Pov. Joel
Mein Handy stecke ich mir wieder in die Hosentasche und richte meinen Blick hinauf zum Himmel. Vor mir erscheinen kleine Dunstwolken von meinem warmen Atem, der auf die kalte Luft trifft.
Durch den Wind, liegen vereinzelt Strähnen meiner blonden Haare in meinem Gesicht, von denen ich mich jedoch nicht stören lasse. Vor wenigen Augenblicken hatte auch Aleksi das Studio verlassen, er war der letzte von uns und ist dann in Richtung seiner Wohnung gegangen. Der Glückspilz wohnt nur knapp fünf Minuten Fußweg von hier, weshalb er nicht wie ich auf ein Taxi warten muss.
Normalerweise würde ich mit Joonas zusammen nach Hause fahren, doch da dieser, seitdem wir aus dem Studio gekommen sind, malwieder wie vom Erdboden verschluckt ist. Habe ich mir ein eigenes Taxi bestellt.
Während ich zum dunklen Himmel schaue, schließe ich meine Augen für einen kurzen Moment und richte meinen Blick dann auf den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite.
Hängen bleibt er bei einer kleinen Struktur. Es dauert keine Sekunde, bis dass ich erkenne, um wen es sich handelt. Sie steht dort, ihren Blick nach unten gerichtet, während sie ihre Arme stramm vor ihrem Körper verschränkt. Ihre Schritte sind unsicher, schwankend und stolpernd.
Es war mir nicht aufgefallen, dass sie mehr getrunken hatte, als wir anderen. Klar es war nicht wenig Alkohol geflossen, aber insgesamt ging es uns allen noch recht gut.
Noch hat sie ihren Kopf nicht gehoben, was für mich vielleicht besser ist. Seit meiner Pflicht hat sie mich mit keinem Blick mehr beachtet. Verständlich? Vielleicht. War es eine dumme Idee von mir? Vermutlich. Hat Niko mir die Augen geöffnet? Definitiv.
Es ist nur ein Moment, der mich aus den Gedanken reißt. Den ersten Schritt legt sie auf die Straße, während genau von der Seite ein grelles Licht auftaucht. Hektisch reiße ich meinen Blick zu dem grellen Licht und dann wieder zu ihr. Nun ist sie schon beinahe mitten auf der Straße und stolpert immer weiter. „Fuck.", es ist das einzige Wort, was ich über meine Lippen laufen lasse. Sofort sprinte ich los und direkt auf Hilja zu.
Auch sie bemerkt die gefährliche Situation, in die sie grade steht, doch verfällt voller Angst in eine Schockstarre. Kaum bin ich bei ihr angekommen, ziehe ich sie zu mir und laufe aus dem Fahrweg des Autos.
Geschockt starre ich das Auto an, welches mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei rauscht. Am liebsten hätte ich den Fahrer einfach nur angeschrien, verflucht und ihm meinem Mittelfinger in seinen Rückspiegel gehalten, doch in diesem Moment, liegt meine ganze Aufmerksamkeit, bei der Person, welche ich fest in meinem Arm halte.
Meine eine Hand, mit der ich sie sanft zu mir ziehe, liegt an ihrem Rücken die andere an ihrem Kopf, welchen ich ebenfalls leicht am mich ziehe. Vorsichtig bahne ich mir den Weg zurück zum Bürgersteig und spüre währenddessen jeden einzelnen schnellen Schlag ihres Herzens. „Nichts passiert.", flüstere ich, doch gerade als ich diese Worte ausspreche reißt sie sich aus meinen Armen. Ohne dagegen anzukämpfen lasse ich es zu, ich kenne sie und möchte sie einfach nicht bedrängen, nicht nach diesem Abend. „Lass mich.", sie versucht stark zu klingen, doch das leichte Zittern in der Stimme, zeigt ihre Angst.
„Was hast du dir dabei gedacht?", ich versuche ruhig zu klingen und nicht komplett auszurasten, was mehr oder weniger gelingt. „Ich hatte alles im Griff.". Im Ernst, denkt sie wirklich, dass ich so blind bin? „Deswegen bleibst du mitten auf der Straße stehen, während ein Auto direkt auf dich zugefahren kommt? Bist du Lebensmüde?" – „Der war sowieso viel zu schnell. Ist auch egal. Ich bin weg, Nacht.", mit ihren Worten dreht sie sich von mir weg und beginnt unsicheren Schrittes weg zu gehen.
Ein Schmunzeln legt sich auf meine Lippen. Selbst extrem müde, betrunken und unter Schock versucht sie ihren eigenen Willen durch zu setzten, doch dieses Mal muss ich mich ihr in den Weg stellen. Nicht nur, dass sie es niemals bis zu sich nach Hause schaffen wird, es ist auch der Fakt, dass sie mitten in der Nacht alleine durch Oulu gehen muss und so wütend und abgefuckt sie von mir sein mag, werde ich sie nicht einfach laufen lassen. Das kann und will ich nicht verantworten müssen, das konnte ich auf dem Festival nicht und jetzt ebenfalls nicht.
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Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)
Fanfiction»Du verstehst es nicht Niko. Ich habe es mir geschworen. Ich habe mir geschworen ihn zu hassen.« Nur ein Augenblick, eine Entscheidung, ein Fehler, kann die Welt eines Einzigen verändern. Ins Glück oder ins Unglück stürzen. Eine Welt, die scheint a...