Die ganze Zeit über wird kein Wort gesprochen, noch nicht einmal Nessa und Lanwë scherzen und stellen uns ihre altbekannten Fragen. Eine weitere Woche vergeht ohne irgendwelche Vorkommnisse, geht es hierbei um Legolas oder die Orks, die diese Gebirgskette bewohnen. Die Tatsache, dass Legolas in dieser Zeit nur wenig mit mir geredet hat, nimmt mich sehr mit. ~Warum redet er nicht mehr mit mir..? Hat es wohl damit zu tun, dass ich ihn damals nach dem Gewitter nicht los gelassen habe?~ Es ist komisch für mich, dass wir zwar nicht mehr viel reden, ich allerdings seine mich förmlich durchbohrenen Blicke auf mir spüre und das immer öfter. Wenn ich jedoch meinen Kopf auch nur Ansatzweise in seine Richtung drehe, wendet er seinen Blick schnell ab und findet etwas völlig anderes interessanteres. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich mir dieses Gefühl auch nur einbilde und er mich überhaupt nicht ansieht, doch dann kommt immer dieses andere Gefühl, das ich genau dann empfinde, wenn ich seinen Blick auf mir spüre. Der letzte Aufstieg ist fast geschafft und es wird nur noch eine oder zwei Stunden dauern bis wir uns an den Abstieg machen können. An eben diesem Tag fällt mir stärker auf als sonst, dass die beiden Düsterwaldelben langsam müde werden. Freiwillig würden die beiden niemals zugeben, dass ihre Kraft zu schwinden beginnt, also liegt es an mir und Nessa, der dies auch aufgefallen ist, dafür zu sorgen, dass wir eine Pause einlegen. "Könnten wir vielleicht etwas langsamer gehen?", fragt Nessa gespielt erschöpft und seufzt ebenso. Augenblicklich bleibt Lanwë stehen und vergewissert sich, dass es ihr gut geht, wobei er genauesten ihr Gesicht studiert. ~Ein Glück, dass Nessa in der Schauspielerei unterrichtet wurde..~ "Wir müssen rasten.", stellt er fest und sieht in der selben Zeit noch immer in Nessa's Gesicht. "Seht ihr hier irgendwo einen Schutz vor dem Schnee?", frage ich nach, da ich keine Höhle erblickt habe. "Das zwar nicht, aber dort ist ein breiter Felsspalt im Gestein, durch den wir womöglich eine Höhle finden könnten.", spricht Legolas, während er auf einen auf dem ersten Blick nicht erkennbaren Falsspalt deutet. ~Wie schön es ist seine Stimme nach langer Zeit wieder zu hören..~ Neugierig gehe ich auf die gut getarnte Öffnung in der steilen Bergoberfläche zu und werfe einen Blick auf dessen Breite. "Hier passen wir ganz bestimmt durch. Dieser spalt ist circer einen halben Meter breit und führt, soweit ich sehen kann, ohne Senkung oder Hebung in den Berg hinein.", berichte ich den anderen von meinen Erkenntnissen, "Wenn wir dort allerdings rein wollen, müssen wir unsere Waffen abschnallen und sie selbst tragen, da sie sonst an den Wänden kratzen würden." Fragend sehe ich in die Runde und bekomme von jedem der drei ein zustimmendes Nicken zu sehen. Während die anderen ihre Waffen abschnallen, nehme ich den Bogen und den Köcher von meinem Rücken und ziehe mein elbisches Kurzschwert aus dessen Halterung. "Ich denke jemand sollte zunächst sichergehen, ob dieser Weg kein Eingang zu einem Orkstollen ist.", gibt Legolas zu bedenken. "Ich könnte das machen.", meldet sich Nessa, der aber sofort von Lanwë gesagt wird, dass sie dort auf Grund ihrer Müdigkeit nicht hinen gehen kann. "Ich werde das tun.", gibt uns der blonde Elb Bescheid und verschwindet auch schon kurz darauf in dem Eingang. Wiederwillig bleibe ich bei den anderen beiden und warte darauf, dass er uns irgendwie zu erkennnen gibt, ob wir nun kommen können oder nicht. ~Eigentlich sollte jemand mitgehen.. Es kann ja sein, dass dort schon Orks sind, die auf ihre Opfer warten.. Aber wenn es so wäre, dann hätten wir die Orks längst schon gehört.. Ich sollte mir keine Gedanken darüber machen.. Immerhin kann er ja gut auf sich selbst aufpassen..~ Nur wenig später taucht er auch schon wieder auf und berichtet uns von einem Platz, an dem wir tatsächlich rasten können. Auf jegliche Art von Gefahren achtend führt uns der Elbenprinz in den Berg hinein, wobei sich der Weg nach circer fünf Metern leicht anhebt. Dann ist Tageslicht weit vor uns zu sehen, was mich verwundert, da wir uns doch eigentlich in einem Berg befinden. Schweigend gehen wir weiter bis der Tunnel in Form eines Steintores endet und in eine ebene, kreisförmige Lichtung mitten im Gestein übergeht, anders kann ich es nicht beschreiben. Die Wände, die diesen Kreis umranden, steigen senkrecht in die Höhe und lassen etwas Licht herunter gelangen. Es ist wie ein Felskessel. "Und hier ist es auch wirklich sicher?", fragt Lanwë seinen Freund, wobei man an Hand seiner Stimme sagen kann, dass er bloß sichergehen will, dass Nessa in Sicherheit ist. Ich sehe an den Steinwänden hinauf, um zu überprüfen, dass sich dort auch keine Steine befinden, die ohne eine Vorwarnung herunterfallen und uns womöglich verletzen könnten. ~Dann sind wir ja tatsächlich in Sicherheit.. Erstmal..~ "Wir ziehen dann in 30 Minuten weiter. Sind alle damit einverstanden?", fragt Legolas und dreht sich zu uns um. Wir alle stimmen ihm froh, da wir uns ausruhem können, zu und setzen uns mit den Rücken an die Wände gelehnt auf den kalten Boden. Meinen Bogen, den Köcher und mein Kurzschwert lege ich danach vorsichtig an meiner rechten Seite zu Boden. Nessa und Lanwë kuscheln etwa einen halben Meter von mir entfehrnt und Legolas hat sich mit etwas Platz neben mich gesetzt. Nach etwa zehn Minuten meldet sich der Prinz leise zu Wort "Ist.. Ist dir wieder kalt?" ~Warum fragt er das denn ausgerechnet jetzt..? Vielleicht sollte ich nicht ganz ehrlich sein bei meiner Antwort.. Er soll sich ja nicht um mich sorgen, nur weil mir kalt ist.~ "Nur ein kleines bisschen, nichts worüber man sich sorgen müsste.", antworte ich ebenfalls leise, doch er scheint mir erneut nicht zu glauben. Wie damals in der Höhle rückt er so nahe an mich heran, dass sich unsere Oberarme berühren und sich meine Mundwinkel fast von alleine heben. Als ich zu ihm sehe, stelle ich fest, dass er ganz kurz davor ist ein zu schlafen. Seine Augen schließen sich immer öfter und für eine längere Zeit bis sie wenig später zu bleiben und sein Atem regelmäßig wird. Irgendwie fasziniert von diesem Anblick sehe ich ihn die ganze Zeit über an. ~Sonst ist er immer so stark und unermüdlich, aber jetzt das komplette Gegenteil.. So friedlich und harmlos.. Und so süß..~ Nach ein paar Minuten schaffe ich es meinen Blick von ihm abzuwenden und ihn auf Nessa zu richten, um sie zu fragen, ob Lanwë bereits schläft. Lächelnd wendet sie sich mir zu und antwortet "So tief und fest, wie ein Kleinkind." "Ich denke, dass unsere Pause wohl länger, als nur dreißig Minuten dauern wird, weil..", setze ich zu einem Satz an, doch eine Regung seinerseits hält mich davon ab weiter zu reden. Legolas' Hand schiebt sich vorsichtig in Höhe der Taille zwischen meinem Rücken und der Wand hindurch und zieht mich danach so nahe, wie es nur geht, an sich. Sein anderer Arm befindet sich nur Sekunden später an meinem Bauch und seine Hände verschränken sich an meiner rechten Seite. Das, was mir allerdings den Rest gibt, ist die Tatsache, dass sein Kopf nur eine Sekunde später an meinem lehnt. Unfähig du denken, etwas zu sagen oder irgendwie zu handeln, lasse ich es einfach geschehen. "Legolas, was soll das?", höre ich Nessa überrascht und flüsternd fragen, was meine Aufmerksamkeit wieder auf sie richet. "Er hört dich nicht. Er schläft.", erzähle ich ihr, wobei ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann. Meinen Kopf bewege ich allerdings nicht in ihre Richtung, da ich befürchte ihn so aufzuwecken. "Aha..", erwiedert sie darauf mit einem neckischen Unterton in der Stimme. "Was willst du denn jetzt damit sagen?", frage ich sie, da ich nicht weiß worauf sie hinaus möchte. "Du weißt ja, dass man auch träumen kann, wenn man schläft. Und so wie es aussieht träumt er gerade wohl von dir.", erklärt sie mir, dieses Mal aber mit dem Unterton, der die große Schwester in ihr zum Vorschein bringt. Kurz wird mein Lächeln breiter, doch dann verschwindet es schnell wieder. ~Was ist, wenn ich nicht die Person bin, von der er träumt..~ "Was ist denn los, Eve? Habe ich etwas falsches gesagt?", fragt mich Nessa in Sorge. "Ich weiß nicht.. Ich glaube.. Ich bin vielleicht ein bisschen.. Eifersüchtig..", gebe ich leise zu. Nach einer kleines Pause beginne ich ihr von dem Grund dafür zu erzählen "Damals in Rohan, noch bevor wir angegriffen wurden, hat er mich um Rat gebeten.. Es ging damals um.. Um eine Elbin der er sein Herz verschenkt hat.." Sie scheint kurz nachzudenken, als sie fragt "Was genau hat er dir denn erzählt?" "Einmal, dass er ihr gerne nahe sein will, es ihm so vorkommt, als wären sie weit voneinander entfernt und er weiß nicht, ob sie auch damit einverstanden wäre. Das andere Mal ging es darum, dass er nicht wusste, ob sie ihn auch auf die selbe Art mag, wie er sie.", erinnere ich mich und somit taucht erneut dieser Schmerz auf, jedoch nicht mit der selben Intensität, wie damals. "Hast du ihm dann auch einen Rat gegeben?", fragt sie wieder und murmelt daraufhin irgendetwas zu Lanwë, vermutlich dass er weiter schlafen soll. "Ja. Auch wenn es mir etwas schwer gefallen ist.", antworte ich ihr leise. "Weißt du, mit ist aufgefallen, dass er dich mag. Vielleicht sogar sehr und das was er da gerade tut ist wohl Beweis genug dafür. Ich würde mich da nicht wundern, wenn er von die gesprochen hat.", sagt sie mir und sieht mit einer Ruhe, die sich in ihren Augen befindet, zu mir. "Das hat meine Mutter mir auch gesagt.", entgegne ich darauf, womit ich sie wohl überrasche, da ich ihr erst erklären muss, dass ich sie in meinem Traum gesehen habe. Und mit meinen Worten ist dieses Gespräch beendet und ein Schweigen übernimmt die Herrschaft über die Atmosphäre. Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen seinen und wende mich teilweise ihm zu. Die Wärme, die von ihm ausgeht, nehme ich sofort auf und ein wohliges Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit. ~Wenn er schläft, kann er doch gar nicht mitbekommen, was ich tue..~ Vorsichtig stupse ich ihn mit dem Zeigefinger an der Schulter an, um mir sicher sein zu können, dass er auch wirklich schläft. Danach gehe ich einem meiner Herzenswünsche nach, als ich mich ein wenig an ihn kuschel. ~Ob es irgendwann einmal so sein wird..?~ Minute um Minute vergeht, in der ich dankbar seine Wärme aufnehme, um nicht zu erfrieren und mich letzlich sogar traue meine Arme auch um seinen Oberkörper zu legen. ~Hoffendlich schläft er noch ein wenig..~ Als circer eine oder anderthalb Stunden vergangen sind beginnt er sich kurz und langsam sich zu bewegen, was mir das Zeichen gibt, dass er bald aufwacht. Schweren Herzens nehme ich meine von ihm und warte geduldig, während er mich unbewusst an sich gezogen hat. ~Wie er wohl darauf reagieren wird..~
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Ich liebe dich doch Legolas
FanfictionEve, eine Elbin aus dem Süden Mittelerdes macht sich nach einem gewaltigen Streit innerhalb ihrer Familie mit ihrer besten Freundin Nessa auf den Weg in den Westen, um dort Abenteuer zu erleben und alles vergessen zu können. Wird es ein Elb vielleic...