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Ich wünsche allen, die heute etwas wichtiges vorhaben, ganz viel Glück und Erfolg! Ich drücke euch die Daumen! Für mich steht heute eine Klausur in Mathe an... mein Lieblingsfach... yeahh

Heute

🅻🅾🆄🅸🆂*

Ich schrecke zusammen, als die Fahrertür geöffnet wird und Niall vor dieser steht, während er mir die Hand entgegenstreckt. „Das ist nicht mein bester Freund, Niall.", schluchze ich, während ich wackelig aussteige und mich von Niall in eine Umarmung ziehen lasse. Dabei klammere ich mich in sein Shirt und lehne meinen Kopf so gegen seine Brust, dass ich trotzdem noch Luft bekomme, während die Tränen über meine Wangen laufen, bis sie auf unseren Oberteilen landen. „Er war im Krieg, Louis, natürlich hat er sich verändert.", versucht Niall es.

„Harry hat... er ist nicht mehr der Junge wie von vor zwei Jahren noch. Er hatte Locken und Grübchen und wunderschöne grüne Augen. Jetzt ist da der fast glatzköpfige Harry mit einer Falte zwischen den Augenbrauen, fehlendem Glanz in den Augen und er hat ein Bein verloren.", weine ich und bin froh um Nialls Hände, die tröstend über meinen Rücken fahren und es irgendwie schaffen, mich ein wenig zu beruhigen. Auch, wenn ich nicht aufhören kann zu weinen.

Mein Harry ist weg, er wird niemals zurückkommen. Was ist wenn er niemals mehr so strahlen kann, wie damals oder auf den Bildern, die er Angelina geschickt hat? Er lebt in einer Beziehung mit einem Mann, seit mindestens neun Monaten und hat mir nie davon erzählt. Ich wusste noch nicht einmal, dass er überhaupt an Männern interessiert ist. In der Schule wurde es immer dahingesagt, dass wir schwul wären aber ich wusste nie, dass an diesen damaligen Gerüchten oder Provokationen tatsächlich so viel wahres dran war. Bis ich es selbst gemerkt habe, dass ich doch nicht so sehr an Frauen interessiert bin, wie ich es gedacht habe.

„Hast du Anne noch gesehen?", schluchze ich leise und löse mich von Niall, um ein Taschentuch aus der Fahrertür zu holen. „Ja, sie kam kurz nachdem du gegangen bist zu uns. Nachdem sie ihren Sohn für mindestens fünf Minuten nicht losgelassen hat, wollte sie wissen, was zwischen euch beiden los ist. Aber Harry hat nichts gesagt und wollte sich auf den Weg nach Hause machen. Er hatte anscheinend Schmerzen und die Frau hinter ihm, weißt du?" Ich nicke und putze mir die Nase, um hoffentlich etwas mehr Luft zu kriegen. „Sie ist seine Ärztin und wird ihn hier weiterhin betreuen." Erneut nicke ich und setze mich, mit den Beinen aus dem Auto, wieder auf den Sitz, da mir ein wenig schwindlig wird.

Es war nicht sonderlich schlau, heute nichts zu essen und den wenigen Mageninhalt in eine Tüte zu entleeren, während ich Harry gegenüber stand. Aber vielleicht hält er mich so ein bisschen länger in Erinnerung.

„Alles okay?" Niall schaut mich besorgt an und legt seine Hand gegen meine Stirn. „Ich habe am Freitag einen Termin, alles okay.", weise ich ihn ab und schließe für einen Moment meine Augen. Seit einem ziemlich heftigen Infekt, den ich aus dem Ausland eingeschleppt habe, habe ich ziemliche Probleme mit meinem Immunsystem, weshalb ich seitdem schneller krank werde und kaum noch etwas mit vielen verschiedenen Leuten mache. Aber ich musste Harry heute einfach sehen. Auch wenn ich deshalb vielleicht in einer Woche mit einer Erkältung in meinem Bett liege und von dort meine Zeit einsam in dieser viel zu großen Wohnung verbringen muss. Aber sie wird mir von meinem Arbeitgeber finanziert, da möchte ich mich gar nicht beschweren.

„Soll ich lieber fahren, dann kannst du dich ein wenig ausruhen? Du gefällst mir nicht wirklich.", lächelt Niall traurig und holt aus dem Kofferraum eine Flasche Wasser, die er mir hinhält. Ich nicke nur ausgelaugt und streiche mir meine Wangen trocken, bevor ich über die Mittelkonsole auf den Beifahrersitz klettere und mich anschnalle. Der Schlüssel steckt schon im Zündschloss, weshalb Niall sich nur noch setzen und anschnallen muss. „Meinst du, Harry und ich haben irgendwann noch eine Chance? Als Freunde? Ich wollte nie, dass es so endet. Ich wäre zu seinem Abschluss da gewesen, wenn ich nicht diese Scheiße gehabt hätte.", flüstere ich und lehne meinen Kopf gegen die Scheibe.

Obwohl es Sommer ist, ist die Scheibe angenehm kalt, was mir sogar eine Gänsehaut beschert. Aber es ist schön, diese Erfrischung auf meiner warmen Haut spüren zu können. „Harry wird sich bestimmt bei dir melden, Louis. Gib ihm ein paar Wochen Zeit, sich hier wieder einzuleben und dann wird er sich melden. Er hat dich auch vermisst, das verspreche ich dir." Niall legt seine Hand kurz auf mein Knie und tätschelt dieses. „Sein Freund scheint auch ziemlich nett zu sein, wenn du willst, können wir zu viert irgendwann mal etwas machen. Du weißt doch, ich bin dein Wingman." Lachend schaue ich zu Niall und schüttle den Kopf.

„Das ist lieb von dir, aber ich möchte meine Zeit nicht mehr wie nötig mit diesem Henry verbringen. Das hört sich an wie Geschwister. Henry und Harry. Zwillinge nach neunzehn Jahren wiedervereint. Aber wenn dann zweieiig, Harry sieht selbst jetzt noch tausend mal schöner aus als sein Freund.", seufze ich und nehme mein Handy in die Hand, um meinem Bildschirmschoner anzuschauen.

Harry und ich auf der Couch in dem Schuppen von Nialls Dad, wo wir das letzte gemeinsame Jahr Silvester gefeiert haben. Zu diesem Zeitpunkt war alles gut zwischen uns, bis das Thema mit Enna zwei Monate später angefangen hat.

Ich saß schon im Schlafanzug dort, während Harry eine Jogginghose und ein Longsleeve getragen hat. Mit seinen Converse, die er beinahe jeden Tag getragen hat. Er saß mit ausgesteckten Beinen auf der Couch und ich zwischen seinen Beinen und der Lehne. Alles in einem war es ein perfekter Start ins neue Jahr. Weil mein bester Freund an meiner Seite war.

Und jetzt, zweieinhalb Jahre später ist alles anders. Harry hat sein Bein verloren, als er im Krieg war und ich bin mehr krank als gesund. Vielleicht war es unser Schicksal. Ohne den anderen sind wir alles andere als gut dran und das ist der Preis, den wir zahlen müssen? Den Harry zahlen muss, weil ich mich in meinem Jahr im Ausland kaum gemeldet habe, aus Angst, mein Heimweh könnte schlimmer werden. Ich habe nicht nur meine Eltern und meine kleine Schwester vermisst, sondern auch meine Freunde. Aber vor allem Harry, mit dem ich davor sonst beinahe täglich zusammen war. Und dann plötzlich nicht mehr.

Ausgelaugt lehne ich meinen Kopf gegen die Scheibe und schließe die Augen. Die zwei Stunden Fahrt kann ich entspannt dafür nutzen, um den Schlaf von heute Nacht nachzuholen. Ich war so vollkommen aufgeregt, dass ich Harry heute wiedersehen werde und habe von ihm geträumt, wenn ich nicht wach da lag und an die Decke gestarrt habe, weil ich wegen den Gedanken an Harry nicht einschlafen konnte. Um zehn Uhr stand Niall dann auf der Matte und hat Frühstück mitgebracht, wovon meine Brötchen noch in meiner Wohnung liegen.

Wahrscheinlich werde ich mir gleich etwas kleines zum Essen machen, bevor ich den Tag in meinem Bett verbringe und hoffe, dass dieses Gefühl in meiner Brust ganz schnell wieder vergeht.

him. He's the one that I adoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt