„... dann hätte ich gestöhnt.", das letzte Wort hauche ich nur. Im ersten Moment, in dem keine Reaktion kommt, habe ich Angst, dass er es nicht gehört hat und ich das Wort noch einmal aussprechen muss, doch die Angst vergeht mit dem Erscheinen seiner Stimme. „Okay, ähm wow. Also hat es dir etwas bedeutet?", er wirkt einerseits überrascht und anderseits leicht überfordert. „Was nein! Natürlich nicht, er hat mich dazu gezwungen." – „Bist du dir sicher? Du hast mir gerade gesagt, dass du dieses Gefühl seit Jahren nicht mehr hattest. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du es das letzte Mal auch bei Joel hattest und so fies und im Stich lassend sich das jetzt vielleicht anhört, aber ich glaube nicht, dass er dich wirklich gezwungen hat.", er durchschaut meine Aussage sofort, wodurch ich meinen Kopf einfach nur an die Tür hinter mich fallen lasse.
„Ich weiß es doch auch nicht Keno. Mein Kopf ist ein einziges Chaos! Als ich nach Finnland gezogen bin, wollte ich einen Neustart machen und das Chaos hinter mir lassen. Und jetzt? Jetzt habe ich das größte Chaos, das ich jemals hatte.", gebe ich ein wenig nach und lasse ihn an meinen eigentlichen Gedanken Teil haben. „Es kann doch nicht sein, dass eine Person es schafft meine Gefühle so zu verwirren. Die Person, für die ich so viel Hass verspüre. Wie schafft er das nur?" – „Du kannst ihn ja fragen.". Der Spaß von Keno kommt zum schlimmsten Zeitpunkt und doch schafft er es mich dadurch zum Lachen zu bringen. „Klar, ich gehe einfach zu Joel und frage: ‚Hey, wie schaffst du es mich, in Millisekunden, so schwach werden zu lassen, dass alles was ich will deine Lippen auf meine zu spüren ist, obwohl ich dich eigentlich hasse?'", lache ich und lasse meinen Gedanken nun wirklich jeden Freiraum. „Du hast es gesagt, Lia.", bemerkt auch Keno.
Es entsteht eine Stille, keiner von uns wagt es etwas zu sagen, während ich mich nun ein wenig erwischt fühle. „Der Kuss. Hat er sich gut angefühlt?", unterbricht Keno die Stille mit einer Frage, die ich am liebsten überhört hätte. „Er war... Ich weiß nicht, irgendwie... Es hat sich so entwickelt. Dass sich unsere Lippen synchron bewegt haben und ich meine Hand an seine Brust gelegt habe. Nichts davon war wirklich gewollt, es ist einfach geschehen, ohne dass ich irgendetwas dagegen tun konnte. Selbst wenn alles gegen meine Prinzipien gesprochen hat, ist es geschehen.", versuche ich die Frage zu beantworten, indem ich das beschreibe, was geschehen war.
Wieder kehrt Stille ein. Leise höre ich aus dem Studio die Stimmen der Jungs. Sie unterhalten sich über irgendwas, was ich nicht verstehen kann. Irgendwie schaffe ich es mich in den nicht erkennbaren Stimmen zu verlieren und werde erst von Kenos Stimme wieder zurückgeholt. „Du weißt gar nicht, wie gerne ich gerade bei dir wäre und dich einfach in den Arm nehmen würde.", mit seiner Aussage kommen mir ein weiteres Mal die Tränen. „Ich wünschte du wärst es. Kannst du nicht den nächsten Flug nehmen und nach Finnland kommen?", meine Frage ist eher rhetorisch gemeint, da ich weiß, dass das nicht geht. „Da gibt es leider mehrere Probleme. Livia hat noch immer Corona und das Geld fehlt auch." – „Ich weiß. Wie geht es Livia denn eigentlich?", erkundige ich mich nach seiner Freundin. Um das Thema zu wechseln? Möglich.
„Sie hat keine Symptome mehr, aber ist positiv. Ich bin im Homeoffice und helfe ihr die Langeweile zu überbrücken. Wie lief es bei euch mit der Musik?", erklärt er. „Soweit gut. Aleksi und Olli haben eine Bassline aufgenommen, die wirklich gut zu dem Song passt. Mal schauen, was da noch so hinzukommt.", antworte ich und fahre mir durch meine Haare. „Weißt du, was ich glaube, was gut für dich wäre?", die Frage des Deutschen kommt ziemlich überraschend. „Was?", es liegt Skeptik in meiner Stimme, da ich vor den Ideen von dem Gitarristen schon immer ein wenig Respekt hatte. „Du solltest noch etwas Alkohol in deinen Körper bekommen. Joonas kann dir bestimmt irgendwas Starkes mischen. Und wer weiß, vielleicht wirst du dir dann endlich über deine Gefühle zu dem finnischen Sänger klar." – „Dein Ernst? Als ob das mit Alkohol funktioniert. Bestimmt nicht.", lehne ich seinen Vorschlag sofort ab.
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Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)
Fanfiction»Du verstehst es nicht Niko. Ich habe es mir geschworen. Ich habe mir geschworen ihn zu hassen.« Nur ein Augenblick, eine Entscheidung, ein Fehler, kann die Welt eines Einzigen verändern. Ins Glück oder ins Unglück stürzen. Eine Welt, die scheint a...