Kapitel 33

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Wortlos dreht er sich wieder um und drückt schnell die Klinke hinunter, um daraufhin die Türe zu öffnen. Ein letztes Mal sehe ich noch schnell zur Karte bevor ich meinen Blick endgültig abwende und nach Cáven den Raum betrete. Das Zimmer sieht meinem sehr ähnlich und auf dem ersten Blick wirkt er sogar beruhigend auf mich. Als mein Blick dann jedoch Legolas erreicht, brennen bei mir alle Sicherungen durch. Blut entflieht seinem rechten Mundwinkel und läuft langsam hinunter zu seinem Kinn. Sein Blick ist so liebevoll und doch mit Leid versehen. Cáven und Alagos, um dessen Nase herum sich noch etwas getrocknetes Blut befindet, unterhalten sich in diesem Moment und ich beschließe kurzer Hand zu Legolas zu stürmen, jedoch werde ich auf halbem Wege von einer Wache festgehalten. Mit viel Mühe versuche ich mich von ihm los zu reißen, was von allen anderen - mit Ausnahme von Legolas - hämisch lachend kommentiert wird. "Lasst mich doch endlich zu ihm..", wimmer ich nur noch während mir einige Tränen die Sicht nehmen, sie allerdings nicht meine Wangen hinablaufen. Es tut mir so sehr weh ihn dieser Situation zu sehen. "Noch einmal wird es dir nicht erlaubt.", spricht der Wiederling dann und wendet sich mir zu. Ich versuche ihm nicht zu zeigen, dass er mich durch diese Aussage überrascht hat und suche den Raum nach dem Elben ab, der mir damals erlaubt hat Legolas kurz zu umarmen. Jedoch finde ich diesen hier nicht und sehe wieder zu dem Prinzen. ~Das ist alles meine Schuld.. Es ist meine Schuld, dass er verletzt wurde.. Meine Schuld, dass wir hier eingesperrt wurden.. Alles ist meine Schuld..~ ●Es ist nicht deine Schuld, Eve.●, die Stimme meiner Mutter ertönt plötzlich in meinem Unterbewusstsein. ~Es ist meine Schuld, Nana. Hätte ich mich damals nicht wiedersetzt, wären wir jetzt nicht in dieser Situation..~ ●Sag soetwas nicht, meine kleine. Hättest du dich nicht so verhalten, wie du es getan hast, dann hättest du Legolas niemals getroffen. Du hast das richtige getan. Ich bin stolz auf dich.●, ändert sie dann doch noch meine Sicht über die Lage. ~Ich danke dir, Nana. Aber was soll ich tun? Ich muss doch irgendetwas tun, damit wir hier raus kommen.~ ●Habe Geduld..●, sind dann ihre letzten Worte bevor ich mich wieder auf die Situation um mich herum konzentrieren kann. ~Nana! Nana, rede doch mit mir! Bitte, ich brauch dich doch... Ach Nessa.. Warum kannst du nicht hier sein..~ "Falls du dich jetzt fragst wo er sein könnte, musst du ihn auf der Grabstätte für Verräter suchen.", erzählt er mir dann, noch immer mit diesem gleichgültigen Unterton. ~Wegen dieser Kleinigkeit hat er ihm getötet?! Der spinnt doch!~ "Wie dem auch sei..", er brginnt durch den Raum zu gehen und stellt sich an Legolas' Seite, "Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Wirst du mir diesen.. Nun ja.. Gefallen tun? Wenn nicht wird er hier", mit einer Handbewegung deutet er der Wache die Klinge ein wenig näher an seine Kehle zu halten, "sterben müssen." Meine Antwort steht augenblicklich fest "Wenn er und die anderen beiden, die uns begleitet haben, gehen dürfen werde ich das tun." Legolas wehrt sich wieder gegen den Griff und sieht leicht panisch zu mir "Nein! Stimm ihm nicht zu!" Eine kleine Blutspur läuft an seinem Hals hinunter; vermutlich hat er sich zu stark gewehrt und die Klinge hat seinen Hals gestriffen."Du darfst nun zu ihm. Dann wirst du aber wieder auf dein Zimmer gebracht.", siegessicher lächelnd verlässt er mit den Wachen den Raum. Der Elb entfehrnt die Klinge von Legolas' Hals und macht sich ebenfalls daran zu gehen. Von einer Sekunde auf die andere steht der Düsterwaldelb auf, kommt auf mich zu und zieht mich ruckartig an sich. Ich kann nicht anders, als den Tränen freien Lauf zu lassen, während ich meine Arme hinter seinem Rücken verschränke und ihn so nahe, wie es mir möglich ist, an mich ziehe. Ich merke sofort, dass er traurig ist, da ich Alagos zugestimmt habe und genau das bricht mir das Herz. "Es tut mir so leid..", bringe ich zwischen zwei Schluchzern heraus, "Ich kann dich einfach nicht sterben lassen. Ich werde alles tun, um das zu verhinern." Ein weiterer Schwall Tränen überströmt mein Gesicht. "Shh.. Bitte hör auf zu weinen..", murmelt er leise, lockert seinen Griff ein wenig und beginnt mit einer Hand beruhigend über meinen Rücken zu streichen. Die Menge an Tränen werden weniger, allerdings huscht die eine oder andere trotzdem über meine Wange. "Glaub mir, ich will das nicht. Ich will das überhaupt nicht, aber ich kann das Risiko nicht eingehen, dass er dir das Leben nimmt.", ich benötige eine kurze Pause um den nächsten Satz sagen zu können, "Ich liebe dich doch, Legolas." Und in diesem Moment, in dem ich den letzten Satz sage, höre ich zu weinen auf. Kurz hält er in der Bewegung inne, ehe er mich sanft und ganz vorsichtig ein wenig von sich entfehrnt. Blaue Augen treffen mit einer hypnotisierenden Wirkung auf grüne. "Ich liebe dich auch." Fast automatisch beschleunigt sich mein Herzschlag, als sich unsere Gesichter langsam dem jeweils anderen nähern ohne den Blickkontakt zu brechen. Unfähig zu denken lasse ich dem Geschehen einfach seinen Lauf und versuche mich daran zu erinnern, was die Elben in Nalaran gemacht haben, wenn sie sich küssten. Ich hatte auch ein wenig Angst, dass ich das falsch machen würde. Als ich nur noch wenige Millimeter davor entfehrnt bin, zum ersten Mal geküsst zu werden, geht die Tür auf und wir entfehrnen uns um einige Zentimeter voneinander. "Komm jetzt.", befiehlt Mánagos mir harsch. Ich schaffe es noch ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, ehe ich mich leise murmelnd von ihm verabschiede und schweren Herzens von ihm abwende. ~Hoffendlich sehe ich ihn bald wieder..~ Ich verlasse den Raum und betrete danach gefolgt von Mánagos meinen. "Es tut mir leid.", überrascht er mich dann. Ich drehe mich zu ihm um und frage, was genau ihm denn leid tut. "Ich sollte dich zu ihm bringen. Er sagte mir, dass du gefährlich bist und den Tod unserer Familie willst. Ich wusste nicht, dass er etwas derartig abscheuliches vorhat..", erklärt er mir die Situation kurz. Ich bin sprachlos. "Es tut mir so leid..", mit den Worten wendet er sich von mir ab und macht sich mit gesenktem Kopf auf den Weg zur Tür. "Warte!", rufe ich ihm noch nach, "Kannst du uns nicht helfen zu fliehen?" "Ich würde es ja, aber ihr habt keine Chance.", diese Worte entfachen eine Wut in mir. "Geht! Ich will Euch nie wieder sehen!", schreie ich ihn an und drehe mich um. Ich schmeiße mich auf mein Bett und schreie in mein Kissen. Ich war so wütend wie schon lange nicht mehr. ~Warum?! Warum ist Alagos nur so ein Ekel?! Warum musste er sich ausgerechnet mich aussuchen?! Was hab ich getan?! Und dann auch noch Mánagos! Er kann uns doch auch helfen! Egal wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir frei kommen! Warum ist alles nur so unfair!?~ Ich beruhige mich langsam und richte mich dann wieder auf. Meine Hände zittern noch ein bisschen von der ganzen Aufregung, aber das lässt nach, als ich Legolas' beruhigende Stimme höre, da er nach mir fragt. Mit leicht wackeligen Beinen gehe ich dann zu der Wand und nehme das Bild ab. "Hast du gehört, was Mánagos gesagt hat?", frage ich ihn, während ich mir den Stuhl schnappe und ihn vor das Fenster stelle. Er nickt nur stumm zur Antwort. "Kannst du es dir nicht doch anders überlegen?", fragt er dann schließlich nach einigen Minuten des Schweigens. Die Trauer und Hoffnung, die in seinen Augen zu sehen sind, machen es mir unendlich schwer ihm auf seine Frage zu antworten "Du musst wissen, dass ich alles tun würde, um zu verhindern dass ich dich verlieren muss. Weißt du diese Gefühle habe ich schon fast seid dem Beginn unserer Reise und ich kann dich einfach nicht verlieren weder noch dein Leben aufs Spiel setzen. Ich muss das einfach zu lassen." Wieder sagen wir beide einige Sekunden lang nichts bis Legolas sich dazu entscheidet mich etwas zu fragen "Du sagtest grade, dass du diese Gefühle schon seid ungefähr dem Beginn unserer Reise hast. Wann genau hat das denn angefangen?" Lächelnd erinnere ich mich an den Moment zurück, in dem ich begonnen habe mich in ihn zu verlieben "Weißt du noch damals in Rûhn? Wir haben Nessa und Lanwë vorreiten lassen damit sie mehr Zeit für sich haben um sich näher zu kommen. Naja eigentlich wolltest du hinterher, aber ich habe dich dazu überreden können sie alleine zu lassen. Ich habe mich dann hingesetzt und die Landschaft angesehen. Überraschender Weise hast du dich auch noch zu mir gesetzt und wir haben uns unterhalten. Und es gab da diesen einen Moment, als ich einmal in deine Augen sah und nicht anders konnte als sie weiter anzusehen. Ich weiß auch nicht warum, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich solche Augen wie deine noch nie gesehen habe... Entschuldigung ich habe wieder zu viel geredet." Meine Wangen sind während des letzten Teiles etwas rosa geworden, weshalb ich meinen Blick wenig später nach unten auf meine Hände richte. Ich bemerke aus den Augenwinkeln heraus, dass er versucht sich die Augen seines Spiegelbildes anzusehen. ~Vermutlich kann er mir nicht so Recht trauen, was seine schönen und einzigartigen Augen angeht... Aber ich hab nun mal die Wahrheit gesagt.~ "Du brauchst dich doch nicht für eine Antwort zu entschuldigen.", erwiedert er Sekunden später lächelnd und leicht Kopf schüttelnd darauf. Ich stütze meine Ellenbogen auf der Zentimeter großen Fensterbank, meinen Kopf halte ich mit meinen Handflächen und sehe mir ihn einfach nochmal an. ~Diese Augen überzeugten mich schon von Anfang an..~ Als ich kurz zu seinem Mund sehe, frage ich mich wie es sich wohl anfühlt, wenn wir uns irgrndwann einmal in absehbarer Zeit küssen sollten. ~Das wird bestimmt toll.. Hoffendlich passiert es bald.. Immerhin waren wir zwei Mal nur kurz davor..~ "Woran denkst du?", holt mich seine melodische Stimme aus meinen Gedanken. Ich wurde automatisch nervös "Es.. es ist nicht so wichtig.. Nichts besonderes.. Ubd woran hast du gerade gedacht?" Mein kläglicher Versuch von seiner Frage abzulenken bringt mir nicht viel da er wieder darüber redet "Du kannst mir doch alles erzählen, das weißt du doch oder?" "Ja.. Das weiß ich, nur.. Es ist ein bisschen sehr peinlich...", bringe ich leise und stotternd hervor. "Das ist doch nicht schlimm. Ich wette mit dir, dass es nicht so peinlich ist, wie du denkst." Ungläubig sehe ich ihn an. ~Warum muss ich mich auch immer von ihm überreden lassen..? Ich muss mir schon gestehen, dass ich gegen diesen Mann vor mir keine Chance habe..~ "Aber lach mich bitte nicht aus..", bitte ich ihn und gebe schließlich nach "Ich habe darüber nachgedacht.. Wie es wohl wäre.. Wenn..", ich beschließe den folgenden Satz zu nuscheln, "Wie es wohl wäre, wenn wir uns küssen würden.."

Dieses Kapitel ist für @Mefuria ♥♥ Gute Besserung ★★

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt