26 Klinge

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Nach einem langen Flug immer dem Fluss folgend fand ich schließlich eine größere Handelsstadt. Obmirall war berühmt für ihre reichen Wälder voller Monster. Die Abendteurerstadt schlecht hin. Und in solchen Städten musste ich keinen Schleier tragen. Auf Lapus Rücken riet ich in die Stadt. Breite Hauptstraßen, versüfte Seitengassen, überall bewaffnete Abendteurer... eine Typische Abendteuerstadt. Am Markt stieg ich von Lapu ab und kaufte die Vorräte. Ich fand schnell was ich brauchte und schloss so bald auch die letzte Tasche.

Aber das war nicht der einzige Grund warum ich diese Stadt angesteuert hatte. Durch die Seitengassen kam ich zu einer von vielen Tavernen. Lapu stellte ich auf der anderen Straßenseite ab wo zwielichtige Gesellen ihren Blick auf die Satteltaschen warfen. „Lasst es bleiben, wenn ihr eure Hände behalten wollt!" warnte ich sie ungerührt während Lapu sich knurrend aufplusterte. Einsichtig versuchten sie es erst gar nicht.

Mit Schwung flog die Tür auf. Der Schankraum war augenblicklich Totenstill. Es stank nach schallen Bier und Plumberzigarren die Abendteuer so gerne rauchten. Der Schankraum war voll von ihnen. Alle Tische waren belegt. Grimmig sahen sie mir entgegen während ihre Waffen im schummrigen Licht aufblitzten. Ungerührt durchquerte ich die Taverne und hielt an der schmierigen Bar vor der Ratten über den Boden huschten. „Eine Flasche Bierech." Bestellte ich und legte zwei Silbermünzen auf den Tresen.

„Das hier ist kein Ort für dich, Mädchen." Kratzig ertönte die Stimme des Wirts. Mit einer drohenden Geste stellte er die Flasche vor mir ab. Der Mürrische Mann ragte wie ein kleiner Berg hinter dem Tresen auf. Ich ignorierte ihn einfach, zog den Korken und leerte die Flasche in einem Zug. Mit einem wohligen Seufzten setzte ich die Leere Flasche wieder ab. „Danke fürs Bierech." Als ich mich zum Gehen umwandte versperrten mir drei Glatzköpfe den Weg. „Riecht ihr das auch? Es stinkt nach Drache!" sprach der vorderste von ihnen hämisch und schulterte seine Eisenkeule. „Das liegt wohl an dem Drachen vor der Tür, Hoon." Sprach der linke und größte von den dreien der ein großes Schwert führte. „Die kleine muss ordentlich Kohle haben, Gabo." Stimmte der rechte hämisch mit ein der ebenfalls ein Schwert trug. „Wenn du passieren willst musst du eine Besuchersteuer zahlen. Wusstest du das nicht?" bedrohlich bauten die drei sich vor mir auf. „Los her mit der Kohle oder es setzt was!" fügte der linke hinzu.

Ich holte aus und mit einem wuchtvollen Faustschlag landete der Glatzkopf mit der Keule in einem der Tische. Krachend brach der Tisch unter ihm zusammen. Bierech und Spielkarten landeten am Boden. Feindselige Blicke erfüllten den Schankraum und weitere Abendteurer erhoben sich zum Kampf. „Was ist Obmirall schon ohne eine richtige Schlägerei?" schmunzelnd grinste ich. „Miststück!" keifte Hoon und schlug nach mir. Geschmeidig wich ich seinem Schwert aus und beförderte auch ihn mit einem tritt in einen der Tische. Brüllend sprang der Glatzkopf mit seiner Keule auf mich zu. Gabo packte mich von hinten und die Keule landete donnernd auf meinem Schädel. Meine Sicht flackerte. Heiß rann das Blut über meine Stirn mein Gesicht herab. Ich ballte die Fäuste und riss mich los. Mit einem tritt in die Seite flog Gabo in eine Gruppe Abendteuer. „Schnappt sie euch!" brüllte der Glatzkopf und sie stürmten von allen Seiten auf mich zu. 

~~~

Ächzend saß ich am Marktplatz am Brunnen und wusch mir das Blut vom Gesicht. Ich hatte einiges abbekommen, aber so konnte ich effektiv Dampf ablassen. Es war wesentlich besser als einfach auszurasten. „Ich hörte von einer Drachenreiterin die eine Schlägerei angezettelt hat, aber ich hätte nicht gedacht das du das sein würdest, Talrah Grumk." Ein unscheinbarer Junger Mann mit weißem kurzem Haar setzte sich zu mir an den Brunnen. Er trug einen schwarzen Mantel und einen Bogen im Köcher auf seinem Rücken. „Ich hatte gehofft dich hier zu treffen, Kosmid." Erwiderte ich knapp während ich mit einem Tuch das Blut von meinem Hals wusch. Er war einer meiner vielen bekannten mit dem unschlagbaren Timing immer dann auf zu tauchen, wenn ich ihn brauchte.

„Ach wirklich?" verwundert lehnte er sich zu mir vor und schlug die Beine übereinander. „Ich bin auf dem Weg eine alte Krallenschuld zu begleichen und ein paar Informationen wären gut." Überlegend wandte er den Blick ab. „Welche Art von Informationen?" „Was weißt du über Fellemen? Die derzeitige Lage? Der Verbleib der Königsfamilie?" ich verzog leicht das Gesicht als ich mit dem feuchten Tuch über meine Platzwunde am Kopf tupfte.

„Das ist wirklich eine ganz heiße Sache." Sagte er verschwörerisch. „Der Bruder des Königs hat den Thron übernommen. Er ist mit einer Armee einfach ins Schloss marschiert und hat seinen Bruder kaltblütig ermordet. Schauerlich nicht wahr? Den Kopf des Königs hat er danach an die Tore des Schlosses hängen lassen und noch am selben Tag hat er sich selbst gekrönt. Nicht zu vergessen das er das Volk versklavt hat. Die Männer wurden wohl alle zwangsrekrutiert." Erschaudernd schüttelte er sich. „Und die Königsfamilie?" drängte ich. „So viel wie ich gehört habe wurden Kopfgelder auf sie ausgesetzt und auf einige Ritter die ihnen zur Flucht halfen. Der erste Prinz soll mit einer Ritterin zuletzt im Osten gesehen worden sein auf einem Drachen. Der zweite Prinz soll in Hinju gesichtet worden sein. Nur von der Königin und den Prinzessinnen ist mir nichts zu Ohren gekommen, aber wenn du mich fragst ist das auch kein Wunder die Königin gilt schließlich als eine große Magierin. Da kann ein einfacher Waldläufer wie ich nicht mithalten." Ich wrang das Tuch aus und steckte es wieder ein.

„Ist das alles? Keine Gerüchte oder ähnliches?" kurz überlegte er. „Auf Gerüchte ist nie verlass, aber... wenn du es unbedingt wissen willst. Es heißt wer König Jarmos die Prinzen bringt wird reich belohnt. Es heißt auch das Jarmos sich darauf vorberietet in den kommenden Krieg zwischen Remoria und Zunsha mit einzusteigen." Ich seufzte tief. „Das heißt sämtliche Söldner jagen die Königsfamilie von Fellemen?" „Sie sind förmlich besessen von der Jagd." Bejahte er meine Vorahnung. „Danke für die Infos, Kosmid. Dafür kriegst du das nächste mal einen Rabatt bei mir." Bedankte ich mich und schwang mich auf Lapus Rücken. „Jeder Zeit wieder." Trällernd winkte er mir nach als ich hoch in den Himmel aufstieg. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt