22 Klinge

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„Seid ihr soweit?" unten in der Wohnstube war die Spannung förmlich greifbar. Killda lehnte neben dem Flur zur Haustür. Sonore saß auf dem Sofa während Haserian als einziger entspannt zu sein schien. Geiro, Krishta die Brüder und Demka waren dafür mit am meisten angespannt. „Ich halte das immer noch für keine gute Idee." Meinte Demka der wie immer als allerletzter seine Meinung abgab. Er war ziemlich schweigsam. Ein großer schlaksiger Kerl mit dunklem Haar das er zum Dutt trug. Er trug eine Jacke mit hellem Fellkragen und besaß einen Bund mit zwei Drachen. Nach mir war er damit der stärkste und erfahrenste Drachentrainer auf dem Hof.

„Das ändert nichts an meinen Plänen." Sagte ich schlicht worauf er brummend einsah das sein Einwand zu spät kam. „Ist der Prinz bereit?" fragte ich und legte meine Tasche noch einmal ab. „Sind noch oben mit Shelin." Meldete sich Tolrek zu Wort. „Fehlt nur noch die Reiserune." Sagte Geiro und trat vor. Er reichte mir einen kleinen weißen Kristall der magisch schimmerte. Der Kristall war spitz und nicht größer als eine Fingerkuppe. „Während ich weg bin hat Sonore den höchsten Rang inne. Nach ihr kommen: Demka, Krishta und Haserian. Einwende könnt ihr euch sonst wo hinstecken." Mit einem grimmigen Schmunzeln hob ich den Kristall an mein linkes Ohr. Hell leuchtete er auf, verformte sich und erlosch wieder. Als feiner Ring aus weißem Kristall endete er als Ohrring an meinem Ohrläppchen.

Die Reiserune war ein einfacher Zauber eingeschlossen in einem Kristall. Solange ich am leben war würde er mich als Schmuckstück zieren sollte ich sterben würde der Hort es augenblicklich wissen. Es gehörte zum Standard der Drachentrainer auf Reisen immer eine zu tragen. Der Zauber würde erst erlöschen, wenn ich heimkehrte.

Die Spannung wich etwas und vereinzelt konnten sie sich ein schmunzeln nicht verkneifen. „Mich nennst du als letzten? Wie gemein!" schelmisch grinste Haserian. Sein Scherz wurde schlicht ignoriert. Stimmen wurden laut kurz bevor Calen und Leris gefolgt von Shelin auf der Treppe erschienen. „Talrah! Das ist doch nicht eurer ernst das ich wieder in dieses stinkende Ding steigen muss?!" empörte Calen sich aufgebracht und hob dabei die Seiten seiner Jacke an. „Und ich hatte gehofft wir hätten das Gemecker abstellen können." Kommentierte ich mürrisch was ein paar Lacher nach sich zog. Calen fand das natürlich nicht witzig.

„Hoheit ich hatte euch bereits erklärt das dies nur eurem Schutz dient. Also bitte haltet noch etwas durch." Versuchte Leris ihren Herrn zu beschwichtigen. „Nun gut." Gab er wiederwillig nach. „Hättest du ihn nicht früher darum bitten können? Ich musste mir eine Stunde sein gezeter anhören bis er die Lederjacke endlich angezogen hat!" knurrte Shelin gereizt in Leris Richtung. „Verzeih ich weiß nicht wovon du sprichst." Ungerührt tat sie unschuldig zu sein was Shelin erst recht reizte. „Shelin beruhige dich." Wissend wie es ihr ging legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. „Hilf mir lieber mit dem Sattel, ja?" sie atmete tief durch bevor sie mir nach Draußen folgte.

Alle drei meiner Drachen warteten bereits vor den Ställen. „Und du bist sicher, dass ich euch nicht begleiten soll?" fragte sie zögernd als wir bei den Ställen ankamen. Die großen Reisesättel passten nicht in die Sattelkammer weshalb sie in den Stallungen unterhalb der Decke hingen. Die Ställe waren dabei wie Höhlen angelegt. Dunkel, weitläufig mit Steinsäulen die das Dach hielten. Überall lag Stroh oder Monsterwolle die von den Drachen genutzt wurde um ein gemütliches Lager für die Nacht zu bauen. 

„Glaub mir ich bin mir sicher." Antwortete ich Shelin überzeugt und mit einem Satz saßen wir auf den Dachbalken um einen von den Sätteln aus seinen Seilen zu lösen. Ich würde sehr wahrscheinlich in Versuchung geraten, wenn ich Shelin ständig um mich herum hatte... ohne Geiro in der Nähe. Ja, ich war definitiv sicher, dass es für sie so besser war. „Aber was ist, wenn du wieder in eine Traumtrance gerätst?" besorgt sah sie von den Seilen auf. „So häufig habe ich sie nicht mehr als dass es damit Schwierigkeiten geben würde." Winkte ich ab und mit dem letzten Seil fiel der Sattel zu Boden. Stroh und Wolle wirbelten in die Luft.

„Du hattest diesen Monat allein bereits zwei und letzten Monat waren es Vier! Ich finde du solltest das nicht unterschätzen... dich nicht unterschätzen, Talrah!" entgegnete sie ernst als wir neben dem Sattel wieder landeten. „Dafür habe ich Tull dabei." „Tull wird die Traumtrance aber nicht aufhalten können, wenn er selbst davon betroffen ist!" wiedersprach sie energisch und ihre Drachenaugen glühten weiß auf. „Tull kann meinen Geist beeinflussen und so die Trance durchbrechen. Vertrau mir und glaube daran das ich genau weiß wie ich mich selbst stoppen kann." In einem tiefen Lila glühten meine Augen auf. Wind fuhr durch den Stall und der Sattel wurde in die Luft gehoben. Mit einer Handbewegung nach Draußen flog der Sattel aus dem Stall. „Ich habe keine Wahl, oder?" ergeben ließ sie ihre Augen erlöschen. „Die habe ich auch nicht." Ich ließ meine Augen erlöschen und ging nach Draußen.

Koka wartete bereits geduldig darauf von mir gesattelt zu werden. Der Reisesattel war größer und bedeckte den halben Rücken des Drachens. Halteknäufe mit halbhohen Rückenlehnen waren auf ihm angebracht um lange Strecken möglichst bequem überstehen zu können. Der Rand war mit dunklem Fell besetzt unter dem sich Mehrere Taschen versteckten. Zusammen mit Shelin hievte ich den Sattel über Kokas Kopf auf seinen Rücken. Geübt schloss ich den breiten Riemen an seiner Brust. Koka stand auf und die letzten drei Riemen schlossen sich um seinen Leib. Murrend schüttelte er sich und streckte die Flügel. Als er den Sattel akzeptierte legte er sich wieder hin. Proviant und andere Reiseutensilien wanderten in die Taschen am Sattel.

Ich überprüfte noch ein letztes mal seinen Halt bevor ich mich daran machte Tull zu Satteln. Ein einfacher dünner Sattel aus blauem Leder der mit wenigen Riemen festgeschnallt wurde. Leicht und beweglich ermöglichte er Tull so die optimale Bewegungsfreiheit für flinke Flugmanöver. Lapu bekam keinen Sattel da sie Sättel verabscheute und jeder Versuch sie an einen zu gewöhnen gescheitert war.

„Wir sind bereit fehlt nur noch der Sonnenaufgang." Zurück im Haus war die Hälfte bereits abgezogen um unseren Plan durchzusetzen. Killda, Krishta, Sonore und die Brüder waren gegangen. „Wieso müssen wir so früh abreisen? Würde gegen Mittag nicht reichen?" gähnend hielt Calen sich die Hand vorm Mund. „Unser Plan für deine sichere Abreise klappt bei Sonnenaufgang eben am besten. Aber wenn du auf der gesamten Reise Gejagt werden willst wie zuvor schon können wir auch gegen Mittag abfliegen." Ungerührt verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Verzeih meine Zweifel ich bin schlicht nervös. Unsere bisherige Reise war nicht einen Moment friedlich." Gestand er ehrlich. „Die Tage auf dem Drachenhof waren die friedlichste Zeit seit Wochen für die ich euch nicht genug danken kann." Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen während er nervös seine Hände knetete.

„Dieses mal wird es anders. Jetzt hast du mich und gleich drei Drachen an deiner Seite." Aufmunternd legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er atmete tief durch um seine Nerven etwas zu beruhigen. „Meine Wunden sind vollständig verheilt. Auch ich werde euch beschützen, mein Prinz." Sagte Leris fest entschlossen und trat an seine Seite. „Ich danke euch beiden. Talrah. Leris." Mit festerem Blick hob er sein Haupt. Etwas entschlossener und weniger Nervös. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt