Kapitel 27

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Mit noch immer geschlossenen Augen atmet Legolas ein mal tief aus und schmiegt seinen Kopf an meine Schulter, was mich dazu bringt breit zu lächeln. "Meleth nín..", murmelt er leise im Halbschlaf vor sich hin. ~Es ist diese Elbin von der er träumt..~ Neben mir beginnen sich auch schon Nessa und Lanwë zu rühren und zu reden, weshalb ich vermute, dass sie ihn aufwecken würden, ehe er selbst aufwacht. Wie schwer es mir doch fällt dem Drang zu wiederstehen, ihm eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht zu streichen. ~Nein das darf ich nicht! Was ist wenn er dann aufwacht?~ "Na, was sehe ich denn da?", fragt Lanwë überrascht, zum Glück aber leise, und lugt hinter Nessa hervor, seinen Blick auf Legolas' an meiner Seite verschränkten Hände gerichtet. Jetzt schon ein wenig genervt antworte ich nicht auf seine Frage. "Sie kann doch nichts dafür. Während seines Schlafes hat Legolas sich einfach so an sie geschmiegt.", erklärt Nessa ihm noch immer in diesem schwesterlichen Ton. Er lehnt sich wieder zurück und murmelt leise von seiner Ansicht überzeugt "Wenn die beiden nicht zusammen kommen, werde ich ein Kleid tragen." "Vielleicht solltest du dir schon einmal ein schönes raus suchen, Lanwë. Ich denke lila wird bestimmt ausgezeichnet an dir aussehen.", erwiedere ich neckisch auf seine Aussage. Vermutlich habe ich ein wenig zu laut gesprochen, denn der Druck auf meiner Schulter nimmt langsam ab. Nachdem er sich teilweise aufgerichtet hat, blinzelt sich Legolas einige Male den Schlaf aus den Augen und will seinen Kopf gerade wieder an meiner Schulter anlehnen, als er diesen verwundert und überrascht wieder von mir entfehrnt. Ich bin mir nicht ganz sicher, doch es scheint mir, als würden seine Wangen leicht rosa werden. ~Wie süß..~ Etwas später bemerkt er vermutlich, dass sich seine Arme noch um mir befinden, denn nun errötet er tatsächlich ein bisschen. "Entschuldige, bitte. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist.", murmelt er hastig, nimmt seine Arme leider von mir und rückt ein kleines Stück zur Seite. ~Er ist wirklich ein wenig rot geworden..~ "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Legolas. Immerhin hast du geschlafen und konntest nicht wissen, was du tust.", erwiedere ich mit einem leichten Lächeln. Die Röte in seinem Gesicht nimmt wieder ab, allerdings ist bei genauerem Hinsehen noch ein kleiner Hauch rosa zu erkennen. "Sieh mal wer da wieder aus seiner Traumwelt erwacht ist.", macht Lanwë Nessa auf Legolas aufmerksam. "Und hast du bequem geschlafen?", fragt Nessa ihn mit einer Stimme, die ihr Interesse an der Antwort offenbart. ~Wo ist denn der übliche Tonfall?~ "J..Ja.. Ich denke schon..", beantwortet er ihre Frage in Gedanken versunken. "Ist alles in Ordnung?", frage ich ihn leise, da er ganz woanders zu sein scheint, doch ehe Legolas mir antworten kann, ist Lanwë schon aufgestanden und bittet seinen Freund um ein Gespräch unter vier Augen. Kaum sind das die beiden aus meinem Blickfeld verschwunden, wende ich mich auch schon Nessa zu. "Habe ich irgendetwas falsch gemacht?", frage ich sie leise und etwas beungruhigt. "Ach, nein. Er ist wohl nur ein bisschen überfordert oder hat sich kurz erschrocken.", beruhigt sie mich, steht auf und zieht mich auf die Beine. "Meinst du?", frage ich noch einmal nach, woraufhin sie mir drei weitere Male versichert, dass ich nichts falsch gemacht habe und ich es akzeptiere. ~Aber warum hat er dann so intensiv nachgedacht..?~ "Es hat tatsächlich so ausgesehen, als würde es dir schlecht gehen, als du geschauspielert hast.", lobe ich sie nach wenigen Sekunden des Schweigens. "Vielen Dank.", sagt sie gespielt überheblich und verbeugt sich tief vor mir, was dafür sorgt, dass wir beide ein wenig und leise lachen. "Aber die Vorstellung von Lanwë in einem lila farbenen Kleid ist auch nicht schlecht.", bringe ich lachend hervor, weshalb wir uns schon gegenseitig stützen müssen, um nicht die Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Als wir uns einige Minuten später wieder einkriegen, sind die beiden noch immer nicht wieder gekehrt. "Wann glaubst du kommen sie zurück?", frage ich sie mit einem Blick zum steinernen Tunnel. "Das kann ich dir nicht sagen, aber so wie es scheint reden sie über etwas ernstes.", antwortet sie mir und sieht ebenfalls zum Tunnel. "Nein das kann ich nicht!", höre ich nun einen aufgebrachten Legolas rufen. "Sie hat die Wahrheit verdient!", ruft nun Lanwë. ~Worüber streiten die beiden denn jetzt? Wer hat die Wahrheit verdient? Und was ist die Wahrheit?~ Laute Schritte nähern sich uns schnell und nur wenig später kommt Legolas zum Vorschein, sein Gesicht emotionslos, rauscht an uns vorbei ohne uns eines Blickes zu würdigen, nimmt sich seine Waffen und sagt beim raus gehen, dass er am Eingang auf uns warten würde. Völlig verwirrt sehen wir ihm bloß hinterher und richten unseren Blick dann auf Lanwë, der nun aus dem Tunnel tritt. "Nessa, ich denke es wäre gut, wenn du mit ihm reden könntest...", bittet er sie, woraufhin sie ihre Waffen holt und danach auf den Weg zu Legolas macht. "Ich hätte doch auch mit ihm reden können. Warum habt ihr euch gestritten?", frage ich Lanwë, in der Hoffnung, dass er mir antworten wird. "Ich denke, dass ich es dir erzählen muss, da er nicht in der Lage dazu ist.", erwiedert er nachdenklich darauf. "Wovon erzählen?", frage ich verwirrt nach. ~Sollte ich jetzt Angst vor der Antwort haben oder nicht?~ "Es ist etwas in seiner Vergangenheit passiert, wovon du vielleicht wissen solltest.. Immerhin scheinst du ihn ja sehr zu mögen.", beginnt er und sieht mir ernst entgegen. ~Nicht gut..~ Ich sage nichts, um ihm so zu zeigen, dass er mir jetzt von diesem Geschehnis erzählen soll. "Vor 63 Jahren lebte er noch im Düsterwald, doch damals ist eine Kompanie Zwerge dort eingetroffen und hat alles geändert.. Du kennst doch die Geschichte von Smaug dem Schrecklichen, nicht wahr?", unterbricht er seine Erzählung kurz. Nachdem ich genickt habe setzt er seine Erzählung fort "Unter diesen Zwergen befand sich auch ein besonderer Zwerg.. Einer der Tauriel sehr zugetan war, ebenso sie ihm.. Und das war damals ein Problem für ihn weil...", bricht er ab und sieht zu mir. Teilweise gekränkt und traurig stehe ich bloß da. ~Er hat sich in sie verliebt, sie seine Gefühle aber nicht erwiedert, da sie diesen Zwerg lieber hatte.. Von dieser Elbin träumt er immer...~ "Könntest.. Könntest du bitte weiter erzählen?", frage ich nach. Wenn er mir schon davon erzählt, dann will ich auch die ganze Wahrheit hören. "Die Zwerge brachen aus und Legolas folgte ihnen, zusammen mit Tauriel. Er hatte ihr oft durch Kleinigkeiten gezeigt, wie sehr er sie mochte, doch bei der Schlacht der fünf Heere am einsamen Berg, sah er, wie sie ihn geküsst hat, als er tot war. Das ist der Grund, weshalb er nicht mehr zurück will.. Sein Herz wurde gebrochen.. ", endet er schließlich. Niemals hätte ich mit solch einer Geschichte gerechnet, daher sehe ich geschockt zu ihm und lege eine Hand über meinen Mund, um ungewollte Worte zu verhindern. "Davon wollte er dir nicht erzählen.. Das ist der wahre Grund, weshalb wir den Düsterwald verlassen haben..", schließt er die ganze Geschichte ab. Unfähig zu denken verschränke ich meine Arme und schließe meine Augen. ~Ich will jetzt gar nichts mehr.. Einfach weg von hier..~ Arme legen sich um mich und ich höre Lanwë leise sagen "Bitte sei nicht traurig, Eve. Ich weiß es nicht genau, aber es scheint mir so, als wäre er über Tauriel hinweg." Wir lösen uns voneinander und ich sehe ihn fragend an. "Na, er scheint die wirklich sehr zu mögen.", antwortet er mir zwinkernd. Kopfschüttelnd und halbwegs lächelnd sehe ich zur Seite, um ihn danach skeptisch anzusehen "Bei diesem Thema macht man keine Scherze, Lanwë." Auf einmal nimmt er den selben Tonfall an, wie Nessa ihn vorhin hatte "Manchmal scherze ich schon, doch das meine ich ernst. Ich denke, dass du die Kraft dazu hast, sein gebrochenes Herz zu heilen. Und das auch nur du und keine andere. Weißt du, er interessierte sich nie wirklich für Frauen, doch dann in Rûhn, da hast du sein Interesse geweckt. Es war seine Idee mit euch in ein Gespräch zu kommen." Seine kleine Rede hat mich tatsächlich zum lächeln bewegt. "Na siehst du, jetzt lächelst du auch wieder.", stellt er mit gehobenen Mundwinkeln fest. Ich umarme ihn kurz und bedanke mich bei ihm. "Nichts zu danken, ehrenwerte Prinzessin Nalarans.", erwiedert er darauf und verbeugt sich vor mir. "Nessa hat dir davon erzählt, oder?", frage ich nach, obwohl ich mir schon denken kann, dass er mit einem 'Ja' antworten wird. Sein Nicken bestätigt meine Vermutung. "Glaubst du denn, dass du dazu in der Lage bist ihn zu sehen? Nach der Geschichte, die ich dir gerade erzählt habe meine ich.", fragt er nach und sieht suchend in meine Augen. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Lanwë. Ich denke, dass das gehen wird." Er deutet noch auf unsere Waffen, die wird abgelegt hatten, also schnallen wir uns diese noch schnell um bevor wir uns auf den Weg zum Eingang machen. Ich werde gegen meinen Willen immer nervöser, weshalb Lanwë teils erfolgreich versucht mich wieder zu beruhigen. ~Warum ist die Liebe nur so kompliziert..?~ Als wir aus dem Felsspalt treten sehe ich Legolas neben Nessa stehen, die seiner Erzählung lauscht. "Da seid ihr ja.", sagt sie erfreut, während sie sich zu uns umdreht und fragend zu Lanwë sieht, der ebenfalls zu ihr schaut und nickt. ~Bestimmt geht es dabei um Lanwës Geschichte von vorhin..~ Eine Zeit lang herrscht ein unangenehmes Schweigen zwischen uns, welches keiner zu brechen vermag. "Wo sind wir jetzt eigentlich?", fragt Nessa die beiden. "Wir befinden uns im südlichen Teil der westlichen Bruinenesiell und steigen bald nach Bruchtal ab.", antwortet Legolas ihr knapp. "Sollten wir dann nicht weiter gehen..?", fragt Nessa erneut und die Spannung in der Luft scheint nicht abnehmen zu wollen. Alle nicken stumm und wir gehen langsam los. Die ganze Zeit über folgen wir einem kleinen Trampelpfad durch die Gletscher bis ich dann merke, dass es langsam immer wärmer wird und der Schnee sich samt Eis zurück zieht, sodass wir bald wieder den schneefreien Breich des Gebirges erreichen. Stunden um Stunden vergehen, in denen wir uns schon an den Abstieg machen, doch wir scheinen quälend langsam voranzukommen. Am Horizont beginnt die Sonne zu sinken und die Schatten legen sich allmählich über der Lanschaft. Ich denke gerade darüber nach, dass dieser Tag eigentlich nicht mehr schlimmer werden kann, doch dieses Mal habe ich mich geirrt. Kreischen und hastige, schwere Schritte nähern sich uns und versetzen uns alle somit in Alarmbereitschaft. ~Bei den Vala! Reicht ein Angriff nicht?! Nervige Orks!~ "Rasch!", befiehlt Legolas uns leise und wir beginnen in einer Reihe über den Schnee hinab zu laufen. "Wie haben die uns denn gefunden?!", stellt Nessa aufgebracht eine Frage, die leider keiner von uns beantworten kann. "Lasst sie nicht entwischen!", ruft eine melodische Stimme, die unmöglich von einem Ork stammen kann. ~Ein Elb hat etwas mit einem Haufen Orks zu tun?~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt