Kapitel 11

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"Was ist passiert?", frage ich die drei Elben, während ich aufstehe, die mich nun alle ansehen. "Sie kommen.", sind Legolas' einzigen Worte bevor er, ebenso wie Nessa und Lanwë, aufsteigt. Er hilft mir mich auf den Rücken des Reittieres zu setzen und ich muss meine Arme augenblicklich um seinen Oberkörper legen, um nicht von Pferd zu fallen. Das Geschreie von 100 Orks wird immer lauter. ~Haben wir überhaupt eine Chance gegen sie?~ Wir sind gerade mal ein paar Minuten geritten, als schon die ersten Pfeile aus allen Richtungen an uns vorbei fliegen. ~Können die uns nicht einfach in Ruhe lassen?! Was haben wir denen angetan?!~ Trotz des Pfeilhagels reiten wir weiter, doch wir trennen uns auf einmal, Arod läuft nach links und Melian nach rechts. "Sollten wir nicht zusammen bleiben?", frage ich ein wenig von der Situation überfordert. "Es gehört zum Plan.", antwortet er. "Welchem Plan?", frage ich erneut. "Zu improvisieren.", erklärt er mir knapp. ~Was ist, wenn jemandem etwas passiert? Was ist, wenn jemand von uns stirbt?.... Was ist... Wenn ihm etwas zustößt?~ Ich beschließe auf ihn Acht zu geben, auch wenn sich das komisch anhört. ~Ich will einfach nicht, dass ihm etwas passiert.. Ich könnte es mir niemals verzeihen...~ "Geht es dir gut? Dein Herzschlag geht plötzlich so schnell.", fragt er besorgt. "Ja.. Ja. Mir geht es gut.. Das ist bestimmt nur die Aufregung.", antworte ich leise und hastig. ~Und die Sorgen, die ich mir um dich mache..~ Der Pfeilhagel scheint kein Ende zu nehmen und einer hätte mich beinahe getroffen, hätte Legolas das Pferd nicht nach rechts gelenkt. "Wenn wir gleich auf Lanwë und Nessa treffen, werde ich abspringen und zusammen mit Lanwë kämpfen. Du und Nessa, ihr kämpft nicht. Bringt euch in Sicherheit.", befiehlt er mir. "Aber ich kann euch doch nicht in den Tod rennen lassen!", protestiere ich. "Wir werden schon nicht sterben. Wichtig ist jetzt nur, dass ihr in Sicherheit seid. Und bitte, zwinge mich nicht dazu dich an Arod festzubinden.", entgegnet er bestimmt. Wiederwillig akzeptiere ich und überlege mir insgeheim, wie wir den beiden helfen könnten. "Wünsch uns Glück.", sind seine Worte bevor er elegant und ohne mich mitzureißen vom Pferd springt und sofort gegen die ihn einkreisenden Orks kämpft. ~Ich werde ihm helfen! Ich lasse nicht zu, dass er stirbt! Warum müssen Männer eigentlich immer beweisen wollen, was sie können?~ Und schon sehe ich Nessa auf mich zureiten und Lanwë, der vom Pferd springt und sich durch die Masse an Orks kämpft. Einige der Kreaturen kreischen erneut auf und rennen mit ihren Waffen prahlend auf mich und Nessa zu. So schnell es uns nur möglich ist, reiten wir von der kämpfenden Menge weg. ~Wie er es uns befohlen hat...~ Als wir sie angehängt haben fragt mich Nessa panisch "Was sollen wir machen?! Wir können nicht zulassen, dass sie sterben!" "Das werden wir auch nicht.. Lass mich nur kurz nachdenken...", entgegne ich einen Plan ausheckend. Das Geräusch von mindestens 6 Pferden nährt sich uns, welches sich als 6 Reiter Rohans auf ihren Pferden heraustellt. "Wie werden sie um Hilfe bitten!", improvisiere ich und reite auf die Gruppe zu. "Wir brauchen dringend eure Hilfe! Bitte!", rufen wir und reiten auch schon davon. Sie zögern kurz und scheinen ihr weiteres Vorhaben zu besprechen. ~Sie müssen uns einfach folgen!~ "Bitte! Ihr müsst uns helfen! Wir werden von einer gewaltigen Orkmeute angegriffen!", ruft Nessa verzweifelt mit Tränen in den Augen. Wir reiten einige Momente später los, um Legolas und Lanwë zu unterstützen - auch wenn wir nur zu zweit sind. "Viel Glück!", wünschen wir uns gegenseitig bevor die Orks auf uns zurennen. Legolas hat soeben zwei der Orks getötet, als sich sein Blick plötzlich auf mich richtet. "Eve?", höre ich seine verwunderte Stimme in dem Lärm des Kampfes untergehen. Dieser eine Augenblick hat einer der Bestien gereicht. Er verpasst Legolas eine Schnittwunde an der Seite, woraufhin er auf die Knie fällt und mühsam versucht sein Leben zu verteidigen. "Nein....", dieses einzige Wort verlässt meine Kehle. Sofort springe ich von Arod ab und versuche die ersten Orks, welche auf mich zulaufen, mit meinen Pfeilen zu erwischen. Irgendwann befestige ich den Bogen an meinem Rücken und ziehe meine Elbenklinge. Wut, Wut und Sorge, mehr empfinde ich in deisem Moment nicht. Jedem Ork, der es wagt in meine Reichweite zu kommen, neheme ich sein Leben, mit dem ziel Legolas zu erreichen. Es kommt mir vor, als würden für jeden, den ich erledigt habe, zwei weitere zurückkehren. Immer und immer weiter kämpfe ich mich zu ihm durch. Er hat es mittlerweile geschafft sich wieder hinzustellen, aber es sieht aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten. Seine Gesichtszüge offenbaren Schmerz, den Schmerz, den er wegen mir erleiden muss. ~Alles ist meine Schuld! Es ist meine Schuld! Es ist meine Schuld, dass er verletzt ist, dass er Schmerzen erleiden muss!~ Als ich nur wenige Meter von ihm entfehrnt bin, bricht er plötzlich auf dem Boden zusammen. Besorgt und irgedwie auch ängstlich stoße ich jeden aus dem Weg, der mich von ihm trennt. Auf Nessa oder Lanwë achte ich nicht, meine Aufmerksamkeit gilt voll und ganz dem Elben, der wegen mir verletzt worden ist. Endlich komme ich bei ihm an und lasse mich sofort neben ihm auf den Boden fallen. "Es tut mir so leid... Es ist meine Schuld...", flüstere ich den Tränen nahe und geschockt. Die Wunde ist zwar nicht sehr lang, aber seine Kleidung dagegen an der rechten Seite vollständig mit Blut getränkt. "Ich werde dich hier rausholen... Ich.. Ich werde dir helfen", meine ich halb weinend und halb schluchzend. Schnell stehe ich auf und veruche jeden Ork, der sich ihm nähern will, davon abzuhalten. Immer und immer wieder sehe ich zu ihm hinab und mit jedem Mal werden meine Schuldgefühle stärker. Letzten Endes kämpfe ich sogar, während mir die Tränen die Wangen hinablaufen. ~Wo bleiben die Reiter!? Warum kommen sie nicht!!~ Das Geräusch von Hufen nährt sich rasch dem Geschehen und ich kann erkennen, dass es tatsächlich die Reiter Rohans sind. ~Sie werden uns helfen! Sie sind doch noch gekommen!~ Nun kämpfen auch die Reiter und beseitigen einen großen Teil der Menge. Als nur noch wenige dieser abscheulichen Kreaturen leben, wende ich mich augenblicklich wieder Legolas zu. "Wir haben es geschafft! Hörst du mich? Wir haben sie besiegt.", meine ich erneut mit Tränen in den Augen und ergreife seine Hand. Seine Augen waren eine Zeit lang geschlossen, doch zu meiner Erleichterung öffnet er sie wieder und richtet seinen Blick auf mich. Schnell reiße ich ein Stück des unteren Teiles meiner Bluse ab und drücke es auf seine Wunde, woraufhin sein Gesicht Schmerzen offenbart. ~Es ist alles meine Schuld!~ "Es tut.. Es tut mir so leid..", immer und immer wieder wiederhole ich diesen Satz und einige Tränen verlassen in der Zeit meine Augen. "Sei nicht traurig.", meint er mit einer Stimme, die kaum hörbar ist, und ein wenig lächelnd. "Ich werde dir helfen. Ich werde auf dich aufpassen, ja.", entgegne ich nur und sehe mich nach jemandem um, der mir helfen könnte Legolas auf Arod zu setzen. "Ich brauche Hilfe!", rufe ich laut und sage leise an ihn gewandt "Alles wird wieder gut werden. Ich verspreche es dir." Als keiner zu mir kommt, rufe ich erneut, dieses Mal ein wenig verzweifelter "So helft mir doch!" Nessa und Lanwë erkennen meine Stimme, drehen sich geschockt zu uns um und laufen los, als sie Legolas sehen. "Was ist los?", fragen die beiden gleichzeitig und starren auf seine Wunde. "Bitte helft mir ihn auf Arod zu setzen! Er muss sofort behandelt werden!", ich sehe verzweifelt zu ihnen auf und bemerke, dass meine Tränen zu trocknen beginnen. Mitleidig sehen die beiden mich an und Lanwë hilft mir kurz darauf Legolas aufzusetzen. Jedes Mal, wenn ich sehe, dass er meinetwegen leidet, zerreißt es mir das Herz. ~Ich hätte den Ork mit meinem Bogen ausschalten können! Warum habe ich es dann nicht getan?!~ Als wir Arod erreicht haben, welcher uns ein Stück entgegen gekommen ist, setze ich mich zuerst auf und rücke ein Stück nach hinten. Anschließend hilft mir Lanwë ihn vor mich zu setzen, wobei er schmerzvoll ausatmet. Augenblicklich lehnt er sich gegen mich, doch ich schaffe es setzen zu bleiben und stütze ihn. "Wir folgen euch!", meint Lanwë entschlossen und steigt vor Nessa auf Melian auf. ~Ich werde schon jemanden finden, der dir helfen wird.. Ich werde dich nicht im Stich lassen!~ Meinen einen Arm habe ich um ihn gelegt, um ihn festzuhalten, und die andere Hand hält locker Arods Zügel. ~Er weiß, dass Legolas verwundet ist... Er wird schon darauf achten, dass er nicht von seinem Rücken fällt...~ Wir wollen gerade losreiten, als sich zwei der sechs Reiter in unseren Weg stellen und keinen Platz machen. "Wer seid ihr und wo wollt ihr hin?", will der linke seelenruhig wissen. ~Geht es ihm noch gut?! Legolas ist verletzt und braucht Hilfe!~ "Seid ihr blind!? Er braucht dringend Hilfe! Lasst uns passieren!", fordere ich aufgebracht, wobei mein Herzschlag deutlich schneller geht. "Nicht bevor ihr unsere Frage beantwortet habt.", meint der rechte hartnäckig. "Mein name ist Lanwë, das ist Nessa, das ist Legolas und das ist Eve.", stellt er uns schnell vor und deutet auf jeden. Ich sehe sie bloß grimmig an und warte darauf loszureiten, um jemanden zu finden, der ihm helfen kann. Der linke betrachtet Legolas' Wunde genauer und meint schließlich "Kommt mit uns. Wir werden euch nach Edoras bringen - dort kann er medizinisch versorgt werden." "Vielen Dank!", entgegne ich erleichtert und danke den Valar, dass sie sich so entschieden haben. Kurz blicke ich zu Nessa und Lanwë, welche mich lächelnd ansehen. ~Bitte lasst sie kein Wort sagen..!~ Die Reiter rufen die restlichen von sich zu ihnen und wir treten unseren Weg an. Melian läuft an der Seite von Arod und die beiden einander liebenden Elben sehen andauernd zu mir. "Wie aufmerksam von dir, dass du dir solche Sorgen um ihn machst..", meint Nessa, aber dieses Mal liegt etwas ruhiges, etwas sanftes in ihrer Stimme. "Ich habe es ihm verprochen.", erwiedere ich bestimmt. ~Ich habe es ihm versprochen...~ Erst konnte Legolas aufrecht vor mir sitzen, doch nach wenigen Minuten schafft er dies nicht mehr, sodass sein Kopf an meiner Schulter lehnt. Leise flüstere ich "Alles wird wieder gut werden. Bald wirst du Hilfe bekommen." Schon bald machen wir eine Pause und Lanwë und Nessa helfen Legolas beim Absteigen. Als ich dann auch auf dem Boden stehe, danke ich den beiden für ihre Hilfe und stütze ihn selbst. Ich bitte Lanwë eine Decke für ihn auszubreiten und helfe ihm dann dabei sich hinzulegen. "Danke dafür... Dass du mir geholfen hast.", bringt er leise hervor und verzieht erneut sein Gesicht von Schmerzen. "Es tut mir so unendlich leid, Legolas.. Bitte sag mir Bescheid, wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann sag mir Bescheid.." ~Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen? Vermutlich überhaupt nicht...~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt