33 Kralle

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Mit einer kurzen Handbewegung fegte ein Windstoß durch das Zimmer und die Flasche von Faratos landete in meiner Hand. Ergeben seufzte er und lehnte sich zurück während ich die Flasche leerte. „Schon mal was von den schwarzen Drachenreitern gehört?" Leris schüttelte den Kopf. „Wie die Drachentrainer gehen sie tiefe Bindungen mit den Drachen ein die sie reiten, aber sie sehen die Drachen nicht als Magische Kreaturen die man schützen sollte, nein, für sie sind Drachen nur Tiere, Waffen, Monster die es zu beherrschen gilt. Manche von den Drachen die sie führen werden mit Zaubern dazu gezwungen. Andere werden mit Gehirnwäsche gefügig gemacht damit sie niemals einem Befehl verweigern können." „Kurz gesagt sie rauben den Drachen ihren freien Willen." Knurrte ich und lehnte mich an die Wand.

„Einst waren Drachentrainer und Reiter eine Gemeinschaft, aber irgendein Reiter hat dann herausgefunden das die Drachen mit Angst einfacher zu kontrollieren sind als sie eine lange Zeit auf freiwilliger Basis zu Trainieren. Ab da spalteten sie sich von der Gemeinschaft ab, aber das reichte ihnen nicht. Sie waren in der Überzeugung das der Weg der Drachentrainer ein Weg der schwäche sei und begangen die Drachentrainer zu jagen. Um sich zu schützen bildeten die Drachentrainer den Bund und gewannen schnell an Stärke der die schwarzen Drachenreiter nichts entgegen zu setzen hatten." Faratos lehnte sich vor und holte etwas aus seiner Tasche hervor. Ein kleiner dreieckiger weißer Kristall den er auf den Tisch legte.

„Das liegt jetzt viele Jahrhunderte zurück, aber die Bedrohung der Schwarzen Drachenreiter gibt es noch immer. Alle paar Hundert Jahre sammeln sie ihre Kräfte zusammen und versuchen wie einst die Drachentrainer in einem erbitterten Kampf auszulöschen. Vor Fünf Jahren brach dieser Krieg wieder aus." Er berührte kurz die Spitze des Steins und Goldenes Licht breitete sich über den Tisch aus. Es formte eine Landkarte auf dem der ganze Kontinent abgebildet war.

„Es begann mit kleinen Überfällen im Westen und niemand dachte sich etwas dabei bis sie den ersten Drachenhof mit dutzenden ihrer Drachen überrannten. Ab da war klar das die Schwarzen Reiter wieder angriffen." Kleine dunkle Punkte verteilten sich auf der Karte. Erst nur wenige im Westen des Landes. Ganz kleine bevor sie plötzlich überall auf der Karte zu größeren tief dunkeln Flecken anwuchsen.

„Ein Jahr, sechs Monate, drei Wochen und zwei Tage. Die Akademie war mit dem Tag der Einberufung vorbei. In Truppen von vier bis acht Drachentrainern wurden wir aufgeteilt und direkt in die Kampfgebiete Geschickt." Kalt sah ich auf die Karte die immer dunkler wurde während die schreie meiner fallenden Freunde und deren Drachen durch den Raum fegten. Der Geruch von Asche und Blut kratzte schmerzhaft in meiner Nase.

„Gab es den keine Hilfe von außen? Von den Königreichen, Rittern oder den Abenteurern? Was ist mit den Magiern?" fragte Leris aufgewühlt und vollkommen unwissend. „Wenn Monster auf Monster treffen wie sollte ein gewöhnlicher Ritter dagegen ankommen?" kühl lag in Faratos Augen eine unbeschreibliche Wut. „Der Bund fragte jedes Königreich, die Magischen Völker, hohe adelige... jeden der ihnen in den Sinn kam, aber die meisten lehnten ab. Sie fürchten den Verlust ihrer eigenen Leute und damit ihrer Militärischen Macht. Nur die wenigsten wie die Magier, Drachennormaden, Elfen und Zwerge waren bereit uns zu helfen. Vom Adel rührte jedoch niemand auch nur einen Finger." Antwortete ich an seiner Stelle und trat an den Tisch wo nur noch wenige helle Flecken auf der Karte zu sehen waren.

„Zwei Jahre nach Kriegsausbruch war es dann soweit. Beide Seiten sammelten ihre Kräfte zusammen für den letzten vernichtenden Schlag." Ich hob den Finger über einen Hellen großen Punkt im Osten. „Die Letzte Schlacht auf dem Grumk Drachenhof, dem letzten großen Drachenhof der bis zu dem Zeitpunkt noch eine Stabile Verteidigung besaß." Eine kleine Kreisende Bewegung und die Karte leuchtete wieder hell. „Wir schlugen ihre Armee und verloren viele gute Drachentrainer und Drachen. Faratos und ich sind die Einzigen die Überlebt haben aus unserem Trupp der mal aus Fünf sehr fähigen Drachentrainern bestand." Mit einer weiteren Berührung auf den Kristall erlosch die Karte.

„Zwei Jahre sind wir von einem Schlachtfeld zum nächsten geflogen. Pausen gab es nicht. Hilfe erst recht nicht." Knurrte Faratos trocken. „Zwei Jahre? Und niemand hat etwas davon gemerkt?" erschüttert und fassungslos sah Leris zwischen uns hin und her. „Dafür haben die Königreiche schon gesorgt um Panik unter der Bevölkerung zu vermeiden. Die Bewohner in den Kampfgebieten haben es aber natürlich bemerkt, wie hätten sie auch nicht?" sagte ich verächtlich und streckte mich gähnend. „König Norus hätte sicher geholfen! Turgin war doch schließlich mit ihm befreundet!" widersprach Leris vehement.

„Das hätte er wohl, wenn er davon gewusst hätte. Jede Anfrage des Bundes wurde vom Berater des Königs strickt abgewiesen. Jarmos war wohl damals schon ein Mistkerl." Erwiderte ich trocken. Sprachlos blieben Leris die Worte weg. Mit dem was ich jetzt wusste machte es Sinn das Jarmos bewusst abgelehnt hatte um seinen Bruder schlecht da stehen zu lassen, aber im Nachhinein interessierte es mich nicht mehr. „Also dann gute Nacht." In ihre Gedanken vertieft hörte Leris mich nicht mal während sie unbewusst die Fäuste ballte. Ihre Wut auf Jarmos schien noch weiter zu steigen. Vielleicht hätte ich es ihr doch nicht erzählen sollen...

„Warte ich komme mit." Faratos holte zu mir auf. „Warum hast du ihr vom Krieg erzählt? Wir reden doch sonst nicht darüber." Mit Wir meinte er sämtliche Drachentrainer. Über den Krieg wurde gerne geschwiegen der so viel Leid über uns Drachentrainer gebracht hatte. „Sie wollte es wissen, aber vielleicht... wollte ich sie auch einfach nur etwas aus der Fassung bringen wo sie doch immer so gelassen bleibt..." ich zuckte mit den Schultern und stieg die Treppe hoch. Faratos lachte. „Hatte fast vergessen wie biestig du manchmal sein kannst. Hattest du nicht auch auf der Akademie einen Nebelbeißer ins Büro des Stufenleiters geworfen?" „Es war ein Sumpfschnapper und das Büro des Akademieleiters." Verbesserte ich ihn schmunzelnd was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte.

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt