Kapitel 8

2.9K 171 17
                                    

Eine Weile lang lasse ich meinen Tränen freien Lauf und klammere mich an Legolas, wie ein kleines Mädchen sich an ihren Vater, der sie verlassen muss. Immer wieder verspricht er mir, dass er auf mich aufpassen würde, dass mir Nichts geschehen wird solange ich bei ihm bin. Als ich das Gefühl habe, dass ich mich beruhigt habe, löse ich mich von Legolas und wische mir mit dem Ärmel meiner Bluse die Tränen aus dem Gesicht.~Bestimmt denkt er jetzt von mir, dass ich eine heulende, verwöhnte Prinzessin bin, die lieber im Schloss bleiben sollte...~ "Geht es dir wieder gut?", fragt er mich und mustert besorgt mein Gesicht. Stumm nicke ich und sehe zu Boden. "Kannst du dich noch an den Namen von diesem Verbrecher erinnern?", fragt er und erneut kann ich ein wenig Wut in seiner Stimme zu erkennen. "Alagos. Er heißt Alagos. Weshalb möchtest du das wissen?", frage ich ihn, obwohl ich bereits ahne, was er sagen wird. "Wenn ich diesem Alagos jemals begegnen sollte, dann wird er es für immer bereuen, dass er dir damals soetwas abscheuliches antun wollte.", seine Stimme klingt ruhig... Gefährlich ruhig.... ~Noch nie habe ich ihn so reden hören...~ "Können wir bitte das Thema wechseln?", frage ich kleinlaut. Die Erinnerungen daran sind einfach zu grausam und es reicht mir schon, dass ich sie einmal durchgehen musste. "Natürlich...", meint er und überlegt einige Minuten lang, "Wie wäre es mit einem Spaziergang?" Ich stimme ein wenig lächelnd zu und erhebe mich. Als auch er sich erhoben hat gehen wir zuerst in die entgegengesetzte Richtung des Sees. Ob er gerade nachdenkt oder nicht weiß was er sagen soll, kann ich nicht deuten, aber wir gehen eine Weile lang schweigend nebeneinander her. Ich würde so gerne etwas sagen, damit wir uns unterhalten, aber mir will einfach kein gutes Thema einfallen. ~Denk nach...! Denk nach....! Genau, das ist es!~ "Könntest du mir bitte vom Düsterwald erzählen?", frage ich leise. "Wie bitte?", fragt nun er, aber er scheint in Gedanken an einem ganz anderem Ort zu sein. Nachdem ich ein paar Sekunden lang leise gelacht habe wiederhole ich mich "Ich habe dich gebeten mir vom Düsterwald zu erzählen, aber du bist mit den Gedanken ja ganz wo anders." "Tut mir leid... Ja ich habe ein wenig nachgedacht... Aber was genau möchtest du denn wissen?", stellt er die Gegenfrage. ~Hm....~ "Erzähl mir einfach von dem, was dir gerade in den Sinn kommt.", antworte ich und sehe ihn erwartend an. Nach einigen Sekunden beginnt er mit seiner Erzählung "Ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast, aber früher war der Wald wunderschön. Die Bäume waren kräftig, groß und trugen strahlend grüne Blätter. Die Tiere nutzten ihn als ihr Heim und wo man auch hinsah war alles friedlich...", er macht eine kurze Pause, weshalb ich ihn von der Seite ansehe. Er hat seine Mundwinkel gehoben und sieht verträumt auf den trockenen Boden vor sich. ~Die Perfektion in Person.....~ "Ich bin gerne in den Wald gegangen. Dort konnte ich immer in Ruhe nachdenken, der Natur nahe sein.... doch dann veränderte er sich.." Er verstummt und richtet seinen Blick auf etwas in der Ferne. "Was meinst du mit...", setzte ich an, doch er unterbricht mich, indem er stumm einen Finger an seine Lippen legt. Ich nicke kurz, richte meinen Blick ebenfalls in die Ferne und versuche zu erkennen, was ihn dort beunruhigt. Und tatsächlich, dort bewegt sich etwas: Eine kleine Staubwolke bewegt sich auf uns zu, aber noch ist sie weit entfehrnt. Dann höre ich schwere Schritte, von mindestens 100 Personen oder wie sich herausgestellt: 100 Orks. ~Aber was wollen die hier?~ Legolas Hand umfasst meinen Oberarm und er zieht mich im schnellen Tempo mit sich. "Wir müssen Nessa und Lanwë suchen. Weißt du wo sie sein könnten?", fragt er in einem Ton, der mich zutiefst beunruhigt. "Am Ufer oder vielleicht bei den Pferden", antworte ich ebenfalls beunruhigt. "Gut. Du gehst zum Ufer und ich zu den Pferden. Wenn du sie nicht findest, kommst du zu mir." "Aber..", mal wieder unterbricht er mich indem er sagt "Tu einfach das was ich dir gesagt habe." Er ist ziemlich beunruhigt, also renne ich förmlich zum Ufer. Dort angekommen sehe ich mich um, doch sie sind nicht da. Komischer Weise sind die Beweise unseres Aufenthaltes verschwunden. ~Wo sind sie bloß? Was ist hier passiert...?~ Da fallen mir auch schon Legolas' Worte ein: ~Wenn du sie nicht findest, kommst du zu mir.~ Sofort laufe ich zu den Pferden und höre wenige Meter von ihnen entfernt die beunruhigten Stimmen von Legolas, Nessa und Lanwë. Erleichtert atme ich auf und verlangsame mein Tempo. Als ich auf die kleine Lichtung trete sind die Pferde bereits vorbereitet und die drei Elben unterhalten sich hektisch miteinander. Nessa erblickt mich als erste, kommt auf mich zu und sagt erleichtert "Endlich bist du da. Wir müssen los. Sofort." In ihren Augen sehe ich die selbe Angst, die sich auch in mir auftut, die Angst davor zu sterben. Auch wenn ich hinter den Mauern des Schlosses gefangen gehalten wurde, weiß ich wie grausam und brutal Orks sein können. Erneut beginnen Legolas und Lanwë eine Diskussion darüber, wohin wir nun reiten sollen. Das Geräusch von hundert Orks, die auf uns zurennen, wird allmählich lauter. "Wir sollten zum Düsterwald reiten, Legolas. So entkommen wir den Orks und werden nicht in einen Kampf verwickelt!", meint Lanwë etwas lauter. "Nein, Lanwë... Wir sollten nach Bruchtal reiten und das jetzt sofort.", entgenet Legolas dickköpfig und steigt auf sein Pferd auf. "Kommst du?", fragt er nun mich. "Legolas! So höre mich doch an! Wenn wir nach Bruchtal reiten ist das Risiko in einen Kampf verwickelt zu werden höher!", fleht Lanwë seinen Freund nun an. "Du weißt ganz genau, dass ich noch nicht dorthin zurückkehren kann.. Es geht einfach nicht.. Und nun bitte ich euch als meine Freunde: Kommt mit mir." Ich trete näher an sein Pferd heran und er hilft mir lächelnd auf den Rücken seines Pferdes."Danke..", flüstert er, es ist kaum ein Hauch. "Worauf wartet ihr noch?", frage ich Nessa und Lanwë, die keine Anstalten machen auch aufzusteigen. Traurig sehen sie mich an. ~Unsere Wege werden sich trennen, wenn sie nicht mitkommen!~ "Warum steigt ihr nicht auf...?", frage ich nun leise. Als sie erneut nicht antworten gibt Legolas Arod einen leichten Tritt in die Seiten und wir reiten los. Meine Arme umfasse seinen Oberkörper und ich drehe meinen Kopf mit Tränen in den Augen zu Nessa und Lanwë. Sie stehen nur da und sehen uns nach. ~Auf Wiedersehen Nessa.. Auf Wiedersehen Lanwë..~ Schweigend reiten wir nun im Galopp über die wüstenähnliche Ebene, auf der man gelegentlich einen vertrockneten Strauch sehen kann. Eine gefühlte Stunde später sind die Schritte der Orkmeute noch immer zu hören und ich mache mir Sorgen um die beiden. ~Was ist, wenn sie nicht schnell genug waren? Was ist, wenn sie schon tot sind? Nein! Werd nicht paranoid! Sie laufen doch noch - also können sie sie noch nicht erreicht haben....~ "Sie werden schon nicht sterben. Mach dir keine Sorgen..", meint Legolas mit sanfter Stimme. Seine Worte haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich und ich entspanne mich wieder. Da ertönt plötzlich das Geräusch von sich nähernden Hufen eines schnellen Pferdes. Erwartungsvoll drehe ich meinen Kopf erneut mach hinten. ~Sie sind uns doch noch gefolgt!~ "Legolas halt an!", rufe ich freudig. Augenblicklich bleibt das Pferd stehen und ich springe beinahe ab. Auch Nessa ist vom Pferd abgestiegen und läuft auf mich zu. Als wir bei einander ankommen umarmen wir uns stürmisch und fallen beide lachend zu Boden. "Ich dachte schon unsere Wege würden sich trennen!", sage ich froh. "Das wären sie auch! Aber ich habe Lanwë dazu überredet, dass wir euch folgen! Und jetzt sind wir hier.", erklärt sie mir und einander stützend stehen wir auf. "Warum bist du eigentlich mit Legolas gegangen?", fragt sie mit neugieriger und neckischer Stimme. "Ich konnte ihn doch nicht alleine losreiten lassen.", antworte ich und versuche um jeden Preis meine Gefühle für ihn zu verstecken. ~Ich würde ihr alles zutrauen, wenn ich ihr davon erzähle...~ "Aha...", entgegnet sie nur. Jedoch kann ich sie nicht fragen was sie denkt, weil Lanwë bei uns ankommt. Einige Sekunden später ist auch Legolas bei uns und ich bemerke, wie mir die Röte in die Wangen steigen möchte, was ich krampfhaft versuche ich zu verhindern. "Warum seid ihr hier?", fragt Legolas Lanwë und Nessa, wobei seine Stimme ein wenig überrascht klingt. Lanwë steigt nun ebenfalls vom Pferd ab, weshalb Legolas es vermutlich auch tut. Er legt Legolas freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und meint ernst "Hast du es etwa schon vergessen? Wir sind soetwas wie Freunde." Ein Lächeln stiehlt sich auf Legolas' Geschicht und er meint "Wie könnte ich das nur jemals vergessen?" Lanwë sieht kurz zu mir, dann wieder zu Legolas und meint "Außerdem kann ich sie doch nicht mit dir alleine lassen." Kopfschüttelnd stehe ich da und sehe ihn ungläubig an, während Nessa vor sich hin kichert. ~Hat er das gerade wirklich gesagt...?~ "Warum guckst du mich so an? Ihr seid halt einfach das perfekte Paar.", fügt Lanwë noch hinzu und wendet sich nun an mich. "Lanwë... Sei einfach still und steig auf dein Pferd. Die Orks nähern sich immer noch.", meine ich und gehe auf Arod zu. "Sie hat recht.", stimmt mir Nessa zu und hackt sich bei Lanwë ein. "Dann sollten wir los.", stellt Lanwë fest und sieht Nessa liebevoll an. Nessa und Lanwë setzen sich auf ihr Pferd, während Legolas auf mich und Arod zukommt. "Nach dir.", meine ich höflich und steige nach ihm auf. Sehr leise, fast wie ein Flüstern, kann ich das Gebrüll der Orks ausmachen. Ich rücke nahe an ihn heran und frage leise und besorgt "Werden wir das hier überleben?" Immerhin sollte Lanwë diese Frage besser nicht hören, da er mich sonst als Feigling bezeichnen und mich damit aufziehen würde. "Bestimmt.", flüstert er ebenfalls leise. ~Wir sind zwar Elben, aber richtig kämpfen können vermutlich nur Legolas und Lanwë - wir können auch kämpfen, aber bestimmt nicht so gut wie sie - Außerdem würde es 100 gegen 4 stehen und wir hätten wahrscheinlich keine Chance....~ Ich hoffe inständig, dass Lanwës Worte nicht wahr werden. "Wir reiten los.", warnt Legolas mich noch, damit ich noch ein wenig näher an ihn rücken und meinen Griff um ihn verstärken kann. Und schon galoppieren wir los. Die braune Stute nahe dem weißem Hengst pretschen wir über die Ebene. Unsere Haare werden vom Wind nach hinten getrieben, sodass sich die von Legolas andauernd in meinem Gesicht befinden. Ich sehe nur eine einzige Möglichkeit: Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Augenblicklich spannt er seinen Oberkörper an und sitzt nun ähnlich wie ein Stock. "Soll ich das lassen?", frage ich vorsichtig und hebe meinen Kopf ein wenig, woraufhin sich seine Haare wieder in meinem Gesicht befinden. "Nein.. Ich meine.. Es macht mir Nichts aus.", meint er und seine Stimme klingt ebenfalls ein wenig angespannt. Als ich meinen Kopf jedoch wieder gegen seine Schulter lehne, hat er sich anscheinend wieder entspannt. ~Wie das wohl aussehen mag...? Eine Elbin lehnt ihren Kopf an der Schulter des Elben an, in den sie verliebt ist.... Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Genau das würde Nessa jetzt bestimmt sagen...~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt