Beinahe traue ich mich nicht zuzuhören, was meine Schwester sagen möchte. Zu sehr habe ich Angst vor den Worten, die ich befürchte; vor dem, was ich selber schon denke. Dennoch ermutige ich meine Schwester ihre Gedanken auszusprechen: „Sag es einfach Félicité.". Es dauert nicht lange, bis dass sich ihre Stimme wieder hebt. „Hilja, ich weiß, dass es schwer zu beurteilen ist, weil wir erst gerade davon erfahren haben. Und dich so zerstört zu sehen ist, glaub mir, für uns beide eine der schlimmsten Dinge. Aber was ich dich fragen möchte, ist ob du das wirklich willst? Denk dran, du bist umgezogen um einen Neuanfang zu machen. Du wolltest nie mehr an alles, was passiert ist, denken und jetzt sitzt du hier und all deine Gedanken gehen darum.", ihre Stimme, schafft es mich nur noch mehr zum verszweifeln zu bringen.
Meinen Kopf hebe ich wieder aus meinen Händen und schaue auf den Bildschirm. „Denkst du das weiß ich nicht? Ich wollte sie nie kennenlernen oder wiedersehen oder was auch immer. Aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern, Wäre Joel nicht, wüsste ich genau, was ich tun würde. Ich habe in den fünf Jungs so gute Freunde gefunden, Freunde, die ich brauche. Es ist allein Joel, der mir Probleme bereitet und ich weiß nicht, was in meinem Körper vorgeht. Jede Sekunde, die ich mit ihm verbringe, verwirrt mich nur noch mehr. Gerade denke ich mir, dass ich ihn hassen muss, schon alleine wegen seiner Aussage." – „Aber?", es ist die Stimme meiner Mutter, die dazwischen greift.
Erschöpft atme ich aus und schiele erneut an die Decke. Ich weiß genau, wie meine Familie zu Joel steht. Er ist die Person, die mich gebrochen hat, wegen dem ich Ewigkeiten getrauert habe. Durch den nichts mehr mit mir anzufangen war. In diesem Verhältnis ist meine Familie recht harsch und stur. Wenn jemand uns etwas Schlechtes getan hat, ist diese Person es nicht wert beachtet zu werden. Eine zweite Chance ist beinahe unmöglich.
„Aber... Im selben Moment schaffe ich es nicht wütend zu sein. Es funktioniert einfach nicht. Irgendetwas blockiert mich und ich schaffe es einfach nicht meinen Willen durch zu setzten.", spreche ich mich aus und hoffe auf eine verständnisvolle Antwort. „Er manipuliert dich Hilja. Er spielt seine Spiele mit dir. Wenn du deinen Willen nicht dursetzten kannst, hat es nichts mit dir zu tun." – „Das habe ich mir auch gedacht. Bis dass er mir das genaue Gegenteil erzählt hat. Dass man Menschen nicht manipulieren kann, Menschen können sich nur biegen. Aber auch das tun sie nur, wenn sie nicht voll und ganz hinter deren Meinung stehen. Irgendwie hat er damit recht oder? Ich meine, wäre ich zu hundert Prozent von meiner Meinung überzeugt, dass er mich manipulieren will, noch immer derselbe ist und ich ihn hasse, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation. Ich würde ihn noch immer hassen. Egal was er tun würde. Ich hätte ihn nicht geküsst, wäre nicht in seinem Bett eingeschlafen und hätte ihn nicht so nah kommen lassen.", es sind beinahe genau seine Worte, die ich ausspreche, die mich zum Nachdenken zwingen.
Kurz kehrt Stille ein. Meinen Blick richte ich zu Félicité und meiner Mutter, die ebenfalls so aussehen, als würden sie über die Worte nachdenken. Wieder ist es meine große Schwester, die sich kurz eine braunblonde Haarsträhne aus dem Gesicht streicht und beginnt zu sprechen: „Du musst verstehen, dass alle Männer gleich gestickt sind. Egal wer, ob es jetzt irgendeiner aus dem Dorf ist oder der finnische Rockstar." – „Auch Aaron?", frage ich nach dem Freund meiner Schwester, weil ich den Spruch von wegen, ‚alle ... sind gleich' hasse. Immer gibt es Ausnahmen. „Ja auch Aaron. Männer arbeiten nicht gerade viel mit ihrem Kopf. Sie verstehen lange nicht, was sie an einem haben, bis dass sie es verlieren. Sieh dich an, du bist eine wunderschöne junge Frau geworden, seitdem ihr euch das letzte Mal gesehen habt. Joel hat dich fallen gelassen und jetzt sieht er, was er verloren hat. Natürlich versucht er dich jetzt wieder zu bekommen, aber wenn er das mit Manipulation versucht, tut er es mit den falschen Mitteln. Das zeigt doch nur, dass er sich nicht geändert hat. Bitte fall nicht wieder auf ihn rein und bleib deiner Meinung treu.", beendet sie ihre Predigt und schaut mit ihren blauen Augen in die Kamera.
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Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)
Fanfiction»Du verstehst es nicht Niko. Ich habe es mir geschworen. Ich habe mir geschworen ihn zu hassen.« Nur ein Augenblick, eine Entscheidung, ein Fehler, kann die Welt eines Einzigen verändern. Ins Glück oder ins Unglück stürzen. Eine Welt, die scheint a...