Kapitel 28

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"Wir müssen die ganze Zeit über laufen und nur dann eine Pause machen, wenn wir sie nicht mehr hören können.", informiert der blode Elb uns und beginnt etwas schneller zu laufen. ~Lange werde ich das nicht durchhalten..~ Das Rasseln vieler Metallrüstungen und der Waffen der Orks ist auch wenige Minuten später noch zu hören, was mich irgendwie überrascht, da wir ziemlich schnell laufen und sie eigentlich nicht mehr zu hören sein sollten. Nur wenige Augenblicke nach meinem Gedanken daran sehe ich auch, warum wir sie noch hören können. Links und rechts von uns strömen kleinere Orks über die Oberfläche des Berges zu uns. "Woher kommen die denn? Dämliche Kreaturen!", beschwert sich Lanwë und schießt einem der Orks in die Brust. Noch nicht einmal eine Sekunde später hat auch Legolas seinen Bogen bereit und trifft einen Ork nach dem anderen mit seinen Pfeilen, manchmal erledigt er sogar zwei von ihnen mit bloß einem Pfeil. Auch Nessa und ich versuchen sie dabei zu unterstützen, allerdings erwischen wir nicht so viele wie sie in der kurzen Zeit. Stattdessen konzentriere ich mich weiterhin auf das laufen, da es keinem etwas bringen würde, wenn ich falle. Die Orks beginnen uns zu folgen und brüllen in ihrer Sprache. Einige von ihnen geraten jedoch ins Stolpern, sodass ihre Artgenossen über sie rennen und schließlich selbst auf dem Boden landen. Wie ein Schwarm lästiger Fliegen folgen sie uns, dennoch verlieren wir sie etwas später aus unserem Blickfeld. "Können wir ein bisschen langsamer laufen?", spricht Nessa die Frage aus, die ich mir schon die ganze Zeit über stelle. "In Ordnung, aber nur für ein paar Minuten, wir dürfen nicht zurückfallen.", stimmt Legolas ihrem Vorschlag zu und ich verlangsame gnädig für seine Zustimmung mein Tempo. "Wartet!", hören wir eine männliche Stimme rufen, die eines Elben. ~Noch ein Elb?~ Ich sehe nach rechts, in die Richtung, aus der die Stimme kam und erkenne auch schon einen Elben, der sich gefolgt von zwei weiteren in einem schnellen Tempo auf uns zu bewegt. "Wir sollten nicht warten. Jeder Meter zwischen uns und den Orks könnte über Leben und Tod entscheiden.", höre ich Lanwë sagen, was vermutlich an Legolas gerichtet ist. "Die Orks sind hinter uns her! Wir müssen uns schnellst möglich nach Bruchtal begeben!", ruft uns der zweite von ihnen zu. Nun kann ich auch ihr Aussehen beschreiben. Einer von ihnen hat dunkelblonde, leicht gewellte Haare und graue Augen, der zweite hat braunes welliges Haar und ebenfalls graue Augen, außerdem sieht er dem dunkelblonden vom Gesicht her ähnlich, weshalb sie vermutlich Brüder sind. Der dritte von ihnen hat schwarze glatte Haare und dunkelblaue Augen, die dunklere Punkte aufweisen. "Wer seid ihr?", fragt Legolas die drei Neuen. "Das ist erst einmal unwichtig. Wie ich sehe habt ihr wunderschöne Begleiterinnen dabei und ich denke nicht, dass Ihr wollt, dass ihnen etwas zustößt.", meint der dunkelblonde und mustert mich und Nessa meiner Meinung nach etwas zu genau. Lanwë zieht Nessa ein Stück näher an sich und ich versuche mich unauffällig hinter Legolas in Sicherheit zu bringen, denn diese drei Männer sind mir nicht geheuer. "Warum denn so schüchtern? Wir tun euch doch nichts.", sagt der zweite an mich gewandt und ein leichtes Grinsen scheint über sein Gesicht zu ziehen. ~Die sollen uns bloß nicht zu nahe kommen.~ "Wollt ihr nun mit uns nach Bruchtal oder nicht?", fragt der schwarzhaarige nach einer kurzen Pause. Aufmerksam sehen alle an den neuen vorbei, da die unverwechselbaren Geräusche und das Gebrülle der Orks langsam wieder lauter werden. Wir 4 sehen einander an und nicken. "Ihr könnt euch uns anschließen.", teilt Legolas ihnen unseren Beschluss fest. "Dann sollten wir jetzt los.", beschließt der dunkelblonde und läuft mit seinen zwei Begleitern neben sich über die Bergoberfläche hinab. "Kommt. Wir müssen uns beeilen.", meint Lanwë und läuft mit Nessa an seiner Hand los. Auch Legolas läuft los, weshalb ich es ihnen gleich tue. Ich versuche mit dem Prinzen mitzuhalten, da ich ihn um etwas bitten möchte "Lass mich bitte nicht bei denen alleine." "Das werde ich nicht zulassen.", erwiedert er seinen Blick nach vorne gerichtet darauf. "Dankeschön.", murmel ich leise und konzentriere mich wieder auf den Abstieg, wobei ich ab und zu auch zu den dreien sehe. ~Sie führen etwas im Schlilde.. Aber was ist es..?~ Ich suche die ganze Zeit über nach einer Antwort bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir einen steilen Hang hinunterklettern müssen. Die drei bringen diesen als erstes hinter sich, danach sollen Nessa und ich hinunter. "Wir schaffen das schon.", spricht Nessa mir Mut zu, als sie bemerkt, wie unwohl ich mich fühle. Dankbar sehe ich zu ihr, ehe wir uns nebeneinander daran machen unverletzt und schnell hinunter zu gelangen. Wir beide ergreifen die gleiche große Wurzel, die aus der Erde ragt und uns Halt gibt, als Nessa eine kleine Verschnaufpause macht. ~Wie ungewöhnlich.. Sonst macht sie soetwas mit links..~ "Nessa, geht es dir gut? Brauchst du Hilfe?", fragt Lanwë augenblicklich und sieht besorgt zu ihr hinab. "Es geht mir gut.", antwortet sie und sieht hinunter. Weitere 5 Meter trennen uns von dem ebenen Boden, die wir überbrücken müssen. Ich will mich nach einer weiteren Wurzel umsehen, als ich ein ungutes Reißen höre. ~Oh nein..~ Und im nächsten Moment geschieht es auch schon. Die Wurzel beginnt zu reißen und wir schaffen es beide nicht rechtzeitig nach einer anderen zu greifen, sodass wir fallen. Ich vernehme nur noch das erschrockene einziehen von Luft der Elben bevor ich meine Augen schließe und mich auf starke Schmerzen vorbereite. Doch es kommt anders. Zwei Arme trennen mich von dem Aufprall und somit auch vor den Schmerzen. Ich will gar nicht wissen in wessen Armen ich mich nun befinde. Langsam öffne ich meine Augen und sehe in das Gesicht des braunhaarigen, welches ein wenig zu nahe am meinem ist. "Das nächste Mal solltet Ihr besser auf Euch aufpassen.", flüstert er beinahe und nähert sich mir noch ein wenig. Ängstlich und unsicher zugleich schaffe ich es sein Gesicht von meinem weg zu drücken und ihm zu sagen, dass er mich runterlassen soll. Kaum das meine Füße den Boden berührt haben werde ich auch schon an jemand anderen gezogen, doch dieses Mal habe ich nichts dagegen. "Geht es dir gut?", fragt Legolas mich und sucht in meinem Gesicht nach irgendeiner Art von Verletzungen. "Nein.. Mir geht es gut..", antworte ich noch immer etwas schockiert von der Tatsache, dass er mich vielleicht geküsst hätte. Ich weiß, dass er mir nicht glauben würde, allerdings bin ich im Moment nicht dazu bereit es ihm zu sagen. "Da es den Damen gut geht, sollten wir schleunigst weiter.", sagt der Elb mit den dunkelblauen Augen, weshalb wir weiter hinab steigen. Die Tat des braunhaarigen Elben will mir nicht aus dem Kopf gehen. ~Auf ihn sollte ich ganz besonders achten.~ Die Dunkelheit hat sich nun stärker als zuvor über diese Lande gelegt, also machen wir in Mitten einer Ansammlung von Nadelbäumen, die wir wenig später erreicht haben, eine Pause. Die drei versicherten uns, dass sich die Orks aus dem Gebirge niemals in der Nacht fortbewegen würden und sitzen uns nun gegenüber. "Wo wir gerade so gemütlich in der Runde sitzen, können wir doch die Zeit nutzen und uns besser kennenlernen.", schlägt der dunkelblonde von ihnen vor. ~Von mir erfahrt ihr nichts!~ "Wie lauten eure Namen und woher kommt ihr?", fragt Legolas augenblicklich und mit dieser altbekannten Kälte in der Stimme, die gegenüber Fremden immer zu erkennen ist. Der dunkelblonde stellt sich als Salen vor, der braunhaarige lautet auf den Namen Cáven und der Elb mit den dunkelblauen Augen heißt Mánagos. ~Eigenartige Namen..~ Die kommen ursprünglich aus Forlindon, dennoch sind sie vor vielen hunderten von Jahren losgezogen, um etwas von der Welt sehen zu können. "Da ihr nun von uns die Antworten bekommen habt, müsst ihr uns auch die unseren beantworten. Wie heißt ihr und wohin wollt ihr?" Lanwë erzählt ihnen von Namen unseren und sagt ihnen, das wir noch nicht genau wissen, wohin wir eigentlich wollen. "Also, ihr beide seid zusammen?", fragt Salen Nessa und Lanwë, die zustimmend nicken und sich aneinander kuscheln. "Und was ist mit euch beiden?", fragt Cáven uns ein wenig später sieht von Legolas zu mir uns wieder zurück. "Wir sind ebenfalls zusammen.", antworte ich schnell und in der Hoffnung, dass die anderen mitspielen würden. Ein wohliges Gefühl in mir verursachen Legolas Finger, die sich mit meinen verpflechten. ~Wenn das doch die Wahrheit sein könnte...~ "Wie schade..", höre ich ihn murmeln, weshalb ich verwirrt nachfrage, was das zu bedeuten hat. "Nichts erwähnenswertes.", wimmelt er mich schnell ab und widmet sich der Natur. ~Eigenartig..~ "Woher kommt ihr eigentlich? Also ihr scheint zu den Waldlandelben aus dem Düsterwald zugehören, allerdings seht ihr den hier lebenen Elben nicht ähnlich.", stellt Mánagos mit ruhiger Stimme fest und sieht Nessa und mich abwechselnd an. "Wir sind ja auch nicht von hier.", antworte ich knapp, da ich ihnen auf keinen Fall die Wahrheit erzählen möchte. Nessa scheint den selben Gedanken wie ich zu haben, denn sie fügt nichts weiteres hinzu. "Und woher kommt ihr, wenn ich fragen darf?", möchte der Elb mit den dunkelblauen Augen wissen. "Aus dem Norden und mehr werdet ihr nicht erfahren.", antwortet Nessa dieses Mal, wofür ich dankbar bin. Er sieht noch einmal misstrauisch zu Nessa bevor auch er seinen Blick über die Natur um uns herum schweifen lässt. ~Was habt ihr nur vor...~ Nach einer gefühlten Ewigkeit ergreift Salen das Wort "Wir haben vor uns Bruchtal anzusehen; wollt ihr uns vielleicht dorthin begleiten?" "Das müssten wir eben besprechen.", setzt Lanwë ihn in Kenntnis und steht von uns gefolgt auf, um ein Stück weit zu gehen. In einer selbst für Elben nur schwach hörbaren Lautstärke beginnen wir leise zu flüstern. "Wir müssen mit ihnen gehen. Wenn wir ihnen dankend absagen, nach Bruchtal reisen und sie dort antreffen, haben wir womöglich ein Problem. Ihre Waffen sind von guter Qualität, was nur bedeuten kann, dass sie gute Krieger sein müssen.", gibt Lanwë uns zu bedenken. Wir 3 denken kurz über seinen Einwurf nach, als Nessa zu sprechen beginnt "Lanwë hat Recht. Auch wenn sie mir nicht geheuer sind, wir sollten mit ihnen gehen, um Konflikte zu vermeiden." ~Sie haben ja beide Recht.. Vielleicht sollten wir wirklich mit ihnen gehen..~ "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie euch beiden-", Legolas deutet auf Nessa und mich, "-etwas antun wollen. Deren Blicke verraten mir das." ~Da bist du nicht der einzige...~ "Dann werden wir sie eben nicht alleine lassen.", wendet Lanwë dagegen ein. "Nun gut.. Wenn das dann geklärt ist, bin ich bereit dazu mit ihnen nach Bruchtal zu reisen.", gibt der Prinz seine Meinung ab. Nach einigen Überlegungen stimme ich ebenfalls zu und wir machen uns auf den Rückweg. Bevor wir jedoch bei ihnen ankommen ergreife ich vorsichtig Legolas' Hand. Er gibt mir den nötigen Halt, den ich jetzt brauche.

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt