I'm not a Quitter, but...

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Nicht lange zögern wir, bis dass wir mit dem Karaoke fortsetzten, da, ich zitiere ‚wir noch vor Sonnenaufgang fertig sein wollen'. Wobei ich gestehen muss, dass bei der Anzahl an Zetteln die in der Schüssel liegen und das ganze mal sieben schon leicht viele Lieder sind und ich somit weiß, dass diese Nacht noch lange gehen wird. Ich bin mal gespannt, wann wir zu Aleksi nach Hause gehen oder ob es praktischer ist einfach nach Hause zu gehen.

Die nächste Runde dreht sich weiterhin um Rocklieder, hierbei geht es jedoch nicht um irgendwelche Lieder von bestimmten Bands, sondern um Lieder, die man in letzter Zeit öfter hört. Da Joel das Thema gezogen hat, ist er auch als erstes dran und steht auch sofort auf um ein Lied einzugeben.

Schnell greift Joel sich noch eine der Gitarren und stellt sich dann an das aufgestellte Mikro. Dieser Anblick erweckt Erinnerungen in mir, wie er dort steht, leicht schräg zum Mikrofon und die Gitarre in der Hand hält. Schon lange hatte ich dies nicht mehr gesehen, selbst gerade eben nicht, weil er sich die Gitarre nicht genommen hat, doch gerade kommen mir Bilder in den Kopf, die ich gedacht verbannt zu haben.

„Ihr alle kennt das Lied.", sagt er leise und schon beginnt die Melodie zu spielen. Es dauert nicht mal eine Sekunde, bis dass alle erkennen um welches Lied es geht. „You should know I'm only happy when it rains.", beginnt er die erste Strophe und nur in dieser Sekunde, schaut er kurz zu seiner Gitarre. In jeder weiteren Zeile des Liedes treffen sich unsere Blicke. Nur beim Blinzeln verliert sich der Augenkontakt im Raum, er verliert sich, doch ist bei der nächsten Zeile schon wieder da.

Er beginnt mit der zweiten Strophe und legt nun die Gitarre weg. Das Mikro nimmt er aus der Halterung und geht dann noch wenige Schritte nach vorne, sodass er ganz vorne am Bühnenrand steht. Der zweite Refrain beginnt und mit einem Mal springt er nach hinten weg und beginnt sein Rockstardasein zu zeigen. Genauso kennt man ihn auf der Stage. Voller Adrenalin und ich weiß genau, dass es bei den anderen, mich miteingeschlossen, bei dieser Kategorie nicht anders aussehen wird.

Genau zur Bridge, hockt er sich auf die Bühne und schaut nach unten. Seine verwirrten Haare fallen vor und neben sein Gesicht, sodass dieses nicht mehr zu sehen ist. „I'm not coming back, but tomorrow's unknown.", seine Stimme ist mit einem Mal so leise und leicht zittrig, als er seinen Kopf leicht hebt und mit der rechten Hand die Haare über den Kopf nach hinten streicht. Wie als hätte er es tausende Male geübt und einstudiert, landet sein Blick sofort auf meinen. Ich will wegschauen, als er mich mit dem Blick trifft, doch ich bin zu langsam. Er drängt mich nur mit einem Blick dazu ihm zuzuhören. „I'm used to this pain, but what hurts me the most. Is knowing I'm wrong, when I'm letting you go.", jedes einzelne Wort soll ich hören, doch ich soll es nicht nur hören, ich soll es verstehen. Ich soll verstehen, was er mit ihm meint, ich soll verstehen, was er mir sagen will. Wieso er sich genau dieses Lied ausgesucht hat und wieso er mich anschaut und nicht nur einfach in die Runde.

Mit dem zweiten Teil der Bridge steht er wieder langsam auf, dieses Mal stellt er sein Mikro jedoch wieder in die Halterung und legt beide Hände um sein Mikro. Sein Blick bleibt bei mir, was glücklicherweise nicht wirklich auffällt, da ich noch immer in der Mitte der Couch sitze. Er könnte auch zu Aleksi schauen oder einfach in die Mitte des Raumes, aber ich selber kann nicht leugnen, dass dieser Blickkontakt nicht besteht.

In den ersten Augenblicken habe ich noch gehofft, dass ich mir das nur einbilde. Mein Kopf, bildet sich durch den Anblick zu Beginn etwas ein und schwelgt in Erinnerungen, doch sein Blick weicht nicht, er bleibt bei mir und selbst, wenn er kurz die Augen schließt, landet der Blick an ein und derselben Stelle.

Der letzte Schrei des Liedes verschafft mir Gänsehaut. Ein leichter kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter und lässt mich erstarren. Seine Worte schallen noch in meinem Kopf, beinahe wie ein Ohrwurm legen sich die Zeilen in meinen Kopf, allerdings nicht wegen der Lyrics oder der Melodie – nein – es ist ganz allein Joels Stimme und sein Blick, die mich jedes einzelne Wort nicht vergessen lassen.

Died enough for You [Joel Hokka FF] (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt