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Heute

🅷🅰🆁🆁🆈*

Nachdem Louis mehr oder weniger in sein Schlafzimmer gerannt ist, liegt eine unangenehme Stille im Raum. Henry schaut mich etwas verwirrt an, auch wenn ich merke, dass er gerne wieder gehen würde. Wir sind extra eine Stunde nach hier gefahren, jetzt möchte ich auch noch ein wenig hier bleiben. Auch wenn Louis seit zwanzig Minuten nicht mehr aus dem Schlafzimmer gekommen ist.

„Schatz?" Ich drehe meinen Kopf zu Henry und lächle ihn an, während meine Hand Muster auf seinem Oberschenkel zeichnet. „Wie lange willst du noch bleiben? Ich glaube nicht, dass er nochmal rauskommt.", will er flüsternd wissen und haucht einen Kuss unter mein Ohr. „Ich habe alle lange nicht mehr gesehen, deswegen möchte ich gerne noch etwas bleiben, aber du kannst ruhig fahren. Die Stadt ist nicht weit von hier entfernt.", entgegne ich und lächle Angelina an, die aus Ihrem Rucksack ein Memoriespiel holt und dieses auf dem Tisch aufbaut.

„Schon gut, ich möchte dich nicht allein lassen." Ich schüttle beruhigend den Kopf und setze mich etwas anders hin. „Du musst nicht hier bleiben. Ich bin gut aufgehoben.", schmunzle ich. Für einen Moment überlegt er, schüttelt aber den Kopf.

Wenn wir nicht mit Johannah und Daniel hier sitzen würden, sondern nur mit Angelina, würde er wahrscheinlich gerne hier bleiben, jedoch sind mir die musternden Blicke der beiden ebenfalls aufgefallen, was meinen Freund etwas zu nerven scheint. Aber so sind die beiden nunmal. Henry ist Einzelkind und ist mit sechzehn von zu Hause ausgezogen, während ich so aufgewachsen bin. Für ihn ist alles neu, was ich absolut verstehe, aber das hier ist mein zweites Zuhause. Das hier sind mit die wichtigsten Menschen in meinem Leben und es ist traumhaft, wieder in solch einer Umgebung zu sein.

„Ein wenig bleibe ich noch, vielleicht kommst du dann ja mit." Nickend lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen.

Angelina setzt sich währenddessen auf den Teppich und schaut lächelnd zu mir. „Willst du spielen?" Natürlich will ich. Wie lange habe ich keine Spiele mehr gespielt? Definitiv zu lang nicht mehr. „Klar, rutschst du ein Stück?" Angelina nickt sofort und schaut mir dabei zu, wie ich mich auf den Boden sinken lasse und meine Beine unter dem Tisch verstecke, sodass sie nicht stören. „Spielst du auch mit?", frage ich Henry und schaue zu ihm hoch.

Jedoch schüttelt dieser den Kopf und deutet in den Flur. „Ich gehe mal aufs Klo, viel Spaß euch." Darauf folgt ein Kuss auf meinen Kopf, ehe er aufsteht und aus dem Wohnzimmer verschwindet. „Harry?" Ich schaue Angelina an, die währenddessen zwei Karten aufdeckt. Ein Fisch und ein Bär. „Was hast du mit deinem Bein gemacht? Ist Lou deswegen eben gegangen?" Ich schüttle den Kopf und mache meinen Zug. Auch verschiedene Motive. „Ich war im Krieg und habe es dort verloren. Aber es tut nicht weh."

Okay, das ist gelogen. Ich kann nachts kaum ohne Schmerzmittel schlafen, weil ich das Gefühl habe, mein Bein fällt mir jeden Moment ab. Aber es wird langsam besser. Ich bekomme Physiotherapie, Massagen und Essen ans Bett. Da kann ich mich nicht beschweren. Aber mit zwei Beinen war das Leben definitiv angenehmer. Und einfacher.

Jetzt kann ich kaum zehn Minuten auf den Krücken stehen. Eine Prothese habe ich noch nicht, da mein Bein noch ordentlich geschwollen ist und alles enge schmerzt. Deshalb trage ich auch noch keine Jeanshosen. „Tat es weh, als du das Bein verloren hast?" Deshalb mag ich Kinder. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und fragen einfach. Bei anderen wäre es mir vielleicht unangenehm gewesen, aber Angelina kann ich dies ohne Probleme erzählen. Bei allen anderen schnürt sich meine Kehle eng zusammen.

him. He's the one that I adoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt