Erwartend sehe ich Nessa an. "Worauf wartest du? Erzähl mir endlich davon.", dränge ich sie ungeduldig. Ich wollte schon von Anfang an wissen, was ihn so dermaßen wütend gemacht hat und jetzt verschweigt sie es mir. "Hmh.. Ich weiß nicht..", meint sie dann mit fiesem Unterton, woraufhin ich sie erschrocken ansehe. "Das meinst du jetzt nicht ernst oder?", frage ich vorsichtig. ~Sie muss mir einfach sagen was der König gesagt oder getan hat!~ "Wenn ich es dir sage musst du mir aber vorher versprechen, dass du weder Legolas noch Lanwë darauf ansprichst ja?", stellt sie die Bedingung. Ich gebe ihr mein Wort darauf und warte nun gespannt auf ihre Erzählung. "Bist du dir auch sicher, dass du es wissen möchtest?", fragt sie mich nun vorsichtig, doch ich unterbreche sie sofort "Nessa. Jetzt sags mir endlich." "Ist ja gut. Es war so: Legolas ist rein gegangen und sie haben sich begrüßt. Dann hat Éomer ihn gefragt was wir hier wollen und Legolas nicht geglaubt, als er gesagt hat, dass wir auf die Ankunft von Faramir warteten. Dann hat er Legolas verboten einen weiteren Tag in Edoras zu verbringen und ihm nicht erlaubt Arod und Merilin mitzunehmen. Den Grund weiß keiner, nur der König selbst. Und in dem Moment wollte er schon die Halle verlassen, doch der König rief ihm noch hinterher: Ich wusste ja noch garnicht das du dir ein Lustmädchen angeschafft hast. Immerhin bist du ja zu gefühlskalt, um eine Beziehung zu führen. Und das war eine Bezeichnung für.. Dich." ~Legolas ist überhaupt NICHT gefühlskalt! Was bildet sich dieser König ein! Und mich dann auch noch ein 'Lustmädchen' zu nennen! Das geht überhaupt gar nicht!~ "Beruhige dich, Eve. Ich war doch noch nicht ganz fertig. Bevor er dann rausgestürmt ist hat er Éomer dann noch angeschrien: Sie ist kein Lustmädchen, wie ihr sie nennt! Und ich würde niemals freiwillig einen Tag länger in dieser Stadt verweilen wollen!", erzählt sie mir dann noch. Sofort beruhige ich mich wieder. ~Er hat mich verteidigt..~ "Eve! Nessa! Kommt jetzt, wir müssen weiter!", ruft uns Lanwë, nachdem wir beide kurz geschwiegen haben. "Und halt dich an dein Versprechen, sonst sind wir alle dem Tode geweiht.", warnt sie mich schnell und teilweise lachend bevor wir uns wieder in die schützende Felsformation begeben. ~Kein Wunder, dass er so aufgebracht war oder noch immer ist.. Das ist unter aller Würde! So hätte er mit einem Ork reden können, aber doch nicht mit Legolas! Wie kommt er eigentlich auf die Idee, dass ich soetwas sein kann?! - ich meine.. Ich habe mich ihm doch nicht ein einiges Mal um den Hals geworfen oder etwas getan was das andeutet..~ Nessa geht sofort auf Lanwë, welcher Legolas gegenüber steht, zu und umarmt ihn, während ich mich bloß teils in Gedanken versunken zu ihnen stelle. Die ganze Zeit über beschwere ich mich in meinen Gedanken über die Worte dieses "Königs" und bekomme deshalb nicht mit, worüber die anderen reden. "Eve? Hallo! Ist da noch jemand?", fragt Lanwë belustigt und fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. "Lanwë, hör auf damit.", sage ich ein wenig genervt und drücke mit meiner Hand seine runter, was die anderen beiden hingegen nur mit einem leisem Lachen kommentieren. ~Sein wunderbares Lachen..~ "Und worüber habt ihr grade geredet?", frage ich meine Freunde schnell, um von dem soeben Geschehenem abzulenken. "Wir wollten euch fragen, ob wir in Richtung Norden gehen sollten, um dann dem Pass des Charadras zu folgen.", wiederholt Legolas die Frage. Ich wusste weder wie hoch dieser Pass liegt noch ob wir dort sicher wären und gut vorankommen können. "Würdet ihr denn dort her gehen?", frage ich die beiden Elben, die sich hier auskennen. "Ja, das würden wir. Es wird zwar länger dauern,aber das ist immerhin besser, als sich selbst einen Weg durch das Gebirge suchen zu müssen.", antwortet Lanwë mir. "Wären die Herren dann so freundlich und würden uns den Weg weisen.", bittet Nessa die beiden in einem gespielt überheblichem Ton. Lanwë löst sich von ihr, verbeugt sich tief und sagt in dem selben gespielten Ton "Wenn Ihr es wünscht." Lächelnd stehe ich da und beobachte die beiden. ~Sie haben so ein Glück... Sie sind beide ein bisschen komisch und scherzen gerne. Sie passen einfach perfekt zusammen..~ "Seid ihr dann mit eurem Schauspiel fertig? Ich würde gerne weiterziehen.", fragt Legolas die beiden mit gehobenen Mundwinkeln, woraufhin wir nach einigen Augenblicken weitergehen. Schweigend ziehen wir weiter, Tag für Tag kommen wir dem Nebelgebirge und somit auch dem Pass des Charadras näher. Nach 3 Tagen stoßen wir auf eine kleine Gruppe Orks, die aus 10 Kreaturen besteht. Schnell haben wir sie besiegt und setzen unseren Weg fort, immer weiter in Richtung Norden. Weitere 4 Tage vergehen und die Spitzen der Gebirgskette geben sich endlich zu erkennen, so wie Legolas es mir gesagt hat. "Wir werden nicht zu nahe an den Fuß der Gebirgskette gehen. In den Höhlen dort haben sich die Überlebenden der Orkrasse vermutlich versteckt.", erzählt uns Legolas an eben diesem Tag. "Moment.. Die Orks haben sich in dem Gebirge versteckt, das wir überqueren wollen?", frage ich ein klein wenig erschrocken nach. ~Wollen die wirklich dort durch gehen?~ "Höre ich da die Angst in dir aufkommen?", fragt Lanwë mich neckisch. "Nein. Ich wollte einfach nur nachfragen.", verteidige ich mich schnell, wobei ich mich wiederwillig wie ein kleines Kind anhöre und meinen Blick senke. Skeptisch sieht dieser mich an "Natürlich. Und ich bin Sauron persönlich." "Lanwë. Kann ich mal kurz mit dir reden.", sagt Nessa streng und zieht ihn ohne auf eine Antwort zu warten einige Meter hinter sich her. ~Na ganz toll.. Jetzt werde ich auch noch als Feigling angesehen...~ "Das meinte er nicht so. Er redet oft ohne vorher nachzudenken.", höre ich jetzt Legolas tröstende Stimme. Langsam hebe ich den Kopf und sehe ihn an. "Wirklich?", frage ich ungläubig nach. Aufmunternd sieht er mich aus seinen einzigartigen, kristallblauen Augen an und sagt verständnisvoll "Wirklich. Außerdem kann ich verstehen, das du deine Bedenken bei unserem Weg hast, aber ich habe dir damals versprochen auf dich aufzupassen und genau das werde ich auch tun." Völlig sprachlos stehe ich da, unfähig etwas darauf zu erwiedern oder gar zu denken. Mein Unterkieferknochen wäre sicherlich abgefallen hätte ich ihn nicht mit aller Kraft gegen meinen Oberkiefer gedrückt, um ein Quitschen zu verhindern. "Dankeschön.", murmel ich leise mit geröteten Wangen und sehe schnell zu den Gebirgen, in der Befürchtung, dass er durch meine Augen erfahren könnte, was ich fühle. Die Augen werden auch als "Fenster" der Seele bezeichnet und ich will unsere Bekannt- oder Freundschaft, was auch immer das zwischen uns ist, nicht riskieren. "Jetzt geh' schon.", höre ich Nessas leise und drängende Stimme, weshalb ich mich zu ihr umdrehe und nun Lanwë gegenüber stehe. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet und er beginnt, nachdem Nessa ihm ihren Ellenbogen leicht in die Seite gestoßen hat, zu reden "Es tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht bevor ich etwas gesagt habe." "Es ist schon in Ordnung. Und jetzt hör auf den Boden anzustarren und lach wieder, Lanwë!", nehme ich seine Entschuldigung lächelnd an und boxe ihm leicht gegen seinen Oberarm. Es war schon komisch, dass er sowetwas gesagt hat, aber ich kann dennoch nicht mit ansehen, wie er so berübt den Boden ansieht. Auf meine Worte hebt er mit gehobenen Mundwinkeln den Kopf und nickt einmal kurz. "War das so schwer?", fragt Nessa, die einen Arm um meinen Hals und den anderen um den von Lanwë gelegt hat. "Und wie! Weißt du wie schwer es ist, wenn du dich bei jemandem entschuldigen musst!?", meint Lanwë gespielt aufgebracht und bricht darauf, so wie ich auch, in ein Gelächter aus. Nessa lässt von uns ab und gesellt sich zu Legolas, zu dem sie belustigt sagt "Wir müssen gut auf die beiden Kleinkinder aufpassen." Empört und gleichzeitig lachend sehen wir zu ihnen und bringen zwischen Lachanfällen folgende Wörter herraus "Wir sind.. Keine.. Klein.. Kinder!" "Und was denn dann?", fragt Nessa erneut. "Wir sind erwachsene, gut aussehende, schlaue Elben. Da seid ihr neidisch was?", antwortet Lanwë frech, was dafür sorgt das ich mich vor lachen krümmen muss. "Und wie wir neidisch sind.", gibt Legolas sarkastisch zurück. Als Lanwë und ich uns wieder eingekriegt haben, setzen wir unseren Weg in Richtung Norden zum Pass des Charadras fort. Tage um Tage vergehen, in denen wir einen sicheren Abstand zum Fuß der Gebirgskette halten und uns dem hohen Pass immer weiter nähern. Und eines Tages verkünden Legolas und Lanwë, dass wir den Berg an eben dieser Stelle erklimmen müssen, um zum Pass zu gelangen. Vorsichtig und nach Gefahren Ausschau haltend nähern wir uns dem Gebirge. Jeder fixiert seine Elbensinne auf die Umgebung, bereit seine Freunde zu warnen, falls sie etwas ungewöhnliches mitbekommen sollten. So erreichen wir weing später den Fuß des Berges und folgen den beiden Elbenherren hinauf. Immer weiter und weiter entfehrnen wir uns vom Boden, was Nessa gar nicht gefällt. "Können wir kurz eine Pause machen? Nessa geht es nicht gut.", rufe ich zu ihnen hinauf und sehe besorgt zu Nessa, deren Gesicht blasser geworden ist, als es zuvor war. Als sie leicht taumelt halte ich sofort an und drücke sie auf den mit Moos bewachsenen Felsen. Ich knie mich vor ihr hin und sehe forschend in ihre Augen. Sie hat Angst auf Grund der Höhe, in der wir uns befinden. Das hatte sie schon immer, seit sie im Kleinkindalter, als wir an einem Flussufer gespielt hatten, hinein gefallen ist und von der Strömung mitgezogen wurde. Sie schrie um Hilfe, doch es war zu spät: Sie ist einen, glücklicherweise kleinen, Wasserfall hinabgestürtz und mit einem Schock davongekommen. Lanwë eilt schnell an meine Seite und sieht die Elbin vor mir genauer an. Stumm blickt sie erst in seine Augen, dann richtet sich ihr Blick auf mich. "Was hat sie?", fragt Lanwë verwirrt. ~Vermutlich hat sie ihm noch nicht davon erzählt...~ "Lanwë, könntest du uns bitte alleine lassen.", befehle ich ihm mir dem Ernst der Lage bewusst. ~Wenn ich ihr jetzt keinen Mut zuspreche können wir den Aufstieg vergessen~ "Aber warum..", setzt er an, doch ich unterbreche ihn schnell "Ich erkläre es dir später, aber du musst uns jetzt alleine lassen." Als ich zu ihm sehe, blickt er mir zweifelnd und mit Sorge in den Augen entgegen. "Vertraue mir.", füge ich noch einfühlsam hinzu, woraufhin er nickt und sich leichtfüßig zu Legolas begibt, welcher sich etwa 3 Meter höher befindet und zu uns hinab sieht. Dann richte ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf Nessa. "Ich will nicht weiter hoch..", murmelt sie und ich bemerke, dass sie den Tränen nahe ist. "Das weiß ich doch, aber denk doch mal daran, welche Hindernisse schon hinter uns liegen. Glaubst du das dieses Gebirge unser Vorhaben so einfach beenden kann? Du willst doch die wunderschöne Elbenstadt sehen, nicht wahr?", rede ich sanft auf sie ein. "Ja schon, aber..", sagt sie leise und bricht mitten im Satz ab. "Ich weiß doch, dass dir diese Höhe unangenehm ist, aber du wirst das schaffen. Gemeinsam schaffen wir alles. Ich werde dir immer zur Seite stehen.", sage ich ihr aufmunternd und lächle sie an. "Danke, Eve.", murmelt sie und steht auf. "Das habe ich gerne getan. Lass uns weiter hinaufsteigen. Lanwë macht sich schon Sorgen.", sage ich ihr wobei ich zu Legolas und Lanwë hinauf sehe. Legolas' eisblaue Augen ziehen meine in einen Bann, als ich feststelle, dass sein Blick meinen Trifft. ~All diese Hoffnungen, Wünsche und Träume sind umsonst.. Er hat sein Herz vermutlich schon jemandem verschenkt..~ Auf Grund des Gedanken sehe ich betrübt auf den Boden vor mir und helfe Nessa ihre Angst zu überwinden, damit wir schon bald den Pass erreichen können.
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Ich liebe dich doch Legolas
FanfictionEve, eine Elbin aus dem Süden Mittelerdes macht sich nach einem gewaltigen Streit innerhalb ihrer Familie mit ihrer besten Freundin Nessa auf den Weg in den Westen, um dort Abenteuer zu erleben und alles vergessen zu können. Wird es ein Elb vielleic...