Eine Woche ist nun vergangen, eine Woche, in der ich nachdenken konnte und Joel mir Zeit gegeben hat. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, als ich es ihm am nächsten Morgen erzählt habe, doch er blieb ruhig, nickte und sagte nur: „Sag mir Bescheid, wenn du dir sicher bist.". Er schien enttäuscht zu sein, allerdings verwirrte mich seine ruhige und beinahe entspannte Reaktion. In meinen Gedanken wusste ich, dass er innerlich vermutlich nicht so ruhig war. Die Angst vor meiner Entscheidung, sah ich in seinen Augen, die mit einem Mal bedrohlich dunkel geworden waren, aber dennoch ließ er mir die Zeit.
Seit dem besagten Tag, hatte ich mich ein weiteres Mal von der Außenwelt abgeschottet. Kein Kontakt zu irgendwem, weder meiner Familie, noch zu einem von den Jungs. Meistens saß ich in meiner Wohnung, sobald es jedoch Abend wurde, habe ich es mir zur kleinen Tradition gemacht einen Spaziergang ans Ufer zu machen. Es war eine Art Entspannung, die ich einfach brauchte.
Schon früher in Deutschland hatte ich immer meinen Rückzugsort. Zwar war dieser mit Abstand nicht so schön, wie die Aussicht hier in Oulu, aber dennoch fand ich es immer schön auf den Baum zu klettern und von diesen aus, den Sonnenuntergang zu betrachten. Diese Zeiten, sind Augenblicke, die ich ganz alleine für mich brauche, die Dinge in mir erwecken, die ich nur ganz selten spüre und mir helfen, wenn schwere Entscheidungen vor mir liegen.
Auch von Social Media habe ich mich die gesamte letzte Woche abgeschottet. Insgesamt, war ich so gut wie nie an meinem Handy gewesen, die Ausnahme war Spotify, ansonsten wirklich gar nicht. Wissen, was in den letzten Tagen da draußen so passiert ist, weiß ich also nicht, auch nicht wie gut mein Cover angekommen ist oder ob es überhaupt Aufmerksamkeit bekommen hat. Ehrlich gesagt ist mir das auch recht egal, im Moment, habe ich andere, wichtigere Probleme.
Wir schreiben den achten November, Ollis Geburtstag, zu dem ich um ungefähr 18 Uhr zum Abendessen eingeladen bin. Es ist nun knapp halb sechs, was bedeutet, dass ich in ungefähr 20 Minuten losgehe, um vielleicht schon ein wenig früher bei dem Bassisten zu sein. Vielleicht, kann ich ihn noch bei Kleinigkeiten helfen. Anziehen tue ich mir meine schwarze Skinny Highwaist Jeans und meinen roten Pullover, den ich mir noch etwas in die Hose stecke. Meinen Haaren verleihe ich noch ein wenig mehr Volumen, indem ich überkopf die Ansätze wenige Male kämme. Schminken tue ich mich wieder nur dezent und so natürlich, dass man es kaum sieht.
Um viertel vor sechs sitze ich auf meiner Couch und bin fertig. Mein Blick schweift zu meinem Handy, welches gemütlich auf dem Wohnzimmertisch schlummert. Letzte Woche hatte ich mein Handy um 18 Uhr von mir gelegt und nicht mehr benutzt. Um die ganze Woche zu vervollständigen, beschließe ich, dass ich auch jetzt nicht auf das Handy schauen werde, sondern erst, wenn ich bei Olli bin. Und da ich auch weiß, dass ich vermutlich nicht oft auf mein Handy schauen werde, wenn ich mit den Jungs zusammen bin, bin ich mal gespannt, wie lange ich noch ohne mein Handy auskomme.
Pünktlich um zehn vor sechs trete ich aus meiner Wohnung und schaue auf den kleinen Zettel, auf den ich Ollis Adresse geschrieben habe. Ohne Probleme schaffe ich es in den angegebenen fünf Minuten an seiner Wohnung anzukommen, wozu man sagen muss, dass ich mich mittlerweile recht gut in diesem Stadtviertel auskenne. Das passiert halt, wenn man täglich zum Ufer und wieder zurückläuft. Einen guten Orientierungssinn habe ich auch, was es mir einfach macht die Straßennamen zu merken.
An der Wohnung angekommen, klingle ich an der Haustür und keine Sekunde später öffnet sich die Tür auch schon. „Hilja! Du bist früh dran, komm hoch.", ruft Olli von der ersten Etage durchs Treppenhaus, woraufhin ich seinem Ruf folge und zu ihm nach oben gehe. „Ich muss doch dem Cliché der überpünktlichen Deutschen erfüllen.", lache ich in die begrüßende Umarmung hinein. „Ja das muss man dir lassen, das Cliché erfüllst du immer wieder aufs Neue. Komm rein.", bestätigt er meine Aussage.
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Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)
Fanfiction»Du verstehst es nicht Niko. Ich habe es mir geschworen. Ich habe mir geschworen ihn zu hassen.« Nur ein Augenblick, eine Entscheidung, ein Fehler, kann die Welt eines Einzigen verändern. Ins Glück oder ins Unglück stürzen. Eine Welt, die scheint a...