Kapitel 10

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Alle paar Stunden rasten wir, um die Pferde zu schonen, und erlauben ihnen, sich ein wenig von uns zu entfernen. Nach vielen Stunden des Reitens und verdienten Pausen verlassen wie endlich die einsame, leblose, kahle Ebene und komen an der nördlichen Biegung des Anduins an. Es würde nicht mehr lange dauern bis wir den Fluss erreichen und die Pferde sich durch dessen Wasser abkühlen können. Als der Fluss vor uns auftaucht laufen die Pferde erneut schneller, was mich an die Zeit am Rûhn erinnert. ~Er hat mir damals von der Wahrheit erzählt.... Bedrückt saß er dort und irgendetwas brachte ihn zum nachdenken... Ich erzählte ihm von Alagos und er half mir dadurch, dass er bei mir war... Dass er einfach nur neben mir kniete und mich umarmte...~ Noch nie hatte ich solch eine Zuneigung gegenüber einem Elben verspürt, weshalb dieses Gefühl neu und komisch für mich ist. Der Wille immer in seiner Nähe zu sein, zu wissen, dass es ihm gut geht. Ihm durch schlechte Zeiten zu helfen als eine Pflicht anzusehen. ~Ich bin ein hoffnungsloser Fall...~ Das ruckartige Stehenbleiben Arods erinnert mich daran, dass meine Welt nicht nur aus Gedanken und Träumen besteht. Ich steige, wenn auch ein wenig in Gedanken verloren, vom Rücken des Tieres und verliere ein wenig mein Gleichgewicht als meine Füße am Boden aufkommen. Noch rechtzeitig erlange ich es zurück, was aber vermutlich niemand bemerkt hat. Wir stehen in der letzten Reihe an Bäumen, welche sich an diesem Ufer befindet, und der Fluss liegt wenige Meter vor unseren Füßen. An das andere Ufer grenzen ebenfalls Bäume, so wie hier auch, was beide Seiten gleich aussehen lässt. "Ist alles in Ordnung?" Ich habe meinen Blick der Natur gewidmet, doch beim Ertönen der Stimme richte ich ihn auf die Person vor mir. Lanwë steht dort, hat mir aber nun den Rücken zu gewendet und versucht den Punkt auszumachen, welchen ich beobachtet hatte. "Ja. Alles ist in Ordnung.", antworte ich ruhig, "Ich habe mich nur ein wenig umgesehen." Er sieht mich kurz an, wendet sich dann aber Melian zu und beginnt die leichten Decken von ihrem Rücken zu nehmen, wobei ihm Nessa hilft. Legolas steht mit Arod am Ufer und lässt seinen Blick über das andere Ufer schweifen, während sein Pferd aus dem Fluss trinkt. Ich helfe ihnen ein kleines, improvisiertes Lager, welches aus zwei Decken und einem kleinem Feuer besteht, aufzubauen. Eine Ewigkeit lang langweile ich mich, während ich auf einer der Decken sitze, weshalb ich beginne in meinem Beutel nach einem Pergamet oder kleinem Büchlein zu suchen. Und tatsächlich finde ich ein kleines Taschenbuch mit Ledereinband. Darauf ist ein Bild von einem gewaltigem Schloss mit prächtigem Garten, in dem sich eine Elbenprinzessin an dem Duft der Blumen erfreut, zu sehen. Als ich ein kleines Elbenmädchen war hat mir meine Mutter immer von dieser Geschichte erzählt. Sie wuchs in einer armen, aber glücklichen Familie auf und nach einigen Abenteuern findet sie herraus, dass sie die verschollene Prinzessin ist. Sie wurde, als sie klein war, von einer Hexe entführt und in der Wildnis ausgesetzt, wo sie ihre Steifeltern fanden und aufnahmen. Wunderschön ist sie und klug noch dazu. Sie lernte mit Waffen umzugehen und kann ebenso frech sein, wie ein Zwerg. Als sie die Herrschaft über das Königreich übernimmt, behandelt sie die armen und reichen Bürger gleich. Sie hilft jedem der Geld oder eine Unterkunft braucht, wobei sie auch Teile ihres Schlosses zur Verfügung stellte. ~Wie lange habe ich nicht schon nicht mehr an meine Mutter gedacht.. Immerzu geht es in meinem Kopf um diesen einen Elben mit den einzigartigen Augen... Er raubt mir völlig den Verstand!~ "Wann werden wir weiterziehen?", frage ich einige Minuten später. "Morgen, wenn die Sonne aufgegangen ist, würde ich vorschlagen.", meint Lanwë. Nessa blickt besorgt zu Arod und Melian, welche nur wenige Meter von uns entfehrnt sind. "Ihr könnt euch ruhig schlafen legen. Ich werde die Wache übernehmen.", verkündet Legolas, woraufhin sich Nessa gähnend an Lanwë lehnt und ihre Augen schließt. Behutsam streicht er ihr durchs Haar und sieht sie leibevoll an. ~Er ist der richtige für sie... Er liebt sie wirklich, ebenso wie sie ihn liebt..~ Darauf achtend ihren Schlaf durch seine Bewegungen nicht zu stören dreht er sich ein wenig zur Seite und ergreift seinen Umhang. Schnell faltet er ihn und platziert ihn auf dem einem Ende der Decke. Ganz vorsichtig, als wäre sie ein kleiner Schmetterling, legt er ihren Kopf auf den gefalteten Umhang, welcher ihr als Kissen dient. Kurze Zeit später legt er sich zu ihr und sein Atem wird gleichmäßig. Einige Augenblicke lang betrachte ich dieses Bild vor mir und beginne anschließend in dem Buch zu lesen. Als ich circer 10 Seiten gelesen habe zieht eine ganz bestimmte Person meinen Blick auf sich. Er lehnt an einem Baum, welcher nicht weit von mir entfehrnt steht, richtet seinen Blick auf irgendeinen Punkt in den Wäldern und atmet tief ein und aus. Ich lese in meinem Buch weiter, beobachte ihn aber das eine ums andere Mal aus meinen Augenwinkeln. ~Was macht er nur mit mir?~ Ich blättere gerade die Seite um, als er zögerlich und mit leiser Stimme fragt "Dürfte ich dich um einen Rat bitten?" ~Er? Einen Rat von mir..?~ "Natürlich.", entgegne ich flüsternd und deute auf den Platz neben mir. Kurz zögert er, setzt sich aber schließlich doch noch neben mich. Als sein Oberarm meinen berührt, beginnt diese Stelle sofort zu kribbeln und ich hebe Sekunden lang meine Mundwinkel. Als er keine Anstalten macht, mir etwas zu erzählen frage ich "Und..? Wozu benötigst du meinen Rat?" Sein Blick richtet sich auf die kleinen Flammen vor uns bevor er mir zaghaft beginnt zu erzählen "Es.. Nun ja.. Es geht um eine Elbin... Ich mag sie.. sehr sogar, aber ich weiß nicht, ob sie ebenso für mich fühlt... Was soll ich tun?" ~Er ist in eine Elbin verliebt und bittet mich nun um Rat. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass seine Blicke, welche ich immerzu auf mir spürte, keine Einbildungen sind... Doch es waren welche... Er hat sein Herz an eine andere Elbin verschenkt...~ Meine wahren Gefühle versuche ich ihm nicht zu offenbaren, als ich ihm rate "Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Legolas. Ich würde ihr an deiner Stelle sagen, was du für sie empfindest. Sie wird ganz bestimmt das selbe fühlen wie du. Und wenn sie deine Gefühle nicht erwiedert, dann weiß ich auch nicht was in ihrem Kopf vorgeht. So jemanden hättest du niemals verdient." "Das sind aber harte Worte.", meint er belustigt. "Ich möchte nur vor einem gebrochenem Herzen bewahren... An wessen Schulter soll ich mich sonst aus weinen, wenn du nicht mehr da bist?" , erkläre ich, wobei meine Stimme kaum lauter als ein Hauch ist. Nach meinen Worten schweigt er und starrt in das Feuer, was mich irgendwie nervös werden lässt. ~Ich hätte nachdenken sollen bevor ich etwas sage! Warum kann ich nicht klar denken, wenn er in meiner Nähe ist?~ Eine unangenehme Stille breitet sich unter uns aus und meine Gedanken drehen sich erneut nur um ihn. "Ist es in Ordnung, wenn ich mich ebenfalls ein wenig schlafen lege?", frage ich flüsternd und versuche nicht ihn anzusehen, sondern, so wie er auch, das Feuer. "Einen angenehmen Schlaf wünsche ich dir.", entgegnet er ruhig, woraufhin ich mich hinlege. Allerdings habe ich darauf geachtet, dass ich ihm genug Platz lasse falls er auch müde wird und sich schlafen legen will. ~Wie gerne würde ich jetzt mit meiner Mutter reden. Sie um Rat bitten...~ Nur wenige Sekunden, nachdem ich meine Augen geschlossen habe, tauche ich in die Welt der Träume ein. Auf einmal sitze ich auf dem Bett in meinem altem Zimmer in Nalaran und meine Mutter neben mir. "Was stimmt nicht mit mir? Noch nie hatte ich solche Gefühle gegenüber einem Elben verspürt... Wenn er nicht in meiner Nähe ist, mache ich mir Sorgen um ihn... Niemals könnte ich mich damit zurechtfinden, dass es ihm schlecht geht...", beginne ich zu erzählen. ~Warum bin ich immer so emotional, wenn es um ihn geht..? Was macht er nur mit mir?~ Ihre sanfte, beruhigende Stimme hallt durch den Raum "Mache dir keine unnötigen Sorgen... Das Gefühlschaos, welches vermutlich in dir herrscht, ist ganz normal. Da es dir neu ist, so zu fühlen, denkst du, dass es komisch ist, aber das ist es nicht. Es ist das schönste Gefühl, das es gibt." Verzweifelt seufze ich und sehe sie an. Ihre wunderschönen türkiesen Augen strahlen eine Geborgenheit und familiäre Bekanntheit aus, die mich fast vergessen lässt, dass ich sie schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. "Wird das noch schlimmer..? Das Gefühlschaos?", frage ich unsicher. Mütterlich lächelnd meint sie "Deine Gefühle für ihn sind stark, auch wenn du es noch nicht zu bemerken scheinst. Ich vermute, dass sie mit der Zeit intensiver werden." Eine Weile lang schweigen wir bis sie beschließt dieses zu unterbrechen "Erzähl mir ein wenig von ihm. Ist er höflich und aufmerksam? Wie sieht er aus?" Verträumt antworte ich ihr "Ja.. Er ist sehr höflich und aufmerksam. Und nett und geschickt und... Ich könnte dir noch einige Sachen nennen, aber das interesiert dich vermutlich weniger. Er sieht einfach nur unglaublich gut aus. Blaue Augen, solche, wie ich sie noch nie gesehen habe. Sie ziehen einen in einen Bann aus dem du dich nicht ohne seine Erlaubnis befreien kannst... Sein Gesicht erscheint mir, als wurde es von den Engeln persönlich gefertigt. Blonde Haare hat er, die im bis über die Schultern reichen und....", meine Wangen werden ein wenig rot und meine Stimmer um sehr viel leiser "Eine gute.. nun ja.. Figur." "Also sehr gutaussehend.", stellt sie leicht grisend fest und nimmt mich in den Arm. "Und? Hat er dir irgendwie gezeigt, dass er vielleicht an dir interessiert ist?", fragt sie nun neugierig. "Ich weiß nicht... Immerzu sehe ich aus den Augenwinkeln, dass er mich ansieht. Manchmal brauche ich ihn auch nicht anzusehen, da ich seinen Blick förmlich spüren kann. Aber ich glaube nicht, dass es etwas damit zu tun hat...", ende ich traurig. Sie entfehrnt sich von mir und fragt "Wie meinst du das?" "Er hat mir erzählt, dass er an einer Elbin interessiert ist und wollte meinen Rat.", sage ich monoton und auf die Bettdecke sehend. "Vielleicht bist ja auch du damit gemeint. Hast du bereits darüber nachgedacht?", meint sie hoffnungsvoll. "Das bezweifle ich, Mutter... Aber warum sagte er mir damals, dass er auf mich Acht geben wird? Dass mir Nichts zustoßen würde, solange ich bei ihm bin?", frage ich verzweifelt, "Warum sagte er mir dann soetwas?" Nachdenklich sagt sie "Das kann ich dir nicht beantworten...", nimmt mich erneut in den Arm und streicht mir vorsichtig über den Hinterkopf. "Du musst gehen... Auf Wiedersehen, meine Kleine. Gib die Hoffnung nie auf. Für die Liebe lohnt es sich zu kämpfen.", ihre Stimme wird immer leiser bis sie vollständig verklungen ist. "Nana! Komm zurück!", rufe ich ihr den Tränen nahe nach. Alles um mich herum wird immer heller und heller bis ich letzen Endes aufwache. Ich setze mich ruckartig auf, was die Aufmerksamkeit der andern auf mich zieht, doch etwas scheint nicht zu stimmen... ~Warum sind sie so aufgeregt und beunruhigt? Oh nein.... Sie kommen!~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt