40 Klinge

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Bei einer Runde Karten mit ein paar Abenteurern klärte ich meine Gedanken und verdiente mir ein nettes Trinkgeld dazu. Als am Morgen schließlich die ersten Geschäfte öffneten, besorgten wir die Winterkluft und brachen zur Passage auf. Auf dem Rücken von Lapu riet ich voran während Leris und Calen mir nach trotteten. Unser Weg führte uns durch einen Wald. Die Kälte lag hier bereits schwer in der Luft. Frost glitzerte auf den Zweigen der Bäume. Es war Still und kein Tier bewegte sich im Dickicht. Eine Winterstille lag über dem Wald, an dessen Ende die Schneegrenze des Gebirges bereits begann.

„Wieso... müssen wir... laufen?" klagte Calen und stützte sich außer Atem auf die Knie. „Ist das alles was der Prinz von Fellemen leisten kann?" neckend grinste ich zurück. „Steig von deinem Drachen ab und lauf selbst! Das ist Unfair!" brüllte er wütend und zeigte auf mich. „Einer von uns muss doch ausgeruht sein im Fall der Fälle. Und jetzt schön weiter laufen." Gab ich schelmisch zurück was Calen förmlich zum Explodieren brachte. Ich lachte und drehte mich wieder nach vorn. „Die Passage ist nicht mehr weit." Versicherte ich um ihn zu beschwichtigen.

Lapu gähnte gelangweilt. Vereinzelte Schneehaufen zeigten sich am Rande des Weges. Sie wurden immer mehr bis wir aus dem Wald traten. Eisig wehte uns der Wind entgegen. Das Gebirge ragte hoch über uns auf. Der Schnee glänzte in der Sonne wie Seide. „Da sollen wir hoch?" Calen schluckte eingeschüchtert. Ich sprang von Lapus Rücken herunter. Schnee wirbelte auf. „Wir fliegen das Stück bis zur Passage hoch das wird einfacher sein als den verschneiten Pass zu nehmen." Erklärte ich und Koka landete vor uns. Schnee wurde in die Luft geschleudert. „Warum sind wir dann von der Stadt aus zu Fuß gegangen?" knurrte Calen in meine Richtung. „Rein aus Vorsicht." Mit einem Satz nahm ich im Sattel Platz. Murrend folgte Calen mir und Leris nahm wie immer hinter Calen Platz.

Koka schnaubte und mit einem schlag seiner Flügel erhoben wir uns hoch in die Luft. Lapu folgte uns hoch in den Himmel. Steil stiegen wir schnell höher. Ich hielt mich dicht am Sattel während ich hinter mir Calen Zetern hören konnte. Ich grinste vergnügt.

„Die Passage ist glei..." Mit einem ruck machte Koka eine Wende und flog gerade Richtung Osten. Er beschleunigte sogar. „Talrah was ist mit der Passage?" rief Leris über den Fahrtwind hinweg. „Vergiss die Passage! Die schwarzen Drachenreiter haben uns gefunden!" rief ich zurück. Ich konnte die Angst von Tull spüren der weiter hinten als Späher fungierte. Mit einem eindringlichen Befehl schickte ich ihn weg. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt!

Blutrot glühten meine Augen auf. Meine Sinne wurden schärfer. Ich sah nach hinten wo drei Drachen aus dem Dickicht des Waldes auftauchten. Sie hatten nur darauf gewartet, dass wir in den Himmel aufstiegen. Knurrend wandte ich mich wieder nach vorne. „Leris beschütz den Prinzen. Ich kann für nichts garantieren!" „Verstanden!" kam es routiniert von ihr zurück. „Jetzt bleibt uns nur noch der Kampf!" unbehaglich legte ich meine Hand über meine Peitsche. Ob das reichte?

Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken. Ein Vierter Drache tauchte aus dem Nichts vor Koka auf und spie Feuer. Ich riss die Hand hoch. Das Feuer prallte auf eine feine Membran aus Wind. Die drei anderen holten auf. Mit einem Satz saß ich Koka im Nacken. Mit lautem Brüllen schoss er hoch in den Himmel. Er war zwar nicht so wendig wie Tull, aber dafür besaß er Feuerkraft. Abrupt ließ er sich fallen. Mit dem Kopf nach unten öffnete er seine Flügel und spie Feuer. Heiß stoben die roten Flammen aus seinem Maul und hüllten den Himmel um uns herum in die glühende Hitze.

Ein Brüllen ertönte und ein Gepanzerter Riese brach aus den Flammen hervor und rammte Koka. Getroffen kam Koka ins Trudeln. Ich riss seinen Kopf hoch und wir gewannen wieder an Höhe. Wolken zogen auf und Regen setzte ein. Lapu kam an unsere Seite.

Koka hatte den Treffer zwar gut weg gesteckt, aber wie oft konnte er das noch. Wir waren deutlich in der Unterzahl. Zischend flogen Pfeile durch die Luft. Ich sprang hoch in die Luft und spie Feuer. Die Pfeile verglühten ehe sie Koka erreichen konnten. Ein scharfer Wind riss mich hoch in die Luft. Blitze trafen mich. Ich zuckte und schrie. Meine Sicht flackerte und ich stürzte ab. Hart schlug ich auf Kokas Rücken auf. Ich überschlug mich kurz bevor Leris mich auffing und davor bewahrte in die Tiefe zu stürzen.

„Es sind zu viele! Wir müssen fliehen!" Knapp wich Koka einem Feuerstrahl aus und Feuerte zusammen mit Lapu zurück. Die Drachenreiter hatten uns inzwischen umzingelt. Sie spielten nur noch mit uns! „Wie sollen wir so fliehen? Nein, es bleibt nur der Kampf nach vorn... so wie damals!" ächzend raffte ich mich auf. Ich nahm den Kristall von meiner Hüfte. Der Regen stoppte. Ich atmete tief durch. Flügel wuchsen mir und ich flog hoch in die Luft. Ich nahm den Kristall in beide Hände. Hell erstrahlte er und eine geschwungene Klinge aus Grünem Kristall wuchs aus dem Griff empor.

Erstaunt sahen die Drachenreiter zu mir auf. Ich legte alle meine Emotionen ab. Es war als wäre ich zurück im Krieg umgeben von Feinden. Mit einem Flügelschlag schoss ich durch die Luft auf die Drachen zu. Mit einem Hieb enthauptete ich den Drachen und mit einem weiteren seinen Reiter. Blut spritzend stürzten sie ab. Bevor sie reagieren konnten stürmte ich auf den nächsten zu. Ich schwang mein Schwert. Ich schnitt durch Fleisch, Knochen und Schuppen. Blut traf auf mein Gesicht. Ein Pfeil traf mich an der Schulter. Nichts konnte mich stoppen!

„Talrah!" Calens schrei riss mich aus meinem Blutrausch. Der Gepanzerte Riese hielt Koka fest im Griff. Mit seinem dick gepanzerten Schädel flog er mit Koka Kopf an Kopf während seine großen Klauen sich in Kokas Fleisch bohrten. Er war doppelt so groß wie Koka mit tief schwarzen Leeren Augen. Mit zwei Paar Flügeln hielt er sich in der Luft während sein braunes Schuppenkleid Violet in der Sonne glänzte. Sein Reiter sah gehässig auf Leris und Calen herab die nicht in der Lage waren Koka zu helfen. „Verzeih mir fromme Seele und ziehe dahin in Freiheit vom Wind getragen." Wisperte ich an meiner Klinge und schoss auf den Drachen zu.

Mit lautem Gebrüll stach ich zu. Hart knallte die Klinge auf die Harten Schuppen des Drachens. Funken schlugen, risse bildeten sich und das Schwert drang ins Fleisch des Drachens. Schmerzerfüllt schrie er auf und ließ von Koka ab. Ich verstärkte den Griff an meinem Schwert und stieß noch einmal mit aller Kraft zu. Der Riese spuckte Blut und begann zu fallen. Ich zog mein Schwert. Bedauernd sah ich mit an wie der Riese im Schnee seine letzte Ruhestätte fand.

Es tat mir im Herzen weh einen Drachen töten zu müssen. „Talrah pass auf!" zu spät schrie Leris nach mir. Bevor ich reagieren konnte schmetterte mich der Drachenschweif vom Himmel. Ich hörte es Knacken. Die Luft wich aus meiner Lunge. Stille. Dunkelheit. Der harte Aufprall holte mich zurück. Ich überschlug mich bevor ich schlitternd zum erliegen kam. Hustend rang ich nach Luft. Ächzend raffte ich mich auf. Ich stützte mich schnaufend auf mein Schwert. Koka und Lapu landeten nur kurz darauf bei mir auf dem Plato um mich zu beschützen. Vor uns erhob sich eine Steilwand und hinter uns ging es steil in die Tiefe.

Meine Flügel lösten sich auf. Leris und Calen eilten an meine Seite. „Wir sitzen in der Falle." Ich richtete mich auf und hob mein Schwert. „Gut erkannt Drachentrainerin." Der hämische Reiter landete vor uns auf dem Plato während über ihm drei weitere Drachen mit ihren Reitern lauerten. Sie mussten hier ein Nest haben...

„Du bist von der Kriegs Generation. Du wirkst auf mich auch ziemlich bekannt... nur woher noch gleich?" überlegend fuhr er sich durch seinen Ziegenbart. Er war eine schlaksige Gestalt mit schwarzem zerflederten Umhang und Boshaften grinsen. „An ein Aas wie dich würde ich mich erinnern." Gab ich feindselig zurück. „Dieses Temperament... du musst die Grumktochter sein. Ja welch eine Ehre... Talrah Grumk die Drachentochter vom Schuppenkliff, Bezwingerin des Titanwebers und Hüterin des Urwissens der Drachen." Erfreut lachte er auf während ich meinen Griff um mein Schwert festigte.

„Ich habe einen Vorschlag. Überreiche mir das Buch der Unerforschten Drachen und wir lassen euch und eure Drachen ziehen. Na was sagst du?" verächtlich schnaubte ich. „Ich verzichte!" enttäuscht seufzte er. „Zu schade... schnappt sie euch!" auf seinen Befehl hin sprangen die Reiter von ihren Drachen und stürmten auf uns zu. Koka brüllte und spuckte Feuer.

Ungerührt rannten sie mitten durch das Feuer und griffen direkt an. Leris und ich blockten ihre Hiebe und parierten gekonnt. Calen griff nach seinem Schwert und tat es uns nach. Wir waren unterlegen. Meine Kraft reichte nicht... Murmelnd begann ich einen Zauber zu rezitieren. Der Kampflärm erfüllte mich. Mein Schwert bewegte sich wie von selbst. Ich war Taub für mein Umfeld. Ich nahm all meine verbleibende Kraft zusammen und schleuderte sie auf Koka und Lapu. In der Drehung nach hinten zu meinen Drachen erwischte mich ein Schwert. Ich spuckte Blut. Grelles Licht tanzte durch die Luft bevor es alles verschluckte. Die Schockwelle schleuderte uns zu Boden.

Geblendet wandten sich die Drachenreiter am Boden. Koka und Lapu waren verschwunden. Ich wollte mich gerade aufrichten da traf mich ein harter Schlag am Kopf. Dumpf fiel ich zurück zu Boden. Verschwommen sah ich noch Leris und Calen wie sie von den anderen Drachenreitern zu Boden gedrückt wurden. Leris schrie voller Wut. Dann verschwand alles in endloser Dunkelheit...    

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt