27 Kralle

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Der Mond stand bereits hoch am Himmel als ich das Lager erreichte. Leris trat aus der Höhle kaum das Lapu auf dem Boden aufgesetzt hatte. Schnaubend legte sie die Flügel an. Es herrschte schweigen. Keine Begrüßung. Nicht ein Wort fiel. Routiniert löste ich die Taschen von Lapus Rücken und brachte sie in die Höhle um sie wieder am Sattel von Koka zu befestigten wo Calen sie entnommen hatte.

Ich stopfte meine Brille in meine Jackentasche. Unter dem Fellbesatz des großen Reisesattels schnallte ich die Taschen straff fest und hakte sie in die Metallösen ein für optimalen halt. Hinter mir in der Höhle prasselte das Lagerfeuer an dem Calen lag und fest schlief. Das Chaos von seinem Kochversuch hatten sie inzwischen aufgeräumt. Der Aschehaufen war jedenfalls verschwunden.

„Woher hast du das blaue Auge? Hast du dich etwa geprügelt?" Leris trat verwundert näher. „Eines meiner Hobbys. Solltest du auch mal versuchen." Gab ich forsch zurück und ging auf die andere Seite des Sattels. „Ich ziehe es vor nicht die Faust gegen unschuldige zu erheben. Das verbietet mir meine Ehre als Ritterin." Sprach sie voller Pflichtgefühl in so aufrechter Haltung als erwartete sie jeden Moment einen Befehl zu empfangen. „Ritterehre schon klar." Knurrte ich verächtlich und zog die letzte Schnalle fest bevor ich den Fellbesatz über die Taschen zog. „Du hast bereits angesprochen das du Ritter nicht leiden kannst, weil sie stolz sind ihre Pflicht zu erfüllen, aber mir scheint dein Hass kommt woanders her. Oder liege ich da falsch und du kannst nur mich nicht leiden?" hartnäckig wollte sie dem auf den Grund gehen und blieb Stur dran was ich absolut nervig fand.

Ich stieg auf den Sattel und überprüfte die Gurte an den Lehnen. „Ritter sind die ersten die auf uns Drachentrainer herabsehen, wenn wir eine Stadt betreten und die letzten, wenn wir eine Stadt verlassen. Sie prahlen mit ihren Wappen, ihrem Titel, ihrem Rang..." ich sprang vom Sattel herunter und landete vor ihr.

Ich öffnete meine Jacke und zog den Kragen meines Hemdes ein Stück herunter so dass sie die feine Gerade Narbe am Halsansatz sehen konnte. „Die habe ich von dem Schwert eines Ritters zugefügt bekommen." Ich zog mein Hemd wieder darüber. „Ich war vielleicht sechs oder Sieben als Ritter mich als Geisel nahmen. Sie drohten meinem Vater mich zu töten, wenn er ihnen nicht die Drachen gab die ihr Herr bestellt hatte. Kostenlos natürlich." Verächtlich schnaubte ich und schmunzelte. „Mein Vater ließ sich nicht darauf ein und machte Hackfleisch aus ihnen um mich zu retten. Danach ging mein Vater direkt zum König aus dem der Dienstherr der Ritter stammte und trug ihm vor was passiert war. Dem Adeligen wurden alle seine Titel genommen, vermögen und Land als Strafe für die Torheit seiner Männer."

Aufmerksam hörte Leris mir zu ohne auch nur eine Sekunde an der Wahrheit dieser Geschichte zu zweifeln. „Ritter mit Titel, Rang und einem Herrn dem sie dienen können werden leicht überheblich. Sie glauben ihr Herr würde ihre Fehler schon richten und erliegen leicht ihrem Stolz." Erläuterte ich und ging an ihr vorbei. „Aber dich kann ich auch nicht leiden." Fügte ich noch hinzu.

Koka döste noch immer. Seine Flügel zuckten hin und wieder während sein Atem über den Boden fegte. Behutsam strich ich ihm über seinen Schnabel und sah dabei zu wie seine Augen sich unter ihren Liedern bewegten. „Träumst du was Schönes großer?" ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Wieso kannst du mich nicht leiden? Nur weil ich eine Ritterin bin oder weil ich dir zu nahe gekommen bin?" sie ließ einfach nicht locker. „Kannst du nicht ruhe geben?" genervt drehte ich mich zu ihr um. Leris war mir gefolgt auch wenn sie einen respektvollen Abstand zu Koka einhielt. „Wir werden noch eine ganze Weile unterwegs sein. Ich würde es begrüßen, wenn wir jedwede Differenzen klären könnten bevor wir das nächste mal auf den Drachenrücken steigen." Entschlossenheit blitzte in ihren Augen auf. „Wir sitzen auf einem Drachen! Sollten wir uns da nicht wenigstens als Weggefährten vertragen?" sprach sie entschlossen und streckte mir ihre Hand entgegen.

Ich musterte sie und lachte. „Das Sprichwort hast du von Shelin." „Sie riet mir es zu verwenden, wenn es zu Streit kommt. Sie kennt dich wirklich gut." Erwiderte sie schlicht und lächelte mit einem kleinen Triumpf in ihren grünen Augen. Ich seufzte und strich über Kokas Schnabel. „Ja das tut sie." Wehmut ließ meine Hand stoppen. Es schmerzte an sie erinnert zu werden die ich nie erreichen konnte. „Wenn du so unbedingt alles klären willst dann duelliere dich mit mir." Ich trat von Koka weg und warf meine Jacke ab. Verblüfft blinzelte Leris.

„Ich kann doch nicht die Klingen mit dir kreuzen. Das würde den Prinzen verstimmen!" verneinte sie vehement. „Wer sagt den etwas von Klingen? Wenn du meinen Respekt willst wirst du dich im Faustkampf mit mir messen müssen, andererseits wird sich nichts ändern, Ritter!" herausfordernd knackte ich mit den Fäusten. „In dem Fall nehme ich deine Herausforderung an!" kühl legte sie ihren Gürtel samt Schwert und Umhang ab. Sie war so vorhersehbar...

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt