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Damals

🅷🅰🆁🆁🆈

Als ich am frühen Abend wieder von Niall nach Hause gehe, ist es schon dunkel auf den Straßen, weshalb ich mich an den Wegen halte, die eine Straßenbeleuchtung aufweisen. Der kürzere Weg wäre durch eine Seitenstraße aber diese ist nachts dunkel. Wenn jemand bei mir wäre, hätte ich kein Problem damit, aber es ist niemand bei mir.

Nialls Vater hat zwar angeboten, mich nach Hause zu fahren, aber ich war froh um ein paar Minuten Ruhe, ehe meine Mutter von mir wissen will, wieso ich bei Niall war, obwohl Louis eigentlich zu mir wollte. Jetzt kann ich meine Gedanken verarbeiten und überlegen, ob ich Louis etwas sagen sollte oder nicht. Eigentlich habe ich kein Problem damit, Probleme anzusprechen, aber wenn sie persönlich sind und dann auch noch Sachen sind, die mich an meinem besten Freund stören, lasse ich das Gespräch meistens aus.

Irgendwann wird er wohl schon merken, dass etwas nicht okay ist. Wenn er an einer Freundschaft wirklich weiterhin interessiert ist und seine Flamme ihm nicht wichtiger geworden ist. Wir kennen uns seit Jahren und dann braucht es nur ein paar Wochen, um mich auszutauschen? Vielleicht sollte ich mir auch eine Freundin suchen, um ihm zu zeigen wie es sich anfühlt.

Wütend kicke ich einen Stein auf dem Weg weg und schnaube. Soll er doch machen, was er will.

Zu Hause angekommen, krame ich meinen Schlüssel aus der Tasche, mit welchem ich die Haustür öffne und meine Schuhe und meine Jacke im Flur ausziehe. Meine Eltern sind wahrscheinlich im Wohnzimmer und schauen sich einen Film an, weshalb ich erst im Gästeklo meine Hände wasche und mich dann auf den Weg zu meinen Eltern mache.

„Wie war dein Tag, Darling?", begrüßt Mom mich und haucht mir einen Kuss auf die Wange, als ich mich zu ihr runter lehne. „Gut, eurer?" Mein Vater umarmt mich aus seinem Sessel und lächelt mich müde an. Wahrscheinlich ist er eingeschlafen und aufgewacht, als ich ins Haus kam. „Die Arbeit war anstrengend. Wieso ist Louis heute mit Enna nach hier gekommen und nicht mit dir? Ich dachte, ihr verbringt euren Tag so wie immer.", will Mom wissen, worauf ich sie verwirrt anschaue.

„Louis war bei meiner Schwester? Ich habe auf ihn gewartet und er kam nicht. Niall meinte, Enna wäre auf den Parkplatz gegangen.", entgegne ich und schüttle verwirrt den Kopf. Enna und Louis verbringen ihre Zeit nie miteinander. Nur in der Schule und auf dem Weg dorthin. Hier zu Hause laufen sie sich mal über den Weg aber sonst machen sie nichts. Louis ist mein Freund, nicht der meiner Schwester.

Mom schüttelt den Kopf und greift nach meiner Hand. „Sie sind in ihr Zimmer gegangen, Louis ist noch hier. Frag ihn doch einfach.", schlägt sie vor. Kurz nicke ich und wünsche meinen Eltern eine gute Nacht, ehe ich mir meinen Rucksack schnappe und hoch gehe.

Meine Tasche stelle ich in meinem Zimmer ab und schaue mich einmal um, ehe ich zu dem Zimmer meiner Schwester gehe und dort anklopfe. Irgendwas fällt danach zu Boden, weshalb ich besorgt die Tür öffne und Louis auf dem Boden sitzen sehe. Oberkörperfrei und mit seinem Shirt in der Hand.

„Hallo?", frage ich und schaue zwischen meiner Schwester und meinem besten Freund hin und her. Louis sollte eigentlich schon längst zu Hause sein und sich für diese Party fertigmachen, auf die er eigentlich nachher mit den anderen gehen will. „Schonmal was von Warten gehört?", motzt Enna mich an und verschränkt die Arme vor ihrem viel zu engen Top. Es ist Frühling, friert sie da nicht drinnen? Der Stoff bedeckt gerade so ihre Brust, so wie sie da sitzt.

„Mom hat erzählt, du bist bei Enna? Ich habe vor der Schule auf dich gewartet, bis Niall gesagt hat, dass du nicht kommst. Und dann bist du hier?", frage ich Louis und verschränke die Arme vor der Brust. Mein bester Freund steht auf, um auf mich zuzukommen, jedoch schüttle ich den Kopf. „Harry, es geht nicht immer um dich. Louis darf sich doch auch mit mir treffen! Außerdem gehen wir gleich auf die Party.", kommt es von Enna, die von ihrem Bett aufsteht und einfach ihr Top auszieht.

Sofort senke ich den Blick und schaue zu Louis, der meine Schwester aus dem Augenwinkel betrachtet. Natürlich schaut er hin. Jeder Junge würde da hinschauen, aber ich bin ihr Bruder, das ist ekelhaft. „Es geht darum, dass Louis heute eigentlich zu mir sollte und mir nichtmal Bescheid gesagt hat, dass er zu dir kommt, Enna! Ich habe auf euch beide gewartet!" Eine Nachricht hätte gereicht, ich hätte es verstanden, dass Louis heute lieber etwas mit meiner Schwester machen will.

„Tja Harry, jetzt ist er aber nunmal hier bei mir. Komm klar, dass du nicht sein einziger Freund bist!" Schnaubend drehe ich mich um und ziehe die Tür lautstark hinter mir zu. Ich hasse meine Schwester. Soll sie am besten an ihrem scheiß Proteinpulver ersticken.

Wieder in meinem Zimmer, schalte ich das Licht an und schließe die Tür ab. Ich hoffe insgeheim, dass Louis zu mir kommt aber irgendwie will ich das auch nicht. Vielleicht ist es aber auch die Müdigkeit, weshalb ich mich direkt ausziehe und mich unter die Decke lege.

Schlafen kann ich natürlich nicht. Wie auch, wenn Enna die Musik in ihrem Zimmer viel zu laut angeschaltet hat und Louis immer mal wieder gegen meine Zimmertür klopft. Wahrscheinlich ist er es, meine Schwester sicherlich nicht und meine Eltern wissen, wann ich meine Ruhe brauche.

„Harry?" Louis' Stimme. Soll er doch einfach bei meiner Schwester bleiben und seinen Spaß haben. Wahrscheinlich lernen die beide nur für das Referat.

Schneller als ich denken kann, stehe ich neben meinem Bett und stapfe auf meine Tür zu. Das kann nicht sein Ernst sein. Nachdem ich das Schloss aufgeschlossen habe, reiße ich die Tür auf und merke, wie Louis sich erschreckt, mich dann jedoch in eine Umarmung ziehen will. Ich mache jedoch einen Schritt zurück und schüttle mit dem Kopf. „Die letzten Wochen... warst du da in den Pausen immer bei Enna und konntest mir nicht sagen, dass du bei ihr bist?", frage ich und mustere meinen besten Freund.

Er trägt jetzt wieder sein Shirt und eine Jeanshose, welche an den Knien Löcher aufweist. Eigentlich hasse ich solche Hosen aber Louis kann sie tragen. Ich würde darin alles andere als gut aussehen, bei Louis sehen selbst gelbe Socken gut aus und lassen ihn nicht wie eine halbe Biene aussehen.

„Hat Noah recht? Schlaft ihr miteinander?", gebe ich hauchend von mir und fahre mir durch die widerspenstigen Haare. Er hat mir versprochen, niemals etwas mit meiner Schwester anzufangen und jetzt das? Er kann jede haben, nur nicht meine Schwester, die mich nicht ausstehen kann und mich am besten als Bruder aus diesem Haus schmeißen will. Sie wollte immer eine Schwester, leider muss sie es seit siebzehn Jahren mit einem kleinen Bruder aushalten.

„Harry, Noah erzählt Scheiße. Enna und ich sind Klassenkameraden. Wir arbeiten an einem Referat, deshalb war ich in den Pausen öfters bei ihr." Ich hätte es ihm geglaubt, wenn ich nicht wissen würde, dass er jetzt keine Referate mehr halten wird. „Raus aus meinem Zimmer.", flüstere ich und hoffe, er sieht nicht, dass meine Augen feucht werden. Soll er Spaß heute Nacht auf dieser Party haben. Aber nicht mit meiner Schwester. „Aber Harry..." Ich schüttle den Kopf und drücke ihm aus meinem Zimmer, bevor ich die Tür erneut schließe. Er lügt mich an. Louis und ich lügen uns niemals an. Das ist eine heilige Regel in unserer Freundschaft.

Aber wir werden Älter, vielleicht legt Louis da nicht mehr so viel auf unsere Freundschaft. Er wird in ein paar Monaten für ein Jahr ins Ausland ziehen, überall da sein, wo ich nicht bin. Er wird neue Freunde kennenlernen und seinen Spaß mit ihnen haben. Wir sind nicht mehr die Jungs, die jeden Tag zusammen verbracht haben und deshalb als schwul betitelt werden. Vielleicht hilft es Louis' Image, etwas mit Enna zu machen. Sie ist kein Junge und Louis nicht schwul. Dann werden es alle verstehen. Wir beide sind einfach nur beste Freunde. Nicht mehr. Wenn es so weiter geht, vielleicht irgendwann nur noch Freunde aber vielleicht muss es so sein.

Vielleicht waren die sieben Jahre mit Louis nur dafür da, um dieses Jahr Abschied voneinander zu nehmen. Er hat genug von mir und wird ein neues Leben leben. Aber egal was kommt, ich werde auf ihn warten. Auf meinen besten Freund. Auf Louis.

Na, hat jemand damit gerechnet?
Was haltet ihr davon und ist es wirklich so, wie es aussieht oder nur ein ganz einfaches Missverständnis?

him. He's the one that I adoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt