Meine Zimmertür wird noch abgeschlossen, ehe wir uns irgendwohin auf den Weg machen, wobei Legolas vor mir her geht. Seine stolze und königliche Art ist aus seiner gesamten Haltung zu erkennen, allerdings ist es auch anders ihn ungewohnterweise ohne Köcher oder Bogen am Rücken zu sehen. Ich muss wahrscheinlich wie ein armes, kleines Wesen auf andere wirken, während es bei ihm das genaue Gegenteil sein muss. "Geh schneller!", nörgelt der Elb hinter mir und verpasst mir einen kleinen Schubser, weshalb ich kurz taumel und mich wieder fange. Jetzt schon von den Launen der Elben hier genervt, gehe ich in einem angemessenem Tempo weiter. Einmal biegen wir rechts ab, überqueren die eine oder andere Brücke und biegen weitere Male ab. Ich habe schon nach der circer dritten Abbiegung und vierten Brücke die Orientierung verloren und weiß nicht genau, ob wir jetzt nur im Kreis gegangen sind, damit sie uns verwirren können, oder ob wir bis an das andere Ende der Stadt gelaufen sind. ~Legolas muss es bestimmt wissen..~ Wir kommen an einem kleinen Haus an, dessen drei der insgesamt fünf Wände bloß Säulen sind, die stattdessen erbaut wurden, und das Dach stützen. Es sieht hier einfach nur wunderschön aus, noch besser, als es in den ganzen Sagen erzählt wird, allerding zerstören diese schlechten Wesen unter Alagos' Führung das Gesamtbild. "Wann wollten die anderen hier sein?", fragt die Wache, die meinen Arm festhält, den anderen ungeduldig. "Jeden Moment.", antwortet dieser knapp und schaut starr gerade aus. Ich würde jetzt nur all zu gerne Legolas ansehen können, alleine deshalb, da es mich beruhigt wenn er dieses mich zum dahinschmelzen bringende Lächeln aufsetzt. Die Wachen jedoch stehen genau zwischen uns, weshalb sie mir folglich die Sicht auf den blonden Elben versperren. ~Wen sie wohl mit "die anderen" meinen..?~ Schweigend stehen wir nur da, jeder scheint stur die Natur, die an die Stadt angrenzt, anzusehen und das einzige, das zu hören ist, sind die leichten Briesen, das sanfte Rauschen des Wassers und der friedliche Klang des Gesanges einiger verschiendener Vögel. Es scheint mir so, als würden die Sekunden hundert Mal langsamer vergehen, als gewöhnlich, und mit jeder weiteren Sekunde wird es unangenehmer hier herum zu stehen. "Fass mich nicht an!", eine mir nur all zu bekannter, aufgeregter Lanwë taumelt um die Ecke einer Hauswand, als ihm eine Wache vermutlich einen Stoß verpasst hat. Ein breites Lächeln ziert mein Gesicht, als auch noch meine aller beste Freundin um die Ecke tritt und ich ihre strahlenden Augen sehe, als sie mich entdeckt. Sie reißt sich von der Wache los und läuft geradewegs auf mich zu, um mich dann stürmisch zu umarmen und dafür zu sorgen, dass mich auf 'meine' Wache endlich loslässt. Doch diese Umarmung ist nicht wie sonst auch, etwas ist anders. Wenig später höre ich Lanwë und Legolas über die vergangene Zeit hier reden. Freudig und breit lächelnd entfehrnt sich Nessa dann wieder von mir und strahlt mich an "Ist dir etwas an mir aufgefallen? Es gibt da eine Sache, die sich verändert hat." Ich mustere ihr Haar genauer, mit dem Hintergedanken, dass sie es sich vielleicht gekürzt hat, danach ihr Gesicht und ihre Kleidung, jedoch hat sich nichts geändert. "Verratest du mir, was sich verändert hat?", gebe ich dann schließlich auf und hoffe, dass es nichts zu offensichtliches ist, das ich nicht bemerkt habe. ~Ansonsten wird sie mich mindestens für die nächsten 50 Jahre damit aufziehen..~ Sie geht ein wenig auf die Zehenspitzen und flüstert mir etwas ins Ohr "Bald wirst du auf mein Kind aufpassen müssen." Mein Mund öffnet sich vor Staunen und meine Augen fixieren schnell ihre, um sicher zu gehen, dass sie ihre Worte ernst gemeint hat. ~Sie ist schwanger! Nessa bekommt bald ihr Kind!~ Erneut umarmen wir uns, nur bin ich dieses Mal diejenige, die sich ihr stürmisch um den Hals wirft "Ich freu mich so sehr für euch! Ich wünsche euch alles Gute dieser Welt! Mögen die Vala gut auf euch drei Acht geben!" "Nicht so laut, Eve. Meine armen Ohren.", nörgelt sie gespielt und schiebt mich von sich. "Wenn du jemals Hilfe brauchen solltest, kannst du auf uns zählen. Wir passen sehr gerne auf ihn oder sie auf.", biete ich ihr unsere Unterstützung an. "Wir? Uns?", ihr verwirrter Gesichtsausdruck ändert sich nach wenigen Sekunden, in denen sie vermutlich nachgedacht hat, in pure Freude und Überraschung, "Nein! Ihr seid..?" Ich nicke bloß stolz und glücklich und werde darauf hin wieder von ihr umarmt, allerdings nur kurz. Erst jetzt scheinen wir zu bemerken, dass wir hier nicht alleine sind und sehen uns kurz um. Dirket neben uns stehen zwar keine Wachen oder Soldaten, jedoch achten sie aus circer 4 Metern Entfernung auf uns und tuscheln gelegentlich. Danach sehen wir zu Legolas und Lanwë die mit amüsierten Gesichtsausdrücken neben uns stehen. "Wie die kreischenden, jungen Elbendamen im Düsterwald, die dich gesehen haben.", meint Lanwë und stößt seinem Freund leicht den Ellenbogen in die Seite. "Ich habe dich auch vermisst, Lanwë.", kommentiere ich sein Geschwafel und ernte dafür eine unerwartete Umarmung von ihm. Da es mir langsam zu eng wird und ich nur noch wenig Luft bekomme, drücke ich Lanwë nach einigen Sekunden von mir, um vernünftig atmen zu können. "Ich freue mich für euch.", seine Wortwahl überrascht mich sehr, da ich eher mit einem weiteren Spruch oder etwas ähnlichem gerechnet habe. "Dankeschön. Meinen Glückwunsch auch an euch. Hoffendlich seid ihr nicht zu überfordert mit dem oder der kleinen.", freundschaftlich lege ich meine Hand auf seine Schulter und sehe schon, wie er sich den nächsten Spruch überlegt. "Lasst uns aber noch mit der Nachricht, dass ihr ein Kind bekommt, warten, in Ordnung?", kommen dann die Worte, mit denen ich bereits gerechnet habe. Darauf kann ich nichts außer ein Lachen erwiedern. Legolas und Nessa unterhalten sich ebenfalls neben uns. "Wenn du sie für eine andere fallen lässt, hast du ein gewaltiges Problem mit mir. Klar?", höre ich beispielsweise etwas herraus, das sie gesagt hat. "Du, Lanwë?", frage ich dann wenig später, "Liebst du Nessa wirklich so sehr, dass du gemeinsam mit ihr ein Kind großziehen kannst?", stelle ich ihm dann vollkommen ernst eine sehr wichtige Frage. "Natürlich. Ich liebe sie mehr, als mein Leben. Ich werde sie so gut ich kann unterstützen und ihr helfen.", bombardiert er mich keine Sekunde später mit seiner Antwort. "Dann ist ja alles in Ordnung.", erwiedere ich ruhig darauf, "Ich will nur sichergehen, dass ihr niemand weh tut u..", ich werde unterbrochen, als ich eine Hand an meiner spüre. Als ich hinsehe, erkenne ich, dass es die von Legolas ist "Nessa würde gerne wissen, weshalb wir hier sind." ~Ich wusste doch, dass dieser Moment eines Tages kommen würde... Aber nicht so schnell..~ Meine Miene verändert sich von Heiterkeit in Trauer, als ich wieder an das Geschehene denken muss. "Kannst du es ihnen vielleicht sagen..? Noch einmal schaffe ich das nicht..", murmel ich und senke den Blick. Aus den Augenwinkeln erkenne ich die verwirrten Gesichtsausdrücke der beiden Elben vor mir. "In Ordnung..", antwortet er mir leise und drückt meine Hand sachte. Dann beginnt er die Geschichte in einer kompakten Zusammenfassung zu erzählen und nennt nur die wichtigsten Details, die aber auch die schlimmsten sind. "Ach nein, Eve..", murmelt Nessa schockiert und stellt sich vor mich, "Warum hast du mir denn nichts gesagt..?" "Ich weiß es nicht..", beinge ich die Wahrheit fast flüsternd hervor. "Können wir dann jetzt über etwas anderes reden..? Bitte.", frage ich meine Freunde. Daraufhin unterhalten wir uns noch ein wenig über unsere gemeinsame Reise, über die Geschehnisse zwischen dem Rûhn und dem Nebelgebirge und alte Erinnerungen. Ich erfahre sogar, dass es stimmen soll, was Lanwë vorhin über die jungen Elbendamen gesagt hat. "Ich kenne nicht eine Elbin, im Kleinkindalter oder als junge Erwachsene, die nicht für ihn schwärmt.", er fällt in ein kurzes Gelächter, während es so aussieht, als wenn Legolas in dieser Sekunde verlegen den Blick abwendet, "Nur hat er sich nicht einmal für sie interessiert, natürlich hat er kurz mit ihnen geredet, wenn es sein musste, aber ansonsten hielt er mehr Abstand von ihnen." Erst einmal weiß ich nicht nicht so genau, wie ich darauf reagieren soll, ob ich es ernst nehmen sollte oder nicht, doch dann fährt Lanwë mit dem Blick auf seinen besten Freund gerichtet fort, "Aber es scheint ja tatsächlich jemanden zu geben, der das alles ändern kann." Und in solchen Momenten kommt dann immer die nette, irgendwie fürsorgliche Seite in ihm zum Vorschein. In meinen Augen sieht es so aus, als wäre Lanwë Legolas' 'großer Bruder'. Es ist mit ihrer Freundschaft so wie zwischen mir und Nessa, fällt mir grade auf. Auf Lanwë's Worte hin herrscht dann aber ein meiner Meinung nach etwas unangenehmes, bedrückendes Schweigen, das ich brechen will, nur weiß ich nicht wie. Jegliche Chance ein weiteres Gespräch zu starten wird von den Wachen unterbrochen "Genug jetzt! Ihr werdet jetzt zurück gebracht!" Jeder wurde von einer Wache an den Handgelenken gefesselt, mit Ausnahme von Legolas. "Bis bald!", rufe ich den zukünftigen Eltern nach, die meine Verabschiedung erwiedern und dann hinter der Hauswand verschwinden, hinter der sie zuvor aufgetaucht sind. "Wartet! Sie soll noch einen Moment lang hier bleiben!", hastige Rufe der mich anwiedernden Stimme sind zu hören. Schnellen Schrittes tritt Alagos aus dem Eingang des Hauses hervor und setzt ein breites Lächeln auf. Ich bin verwirrt: Einerseits, weil Legolas nicht gefesselt wurde und zweitens möchte ich gerne wissen, was er jetzt noch, nachdem ich ihm wiederwillig und durch Erpressung zugestimmt habe, von mir will. "Gut, dass ihr beide noch da seid. Mit Euch-", er deutet auf Legolas, "-möchte ich gleich noch reden. Aber dir habe ich auch noch etwas zu sagen." Er kommt sicheren Schrittes auf mich zu und der Geruch nach hochprozentigem Wein weht mir entgegen. ~Wie kann er da noch grade laufen?~ "Wenn er wieder gehen darf, kann er dir ja erzählen worüber wir so geredet haben. Ihr habt ja dieses schöne, kleine Fenster dort, über das ihr euch ja immer unterhaltet.", mit dem Öffnen seines Mundwerkes beim Sprechen nimmt der Weingeruch an Intensität zu, "Ach ja.. Ehe ich es vergesse: Du wirst das Kleid, welches ich netterweise für dich anfertigen lassen habe, anziehen, wenn ich es dir sage." Ich kann nicht verhindern, dass sich meine Augen erschrocken weiten und so zeigen, dass ich genau weiß wovon er redet, ich überhöre dabei den zweiten Teil. Sein Lächeln verändert sich schlagartig in ein Grinsen und er schafft es, trotz des Alkoholes, der Wache mit fester Stimme zu befehlen, mich unverzüglich auf mein Zimmer zu bringen. "Bitte tu ihm nichts an.. Bitte", flehe ich ihn noch leise, ehe die Wache mich mit sich zieht und ich es noch schaffe einen schnellen Blick auf Legolas zu erhaschen. ~Hoffendlich passiert ihm nichts... Wenn Alagos betrunken ist, ist er noch unberechenbarer, als sonst..~ Nach einem mir unendlich lang vorkommenden Marsch gelangen wir endlich bei der Tür zu meinem Raum an, in den ich dann hinein geschoben werde. Als ich mich umdrehe ist die Tür auch schon geschlossen und das Geräusch des Schlüssels, wenn er im Schloss gedreht wird, um die Tür zu verriegeln, ist zu hören.
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Ich liebe dich doch Legolas
FanfictionEve, eine Elbin aus dem Süden Mittelerdes macht sich nach einem gewaltigen Streit innerhalb ihrer Familie mit ihrer besten Freundin Nessa auf den Weg in den Westen, um dort Abenteuer zu erleben und alles vergessen zu können. Wird es ein Elb vielleic...