15 Kralle

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Der Regen hörte erst auf als der Mond seinen Höchststand erreichte. Genervt wartete ich an Koka gelehnt auf Leris. Meine Liste hatte ich abgearbeitet, aber ich konnte sie ja nicht einfach in der Stadt sitzen lassen. Koka schnaubte und richtete sich auf. Ich löste mich von ihm als Leris sich nährte.

„Du hast gewartet?" sie vermied jeden Blickkontakt als sie bei uns ankam. „Wie solltest du sonst zurückkommen?" ungerührt setzte ich meine Windschutzbrille auf und kletterte auf Kokas Rücken. „Na los, ich will Heim!" drängte ich als sie zögerte. Geschickt kletterte sie zu mir rauf und nahm hinter mir Platz.

Mit einem kräftigen Flügelschlag schossen wir hoch in die Luft. Erschrocken gab Leris einen laut von sich und klammerte sich an mich. „Wie der Prinz." Schmunzelte ich amüsiert und wir brachen durch die Wolken. Koka ging in den Gleitflug über. Zögernd löste Leris sich von mir und staunte. Über uns erstreckte sich der klare Sternenhimmel. Der Weiße Nebel, die Götterseide, zog sich magisch über das Firmament. Die Sterne Funkelten und erhellten die Nacht während unter uns die bauschigen Wolken dahin zogen. 

„Du hast recht es ist unglaublich." Staunte sie fasziniert. „Nicht wahr." Wissend schmunzelte ich und richtete mich im Sattel auf. Koka kannte schließlich den Weg. „Talrah... es tut mir leid was ich gesagt habe. Ich hätte mich dir nicht so aufdrängen dürfen, es tut mir leid." Entschuldigte sie sich aufrichtig. „Das sollte es auch." Erwiderte ich stumpf mit dem Blick nach vorn.

„Sicher hast du recht und es war herablassend von mir Mitleid mit dir zu haben, weil deine Liebe nicht erwidert wird. Ich fand es nur so bedauernswert. Natürlich ist das keine Ausrede mir ist so etwas nur noch nie unter gekommen." Versuchte sie sich zu erklären. „Du bist eben genauso Weltfremd wie der Prinz." Kommentierte ich nicht sonderlich überrascht. „Unerfahren vielleicht, aber sicher nicht Weltfremd! Früher hat mich mein Vater oft auf reisen mitgenommen. Ich kenne die Welt." Wiedersprach sie vehement.

„Reisen über die Grenzen von Fellemen hinaus?" herausfordernd grinste ich über die Schulter zu ihr. Ertappt wandte sie den Blick ab. „Dachte ich mir." Triumphierend richtete ich meinen Blick wieder nach vorn. „Wenn ich fragen darf welche Orte hast du schon bereist?" fragte sie um mich zu testen. „Ich war schon überall. Drachen legen weite Strecken zurück und ein Teil der Ausbildung ist es die Routen der Wanderdrachen zu kennen. So gesehen... bin ich schon viel rum gekommen." Erwiderte ich und schmunzelte. „Mehr als du jedenfalls." Fügte ich noch neckend hinzu. Sie wollte gerade etwas erwidern da ging Koka bereits in den Sturzflug über. Überrascht klammerte Leris sich wieder an mich. Wir brachen durch die Wolken und der Drachenhof kam in Sicht. 

~~~

„Also von vorn!" ich stieß die Tür zum Arbeitszimmer auf wo Calen und Leris bereits warteten. Ich warf meine Handschuhe auf den Tisch und holte eine Flasche Bierech aus der unteren Schublade des Schreibtisches hervor. „Dir auch einen guten Morgen." Gab Calen knirschend von sich da ich sie hatte warten lassen. „Ich habe viel zu tun während der Balzzeit." Erwiderte ich ungerührt und schob meine Windschutzbrille ins Haar bevor ich die Flasche an meine Lippen setzte.

In einem Zug leerte ich sie. Wohlig atmete ich auf und ließ mich auf meinen Stuhl sinken. „Erzählt mal. Wie viel habt ihr bekommen?" ich streckte mich ausgiebig und gähnte. „35.546 Jewl." Antwortete Leris. Ich pfiff beeindruckt. „Ich wusste ihr seid bei Haserian gut aufgehoben." Schmunzelnd lehnte ich mich im Stuhl zurück. „Für einen Flugfähigen Drachen reicht das allerdings immer noch nicht." „Aber auf deiner Tafel stand doch ein Flugdrache für 35.000 Jewl!" empörte Calen sich und schaffte es mal nicht aus dem Stuhl aufzuspringen.

„Genau, der Drache kostet 35.000 Jewl, aber die Ausstattung kommt ja auch noch dazu." Erwiderte ich und nahm Papier und Stift zur Hand. „35.000 Jewl für den Drachen. Ein gebrauchter Sattel etwa 2.000 Jewl. Proviant und Reiterausstattung... noch mal 1.234 Jewl. Macht zusammen..." routiniert schrieb ich es nieder und reichte ihnen die Gesamte Rechnung rüber. „38.234 Jewl..." Calen wurde ganz blass um die Nase als er die Rechnung sah. „Drachen sind teuer, wenn ich euch daran erinnern darf." „Ja aber wir brauchen einen Drachen wirklich dringend!" aufgebracht sprang Calen auf.

„Talrah der Herzog ist hier!" Geiro stürmte zur Tür rein. Genervt verzog ich das Gesicht. „Wollte er nicht erst morgen kommen?" überfragt zuckte er mit den Schultern. Ich seufzte tief und zog mir die Brille vom Kopf. „Bereitet alles vor. Ich komme sofort." Er nickte und rannte wieder hinaus.  

Eilig holte ich einen Handspiegel aus einer Schublade und stellte ihn auf dem Tisch ab. Ich warf meine Jacke ab und wischte mir mit einem Tuch das Gesicht sauber bevor ich mir einen schwarzen schmalen Schleier über den Augen legte. Mit flinken Fingern knotete ich ihn am Hinterkopf zu. Die kleinen silberne Perlen die den Saum zierten klimperten bei jeder Bewegung. „Wir haben drei Stunden gewartet, aber sobald dieser Herzog da ist springst du?! Als Prinz von Fellemen steh ich im Rang höher als er!" regte Calen sich auf und schwang die Hand durch die Luft. Ich strich mein kurzes Haar zurück und knallte die Schublade zu. „Du bist vielleicht ein Prinz, aber Herzog Morvall ist ein Zahlender Kunde!" ohne ein weiteres Wort eilte ich zur Tür hinaus. 

Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte ich die Treppe runter, durch die Wohnstube und eilte durch den Kurzen Flur zur Haustür hinaus. Vor dem Haus hatten sich die Wächter bereits eindrucksvoll aufgereiht. In schwarzer Rüstung aus Drachenschuppen mit einem silbernen fauchende Drachen auf dem Rücken. Mit den schnittigen Helmen unter den Armen trug jeder von ihnen einen Schwarzen Schleier um die Augen zu verbergen. Ihre Drachen standen hinter ihnen in Reih und Glitt wie ihre Reiter. „Perfekt wie immer." Schmunzelte ich zufrieden und passierte ihre Reihe. Am Ende standen Shelin und Haserian. Wie ich hatten sie sich herausgeputzt und trugen keine Lederjacken womit der silberne Drache mit gesenktem Kopf auf ihren Westen zu sehen war.

Das Brüllen eines Drachen ließ uns Aufsehen. Der Saren von Killda kam in Sicht. Hinter ihr folgten drei kleinere Saren die eine Kutsche Begleiteten die von vier schwarzen Greifen gezogen wurde. Killda flog über uns hinweg und sprang von ihrem Drachen. Federleicht landete sie bei uns während die Drei Saren in der Luft bilden. Kreischend setzten die Greifen zur Landung an. Polternd setzte die Kutsche auf und kam schließlich vor uns zum Stehen. Erst als die Kutsche fest auf dem Boden stand landeten auch die drei Saren.

Einer der Reiter eilte direkt zur Kutsche um seinem Herrn die Tür zu öffnen. Eine erstickende Parfumwolke wallte uns entgegen bevor ihr Träger folgte. Ein Galanter Edelmann in feinen Gewändern und Ringen an jedem seiner wulstigen Finger. Neben seinem Stattlichen Ritter wirkte er allerdings wie ein Zwerg. „Herzog ich heiße euch auf meinem Hof willkommen." Begrüßte ich ihn höflich was ihn zum Lächeln brachte. Der penetrante Geruch seines Haarfetts das er verwendete um seine hellbraunen Locken in Form zu halten ließ mich dabei beinahe würgen. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt