18 Klinge

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„Schnell nach drinnen!" eilig schob der König seine Söhne zurück nach drinnen. „Hoheit ich bin hier um euch zu beschützen!" Meister Komriss kehrte zurück. „Folgt mir hier entlang." Schnellen Schrittes folgten sie dem obersten Ritter durch einen Geheimgang der sie in den Thronsaal führte. Eine hohe Halle von deren Decke Efeuranken herab hingen. Der Thron war nicht mehr als eine Bank mit goldenen Blättern verziert. „Mein Schwert!" rief der König. Ein Diener eilte herbei und reichte ihm das prächtige Schwert das mit dem Königlichen Wappen aus Gold unterhalb des Griffs geschmückt war.

Die Prinzen verharrten vor dem Thron nahe dem geheimen Fluchtweg. Stimmen wurden laut. Es schepperte. Metall klapperte. Die Ritter stellten sich schützend vor ihren König. Die Spannung im Saal stieg ins unermessliche. Krachend flogen die Türen auf und Soldaten strömten in die Halle. „Eure Verteidigung war erstaunlich einfach zu durchbrechen, mein König." Herzog Morvall trat in klappernder Rüstung vor. Der bauchige Harnisch ließ ihn dabei noch runder wirken als er es bereits war.

„Wie habt ihr es geschafft die Barriere zu zerstören? Das wäre doch nur von innen möglich!" rief der König aufgebracht, aber gefasst. Vor seinen Männern durfte er schließlich keine Angst zeigen. Ein Schrei ließ die Seite des Königs aufschrecken. Meister Komriss fasste sich ächzend an die Brust wo ihn eine Klinge von hinten durchbohrt hatte. Er spuckte Blut und fiel zu Boden als die Klinge mit einem Ruck aus seinem Leib gezogen wurde. Erst unsichtbar flimmerte die Gestalt des Angreifers. Dann mit einem Schnippen wurde er klar sichtbar. 

Mit einem breiten Grinsen hob der Boshafte Mann seinen Blick. Blut tropfte von seinem Schwert. Es klebte auf seinem feinen blauen Gewand. Das junge Gesicht war befleckt von der roten zähen Flüssigkeit. Das schwarze Haar saß ihm leicht zerzaust auf dem Kopf. Erschrocken zog Prinz Calen seinen kleinen Bruder hinter sich. Der Rest des Saals verzog grimmig das Gesicht. Entsetzen und schmerz wallten über das Gesicht des Königs. „Jarmos, mein Bruder, wieso tust du das?" jegliche königliche Würde war verflogen bei dem Anblick seines der Finsternis verfallenen Bruders.

„Es ist simpel, Norus. Ich will den Thron und du..." er richtete das blutige Schwert auf seinen Bruder. „Stehst mir dabei im Weg. Eine Armee aufzustellen war die effektivste Lösung für dieses Problem." Jarmos preschte vor und ihre Schwerter trafen aufeinander. Klirrend. Funken schlagend kreuzten sie die Schwerter. Keiner wagte es einzuschreiten. Keiner der Ritter wagte es sich zu rühren. Kunstvoll wie ein Tanz trafen sie immer wieder aufeinander, aber Jarmos war jünger und agiler als der König der im Frieden seine einstige Kraft eingebüßt hatte.

Jarmos wurde schneller. Er traf den König am Arm. Am Bein. Aber König Norus gab nicht auf. Jarmos täuschte einen Hieb von Unten an. Der König hob das Schwert zum Blocken. Im letzten Moment stoppte Jarmos und stach zu. Mitten durch die Brust seines Bruders. Klirrend fiel das Schwert des Königs zu Boden. Prinz Meron wollte zu seinem Vater rennen, aber sein großer Bruder hielt ihn fest. Er hielt ihm den Mund zu damit er nicht schrie in Angst ihr Onkel könnte sonst sie beide ins Visier nehmen.

Das Schloss erzitterte. „Quonoris Valemur!" die Stimme des Hofmagiers schallte durch die Gemäuer. Risse zogen sich durch die Wände und Böden. Das Schloss erbebte. „Ts. Dieser sture alte Greis will einfach nicht sterben." Genervt stieß Jarmos den toten König noch sich weg. „Tötet sie alle!" befahl Jarmos, seine Gestallt flimmerte und er verschwand. „Für den König!" brüllend trafen die Ritter auf die Soldaten während um sie herum das Schloss zusammen zu brechen begann. Der Herzog verschwand nur Sekunden nach Jarmos.

Hastig schlichen die Prinzen hinter den Vorhang wo sich der Zugang zum Fluchtweg nach Draußen befand. Aufgewühlt eilten sie die schmale Treppe hinunter in die Unterirdischen Tunnel. Hand in Hand rannten sie mit verschwommener Sicht. Der kleine Prinz verlor die Hand seines Bruders und fiel hin. „Meron! Hast du dich verletzt?" besorgt kniete Calen bei ihm. Schniefend richtete Meron sich auf. „Vater ist... ich habe Angst Calen. Was machen wir jetzt?" tränen kullerten über seine Wangen während sein ganzer Körper bebte. „Wir tun das was Vater uns gesagt hat. Wir gehen zum Grumk Drachenhof. Erhebe dich, ein Prinz von Fellemen sollte nicht weinend im Dreck sitzen." Zuversichtlich reichte Prinz Calen seinem kleinen Bruder die Hand. Schniefend stand er auf und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken bevor er die Hand seines großen Bruders ergriff. 

Hastig rannten sie weiter. Vorsichtig lauschten sie an jeder Weggabelung und eilten dann schnell weiter. Erschrocken hielten sie als sich das Klappern einer Rüstung näherte. Verängstigt quetschten sie sich in eine dunkle Nische in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden. Das Klappern kam näher und ein junger Ritter kam schlitternd an der Gabelung zum Stehen. Außer Atem sah er sich um. Er war groß mit entschlossenem Blick. Die Rüstung rot wie die seines Meisters. „Melion." Vorsichtig trat Prinz Calen aus dem Schatten mit seinem Bruder schützend hinter sich. Erleichtert erhellte sich das Gesicht des Ritters als er die beiden Prinzen erblickte.

„Ein Glück habe ich euch gefunden. Mein Meister beauftragte mich hier unten auf euch zu warten, aber ich habe mich wohl etwas verlaufen..." gestand er verschmitzt und strich sich das Braune Haar aus der Stirn. „Seid ihr nur zu zweit?" wunderte er sich und sah sich suchend um. „Das Schloss ist dabei einzustürzen. Mein Vater... ist Tod und Meister Komriss ebenfalls. Jarmos und Herzog Morvall haben uns verraten." Frustriert ballte der Prinz die Fäuste. „Tut mir leid das zu hören..." gekonnt verbarg Melion seine Emotionen vor den Prinzen.

„Los sucht sie! Sie müssen hier irgendwo sein!" das scheppern von Rüstungen und vielen Schritten schallte durch die Tunnel. Von allen Seiten. „Ah Mist wir sitzen in der Falle!" fluchte Melion verschmitzt. „Hier lang!" Prinz Calen lief mit seinem Bruder vor. Ein Stück zurück bogen sie in einen schmalen Gang wo sich eine tiefe Nische befand. „Versteckt euch hier. Ich lenke sie ab!" Der Prinz schob seinen kleinen Bruder in die Nische. „Aber was ist mit dir? Du musst bei mir bleiben!" neue Tränen rannen über das Gesicht von Meron. „Mir wird nichts passieren, versprochen." Zuversichtlicher als er sich fühlte wuschelte Calen seinem Bruder von einmal durchs Haar bevor er sich an Melion wandte. „Ich vertraue dir Meron an. Sobald es sicher ist flieht aus der Stadt. Geht nach Süden nach Mellebeth. Lord Junfell wird euch Obdach gewähren." Sie reichten sich die Hände zum Abschied. „Seid unbesorgt, Prinz Meron ist bei mir sicher." Der Prinz nickte voller vertrauen in den jungen Ritter.

Mit einem Ruck wandte er sich von den beiden ab und rannte in den Tunnel. „Ich bin Onugan Calen Samitas von Jurka, erster Prinz aus dem Königreich Fellemen. Als der zukünftige König von Fellemen werde ich Jormus Katmor von Jurka den Kopf abschlagen um mir meinen Thron zu sichern!" brüllte er aus vollem Hals was sämtliche Soldaten in seine Richtung lockte. 

„Das war nicht gut durchdacht!" schrie Calen panisch als mehr als Fünfzig Soldaten mit Fackeln ihm schließlich durch die Tunnel folgten. Seine Lunge brannte. Seine Beine gaben nach, aber er gab nicht auf. Er biss die Zähne zusammen und rannte so schnell wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Da endlich kam die Treppe zum Ausgang in Sicht. Er hechtete die Treppe hoch und stemmte die schwere Eichentür auf. Nur einen Spalt breit um hindurch zu schlüpfen. Draußen hob er eilig die dicke Holzplanke auf die neben der Tür lehnte. Er wagte unter ihrem Gewicht. Die Schritte und das scheppern kam näher. Mit einem Ruck hievte er die Planke in die Eisenhacken. Donnernd krachten die Soldaten gegen die Tür die zum Glück verschlossen blieb.

Außer Atem und erschöpft eilte der Prinz schnell weiter bevor die Planke noch brach. Er befand sich am Rande der Stadt dort wo die Soldaten als erstes eingefallen waren. Noch immer waren die Soldaten dabei die Häuser zu plündern und die Bewohner auf die Straßen zu treiben. Die Drachen kreisten über ihnen am Himmel. Das Schloss bröckelte. Kleine Türme brachen in sich zusammen. „Mein Prinz!" eine Reiterin hielt kurz vor dem Prinzen. Schnaubend hielt das Pferd. Mit einem Satz schwang sie sich aus dem Sattel. „Leris? Wo sind die anderen Ritter?" Mit einer knappen Bewegung legte sie ihm einen Umhang um die schultern. „Ich erzähle euch alles später, aber jetzt müssen wir von hier weg. Ihr seid hier nicht mehr sicher, mein Prinz!" vehement schob sie ihn zum Pferd. Mühelos schwang sie sich in den Sattel und half ihm hoch aufs Pferd. Sie nahm die Zügel und trieb das Tier an. Schnell entfernten sie sich von der Stadt während das Schloss in einer Staubwolke in sich zusammen fiel.  

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt