Als ich bereits eine gefühlte Ewigkeit lang auf dem Boden sitze höre ich hastige Schritte, die sich mir rasch nähern. Ich hebe meinen Kopf und sehe kurz darauf Nessa und Lanwë auf mich zueilen. "Eve, was ist passiert? Wo ist Legolas?", fragt mich Lanwë beunruhigt. "Als ich mich um seine Verletzung kümmern wollte, begann sie auf einmal stark zu bluten... Ich hab ihn dann irgendwie auf Arod bekommen und wir sind sofort aufgebrochen. Auf dem Weg verlor er immer mehr Blut und ich dachte.... Dass wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden... Aber wir haben es geschafft. Er wird gerade behandelt und sie lassen niemanden zu ihm..", berichte ich ihnen. Wie bei den Menschen auch, legt sich Mitleid in die Blicke der beiden, aber sie scheinen sich auch um seine Gesundheit zu sorgen. Nessa kniet sich neben mich, legt eine Hand tröstend an meinen Oberarm und sagt "Mach dir keine Sorgen.. Er wird es bestimmt schaffen." Seufzend lehne ich meinen Kopf an die Wand und sehe der Decke entgegen. "Hoffendlich..", murmle ich. "Wir wollen uns ein wenig die Stadt ansehen, möchtest du uns begleiten?", schlägt nun Lanwë vor, welcher sich offensichtlich von seinem Schock erholt hat. "Nein, danke. Geht nur. Ich sage euch Bescheid, wenn er Besucher empfangen darf.", antworte ich und sehe die beiden an. "Bist du dir sicher? Vielleicht...", setzt Nessa an, doch ich unterbreche sie rasch "Ja, ich bin mir da sicher. Außerdem habe ich ihm versprochen sofort zu ihm zu kommen, sobald ich die Erlaubnis dazu habe." "Deine Sorgen um ihn sind groß, nicht wahr?", fragt mich Lanwë, doch seine Stimme klingt anders. Sonst wollte er mich immer damit aufziehen, aber nun klingt er verständnisvoll und ruhig. "Ja, das sind sie.", antworte ich und sehe zu ihm auf. "Legolas ist stark. Er wird es bestimmt schaffen.", entgegnet mir Lanwë aufmunzernd, doch verschmilzt lächelnd fügt er noch hinzu "Und dann könnte ihr euch so oft umarmen und küssen, wie ihr wollt." "Und ich habe mich schon gefragt, was wohl mit dir los ist.", erwiedere ich lächelnd. "Ich denke, dass wir so langsam losgehen sollten. Und Eve, alles wird wieder gut werden..", verabschiedet sich Nessa von mir, ergreift Lanwës Hand und verschwindet mit ihm durch die Tür, durch die wir vorhin noch gekommen sind. Die Zeit, die ich mit dem Warten verbringe fühlt sich an, als würde ich Jahre lang auf diesem Gang sitzen. ~Warum dauert das nur so lange? Gibt es etwa Komplikationen? ~ Nach anderthalb Stunden öffnet sich endlich die Tür neben mir. Sofort springe ich förmlich von dem Boden auf und warte auf die Person, die den Raum verlassen würde, um sie nach Legolas' Zustand auszufragen. Die Person zögert zunächst, doch dann offenbart sie sich als Neldor, welcher mir erschöpft entgegensieht. "Wie geht es ihm jetzt? Ist alles gut verlaufen? Gab es Schwierigkeiten oder..", frage ich sofort, doch Neldor unterbricht mich augenblicklich "Ich habe seine Wunde genäht und ja es gab eine kleine Komplikation: Die Wunde hat wieder angefangen zu bluten. Andauernd fragte er uns 'Wo ist sie?' Ich habe ihm darauf hin gesagt, dass du vor der Tür wartest und die Wunde hörte sofort zu bluten auf, was mich wirklich verwundert, denn soetwas habe ich noch nie erlebt. Von da an lief alles wie nach Plan und nun schläft er, da ich ihm ein Schlafmittel gegeben habe. Du kannst zu ihm gehen, aber er wird noch nicht mit dir reden können." Stürmisch umarme ich Neldor und danke ihm gefühlte 100 Male. "Es gibt Nichts zu danken. Und nun geh endlich.", meint er irgendwann etwas schüchtern, als er mich von sich schiebt und mir Platz macht. "Vielen Dank, Neldor. Unendlichen Dank.", sage ich noch, bevor ich den Raum betrete. "Ich denke, dass wir euch alleine lassen sollten.", meint die Königin und tritt gefolgt von dem Soldaten auf den Gang. Als ich höre, dass sich die Tür schließt und die Schritte entfehrnen, wage ich es näher an sein Bett heran zu treten. Auch wenn er jetzt schläft, sieht er ebenso erschöpft wie Neldor aus. Sein Oberkörper ist unbekleidet, doch eine Decke wurde über ihn gelegt. Ich sehe mich kurz in dem Raum um: Er ist mit zwei Stühlen und einem Tisch aus dunklem Holz ausgestattet. Es befinden sich an zwei der vier Wänden jeweils ein mittelgroßes, viereckiges Fenster. Auf der Lehne eines Stuhles wurde seine Kleidung ordentlich abgelegt und ich entdecke einen kleinen Zettel, welcher auf dem Tisch liegt. Darauf bedacht leise zu sein schleiche ich dorthin und falte das Pergament auseinander. 'Kommt beide in den Thronsaal, wenn er erwacht ist.' ~Bestimmt hat das die Königin geschrieben...~ Ich hebe vorsichtig den Stuhl hoch, welcher seine Sachen nicht trägt, und stelle ihn neben dem Bett ab. Ich bin gerade dabei mich in Ruhe hinzusetzen, als sich Legolas' Körper auf einmal verkrampft. Instinktiv drücke ich ihn an den Schultern in die Matratze und rede auf ihn ein. "Bitte beruhige dich. Alles ist in Ordnung. Es besteht keine Gefahr. Du bist in Sicherheit.", sind einige der Sachen, die ich zu ihm sage. Ihn in die Matraze zu drücken ist gar nicht so leicht, denn eines muss ich sagen: Er hat sehr, sehr viel Kraft. "Legolas, ich bin es, Eve. So beruhige dich.", bitte ich ihn die Tatsache, dass er mich nicht hören kann, ignorierend. Einige Momente später beginnen sich seine Verkrampfungen zu lösen und Ruhe kehrt in den schlafenden Elben. Jetzt liegt er vor mir, ganz friedlich, so als würde er bloß kurz schlafen, um danach wieder in ein Abenteuer aufzubrechen. ~Hoffendlich passiert das kein weiteres Mal..~ Nach einigen Stunden, die ich nun an seiner Seite verbracht habe, ertönt ein zögerliches Klopfen an der Tür. Ich drehe mich in dessen Richtung und sehe Nessas Kopf auftauchen. "Können wir reinkommen?", fragt sie flüsternd, woraufhin ich nicke. Sie betritt gefolgt von Lanwë den Raum und sie stellen sich neben mich. "Ist er schon einmal wach gewesen?", fragt Lanwë leise. "Nein.. Noch nicht. Aber sein Körper hat sich vor einiger Zeit sehr stark verkrampft.", erkläre ich ebenfalls leise. "Hat dir schon jemand gesagt, ob er sich wieder erholen wird?", fragt nun Nessa und sieht mich an. "Neldor sagte mir nur, dass er zunächst schlafen wird. Ich vermute, dass er uns erst danach sagen kann, wie sein Schicksal aussieht.", antworte ich ein wenig betrübt. Danach sagt niemand etwas, doch ein wenig später fragt mich Lanwë wieder mit dieser eigenartigen, ruhigen Stimme "Warst du die ganze Zeit lang hier?" "Ja.. Irgendetwas muss ich doch für ihn tun. Immerhin ist es meine Schuld, dass er Schmerzen erleiden muss.. Hätte ich bloß diesen Ork umgebracht.. Ich hätte ihn bestimmt mit einem Pfeil treffen können...", mein Geflüster geht währenddessen in Gemurmel über. "Es ist bestimmt nicht deine Schuld...", beginnt Nessa, doch ich lasse sie nicht ausreden "Es ist meine Schuld! Hätte ich vor dem Kampf bloß nicht auf ihn gehört und von Anfang an mitgemacht, dann wäre ihm das vielleicht erspart geblieben!", meine Stimme ist dabei etwas lauter als beabsichtigt, washalb ich schnell nachsehe, ob ich Legolas geweckt habe. ~Gut... Er schläft noch..~ Eine Stille legt sich über uns und erneut wagt es niemand ein Wort zu verlieren. Sie sind nun bestimmt schon eine halbe Stunde lang hier, als Nessa und Lanwë beschließen zu gehen. Ich dagegen bleibe noch und warte geduldig auf sein Erwachen. An diesem Tag geschieht Nichts besonderes mehr, außer, dass er ein weiteres Mal völlig verkrampft. Als die Sonne ihren Platz mit dem des Mondes und der Sterne tauscht, bringt mir eine brünette Frau etwas zu Essen und Trinken, doch ich bitte sie die Sachen auf dem Tisch abzustellen. Ich vermute, dass sie in der Küche arbeitet, da sie eine ähnliche Schürze trägt, wie die Angestellten im Schloss in Nalaran. Auch während der Nacht verlasse ich das Zimmer nicht, ansonsten würden mir meine Schuldgefühle den letzen Nerv rauben. So warte ich und warte, geduldig auf dem Stuhl neben seinem Bett sitzend. Irgendwann stehe ich auf und stelle mich vor das Fenster. Das Ödland Rohans erstreckt sich bis an den Horizont und sehr weit nach Westen und Osten.Viele Häuser aus Stein wurden hier errichtet und schon jetzt beginnen einige wenige Menschen mit ihrer Arbeit, obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen ist. ~Was jetzt wohl in Nalaran vor sich geht..? Was Vater wohl gerade tut.. Wie es den Bürgern geht.. Nein.. Daran darf ich nicht mehr denken.. Das liegt in der Vergangenheit und diese muss ich jetzt hinter mir lassen..~ "Wer ist da?", überrascht mich Legolas' kaum hörbare, erschöpfte Stimme. Ich drehe mich zu ihm um und antworte knapp "Eve." "Was ist passiert nachdem du meine Verletzungen versorgen wolltest?", fragt er nun ernst. Ich seufze, gehe auf ihn zu und lasse mich auf dem Stuhl nieder. "Während wir nach Edoras geritten sind hast du sehr viel Blut verloren und irgendwann auch das Bewusstsein... Dann kam es mir vor, als wärst du zur Hälfte am schlafen und zu Hälfte wach gewesen.. Zwei Reiter Rohans kamen uns nicht weit vom Fluss Onodló entfehrnt entgegen, die uns nach Edoras führten. Einer von ihnen half mir dich auf den Weg in die Halle der Königin zu stützen und auf ihrem Beschluss hin brachten wir dich in diesen Raum... Etwas später kam Neldor hinzu und hat mich rausgeschickt, da er Ruhe brauchte, um dich zu behandeln... Ich habe gedacht, dass.. Dass ich dich verlieren würde, doch als er dann raus kam und mir sagte, dass du nur noch etwas Schlaf benötigst, war ich sehr erleichtert." Lange schweigen wir beide, denn er scheint über meine Erzählung nachzudenken. Ich richte meinen Blick wieder aus dem Fenster in den heller werdenden Himmel. "Und was geschieht als nächstes?", fragt er etwas später. "Die Königin hat uns eine Nachricht hinterlassen, als sie gegangen ist. Wir sollen, sobald du wach bist, in den Thronsaal kommen. Dann werden wir weitersehen, nehme ich an.", antworte ich geduldig. "Ich hätte noch eine letze Frage: Wie lange habe ich geschlafen?", fragt er unsicher. "Keine Sorge. Du hast einen Tag versäumt.", antworte ich und stehe auf, um seine Kleidung zu holen. "Benötigst du dabei meine Hilfe?", frage ich und lege sie neben ihn auf das Bett. "Ich denke, dass ich das alleine kann.", antwortet er und setzt sich mühselig auf, wobei die Decke ihren Platz verlässt und mir einen Überblick auf seinen Oberkörper gibt. Eine dicke Schicht bestehend aus Verbänden bedeckt einen großen Teil. Mit geröteten Wangen drehe ich mich um und mache einen Schritt auf die Zimmertür zu. "Sag mir Bescheid, wenn du.. fertig bist.", sage ich ihm. Wenige Minuten später, sagt er mir, dass er fertig sei und ich helfe ihm aus dem Bett aufzustehen. Den Rest seiner Kleidung trägt er übrigens noch. Mit seinem Arm über meiner Schulter stütze ich ihn und wir kommen dem Thronsaal der Königin langsam näher. Ich drücke die Klinke der Tür hinunter und wir betreten die riesige Halle.
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Ich liebe dich doch Legolas
FanfictionEve, eine Elbin aus dem Süden Mittelerdes macht sich nach einem gewaltigen Streit innerhalb ihrer Familie mit ihrer besten Freundin Nessa auf den Weg in den Westen, um dort Abenteuer zu erleben und alles vergessen zu können. Wird es ein Elb vielleic...