Kapitel 14

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"In welche Richtung müssen wir?", frage ich ihn orientierungslos. "Süden.", antwortet er knapp und verkrampft vor mir. Schnell umfasse ich ihn mit dem rechtem meiner Arme und komme dabei ausversehen mit der Wunde in Berührung. Weil er sich erneut vor Schmerzen zusammenzuckt, lege ich meine Hand an seine Schulter, sodass ich ihn festhalte ohne ihn zu verletzen. Mit der linken Hand lenke ich Arod in die Richtung, in der ich Süden vermute, und beschleunige. Mittlerweile befinden wir uns an der südlichen Biegung des Anduins und Legolas sagt, dass es gut wäre den Fluss zu überqueren. Dies gelingt mir, wenn auch auf eine etwas schwierige, holprige Art und Weise, aber wir reiten nun immer weiter auf Edoras zu. Arod läuft schneller, als ich ihn jemals laufen sah und ich kann Legolas in Ruhe festhalten, da er strikt in eine bestimmte Richtung läuft. "Weiß Arod wo wir hin müssen?", frage ich ihn neugierig. ~Vielleicht lenkt ihn das von den Schmerzen ab...~ "Ja. Rohan... Bevor ich ihn erhielt war er das Pferd eines Reiters aus Edoras.", antwortet er mir und legt seine rechte Hand auf seine Wunde. "Bitte halte durch, Legolas.", flüstere ich ihm zu und richte meinen Blick auf den Horizont, in der Hoffnung ein Haus oder Gebäude zu erkennen. Eine quälende Ewigkeit lang warte ich darauf, dass sich meine Hoffnung bewahrheiten würde, doch dies geschieht nicht. Noch immer blutet seine Wunde, zwar nicht so stark, wie vorhin noch, aber es reicht, um ihn zusammensacken zu lassen. Sein Atem ist noch zu hören, aber nicht mehr so kräftig und er hält sich nur noch mit Mühe auf Arods Rücken. "Legolas?", frage ich in Sorge. "Hm...", entgegnet er nur mit schwacher Stimme. "Du musst wach bleiben. Du darfst auf keinen Fall einschlafen. Erzähl mir etwas, irgendetwas - Hauptsache du redest und bist bei Bewusstsein.", fordere ich nun in einer normalen Lautstärke. "Das ist aber eine sehr lange Geschichte. Bist du dir sicher, dass du sie hören möchtest?", fragt er, wobei er ganz verschlafen klingt. "Ja. Sehr gerne möchte ich diese Geschichte hören. Immerhin haben wir noch etwas Zeit.", überrede ich ihn, den Blick noch immer auf den Horizont gerichtet. Er beginnt mir davon zu erzählen, dass er von seinem Vater nach Bruchtal geschickt wurde, um dort an Elronds' Rat teilzunehmen. Er berichtet mir von dem Verlauf des Rates, dem Beschluss der Völker und ihrem Aufbruch in das Nebelgebirge. "Dann wollten wir den Hohen Pass nehmen, doch..", ich unterbreche ihn durch meine erfeuten Worte "Ist das dort ein Fluss? Kennst du dessen Namen?" "Ich vermute, dass dies der.... Onodló ist. Wenn wir den überquert haben müssten wir schon bald in Edoras sein.", antwortet er mit kräftigerer Stimme. Die Hoffnung flammt wieder in mir auf und es scheint Legolas ebenso zu ergehen. Er sitzt nicht mehr so stark an mich gelehnt und sein Blick ist auf den Horizont gerichtet, genau so wie meiner. ~Vielleicht schaffen wir es doch noch!~ In diesem Moment freue ich mich so sehr, dass ich Arod dazu bringe so schnell zu laufen, wie ich noch nie geritten bin. Der Wind peitscht um uns und Legolas' Haare befinden sich wieder einmal in meinem Gesicht, aber in solch einer Situation ist mir diese Tatsache völlig egal. ~Jetzt gilt nur, dass ich Legolas rechtzeitig nach Edoras bringe.~ Immer näher und näher kommt der Onodló. Ich will Arod gerade durch eine seichte Stelle des Flusses lenken, als Legolas' eine Hand ebenfals die Zügel ergreift. "Lass ihn kurz rasten und etwas trinken. Wir sind schon sehr lange unterwegs.", fordert er mit einer ruhigen, fast lautlosen Stimme, was mir wieder Sorgen bereitet. Sofort sehe ich hinab auf seine Wunde. Meine Bluse hat einen Teil seines Blutes aufgesogen, sodass ein ziemlich großer dunkelroter Fleck an der Stelle, an der sie mit der Wunde in Berührung gekommen ist, zu sehen ist. ~Er kann nicht schon wieder Blut verlieren... Oder blutet er immernoch? ~ "Bist du müde?", frage ich, um meinem Verdacht nachzugehen. "Meine Augen sind ein wenig schwer, aber ansonsten ist alles in Ordnung.", entgegnet er schläfrig. ~Oh nein... Bitte nicht..!~ "Los, Arod!", sporne ich den Schimmel an, woraufhin er geschwind die seichte Stelle durchquert und der bestimmten Richtung folgend weiter galoppiert. Mein Griff um Legolas wird immer stärker, da ich vermute, dass er langsam beginnt das Bewusstsein zu verlieren. Vermutlich könnte er nicht einmal richtig auf Arod sitzen, wenn ich ihn nicht festhalten würde."Was ist auf dem Hohem Pass passiert?", versuche ich verzwiefelt ihn bei Bewusstsein zu halten. "Wir.. Sind dort von Saruman... in eine Falle... Eine Lawine überkam uns..", murmelt er vor sich hin. Ich konzentriere mich weniger auf die Geschichte, sondern darauf nach Häusern oder ähnlichem Ausschau zu halten und meinen Tränen den Ausgang zu verbieten. ~Er kann nicht sterben! Er darf nicht sterben! Was soll ich bloß ohne ihn machen?! Deine Gefühle für ihn sind stark, auch wenn du es noch nicht zu bemerken scheinst. Ich vermute, dass sie mit der Zeit intensiver werden. Das meinte sie damals also...~ Das Wiehern zweier Pferde bringt mich in die unfaire Realität zurück. "Wer seid ihr und warum seid ihr hier?", ruft mir einer der Männer zu. "Bitte! Er braucht sehr dringend medizienische Hilfe! Bitte führt uns nach Edoras, damit ihm dort grholfen werden kann.", bettle ich sie fast an und bemerke Tränen an den Rändern meiner Augen. Sie sehen einander komisch an und kommen vor mir zum Stehen. Als sie Legolas' Wunde erblicken, sehen sie mich danach mit Mitleid in den Augen an. "Es ist noch ein Stück entfehrnt, aber wenn wir uns beeilen können wir ihm vielleicht helfen.", meint einer der beiden und sie wenden ihre Pferde. In einer Reihe reiten wir auf die Stadt Edoras zu. "Wo sind wir?", fragt er mit verschlafener Stimme. "Wir sind bald in Edoras, Legolas. Bald wirst du Hilfe bekommen. Bitte versuche wach zu bleiben.", antworte ich ihm, wobei meine Stimme vor Angst um ihn etwas zittert. "Ist er der Prinz des Düsterwaldes?", möchte der Mensch zu meiner Rechten wissen. "Das ist doch egal.", entgegne ich bloß, da ich nicht weiß, ob er damit einverstanden ist, dass ich seine wahre Identität freigebe. "Wie lange wird es dauern bis wir dort ankommen?", wechsle ich dagegen das Thema. "Bald würde die Stadt am Horizont auftauchen und dann sind wir nicht mehr weit entfernt.", antwortet mir der Linke. ~Bitte halte durch..~ Eine gefühlte Ewigkeit später kommen wir an den Toren der Stadt an. Mir die Gegend anzusehen kommt mir überhaupt nicht in den Sinn, denn einer der beiden Reiter, welcher sich vor uns befindet, führt uns zu einem gewaltigem, massievem Gebäude aus Stein auf einem Hügel. Einige Fahnen mit einem weißem, edlem Ross auf einem dunkelgrünem Hintergrund befinden sich an dem Rand eines ebenfalls steinernen Vorbaus. Vor den vielen Stufen halten wir an und der Mensch hilft mir Legolas vom Pferd zu bekommen. Als auch ich unten bin stützen wir ihn beide und helfen ihm so die Stufen hinter sich zu bringen und in das Gebäude einzutreten. Nahe den Wänden der riesigen Hallen befinden sich zu unserer Linken und Rechten weiße Säulen, die bis an die Decke reichen. Einige Meter vor uns sitzt eine Frau auf einem Thron aus Stein. Sie trägt ein edles Gewand und ein goldener Reifen, im dem sich ein kleiner roter Edelstein befindet und dessen Fläche blau schimmert, ziert ihren Kopf. Der Mittelpunkt des Reifens ist golden und aufwendige Muster sind überall zu erkennen. Sie hat blaue Augen und blonde, gewellte Haare, die ihr ungefähr bis zur Taille reichen. Sie redet mit einer weiteren Frau, doch sie richtet ihren Blick augenblicklich auf uns, als wir die Halle betreten. "Meine Königin. Dieser Elb braucht dringend medizienische Hilfe. Wir fanden die beiden nicht weit vom Onodló entfehrnt.", berichtet der Mensch neben mir, als wir vor ihrem Thron stehen, und verbeugt sich währenddessen tief. Sie sieht ihn kurz an und richtet ihren Blick danach auf mich. "Meine Königin.", beginne ich und verbeuge mich so gut, wie es gerade geht, "Ich bitte untertänig um Eure Hilfe. Wir wurden von einer großen Orkmeute angegriffen..." "Ich wurde bereits über diesen Vorfall informiert.", sagt sie mit sanfter Stimme und erhebt sich von ihrem Thron. "Der Anführer einer Gruppe meiner Soldaten berichtete mir davon, als er hier gefolgt von euren Freunden ankam.", setzt sie fort und betrachtet Legolas' Verletzung kurz. "Hat er bereits viel Blut verloren?", fragt sie nach und sieht mich mit Sorge in den Augen an. "Ja, sehr viel.",antworte ich und sehe ihn besorgt an. "Legolas. Ich werde Euch in ein Zimmer bringen lassen, in dem Ihr Euch ausruhen könnt. Seid Ihr damit einverstanden?", wendet sie sich an ihn. Kaum merklich gibt er einen zustimmenden Ton von sich, woraufhin sie uns bittet ihr zu folgen. So schnell, wie es uns nur möglich ist, versuchen der Soldat und ich Legolas zu stützen und der Frau hinterher zu kommen. Wir verlassen die große Halle durch eine Tür in der Linken Wand und gelangen in einen Gang mit einigen Türen. An der 5. Tür auf der linken Seite bleibt sie stehen und öffnet diese. Nach ihr treten auch wir ein und setzen Legolas auf einem Bett, welches bestimmt Platz für zwei Personen bietet, ab. "Sanadar, hole einen Heiler - und beeile dich.", befiehlt sie dem Menschen, welcher auf der Stelle verschwindet. "Ich möchte, dass Ihr draußen wartet bis wir ihn behandelt haben. Momentan sieht es sehr kritisch für ihn aus.", befiehlt sie mir, während sie sich seine Verletzung noch einmal ansieht. "Bei allem Respekt, meine Königin. Ich kann nicht einfach gehen und Nichts tun. Ich muss bei ihm bleiben.", versuche ich sie umzustimmen. "Und weshalb 'müsst' Ihr bei ihm bleiben?", fragt sie nun an mich gewandt. "Er ist mir sehr wichtig.", antworte ich ihrem Blick, welcher Verständnis und Güte offenbart, Stand haltend. Meinen Blick richte ich wieder auf Legolas, welcher unter Schmerzen beginnt zu verkrampfen. Schnell knie ich mich neben das Bett und ergreife seine Hand. "Sssch... Es wird alles gut werden. Gleich wird ein Heiler kommen und dir helfen, ja?", spreche ich und streiche mit meinem Daumen vorsichtig über seinen Handrücken. Es klopft kurz an der Tür und Sanadar betritt gefolgt von einem Menschen den Raum. "Neldor?", frage ich überrascht, denn mit ihm hätte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. "Ja, der bin ich. Könntet Ihr bitte den Raum verlassen, ich muss ihn behandeln und brauche Ruhe.", erwiedert er kalt. "Ich werde sofort zu dir kommen, wenn es mir erlaubt ist. Versprochen.", sage ich an Legolas gewandt und erhebe mich danach wiederwillig. Ich mache mich daran den Raum zu verlassen, doch ich bleibe vor Neldor stehen und frage mit noch immer zittriger Stimme "Könntet Ihr mir bitte sofort Bescheid geben, wenn er wach ist?" Er nickt und geht auf Legolas zu. Mit schweren Schritten und hoffend, dass die Valar ihn weiter leben lassen, verlasse ich den Raum und setze mich neben der Tür zu Boden. ~Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn er sterben würde. Hoffendlich kann Neldor ihm helfen...~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt