junger Ritter. Die Lehrlinge der Obersten Ritter. „Wir sind bereit für eine Belagerung, Majestät. Falls es dazu kommen sollte." Berichtete Meister Komriss in roter Rüstung mit breiter Narbe die ihm quer übers Gesicht verlief. „Die Barriere wurde errichtet und arbeitet ohne Komplikationen." Berichtete der Hofmagier. Ein alter Greis in schwarzer Kluft mit verkniffenem Gesicht und krummen Gehstock.

„Wir sollten einen Boten schicken um ihre Gründe zu erfahren, Herr." Schlug Meister Kopkares vor was den König nachdenklich die Stirn kraus zieh ließ. Der erfahrene Ritter diente bereits lange unter dem König. Sein Haar war Grau und die silberne Rüstung glänzte Matt. „Herzog Morvall war nie ein Mann langer reden. Er wird entweder angreifen oder von sich aus einen Boten schicken." Kaum hatte der König gesprochen krachten Feuerbälle auf die Barriere. Krachend zerschellten die Flammen an der Barriere. Nur die Hitze fand ihren Weg ins Innere. Die Erde erzitterte als die Arme von berittenen Soldaten in Sicht kam. Mit gezogenen Schwertern preschten sie geradewegs auf die Stadt zu.

„Teilt euch auf. Der Schutz des Volkes hat oberste Priorität!" befahl der König und die Ritter eilten davon. „Ich werde die Barriere noch verstärken lassen." Murmelte der Hofmagier und eilte zurück ins Schloss. „Calen du musst mir jetzt genau zuhören." Mit ernstem Gesicht wandte der König sich an seinen ältesten Sohn. „Ich vertraue dir diesen Anhänger an." Damit nahm der König die Kralle vom Hals und hängte sie dem Prinzen um. „Vater was ist das?" verwundert betrachtete der Prinz die kleine schwarze Kralle die er so viele Male bei seinem Vater gesehen hatte, aber nie sich getraut hatte zu fragen. „Das ist eine Krallenschuld. Vor vielen Jahren half ich einem Drachentrainer auf seiner Reise und als dank schenkte er mir seine Krallenschuld." Erzählte er knapp. 

Donnernd krachte ein großer Feuerball gegen die Barriere. Das Schloss erzitterte. Die Ritter scharten sich bereits kampfbereit im Innenhof des Schlosses. Zwei große schwarze Drachen kamen am Himmel in Sicht die weiterhin ihre Feuerbälle auf die Barriere feuerten. „Falls mir etwas passieren sollte will ich das du Meron mit dir nimmst und fliehst, verstehst du das Calen?" eindringlich legte der König seine Hände auf die schmächtigen schultern seines Sohnes. Eingeschüchtert nickte der Prinz während sein jüngerer Bruder ängstlich seine Hand hielt. „Geht nach Osten. Wenn ihr die Sümpfe durchquert kommt ihr irgendwann auf flaches Land. Dort müsst ihr den Wegweisern zum Grumk Drachenhof folgen. Fragt dort nach Turgin Grumk, er wird euch helfen. Sollten dir die Drachentrainer kein Gehör schenken zeig ihnen die Krallenschuld sie werden wissen was zu tun ist. Bei ihnen werdet ihr in Sicherheit sein." Erschrocken zuckten die drei zusammen als es laut knallte. Die Barriere bekam risse und zerbrach. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt