Kapitel 9

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Immer und immer wieder drehe ich meinen Kopf nach hinten, um sicherzugehen, dass die Orks nicht in meinem Blickfeld und somit in unserer Umgebung auftauchen. Stundenlang laufen die Pferde schon und ihnen geht allmählich die Kraft aus. Die Geräusche der Orks sind nun kaum hörbar, also haben wir inzwischen eine sehr große Distanz zwischen uns und sie gebracht. Wir haben die offene Fläche noch nicht hinter uns gelassen, aber wir müssen um der Pferde Willen eine Rast einlegen. "Wir müssen eine Pause machen.", sage ich etwas lauter als gewöhnlich, damit auch Lanwë mich verstehen kann. Legolas und Lanwë nicken und bedeuten ihren Pferden anzuhalten, welche ihrem Befehl schnaufend und schnell atmend folgen. Wir alle steigen ab und geben den Pferden einige Äpfeln, welche Nessa und ich noch in unseren Beuteln hatten. "Was ist das?", fragt Nessa auf einmal und deutet auf zwei Punkte in der Ferne, die sich langsam auf uns zu bewegen. Wir stellen uns zu ihr uns sehen in die Richtung. "Späher", meint Legolas und Lanwë stimmt ihm zu. "Die Orks haben sie geschickt um die Lage vor ihnen auszukundschaften.", erklärt uns Lanwë schnell. "In zwei Minuten müssen wir weiter...", meint Legolas, "Aber wir müssen an den Spähern vorbei." "Dann ist es wohl so...", entgegnet Lanwë und wendet sich wieder uns zu, "Und ihr könnt auch kämpfen?" "Ein wenig. Es wird bestimmt ausreichen, um zwei von denen umzubringen.", meine ich optimistisch und sehe Nessa an, welche mir nickend zustimmt. Er sieht uns zweifelnd an, wendet sich dann aber wieder Legolas zu und beredet mit ihm die derzeitige Situation. "Er dekt wohl, dass wir überhaupt nicht kämpfen können.", meint Nessa belustigt, aber ihre Stimme klingt andererseits auch ein wenig verletzt. "Irgendwann werden wir ihnen schon beweisen können, was wir wirklich können. Glaub mir, aber jetzt müssen wir erstmal weiter.", meine ich tröstend und gemeinsam gehen wir wieder zu den Pferden. Wir setzten uns erneut alle auf und schon galoppieren die Pferde weiter. Die Kreaturen kommen uns nach und nach immer näher, während Legolas und Lanwë nun ihre Schwerter ziehen. Orks sind hässliche und grausame Wesen, die Spaß daran haben andere zu quälen und zu foltern. Alleine deshalb hasse ich sie schon. Als uns nur noch wenige Meter von ihnen trennen ziehen auch sie ihre Waffen. Der Ork vor Lanwë hält ein rostiges Schwert in seinen Händen und der vor uns schwingt einen ebenfalls rostigen Morgenstern. Beide beginnen in der Sprache der Orks zu kreischen, was in den Ohren schmerzt. Gespannt sehe ich Legolas zu, wie er den Ork mit einer fließenden Bewegung dem Morgenstern des Orkes ausweicht, sein Schwert in den Körper rammt, heraus zieht und wieder einsteckt. ~Unglaublich! Er ist ein ziemlich guter Kämpfer!~ Als wir an ihm vorbei reiten sehe ich, dass auch der Ork auf der anderen Seite tot auf dem Boden liegt. "Ich kann die Orks immer noch hören.", murmelt Lanwë und ich stelle fest, dass sich die Schritte der Meute beschleunigt haben. Von nun an schweigend galoppieren Legolas und ich über die Ebene, während Nessa und Lanwë nicht eine Sekunde lang still sind und erneut darüber reden, wer liebenswerter sei. Dieses Mal hingegen ist es Legolas, der sich beabsichtigt laut räuspert. Kurz verstummen sie, doch nur wenige Minuten später beginnen sie wieder sich zu unterhalten. Ich dagegen achte wieder auf die Schritte der Orkmeute, doch sie sind nicht mehr zu hören. ~Vielleicht sind sie ja nach Mordor gegangen...~ "Sie folgen uns nicht mehr...", murmelt Legolas leise und denkt vermutlich nach. Nessa und Lanwë schenken ihm, wie ich es erwartet habe, keine Aufmerksamkeit. "Glaubst du, sie haben uns überhaupt verfolgt? Oder wollten sie vielleicht einfach nach Mordor?", vermute ich. "Beide Möglichkeiten können zutreffen... Vielleicht rasten sie auch nur...", meint er auch leise und anschließend verlässt kein einziges Wort seinen Mund. Seufzend richte ich meinen Blick auf die trostlose Ebene. ~Hoffendlich folgen sie uns nicht... Ich kann aber auch nicht erwarten, dass diese Reise ohne Probleme verlaufen wird...~ "Vielleicht sollten wir rasten, aber dieses Mal länger. Wenn wir die Orks wieder hören ziehen wir weiter.", schlägt Legolas vor und ich richte meinen Blick abwecheselnd auf die drei Elben. Ich stimme ihm zu und sage dann ein wenig genervt "Könnt ihr das mit der Rumturtelei vielleicht kurz unterbrechen? Legolas hat gerade etwas vorgeschlagen." Nessas Wangen nehmen augenblicklich einen hellen Rotton an und Lanwë wendet sich an Legolas, welcher seinen Vorschlag wiederholt. Auch die beiden stimmen ihm zu und wir halten einige Meter weiter an. Meine Füße berühren wieder den Boden und ich achte auf die Geräusche der Orks, doch Lanwë und Legolas hatten Recht: Sie sind nicht mehr zu hören. ~Bestimmt rasten sie immer noch....~ So langsam bekomme ich Hunger, weswegen ich ein Stück Lembas aus meinem Beutel krame. Nach einem kleinem Bissen packe ich es ein und schultere meinen Beutel wieder. Ich sehe mich in unserer Umgebung um, auf der Suche nach einer Beschäftigung. ~Hier ist es so leer... Keine Seele weit und breit...~ Nessa und Lanwë haben sich an meine Seite gestellt und beginnen erneut sich übertrieben kitschige Komplimente zu machen. ~Können sie nicht eine Sekunde lang schweigen? Nur eine Sekunde lang! Hoffendlich werde ich mich irgendwann nicht so wie sie verhalten...~ "Macht ihr das mit Absicht oder habt euch nur ausversehen zu mir gestellt?", frage ich mal wieder etwas genervt. "Ist ja schon gut, Eve.", meint Nessa halb lachend, löst sich von Lanwë und wendet sich an mich. Sie sieht sich kurz um und flüstert mit verschwörerischer Stimme "Was war da eigendlich mit Legolas? Du kannst mir Nichts vormachen und das weißt du auch." Genervt seufze ich auf und sehe sie möglichst emotionslos an. "Was meint sie damit?", fragt Lanwë und sieht mich erwartend und schmunzeld an. "Du weißt es ganz genau, Lanwë.", entgegne ich genervter als vorher und wende mich Arod zu. Es fällt ihnen sehr schwer ein Lachen zu unterdrücken, aber sie fassen sich schnell und nerven mich auch weiterhin. "Und..?", fragt wieder Lanwë neuguerig. "Und was?", gebe ich nun endgültig genervt zurück, während ich sanft mit meiner Hand über Arods Hals streiche. "Na, wir sehen doch, dass ihr euch... wie kann man das beschreiben.... zueinander hingezogen fühlt.", meint er erneut und zwinkert mir zu. Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus. ~ Ruhig bleiben.... Tief ein und aus atmen.... Das jst nur ein Scherz.... Ein verdammt nerviger Scherz... Aber warte: Er hat ihr gesagt... also haben sie Legolas auch beobachtet... Oder sagen sie das nur... ~ "Warum tut ihr das? Macht es euch Spaß mir den letzten Nerv zu rauben?", frage ich nun ruhiger. "Nicht doch.. Wir wollen nur wissen, ob unsere Vermutungen stimmen.", meint nun Nessa. "Ihr wisst schon, dass er das alles mitbekommt.", warne ich sie, als ich höre, dass er sich uns nähert. Hinter ihnen bleibt er stehen und sagt belustigt "Lanwë, du bist zur Zeit so glücklich, dass es für uns beide reichen könnte. Außerdem hat mir das, was du damals schon getan hast, gereicht. Da musst du sie nicht auch noch belästigen." "Du hast vermutlich recht. Aber eines will ich gesagt haben: Ihr seid perfekt für einander.", wendet sich Lanwë an ihn. ~Er ist mit Abstand der eigenartigste Elb, dem ich jemals in meinem ganzem Leben begegnet bin...~ "Lass es gut sein, Lanwë. Sie werden schon noch zu einander finden.", meint Nessa mit einem Seitenblick auf mich. Gespielt böse blicke ich sie an, entspanne meine Gesichtszüge aber wieder und hebe meine Mundwinkel um einige Millimeter. ~Sie weiß es.. Woher auch immer, aber sie weiß es... Ganz bestimmt...~ Um von dem Thema abzulenken schlage ich schnell vor "Vielleicht sollten wir besprechen was unser nächster Schritt sein wird. Wohin sollen wir jetzt?" "Ich denke wir sollten unser Glück in Bruchtal versuchen. Immerhin sind wir schon auf dem Weg dahin.", meint Lanwë und Nessa fragt kurz darauf "Und was sollen wir tun, wenn die Orks wieder die Verfolgung aufnehmen? Es kann ja sein, das sie nur zufällig in unserer Nähe waren, aber vielleicht haben sie es ja doch auf uns abgesehen." "Wir sollten uns einfach beeilen nach Bruchtal zu gelangen und Kämpfe vermeiden. Also das würde ich vorschlagen.", gebe ich meine Meinung ab. "Ich stimme dir zu. Je schneller wir da sind, desto besser ist es für uns.", entgegnet Legolas. "Aber wir sollten die Pferde erstmal nicht belasten. Sie haben uns schon große Dienste geleistet und die Orks sind noch immer nicht zu hören.", Nessa sieht besorgt in die Richtung der Pferde und streicht vorsichtig über Arods Flanke. Als sie das gesagt hat, schnauben beide Pferde ferudig auf. "Lanwë, wie heißt deine Stute eigentlich? Ich kenne ihren Namen noch nicht.", frage ich neuguerig. Stolz legt sich in seinen Blick als er mir antwortet "Ihr Name ist Merilin." ~Ein schöner Name... Merilin...~ "Dann können wir jetzt weiter. Oder hat jemand einen Einwand gegen meinen Vorschlag? ", meint Legolas, welcher sich bereits ans Gehen wendet, da er unsere Antwort vermutlich schon erahnt. Natürlich hat niemand etwas gegen seinen Vorschlag und wenige Augenblicke später setzen wir unseren Weg fort. Stundenlang spazieren wir durch die wüstenähnliche Landschaft ohne das ich mitbekomme, dass sich die Orks wieder auf den Weg gemacht haben. ~Eigenartig... Warum rennen sie nicht weiter..?~ Ich beschließe die anderen erst einmal nicht darauf anzusprechen - ich könnte mich ja auch täuschen. Jedenfalls bleibt es auch den weiteren Weg ruhig und es gibt weder ein Späher der Orks noch ein anderes bösartiges Wesen seine Identität Preis. Erneut geht die Sonne allmählich unter und ich spüre, dass es ein wenig kühler wird. Immer weiter und weiter gehen wir Richtung Rohan, in die Richtung, in der die braunen Lande liegen. Das hatte mir Legolas während einer kurzen Pause erzählt. Wir würden an dem Düsterwald vorbeigehen und danach nordwärts, um den hohen Pass zu finden und zu folgen. So würden wir sicher durch das Nebengebirge gelangen und danach würde es nicht mehr lange dauern bis wir in Bruchtal ankommen.

Inzwischen ist bestimmt ein Monat vergangen. Wir haben den See und seine Gebirge hinter uns gelassen und vor uns liegen nun die braunen Lande. Merkwürdiger Weise hat sich während diesem Monat weder ein Feind gezeigt noch wurden wir überfallen oder angegriffen. Einmal trafen wir eine Gruppe Menschen, die sich auf den Weg in den Norden machten. Es waren Familien, dessen Dorf samt Häuser von einer Gruppe Verbrechern niedergebrannt wurde, die nun auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. So sehr wir auch wollten, wir konnten nicht mehr tun, als ihnen ein wenig von unserem Lembasbroten abzugeben. ~Die armen Menschen... Sie tun mir so leid...~ Gerade in diesem Moment sitzen wir mal wieder auf den Pferden und galoppieren über die Ebene. Anders als bei der Umgebung in Rûhn wachsen hier einige, jedoch kleine Bäume und ebenfalls kleine Sträuche, aber der Boden besteht hier und so weit das Auge reicht nur aus Schlamm und Matsch. Meine Stiefel und die der anderen haben es dringend nötig gesäubert zu werden, denn der Schlamm klebt überall an ihnen. Sogar diese Umstände halten Nessa und Lanwë nicht davon ab sich über ihre wundervolle Beziehung zu unterhalten, woran wir uns aber mit der Zeit gewöhnt haben. Es fiel mir persönlich schwer, aber ich habe es geschafft und Legolas ebenfalls, welcher es allerdings nicht so schwer hatte. ~Sie sind nun mal verliebt... Wer kann etwas daran ändern..? ~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt