6 Klinge

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Mit Schwung ließ ich das Beil fallen. Donnernd schlug es auf das Brett auf und zerteilte den Fleischbrocken. Die Klinge kratzte über das Brett als ich das abgetrennte Stück zu den anderen bereits abgeschnittenen Stücken schob. Erneut lies ich das Beil herab fallen während sich der Fleischgeruch im Fleischerhaus ausbreitete. Ein Halb offener Schuppen mit Steinboden. Tote Tiere hingen zu dutzenden unter der Hohen Decke. Von kleinen Vögeln, Hasen, Fasan, Wieseln bis zu großen Hirschen und kleineren Drachen war alles da was die gierigen Bestien als kleine Happen leiden mochten.

Entlang der Wand stand die Werkbank mit Waschbecken das sogar fließend Wasser führte. In den Regalen standen Eimer, Näpfe oder andere Utensilien zur Fütterung der Drachen. Die meisten jagten ihr Fressen selbst, aber um die Tierbestände der Umgebung zu schonen fütterten wir dazu so dass sie nur das nötigtes Jagten. Mit sicherer Futterquelle hatten die Drachen es schließlich nicht nötig großartig auf die Jagt zu gehen.

Erneut donnerte das Blei herab während die Pappels um mich herum aufgeregt herum sprangen. Sie zupften an meiner Schürze und erfüllten den Schuppen mit ihrem Mehrstimmigen Geschnatter. Es waren kleine Sumpfdrachen oder wie ich sie gerne nannte pummelige Kartoffelsäcke. Sie wurden gerade mal einen halben Meter groß. Besaßen pummelige Körper mit einem weichen moosgrünen Flaum überzogen und kurzen Stummel Beinchen. Mit ihren kleinen seitlichen flossen flattern sie aufgeregt. Sie besaßen kleine Schnäbel und ein paar kleiner Hörner auf ihrem kleinen Kopf der beinahe in ihrem pummeligen Körper unterging. Die kleinen Dunklen Augen saßen dabei über ihren Schnäbeln dicht bei einander. So dicht das manche von ihnen nicht richtig gucken konnten und so immer überall gegen liefen. Trotz dessen waren sie hervorragende Schwimmer.

Das kratzige Brüllen eines Drachens ließ mich inne halten. Mit einem letzten Hieb beförderte ich das Beil ins Brett und trat nach Draußen. Die Pappels folgten mir aufgeregt während ich meine Hände mit einem Tuch säuberte. Staub und Dreck wurden aufgewirbelt als der große Kalish auf der Wiese vor dem Fleischerhaus landete. Der Kalish war ein Kampfdrache. Mit einer Schulterhöhe von Fünf Metern gehörte er zu den Mittelgroßen Drachen die sehr beliebt waren bei den Abenteurern. Der Starke geschmeidige Körper endete in einem langen Schwanz mit Stachelkamm. Vier Paar Hörner zierten den wuchtigen Kopf von denen ein Paar nach Vorne und das andere nach hinten ausgerichtet war. Zusätzlich besaßen sie seitlich am Kopf jeweils drei Augen wodurch sie so gut wie keinen Toten Winkel besaßen. Seine kräftigen Beine ließen die Erde erzittern während er mit seinen großen Schwingen schlug. Dunkelrot mit schwarzem Unterleib glänzten seine Schuppen Matt im Tageslicht.

Verschreckt suchten die Pappels hinter mir Schutz als der Drache mir seinen Kopf entgegen streckte. „Ich hab das Gefühl er fliegt immer am schnellsten wenn wir zu dir Unterwegs sind." Lachte sein scherzender Reiter und schwang sich aus dem Sattel. „Gallé war auch eine Handaufzucht." Schmunzelnd strich ich ihm über den Nasenrücken. Schnuppernd blies er mir seinen warmen Atem ins Gesicht. Lächelnd erwiderte ich seine Begrüßung und schnaubte zurück. „Da werd ich ja glatt eifersüchtig auf meinen eigenen Drachen das du ihn so liebevoll bemutterst." Schelmisch grinsend zog Kaspan sich den Helm vom Kopf wodurch sein Nussbraunes Haar ans Licht trat.

Kaspan war einer von vielen erfahrenen Abenteurern die wir mit Drachen ausstatteten. Ein starker Mann der sich als Held der Hauptstadt einen Namen gemacht hatte. Dazu war er ein alter Freund meines Vaters und bekam so einen Freundschaftsrabatt den ich nicht jemanden gewährte. Nur eine Handvoll bekam bei mir einen Rabatt!

„Ich hörte du hättest dich schwer verletzt, aber mir scheint dir geht's gut." Skeptisch musterte er mich. „Ich hab mich verletzt, ja, aber in ein paar Tagen ist das auch wieder verheilt. Bis dahin schone ich mich und arbeite mit keinem Drachen der mir die Knochen brechen könnte." Erwiderte ich und schob Gallé von mir weg als er über meine Schürze leckte. Die Pappels waren derweil ins Fleischerhaus geflüchtet wo sie hinter einem Kistenstapel in Deckung gegangen waren. Nicht selten wurden sie von ihren größeren und stärkeren Artgenossen als Zwischenmahlzeit gefressen.

„Klingt übel... und wer übernimmt deine Aufgaben währenddessen? Ich weiß ja das dein Vater damals die Dinge immer dir überlassen hat, aber wie regelst du das?" nachdenklich hängte er seinen Helm an seinen Gürtel neben Dolch und Kräuterbeutel. „Ich habe genug Leute. Shelin und die Brüder kümmern sich an den Ställen um alles. Demka kümmert sich mit seinem Team um die Weiden. Die Felsen werden von Sonore und Krishta überwacht. Killda führt die Wächter an und Hikon kreist zur Zeit wohl über der Küste." Zählte ich auf und gab gerne damit an das ich meine Leute besser im Griff hatte als mein Vater der sich gerne den ganzen Tag nur mit den Drachen beschäftigt hatte.

„Der Drachenhof läuft besser als noch vor Zehn Jahren. Die Arbeit wird auch nicht weniger." Stolz verschränkte ich die Arme vor der Brust. Gallé schob seinen Kopf an mir vorbei dem Fleischgeruch folgend zum Fleischerhaus. Alarmiert riefen die Pappels. Kurz bevor Gallé die Nase in den Schuppen stecken konnte blitzte es blau auf. Jaulend wich er zurück und rieb sich über die Schnauze. Flimmernd schimmerte die Barriere zwischen den Stützbalken auf ehe sie wieder erlosch. „Er lernt es nie." Seufzte ich während Kaspan sich den Bauch hielt vor Lachen.

Natürlich war das Fleischerhaus gesichert damit die Großen Drachen nicht an das Fressen heran kamen. Kleinere Drachen wie die Pappels dagegen kamen ungehindert hinein da sie nicht fliegen konnten und so nicht an die Vorräte heran kamen. Trotzdem lernten manche einfach nicht dazu...

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt