42 Klinge

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Meine Wunde an der Schulter war inzwischen verheilt. Meine gebrochenen Rippen fast wieder ganz. Mit der Geschwindigkeit der Heilung konnte ich gut einschätzen, wie viel Zeit wage vergangen war. Es war mein zweiter Tag in der Zelle. Es war nicht mehr als eine grobe Schätzung schließlich wusste ich nicht, ob es Tag oder Nacht war. Aber mit dem Verheilen meiner Wunden schöpfte ich neue Kraft.

Ich zerrte an meiner Kette und wandte meine ganze Kraft auf. Der Eisenring in der Wand rührte sich nicht ein Stück. Genervt knurrte ich. Ich griff in die Ketten und zog mich an ihnen hoch. Schnaufend schob ich mich am Fels hoch bis ich mit dem Kopf gegen den Eisenring stieß. Tief atmete ich durch und hielt meinen Körper oben. Ich setzte meine Füße auf den Fels auf und stemmte mich gegen die Kette. In der Hocke kam ich unter dem Ring zum Stehen. Ich atmete noch einmal durch. Meine Augen glühten Blutrot auf und ich zog an der Kette.

Schnaufend wandte ich alle Kraft auf, die ich zusammenkratzen konnte. Die Kette ächzte und gerade als ich dachte, sie würde nachgeben, leuchteten tief rote Runen verteilt über der Kette und Ring auf. Augenblicklich erlosch meine Kraft. Knapp konnte ich verhindern zu fallen und landete gerade so auf meinen Füßen. Die Runen erloschen wieder. „Natürlich müssen es Runenketten sein, Besk!" fluchte ich und lehnte mich leicht außer Atem gegen den kalten Fels.

„Hey? Alles gut bei dir?" Melions sorgenvolle Stimme erklang von nebenan. „Ja mir fehlt nichts." Antwortete ich knapp während mein Atem sich wieder normalisierte. „Was sind Runenketten?", fragte er gleich darauf. „Magische Ketten die in der Lage sind Drachenkraft zu unterbinden. Sie kappen die Verbindung von Bund und Drache so das der Bund die Kraft des Drachen nicht nutzen kann." „Also... rauben sie einem die Magie?", fragte er verwirrt nach. Ich seufzte. „Grob ausgedrückt, ja." Ich hatte keine Lust ihm in der jetzigen Lage das Band zwischen Drache und Drachentrainer zu erklären.

Es klapperte an der Tür. Licht flutete meine Zelle gefolgt vom Ziegenbart. Geblendet kniff ich die Augen zusammen. „Guten Morgen oder vielleicht auch Abend?" er lachte hämisch über seinen eigenen Witz. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich erkannte das er einen Eimer Wasser trug. „Bist du heute bereit mir zu geben, wonach ich verlange? Das Buch der unerforschten Drachen, falls du es vergessen haben solltest." Abwartend sah er mich an. „Wie du sehen kannst, trage ich es nicht bei mir." Entgegnete ich ungerührt.

Enttäuscht seufzte er. „Wirklich bedauerlich, aber als Dank für deine Antwort habe ich dir etwas mitgebracht." Mit einem boshaften Grinsen hob er den Eimer an. „Eine Lady sollte nicht voller Dreck und Blut sein." Mit diesen Worten goss er mir das Wasser über. Eiskalt raubte es mir den Atem. Meine Sicht flackerte kurz. Meine Glieder zitterten. Grober Schmutz und Blut wurden von meinem Körper gewaschen. Aber nicht ein Tropfen benetzte auch nur meine Lippen. „Keine Sorge es ist magisches Wasser, das man nicht trinken kann. Ich stehe schließlich zu meinem Wort." Lachend verschwand er wieder. Das Licht glitt noch einmal über die Pfütze am Boden und erlosch.

Zurück in der Dunkelheit war mir kälter als zuvor. Ich zitterte und das Haar klebte mir in der Stirn. Die Ketten klapperten. Mein Atem stieg als kleine Wolke in die Luft. Ich schüttelte den Kopf und streifte das Wasser an meinen Armen aus meinem Gesicht ab. „Hey! Lebst du noch? Hey? Hallo?" kam es flüsternd von nebenan. „Lebendig und hellwach!", erwiderte ich kühl. Ich richtete mich auf und atmete tief durch. „So ein bisschen Kälte ist nichts im Vergleich zu den schmerzen, die ich früher erfahren habe. Es ist ein Witz!" entschlossen hielt ich meinen Kopf erhoben. Die gesammelte Kraft in meinem Inneren arbeitete und würde bald vollendet sein!

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Das Klappern an der Tür riss mich aus meinem Schlaf. Das Licht vom Gang blendete mich. Bevor ich in der Lage dazu war, klar zu sehen, schlugen sie mit Knüppeln auf mich ein. Ich schrie und versuchte mich zu wehren, aber noch bevor sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, verschwanden sie wieder. Schnaufend rang ich nach Luft. Blut rann aus meiner Nase zu Boden. Mein Körper schmerzte. Mein linker Fuß war gebrochen. Drei weitere Rippen gebrochen und sechs geprellt. Ich konnte spüren, wie ich innerlich blutete und die wärme meines eigenen Blutes mich ausfüllte.

„Hey! Was ist passiert?" Panisch zerrte Melion an seinen Ketten. Er versuchte nicht mal mehr zu flüstern. Ich schluckte das Blut, das sich in meinem Mund sammelte herunter und richtete mich auf. „Nur ein paar lästige Mücken." Antwortete ich reglos. Ein weiterer Tag war vergangen und der Zauber, den ich vorbereitete, war bald fertig. Nur noch ein bisschen länger. „Melion bald ist es so weit." Ich schloss die Augen und kehrte zurück in die Tiefe meines Schlafs. 

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Your sword and my DragonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt