Kapitel 24

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~Ich habe ihn gerade selbstständig umarmt! Ich habe es gatan.. Er hatte nichts dagegen.. Und ich darf ihm helfen.. Aber das beste ist, dass er nicht mehr bedrückt ist..~ "Geht es dir wieder gut?", frage ich hoffnungsvoll, löse mich von ihm und lege meine beiden Hände an seine Oberarme, während ich forschend in seine Augen sehe. Ein Hauch der Schmerzen, die ich zuvor erkennen konnte, ist noch immer zu sehen, weshalb ich gespannt auf seine Antwort warte. "Ja, es geht mir wieder gut.", ertönen die Worte, die ich bereits erwartet habe. "Du brauchst mir nichts vor zu machen. Ich sehe doch, dass es dir noch nicht so gut geht, wie du es mir gesagt hast.", erwiedere ich darauf, weshalb er mir fragwürdig entgegen sieht. "Ich kann es in deinen Augen erkennen. Dort befindet sich noch immer ein Teil des Schmerzes.", erkläre ich ihm mit ruhiger Stimme. "Dieser Teil hat allerdings nichts mit dem Ereignis zu tun, von dem ich vorhin sprach.", erklärt er mir nun. Dieses Mal sehe ich ihm fragwürdig entgegen. "Es hat mit der Elbin zu tun.. Ich kann ihr nicht so nahe sein, wie ich es gerne würde und weiß nicht, ob sie damit einverstanden wäre.", erzählt er mir ein wenig planlos und zu einem kleinen Teil auch verunsichert, wobei ich zu Boden sehe und einen stechenden Schmerz in der Gegend meines Herzens spüre. ~Das habe ich ja ganz vergessen.. Hier ist noch einmal die Erinnerung: Er ist in eine andere Elbin verliebt..~ "Dürfte ich fragen, wie weit ihr voneinander entfernt seid?", ertönt meine leise Stimme. "So nah und doch so fern.", spricht er in Rätseln. ~Also will er nicht darüber reden..~ Ich nehme meine Hände erneut von seinen Oberarmen und mache einen Schritt zurück, um ihm nicht so nahe zu sein, dass ich befürchte gleich umfallen zu müssen. Denn allmählich bemerke ich, dass meine Atmung schneller geht, als noch zuvor. "Um ihr Einverständnis würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Ich meine, wer könnte dem Prinzen des Düsterwaldes so etwas abschlagen?", frage ich und sehe dann zu ihm. Er scheint auf Grund meiner Worte amüsiert zu sein und aus seinen Augen scheint der Schmerz vollkommen verschwunden zu sein. ~Ach.. Diese Augen..~ "Ist alles in Ordnung? Du schaust so gedankenverloren.", fragt er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Ich habe bloß nachgedacht. Nichts worüber man sich sorgen müsste.", versuche ich von der Tatsache, das ich ihn mal wieder angestarrt habe, abzulenken, doch dieses Mal scheint er nicht locker zu lassen. "Woran hast du denn gedacht?", möchte er wissen. ~Mist.. Gut.. was sage ich..?~ "An.. Etwas.", antworte ich bloß und will mich auf den Weg zurück zu Nessa und Lanwë machen, da ich es hier nicht mehr aushalte. ~Ich würde ihm von Sachen erzählen, die er nicht ansatzweise wissen sollte und das nur weil ich mich dank ihm nicht konzentrieren kann.~ Dies lässt er jedoch nicht zu. Er umfasst mit seiner Hand mein kleines Handgelenk und zieht mich sanft und doch bestimmt zurück. "Du wirst erst gehen können, wenn du mir gesagt hast, woran du eben dachtest.", meint er charmant und sieht mich nun erwartend an. ~Soll ich die Wahrheit sagen? Nein, das geht nicht.. Ich muss mir jetzt etwas gutes ausdenken, das er mir auch glauben würde...~ "Ich habe an meine Mutter gedacht.", sage ich ihm, doch unglücklicher Weise scheint er mir nicht zu glauben. "Du brauchst mich nicht anzulügen, Eve. Ich erkenne es sofort.", erwiedert er wieder amüsiert darauf. Ich kann es mir nicht verkneifen auf meiner Unterlippe herum zu kauen. ~Die Wahrheit? Ja oder Nein?~ "Ich denke du willst die Wahrheit gar nicht wissen. So interessant ist es nun auch nicht.", versuche ich ihn davon zu überzeugen, dass es nichts wichtiges ist. Intensiv forschend sieht er nun in meine Augen, vermutlich auf der Suche nach einer Antwort auf seine Frage, während ich nicht anders tun kann, als ebenfalls in seine zu sehen. Unsicher und nervös bei dem Gedanken daran, was er entdecken könnte, beginne ich erneut auf meiner Unterlippe herum zu kauen. "Woran hast du gerade gedacht?", fragt er nun in allee Seelenruhe, seinen Blick noch immer auf meine Augen gerichtet. ~Es wird keinen Sinn haben, ihm etwas vor machen zu wollen..~ Ein triumphierendes Lächeln zieht über sein Gesicht, als ich beginne zu sprechen "Ich habe an etwas gedacht.. Etwas das ich noch nie zuvor gesehen habe und das mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Stundenlang könnte ich sie mir ansehen ohne das es zu langweilig wird." Er scheint kurz nachzudenken, was es wohl sein könnte, doch einige Momente später gibt er es auf und will wissen, wovon die Rede ist. Ganz leise, schüchtern, fast nuschelnd und mit geröteten Wangen spreche ich zwei Wörter aus "Deine Augen." Etwas überrascht sieht er zuerst aus, doch dann scheint er meine Antwort verarbreitet zu haben und bedankt sich bei mir. Unfähig ein Wort zu sagen bleibe ich vor ihm stehen, während mir auffällt, dass seine Hand sich noch immer mit einem sehr leichten Druck um meinem Handgelenk befindet. ~Das war aber peinlich...~ "Ist die halbe Stunde schon vorbei..?", frage ich vorsichtig. "Noch nicht ganz, aber wir können schon langsam losgehen.", meint er und lässt leider mein Handgelenk los. ~Na toll..~ Schweigsam gehen wir nebeneinander zu den beiden verliebten zurück, jedoch bleiben wir noch stehen, bevor sie in unsere Sichtweite kommen. Man hört den unregelmäßigen und schnellen Atem der beiden, weshalb ich vermute, dass sie noch ganz vertieft darin sind, dem anderen seine oder ihre Liebe zu zeigen. Ich räuspere mich beabsichtigt laut und rufe ihnen noch zu "Ich will euch nur warnen. Wir werden euch gleich sehen können, also zieht euch bitte wieder an und macht euch zurecht!" Kichernd sehe ich zu Boden. ~Wie sehr ich es doch liebe, sie bei passenden Gelegenheiten aufzuziehen..~ "Es ist nichts derartiges passiert!", ruft Nessa peinlich berührt und empört zurück, was nicht nur mich, sondern auch Legolas zum lachen bringt. ~Und zu allem Überfluss hat er auch noch eine Engelsstimme.. Natürlich reichen gutes Aussehen und ein toller Charakter nicht..~ Ich bekomme mit, dass die beiden aufstehen und sich gegenseitig fragen, ob ihre Haare auch gut aussehen würden. ~Sie sind so süß zusammen..~ "Ich denke, wir können jetzt zu ihnen gehen.", sagt Legolas neben mir, woraufhin ich stumm nicke und die beiden nach wenigen Schritten in mein Blickfeld geraten. "Und habt ihr die Zweisamkeit genossen?", frage ich neckisch, woraufhin ich einen Blick von Nessa ernte, der in etwa folgendes sagen würde: 'Wenn du nicht sofort damit aufhörst, kannst du etwas erleben.' Und da sie das ernst meint, höre ich auch auf sie, denn wenn sie so gelaunt ist, ist sie unberechenbar. Sie würde mir, sobald sie kann, einen Streich spielen, das kann ich aus Erfahrung sagen. ~Von jetzt an muss ich gut auf mich aufpassen..~ "Können wir dann jetzt weiter?", fragt Lanwë und sieht leicht außer Atem in die Runde. ~Wenn sie, ich betone das wenn, bald ein Kind erwarten wird und er sie im Stich lässt, dann wird er was erleben. Das steht schon einmal fest.. In 2 Menschenjahren und drei Monaten werde ich dann eine Tante sein.. Wie schön der Gedanke doch ist, allerdings weiß ich ja nicht, ob ich recht habe oder nicht.. Es wird sich schon bald zeigen.~ Wir stimmen ihm zu und machen uns daran abzusteigen. Wir würden anschließen noch einmal hinauf müssen, aber danach steht unser letzter Abstieg bevor und wir würden bald in Bruchtal ankommen. Was wir übrigens schon vor langer Zeit gesagt bekommen haben. Dieses Mal wagt es keiner ein Wort zu sagen; jeder schweigt und schweift seinen eigenen Gedanken nach. ~Ich habe ihm tatsächlich die Wahrheit über seine Augen gesagt.. Ich bin doch völlig verrückt.. Jetzt wird er bestimmt Abstand von mir halten wollen. Ich muss dringend wieder mit Nessa reden. Sie muss mir einen Rat geben.. Und ich muss wissen, ob ich mich wirklich bald Tante nennen darf..~ Wenn das stimmt, dann wird es eine Feier geben. Für sie werde ich eine Feier organisieren und ihr durch diese Zeit helfen. ~Aber wo wird es eine Feier geben und wo wird ihr Kind zur Welt kommen können? Sie wird vermutlich mit Lanwë zurück in den Düsterwald gehen und dort mit ihrer kleinen Familie leben, aber was werde ich tun? Und wird Legolas eigentlich auch in den Düsterwald zurückkehren oder sofort nach Ithilien ziehen?~ Ich beschließe mir darüber erstmals keine Sorgen zu machen, denn unsere Führung durch den Westen Mittelerdes ist noch lange nicht vorbei. ~Wie naiv wir damals waren, dass wir uns einfach 2 fremden Elben angeschlossen haben. Ich meine, sie hätten auch nicht so sein können, wie es sich herausgestellt hat. Sie hätten uns umbringen können oder schlimmeres, doch wir haben ihnen einfach zugestimmt.. Wir sind mit den Elben mitgegangen, die unsere Herzen gestohlen haben..~ Ich muss unwillkürlich lächeln. ~Damals fand ich ihn ziemlich frech und vorlaut, aber jetzt.. Jetzt ist alles anders..~ "Was ist denn los mit dir?", fragt Lanwë grinsend und richtet so die Aufmerksamkeit der anderen beiden Elben ebenfalls auf mich. "Ich musste gerade an unsere erste Begegnung denken.. Und daran, wie ich euch damals eingeschätzt habe.", erkläre ich noch immer lächelnd bis ich danach leise vor mich hin kichere. "Legolas, wie hast du uns damals eigentlich eingeschätzt? Immerhin hast du einen Pfeil zwischen unsere Beine gefeuert.", fragt Nessa ihn interessiert. "Ich kann mich nur wiederholen: Es tut mir wirklich leid.. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich euch für einfache Frauen gehalten, die denken, dass sie in großen Schlachten kämpfen können, obwohl sie nicht in der Lage sind ein Schwert richtig zu halten.", erzählt er uns und fügt noch schnell hinzu, dass er sich sehr getäuscht habe und das wir sehr wohl in großen Schlachten mit kämpfen könnten. Ich kann es ihm auch nicht verübeln, immerhin kursieren viele Vorurteile gegenüber Frauen in dieser Welt. Lanwë hatte nur Augen für Nessa und mich deshalb erst später bemerkt, ebenso war es bei Nessa, die Legolas erst viel später bemerkt hat. Nun war ich an der Reihe zu erzählen "Als Lanwë sich gezeigt hat, habe ich sofort erkannt, dass es Liebe auf dem ersten Blick war, und das von beiden Seiten.", ich werde unterbrochen, da mich der Drang leise zu Lachen gepackt hat, "Als ich dann die ersten Worte mit dir gewechselt habe, habe ich dich für einen frechen und vorlauten Möchtegern Adeligen gehalten. Es tut mir leid, Legolas." Dank meinen Worten kichert Nessa, Lanwë lacht lauthals und Legolas blickt mit teils gehobenen Mundwinkeln gerade aus. "Aber mach dir keine Sorgen, der Eindruck hat sich zum positiven geändert.", versichere ich ihm schnell. Und ich bereue es sofort diese Worte ausgesprochen zu haben, denn Lanwë und Nessa nutzen die Chance augenblicklich, um mich aufzuziehen. ~Und das, obwohl es ihnen doch schon aufgefallen sein müsste, dass sie bei allem was sie sagen Recht haben..~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt