38 Klinge

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Gedankenverloren betrachtete ich den Kristall in meinen Händen. Das Licht der Dämmerung ließ ihn funkeln wie einen unbezahlbaren Juwel. So unbezahlbar wie die Erinnerungen an seine frühere Besitzerin. Kalt wehte mir der Wind durch das Haar. Auf dem steilen Kliff über Wald und Flüssen sah man weit bis an den Horizont wo die Untergehende Sonne den Himmel in Orange, Gelb, Rosa tauchte. Der Grabstein der sich vor mir aus dem weichen Gras erhob war mit Blauen Schuppen geschmückt die sich in verschlungen Ornamenten über den grauen Stein zogen. Das Grab von Jamelli Lovell Molig Faratos ältere Schwester und meine beste Freundin. Der Krieg hatte auch vor ihr nicht halt gemacht.

Ich atmete tief durch und steckte den Kristall ins Halfter an meiner linken Seite wo ich ihn sicher verstaute. „Du würdest sicher schimpfen, dass ich nicht schon eher zu besuch gekommen bin aber du weißt ja wie Nachlässig ich sein kann." Ich seufzte tief und holte drei Schuppen aus meiner Tasche hervor. Jeweils eine von Koka, Lapu und Tull. „Ich werde dich im Herzen immer mit auf meine Reise nehmen, egal wie weit der Himmel uns auch trennen mag." Wehmütig legte ich die Schuppen auf dem Stein ab. Mit dem letzten Licht der Sonne wandte ich mich von dem Grab ab und ging zu Tull der am Fuße des Kliffs auf mich wartete. Mit ihm flog ich zurück zum Stall wo die anderen bereits auf mich warteten. 

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„Hast du dich bei ihr verabschiedet?" Faratos trat zu mir kaum da ich von Tull abgestiegen war. „Sie hätte es mir übel genommen, wenn ich ohne ein Wort einfach gegangen wäre." Erwiderte ich bevor Faratos mich in seine Arme schloss. „Komm auf dem Rückweg vorbei. Ich würde zu gerne von deiner Reise hören." Mit einem schmunzeln löste ich mich von ihm. „Wenn du mir ein Bierech kalt stellst komme ich auf jeden Fall vorbei." „Nur eines?" wir lachten und ich wandte mich an Tafren. Mit einer freundschaftlichen Umarmung verabschiedete er mich. „Danke für die Hilfe mit Faratos." „Jeder Zeit wieder." Erwiderte ich als er sich von mir löste. Nacheinander verabschiedete ich mich noch von Dello, den Hütern, Wächtern und den Eisenschmieden.

„Vielen dank für eure Gastfreundschaft, Faratos." Bedankte sich Calen und schüttelte mit Faratos die Hände. „Du kannst gerne jeder zeit wieder im Stall aushelfen." Grinste Faratos was Calen mit einem verkniffenen Lächeln erwiderte. „Auch ich danke euch für eure Gastfreundschaft." Leris verneigte sich ganz in Ritterlicher Manier. „Für ein Duell kannste jeder Zeit vorbeikommen." Faratos streckte ihr seine Hand hin die sie dankbar ergriff. „Ich werde es sicher irgendwann mal in Anspruch nehmen." „Nur zu." Grinste Fratos zurück. Nicht mehr so unbeholfen wie noch zu Anfang kletterte Calen als erster auf Kokas Rücken. Leris folgte ihm leichtfüßig wie immer.

„Mögen die Drachen auch Morgen für uns brüllen." Sprachen Tafren und Faratos im Einklang. Ich lächelte und legte meine Hand übers Herz. Koka, Lapu und Tull rissen ihre Köpfe empor und brüllten gen Himmel auf. „Meine Drachen werden für euch brüllen egal wie weit der Himmel uns trennen mag." Mit diesen letzten Worten sprang ich zu Koka auf den Sattel. Ein letztes Mal brüllte Koka gen Himmel auf bevor er die Flügel streckte. Der Wind fegte über den Hof und wir hoben ab. Sie sahen uns noch nach. Ich schob meine Windschutzbrille über meine Augen. Lapu brüllte auf. Wolken zogen auf und verschlangen uns. Unsere Reise Richtung Süden ging weiter!

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt