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Heute

🅷🅰🆁🆁🆈*

Auf dem Weg zu Louis versuche ich, meine Zweifel in den Griff zu bekommen und bleibe immer wieder stehen, um ein wenig Zeit auszuschöpfen.

Die letzten Tage hatte ich das Gefühl, dass es mit Louis immer schlimmer wurde. Er hat sein Essen verweigert und hat kaum mit mir gesprochen, als ich bei ihm war und meine Zeit mit ihm verbringen wollte. Wieso all das? Weil es ihm von Tag zu Tag unangenehmer wird, zu sprechen. Die Aussetzer sind immer häufiger passiert in den letzten Wochen, was Louis persönlich jedoch auch auffällt. Trotzdem will er der Operation nicht einwilligen, die sein Leben vereinfachen könnte.

Wir könnten bald wieder im selben Bett schlafen und das die ganze Nacht über. Ich würde endlich wieder nachts durchschlafen können und tagsüber fitter sein. Jeden Tag, wenn ich bei Louis bin, schlafe ich für zwei Stunden, um danach etwas erholter zu sein. Das ist alles andere als gesund, das weiß ich, aber ich habe es versucht. Jedes Mal kommen mir die Alpträume, wenn Louis nicht bei mir ist.

Musik lenkt mich ab, genau so wie die kleine Lampe, die ich nachts immer angeschaltet lasse, aber es ist noch lange nicht so, als würde Louis neben mir liegen und leise schnarchen. Selbst sein Geruch hilft mir nicht mehr weiter. Er beruhigt mich, aber mehr auch nicht. Entspannt geschlafen habe ich das letzte Mal, als Louis die eine Nacht nach Hause durfte. Das war vor einem Monat.

Thanksgiving habe ich allein mit den anderen gefeiert. Auch, wenn ich nicht in der Stimmung dazu war. Irgendwann habe ich mich im Louis' altem Kinderzimmer wiedergefunden und die Sterne an der Decke gezählt. Es waren immer noch alle 369 Sterne dort, wo ich sie das letzte Mal gesehen habe.

Nach einer Zeit, in der ich an nichts anderes als Louis gedacht habe, wurde seine Zimmertür geöffnet, durch die Angelina in ihrem süßen Enten-Schlafanzug geschlüpft und zu mir ins Bett gekrochen ist. Dass ich geweint habe, als ich sie in meine Arme gezogen habe, schien sie nicht gestört zu haben. Sie hat sich dichter an mich gekuschelt und irgendwann angefangen, mir von ihren Freundinnen zu erzählen. Sie werden im neuen Jahr mit der Klasse einen Ausflug machen und Schlittschuh laufen gehen.

Gefragt, wieso ich weine und nicht mehr im Wohnzimmer bin, hat sie nicht. Und das schätze ich an ihr. Sie ist manchmal wie mein kleiner, lebender Teddybär, der ähnliche Fähigkeiten wie Louis hat. Zumindest bin ich mit ihr in meinen Armen nach einer Zeit eingeschlafen und erst dann wieder aufgewacht, als Daniel sie in ihr Zimmer tragen wollte. Nach meiner Bitte, sie bei mir zu lassen, hat er mich traurig angeschaut und mir eine gute Nacht gewünscht. Gut war sie nicht, aber besser als meine anderen Nächte in den letzten Wochen. Naja, Monate. Zwei Monate verbringt Louis seine Zeit schon im Krankenhaus.

„Harry, Sie sind aber spät heute!" Eine der Krankenschwestern kommt mir im Flur entgegen und schaut mich lächelnd an. „Ich habe heute ein wenig länger mit der Physiotherapie gemacht. Ich arbeite an einer Überraschung für Louis.", erkläre ich und gähne leise. Ich hoffe auf ein wenig Schlaf in der nächsten Stunde, damit ich nachher etwas wacher bin, wenn Niall mich abholt und mit mir etwas unternehmen will. Was, weiß ich noch nicht, aber weil wir beide noch eine einundzwanzig sind, wird es wahrscheinlich nichts mit Alkohol zu tun haben. Hoffentlich. Ein leckeres Essen, darauf hätte ich mal wieder lust.

„Da wird er sich aber freuen. Noch ist er nicht im Zimmer, aber wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern. Immerhin war die Operation für halb neun geplant." Ich reiße die Augen auf und verliere beinahe mein Gleichgewicht, werde jedoch netterweise an der Hüfte festgehalten. „Was für eine Operation?" Louis hat mir gestern nichts von einer Operation erzählt. Ich wäre direkt heute Morgen hier gewesen und auf ihn gewartet. Ich...

„Er hat endlich in die Operation zur Entfernung des Tumors eingewilligt. Hat er nichts erzählt?" Ich schüttle verneinend mit dem Kopf und gehe zu einem Stuhl, der im Flur steht. Daneben ein kleiner Tisch mit Prospekten. „Wieso? Ich meine, wann hat er sich dafür entschieden? Und wie geht es ihm? Ich wäre direkt heute Morgen hier gewesen, wenn ich das gewusst hätte. Oh Gott, ich habe ihn dazu gezwungen. Er wird mich hassen, wenn etwas schief laufen sollte." Ich werde panisch und merke, wie mein Knie zuckt, während ich mir durch die Haare fahre, die

In meinen Gedanken verloren, zucke ich zusammen, als mir eine kleine Wasserflasche hingehalten wird, die ich mit zitternden Händen abnehme und einen großen Schluck trinke. Louis lässt sich gerade tatsächlich operieren und ich bin nicht bei ihm. Ich habe meine Zeit damit verbracht, um vernünftig laufen zu können, während Louis in diesem Saal liegt und währenddessen wach sein muss.

„Ich muss zu ihm. Kann ich ihn sehen?" Ich stelle die Flasche auf den Tisch und greife nach den Krücken, bevor ich die Krankenschwester flehend anschaue. Sie heißt Monica. „Bitte Monica. Ich muss zu ihm." Ich schaue mich im Flur um und merke, wie meine Augen verdächtig anfangen zu kribbeln.

„Er wird die nächsten Tage auf der Intensivstation bleiben müssen. Ich kann dich dorthin bringen, weiß aber nicht, ob er schon da ist." Ich nicke sofort und gehe so schnell wie möglich auf den Aufzug zu, um endlich Louis zu sehen und mich zu versichern, dass es ihm gutgeht und er mich nicht hasst. „Langsam, Harry." Ich schüttle den Kopf und zähle innerlich die Sekunden, bis ich meinen Freund wieder sehen kann. Er muss aus dem OP sein, sonst werde ich dort hineinspazieren und so lange warten, bis Louis fertig ist.

Und tatsächlich, nach zehn Minuten des Wartens, werde ich in einen Kittel gesteckt und darf zu Louis ins Zimmer, in welchem er die nächsten Tage seine Zeit verbringen muss. „Er ist seit einer halben Stunde hier, also nicht zu wild werden. Er wurde am Kopf operiert, das ist nicht mal ein Armbruch, der wieder gerichtet wird." Ich nicke, auch wenn ich gar nicht mehr richtig zuhören kann. Louis liegt da hinter der Tür und wurde eben operiert. Er hat keinen Tumor mehr. Wenn alles gut gelaufen ist.

„Eine halbe Stunde, er muss sich ausruhen." Ich nicke und ignoriere die Tränen, die über meine Wangen laufen, als ich Louis in diesem Bett liegen sehe. Überall verkabelt und mit einem hässlichen Verband um den Kopf. „Du bist so ein Blödmann.", schluchze ich und lehne die Krücken gegen den Nachttisch, bevor ich mich auf die Matratze knie und meine Arme vorsichtig um Louis schlinge. „Du hättest mit mir reden müssen, Louis. Ich wäre die ganze Zeit bei dir gewesen und deine Hand gehalten. Wieso hast du mir nichts erzählt?" Ich ziehe meinen Kopf etwas zurück und hauche viele Küsse auf seine Lippen, worauf er diese zu einem müden lächeln verzieht.

„Angst.", nuschelt er und sucht träge nach meiner Hand, worauf ich unsere Finger miteinander verschränke. Darauf bedacht, das Messgerät an seinem Zeigefinger nicht verrutschen zu lassen. „Aber es mir nicht zu erzählen, macht es doch nicht besser, Lou. Da wird mir eben einfach erzählt, dass du operiert wird. Du hast der Operation nach Monaten endlich zugestimmt und dann erfahre ich es plötzlich so? Nachdem es schon passiert ist?" Ich will nicht böse klingen, aber ich bin verzweifelt. Vertraut er mir nicht mehr? Doch, eigentlich schon.

„Ich wollte nicht, dass du dir so viel Kopf machst. Mir war diese Reaktion klar, Harry." Er verschluckt ein paar Wortanfänge, aber sonst ist alles wieder in Ordnung. Schluchzend vergrabe ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge und lege mich doch zu ihm, um sicherzugehen, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht und es bald wieder alles gut wird. „Ich bin froh, dass es dir gut geht, Louis. Gott, danke." Ich sende ein kleines Stoßgebet in den Himmel, auch wenn ich nicht gläubig bin. „Ich liebe dich, scheiße, und wie sehr ich dich liebe. Ich bin stolz auf dich, dass du die Operation durchgezogen hast. Aber das nächste Mal wirst du mit mir reden, okay? Ich bin dein Freund, Louis." Leise brummt er, bevor er meine Hand schwach drückt und seine Augen schließt.

„Schlaf ein wenig. Du musst schnell wieder gesund werden. Ich bin bei dir und werde nie wieder gehen. Das verspreche ich dir.", flüstere ich und lege den Kopf so, um Louis zu beobachten, wie er in das Land der Träume gleitet und irgendwann leise schnarcht. Er hat es getan, scheiße. Die Überraschung in einer Woche muss gut werden. Wenn Louis bis dahin überhaupt so fit ist und das Krankenhaus verlassen darf. Wenn nicht, wird es das erste sein, was ich Louis schenke, wenn er wieder auf den Beinen ist und die erste Nacht wieder zu Hause verbringt. Zusammen mit mir.

Da wurde nicht nur Harry überrascht:))

him. He's the one that I adoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt