Seit einer ganzen Weile sitze ich nun schon in meinem Auto und warte auf Niko. Die Sonne ist schon seit geraumer Zeit dem Horizont nähergekommen und ist nun nur noch der restliche Schein, welcher sich orange den Himmel entlang zieht. Die Bühne hat die Lichter angeschaltet und besonders, wenn die Pyrotechnik und das Feuer angeht, wird es hell, wenn man zur Bühne schaut.
Auch die Temperaturen werden gefühlt von Minute zu Minute kühler, wodurch ich nun nicht mehr in Top, sondern in einem dicken Pulli der Musik lausche.
Blind Channel war die letzte Band für heute und hat mit einer ganzen Stunde die längste Zeit auf der Bühne. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass die Stunde nun vorbei ist, und auf die Sekunde wird es ruhig. Keine Musik mehr. Nur noch ein letzter Schrei und dann verstummen die Stimmen aus den Lautsprechern. Ein letztes Geschrei aus dem Publikum und schon kehrt die Stille ein.
Irgendwie gruselig, wie alles mit einem Mal stumm werden kann. Die Lichter von der Bühne sind nicht mehr so hell wie bei den Auftritten und der Backstagebereich wird insgesamt dunkler. Viele der Artisten fahren vom Gelände oder feiern weiter in ihren Zelten, doch insgesamt bleibt es ruhig.
Nur kurz schließe ich meine Augen und genieße die Stille. Auch das muss mal sein. Wenn man den ganzen Tag über nur Geräusche um sich herumhat, tut auch die Stille gut.
Der Genuss hält jedoch nicht lange an, als ich plötzlich durch ein Klopfen aufschrecke. Erschrocken drehe ich mich um und sehe direkt in Nikos grüne Augen, die leicht durch die Autoscheibe schimmern. Sofort öffne ich den Kofferraum und steige aus dem Auto aus. Die kühle Nachtluft lässt mir kurz einen kalten Schauer über den Rücken laufen, wodurch ich zittere.
„Nicht einschlafen Kurze, die Party startet doch erst.", lacht Niko und bezieht sich dabei auf meine geschlossenen Augen im Auto. „Ich habe nicht geschlafen. Ich habe nur die Ruhe genossen.", stelle ich die Aussage richtig. „Na dann.", lacht er und erst jetzt bemerke ich, dass er noch immer das schwarze T-Shirt trägt und in keinem Millimeter seines Körpers macht er den Anschein zu frieren. Finnen. Denen ist vermutlich nie kalt.
Gerade als ich den Kofferraum wieder schließen möchte greift Niko nach meiner Gitarre und hält sie mir hin. „Willst du die mitnehmen? Wir werden bestimmt noch etwas spielen.", fragt er grinsend, woraufhin ich nur nicke, da ich weiß, dass selbst, wenn ich dagegen stimmen würde, er sie mitnimmt.
Ich nehme ihm die Gitarre ab und folge ihm dann zu deren Bus. Schwer zu finden ist er nicht, denn viele Busse stehen auf dem Platz nicht und aus denen ist es der lauteste, wie kann es auch anders sein.
Und als würde der Bus nicht reichen, steht vor diesem noch ein offenes Zelt mit Tischen und Bänken. Das nenne ich mal Luxus. Mein Auto dagegen war, naja eigentlich ist es, wie wenn man eine Hotel Toilette mit einem Plumpsklo vergleicht. Ja das passt. Auch wenn ich sagen muss, dass ich mit meinem Plumpsklo äußerst zufrieden war.
„Leute ich bin wieder da!", ruft Niko auf Finnisch zu seinen Freunden. Was er allerdings nicht weiß, ich verstehen und sprechen Finnisch recht gut, da ich seit meinem Entschluss nach Finnland zu ziehen und auch schon davor Finnisch gelernt habe. Aber wieso sollte ich das sagen? Ist doch viel schöner alle im Ungewissen zu lassen oder nicht?
Niko zieht mich mit ins Zelt und legt seine Hände auf meine Schultern. „Joonas, Tommi, Olli erinnert ihr euch noch an Hilja?", fragt er die drei Jungs, die ich schon kenne, diesmal auf Englisch. Die drei schauen erstmal etwas verwirrt zu mir, bis dass Joonas blitzartig seine Augen aufreißt und zu mir kommt. „Oh mein Gott! Du hier?! Wie kommt das denn? Ist ja eine Ewigkeit her!", bemerkt er und zieht mich in eine enge Umarmung, bei der ich mich leicht auf die Zehenspitzen stelle. Der Größenunterschied ist gleichgeblieben, ich bin klein, er groß, alles beim Alten. „Ja, sechs Jahre. Schön dich zu sehen Joonas.", begrüße ich ihn und bei meiner Bemerkung von den sechs Jahren macht es auch bei Tommi und Olli klick.
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Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)
ספרות חובבים»Du verstehst es nicht Niko. Ich habe es mir geschworen. Ich habe mir geschworen ihn zu hassen.« Nur ein Augenblick, eine Entscheidung, ein Fehler, kann die Welt eines Einzigen verändern. Ins Glück oder ins Unglück stürzen. Eine Welt, die scheint a...