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Heute

🅷🅰🆁🆁🆈

Leise klopfe ich an der Zimmertür an und stecke den Kopf durch den Spalt, nachdem ich die Tür ein Stück öffne. „Hey.", flüstere ich und stelle fest, dass Louis' Gesicht ziemlich zerknautscht aussieht, als er sich auf seine Unterarme stützt und mit fast geschlossenen Augen in meine Richtung schaut. „Hi.", murmelt er und hustet leise, während er sich wieder zurück auf die Matratze legt.

Das Zimmer sieht toll aus, wenn auch so vollkommen anders als das, in welchem Louis in seinem Elternhaus geschlafen hat. Hier sind die Wände nicht blau sondern beige und in das Bett passen mehr als zwei Personen. Links und rechts daneben stehen zwei Nachttische mit Lampen, welche zur Deckenlampe passen. Dazu ein großer, weißer Teppich vor dem Bett und ein Sessel, welcher zum Balkon zeigt. Viel mehr ist in dem Zimmer nicht vorhanden, aber ich mag dieses minimalistische. Auch wenn ich Louis das eher nicht zugetraut habe. Für ihn habe ich mir immer eine Wohnung mit vielen verschiedenen Farben vorgestellt, wo absolut nichts zueinander passt und einfach nur chaotisch, aber trotzdem gut aussieht. Aber diese Wohnung gefällt mir auch sehr. Zumindest das, was ich alles von ihr schon gesehen habe.

„Darf ich reinkommen?", frage ich und beiße mir schmunzelnd auf die Lippe, als er einen Daumen in die Höhe streckt und brummt. Mit ein paar Problemen schaffe ich es tatsächlich, die Tür hinter mir zu schließen und gehe auf das Bett zu, um schließlich vor Louis stehen zu bleiben. Dieser hat sich in seine Bettdecke gekuschelt, sodass man nur noch seinen Kopf sehen kann. „Setz dich ruhig.", murmelt er und rutscht etwas bei Seite, jedoch schüttle ich den Kopf. „Ich habe meine Straßenklamotten an."

Jetzt setzt Louis sich hin und fährt sich durch seine braunen Haare, die jetzt in alle Richtungen abstehen. „Was ist mit Henry? Ist er im Wohnzimmer? Nicht, dass er dich gleich vermisst, weil er dir die Zunge nicht mehr in den Hals stecken kann.", murmelt er und senkt den Kopf. Louis stört sowas? Damals hat es ihn bei unseren anderen Freunden nie gestört. Er saß daneben und hat einfach seine Sache gemacht und sich nicht ablenken lassen. „Henry ist gegangen. Eine Freundin von ihm ist in der Stadt. Er kennt das Familienleben nicht so, wie wir beide es kennen."

Louis brummt nur und spielt mit seinen Fingern. „Er wollte uns ein wenig Zeit geben. Deine Eltern sind noch eine Stunde hier und passen auf Angel auf. Ich wollte die Zeit nutzen und bei dir vorbeischauen. Du bist so schnell weg gewesen.", erkläre ich und beobachte Louis, der etwas mehr in die Mitte des Bettes rutscht und auf die Matratze klopft.

„Echt?" Louis nickt nur und zieht die Decke bei Seite, während ich die Krücken auf den Boden lege und mich aufs Bett setze. „Soll ich dir irgendwie helfen?" Ich lehne dankend ab und schaffe es nach einem Moment, mich vernünftig aufs Bett zu legen, sodass ich neben meinem besten Freund liege. Nach zwei Jahren spüre ich endlich seinen warmen Körper neben meinem und habe das Gefühl, dass es wie damals ist. Wir, zwei Jungs, die im selben Bett liegen und solange miteinander kuscheln, bis wir einschlafen. Und am nächsten Morgen genau in der selben Position wieder aufwachen.

Ich habe meinen besten Freund die letzten zwei Jahre jeden einzelnen Tag vermisst und mir immer wieder ausgemalt, wie es wird, wenn ich ihm endlich wieder gegenüber stehe. Und dann war es nach fünfundzwanzig Monaten endlich wieder soweit.

Louis stand mir auf dem Feld gegenüber und hat mich so umarmt, wie er es noch nie getan hat. Aber dort habe ich auch gemerkt, dass etwas anders ist. Dass es zwischen uns anders ist. Er denkt, dass ich nicht mehr mit ihm befreundet sein möchte und ein neues Leben angefangen habe. Aber er war die Jahre über immer in meinem Herzen und war die letzte Person, an die ich gedacht habe, ehe alles schwarz wurde. Ich habe nicht an meinen Freund gedacht, sondern an den Mann, der mich vor zwei Jahren verlassen und sich danach kaum noch bei mir gemeldet hat.

him. He's the one that I adoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt