To the Wrist

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Es dauert keine zwei Sekunden, bis dass ich einen Druck an meinem Handgelenk verspüre und zum Stehen gebracht werde. Ruckartig drehe ich mich um, wodurch mir meine Locken in mein Gesicht fallen. Wie hätte es auch anders sein können. Vor mir steht der Finne und schaut mich streng an. „Es geht mir nicht nur um die Dunkelheit.", seine strenge Stimme, lässt mich kurz zusammenzucken. „Ist mir egal. Ich brauche dich nicht als meinen Aufpasser.", mit einem Ruck reiße ich mein Handgelenk von ihm los und wende mich erneut von ihm ab. In der Hoffnung, dass er aufgibt, hinter mir her zu kommen, beschleunige ich meine Schritte und halte meinen Kopf gesenkt.

In dem Moment ist es mir auch egal, dass meine Kapuze von meinem Kopf fällt oder dass meine Gitarre auf meinem Rücken auf und ab wippt, ich möchte einfach nur weg von ihm. Eine Zeit lang fühlt es sich wirklich so an, als hätte er aufgegeben, doch bei einem Blick auf den, von meiner Taschenlampe beleuchteten, Rasen bemerke ich erneut einen Schatten hinter mir und keinen Augenblick später verspüre ich wieder einen Druck an meinem Handgelenk. Dieses Mal ist er stärker als beim ersten Mal.

„Ich habe dir gesagt, dass du mich verdammt nochmal alleine lassen sollst! Ich bin 26 Hokka, komm darauf klar, dass ich auf mich selber aufpassen kann!", schreie ich ihm direkt ins Gesicht. Nur für einen kurzen Moment weicht er geschockt zurück und ich selber bin von meinen Worten geschockt. Doch das, was ich gerade herausgelassen habe, war die Wut, die sich den Tag über in mir breit gemacht hat und ich nicht wusste wohin mit ihr.

In dem Moment, in dem Joel noch immer geschockt ist, versuche ich mein Handgelenk von seinem Griff zu befreien, was er allerdings sofort bemerkt und wieder stärker zugreift. Sein Blick wird mit einem Mal emotionslos und dunkel, er wendet seinen Blick weg von mir und zieht mich hinter sich her, weg von den Stellplätzen in einen abgelegenen Teil, welcher ein wenig mit Bäumen bepflanzt ist.

An einen der Bäume stellt er mich vor ihn, sodass die Rinde an der Gitarre kratzt. „Du bist echt unglaublich, weißt du das eigentlich? Ich versuche einmal nett zu dir zu sein, dir zu helfen und du schreist mich mitten auf dem Platz an. So laut, dass vermutlich der ganze Platz es gehört hat. Was ist de-", in seiner nächsten Frage unterbreche ich ihn. „Wenn du dich das fragst-.", jetzt kann ich nicht weitersprechen, denn so schnell ich ihn unterbrochen habe, so schnell drückt er seine freie Hand auf meinen Mund um mich zum Schweigen zu bekommen. „Ich war noch nicht fertig. Wenn das jetzt die Rache für unser interessantes Gespräch im Bus ist, dann übertriebst du gewaltig. Alles, was ich gerade möchte ist, dass du nicht um zwei Uhr alleine umherläufst. Außerdem habe ich mit Niko gesprochen, er meinte auch, dass es vielleicht besser wäre, wenn du jemanden als Begleitung hättest.", redet er weiter.

Seine hellblauen Augen glänzen im Mondlicht, welches von der Seite auf diese trifft, und sein Blick durchbohrt mich ein weiteres Mal in dieser Nacht. Er zwinkert nicht, zeigt keine Emotionen und spricht leise und ruhig, dafür, dass er mir gerade eine Ansprache gemacht hat, war seine Stimme zu ruhig geblieben.

Ich versuche meinen Mund frei zu bekommen, damit ich wieder sprechen kann, woraufhin er seine Hand von meinem Mund wegnimmt. „Klar, und dann hat Niko ausgerechnet dich gefragt. Bestimmt nicht. Niko würde jeden außer dir hinter mir herschicken, hältst du mich wirklich für so dumm? Außerdem weißt du genau, wieso ich dir gegenüber so kalt und angepisst bin. Und wenn nicht, dann bitte ich dich noch einmal nachzudenken in deinen tiefsten Erinnerungen, wobei, so wie ich dich kenne hast du die schon aus deinem winzigen Hirn verbannt. Erinnerst du dich überhaupt an irgendetwas oder warst du so drunk, dass dir die Tage aus dem Kopf gefallen sind. Jetzt sei doch mal ehrlich du machst dir überhaupt keine Sorgen um mich, hast du doch noch nie. Ich bin dir egal, nur irgendeine deutsche Musikerin, der man das Leben versauen kann. Du tust mir leid Joel, aber noch mehr tut mir eure Band leid. Weiß jemand von ihnen, was passiert ist und was du gemacht hast? Ich glaube nicht oder? Naja wenn es Niko wichtig ist, dass ich sicher an meinem Auto ankomme, dann lass jetzt verdammt nochmal mein Handgelenk los und komm mit mir zu meinem Auto. Ich bin zu diesem Festival gekommen um Spaß zu haben und mein Leben zu leben und nicht um es mir von dir zerstören zu lassen, so wie du es schon mal gemacht hast.", in dem Moment spreche ich einfach das aus, was mir in meinen Kopf kommt, ich sage es nicht besonders laut oder wütend, es ist einfach eine Stimmlage in meinen Sätzen, die Strenge aber auch Enttäuschung mit sich bringt. Ich weiß nicht genau, wie ich es schaffe meinen Wörtern diese Tiefe zu verleihen, doch sie haben sie.

Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt