Kapitel 13

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"Stimmt etwas nicht?", fragt Legolas den Anführer scheinheilig. "Abgesehen davon, dass Ihr verletzt seid, ist alles in bester Ordnung.", antwortet er einige Sekunden später und geht hastig zu der Gruppe zurück. Kurz sehe ich belustigt zu ihm auf, erhebe mich aber danach und reiche ihm meine Hand, um ihm auf die Beine zu helfen. Mal wieder stütze ich ihn und Lanwë hilft ihm nach mir auf den Rücken des Reittieres, jedoch besteht Legolas darauf, dass ich vor ihm sitze. 'Er wolle mich nicht belasten', ist seine Ausrede und ich willige ein, obwohl dies meiner Meinung nach keines Weges stimmt. Ein angenehmes Gefühl macht sich in meinem Magen breit, als er näher an mich heran rückt und seine Arme um meine Taille legt. ~Beruhige dich! Du verhältst dich wie eine verwöhnte Göre, die ein neues Paar Schuhe bekommen hat!~ "Los Männer! Und Frauen... Wir sind bald in unserer geliebten Heimat!", verkündet der Anführer und reitet los. ~Natürlich.. Er muss auch etwas gegen Frauen haben...~ Genervt davon, dass Männer denken Frauen wären ihnen untergestellt, rolle ich mit den Augen und gebe Arod das Zeichen loszureiten. Ich spanne mich überrascht an, als Legolas noch näher an mich heran rückt und seinen Kopf vorsichtig an meinen lehnt. "Dieser Mensch beobachtet uns wieder.", flüstert er mir leise zu, wobei ich seinen Atem an meinen Hals spüren kann. "Na, dann..", entgegne ich ebenfalls flüsternd, lasse mit einer Hand die Zügel los und lege sie auf seine ineinander verschränkten Hände. ~Ist das..? Nein... Ist sein Herzschlag schneller geworden? Das habe ich mir bestimmt nur eingebildet...~ "Haben wir etwas verpasst? Erst habt ihr euch umarmt und jetzt das?", fragt Lanwë verwundert und belustigt. "Aber was meint ihr denn?", erwiedere ich scheinheilig. "Wir sind doch schon eine lange Zeit zusammen.", sagt Legolas und hebt seinen Kopf. ~Wenn es doch bloß so wäre... Aber das wird wohl ein Traum bleiben...~ "Der Mensch.", hauche ich fast lautlos und erkenne, dass Nessa versteht, was ich meine. Sie entfehrnen sich ein wenig und Nessa beginnt Lanwë leise zu erzählen, warum ich und Legolas das tun. ~Warum ausgerechnet ich...?!~ "Geht es dir gut? Sollen wir eine Pause machen?", frage ich Legolas, um mich von Neldor abzulenken. "Warum fragst du mich das immer? Ich bin doch kein kleines Kind mehr.", meint er belustigt. "Nun ja.. ich mache mir nun mal Sorgen.", sage ich etwas schüchterner. "Ich möchte euch ja nur ungern stören, aber die Wunde fängt erneut zu bluten an.", meldet sich Neldor. Ich drehe mich ein wenig und sehe, dass sich meine Bluse schon an einigen Stellen mit dem Blut, welches aus seiner Wunde tritt, versehen ist. "Wir müssen eine Pause machen!", rufe ich dem Anführer zu. Er wendet sein Pferd und sieht mir, wie sonst auch, emotionslos entgegen "Wir sind schon lange nicht mehr in unserer Heimat gewesen und ich werde nicht länger auf meine Ankunft dort warten, als es nötig ist. Schon gar nicht wegen einem Elben." "Wie könnt Ihr es wagen.!" "Beruhige dich...", unterbricht Legolas mich und wendet sich an den Menschen, "Könntet Ihr unsere Freunde nach Edoras begleiten?" Verwirrt sieht dieser an mir vorbei und fragt "Und was wollt ihr tun?" "Ich werde mich um seine Wunde kümmern und wir kommen anschließend nach.", erwiedere ich und halte seinem Blick stand. "Seid ihr euch da sicher?", fragt Nessa ein wenig verwundert und sieht uns skeptisch an. "Wir werden schon überleben, Nessa. Außerdem habt ihr dann auch mehr Zeit für euch", entgegne ich lächelnd, woraufhin ein kleines Grinsen die Gesichter der beiden ziert. "Nun gut.. Es ist eure Entscheidung, aber ich trage nicht die Verantwortung dafür, wenn ihr erneut von Orks angegriffen werdet.", stimmt der Mensch zu. Schnell steige ich ab und helfe Legolas ebenfalls dabei. "Bis bald. Und lasst uns nicht zu lange auf euch warten.", verabschieden sich Nessa und Lanwë von uns. Die Pferde setzen ihren Weg fort, doch eines wendet sich uns zu. "Bevor ich gehe...", ertönt Neldors Stimme, "Ich muss Euch noch etwas wegen der Mixtur geben." "Könntest du dich solange an Arod stützen? Ich beeile mich auch.", frage ich Legolas und gehe, nachdem ich mir sicher bin, dass er auch stehen kann, schnell auf Neldor zu. Es scheint kurz soetwas wie Eifersucht in seinen Augen aufzublitzen, doch eine Sekunde später beginnt er scheinheilig zu lächeln. "Hier.", sagt er und überreicht mir einen kleinen Brief, der zusammengefaltet wurde. "Dort steht alles?", frage ich noch nach, woraufhin er kurz nickt und mich nur ansieht. Ich räuspere mich, denn diese Situation erscheint mir recht unangenehm, und Neldor erwacht aus seiner Starre. Kurz sieht er mich noch an bis er seinem Pferd das Zeichen zum loslaufen gibt. Mit gemischten Gefühlen begebe ich mich mit dem Pergamet in der Hand wieder zu Legolas. "Mist. Wir haben keine Decke...", stelle ich verärgert fest. "Das ist doch kein Grund zur Aufregung. Dann setzen wir uns eben ohne eine auf den Boden.", entgegnet er freundlich und setzt sich mühsam. "Und Ihr wollt ein Prinz sein?", frage ich gespielt höflich, wobei ich das Wort Prinz betone. "In der Tat. Aber sollte eine Prinzessin dann nicht auch ein Kleid tragen?", entgegnet er ebenfalls gespielt höflich. "Um ehrlich zu sein... Ich mag Kleider überhaupt nicht. Du kannst dich nicht einmal richtig hinsetzten ohne anderen sofort einen Überblick auf alles darunter zu verschaffen. Und soetwas trage ich nun mal nicht.", meine ich und setzte mich ebenfalls. "Ihr seid die erste Frau von der ich höre, dass sie Kleider nicht mag.", erwiedert er lächelnd. ~Dieses Lächeln...~ "Vielleicht sollte ich so langsam deine Wunde versorgen.", wechsle ich das Thema und suche in meinem Beutel nach dem Glasfläschchen. Als ich es gefunden habe stelle ich es neben mich auf den Boden und richte meine Aufmerksamkeit nun auf seine Wunde. So vorsichtig, wie es mir nur möglich ist, versuche ich den mit Blut getränkten Stofffetzen von dieser zu entfehrnen. Er gibt währenddessen keinen Laut von sich, was mir zeigt, dass es ihm vermutlich schon besser geht, als zuvor. Dieser Anblick ist besser, als ich erwartet habe: Die Wunde blutet zwar, aber sie scheint mir nicht sonderlich schlimm zu sein. Schnell hole ich den Brief heraus und beginne ihn zu lesen. ~Sie muss auf der Wunde und darum herum aufgetragen werden... Darf nicht zu starker Hitze ausgesetzt werden... Und was steht da!?~ 'Wenn Ihr in Edoras ankommt, würde ich mich freuen, wenn Ihr vor den Toren des königlichen Grundstückes auf mich wartet.' "Das ist nicht sein Ernst...", bringe ich fassungslos hervor. "Was steht dort?", fragt er und versucht einen Blick auf das Geschriebene zu werfen, aber ich falte dieses schnell genug. "Etwas eigenartiges..", antworte ich immmernoch ein wenig fassungslos. ~Eines steht für mich fest: Ich werde definitiv nicht dort hin gehen..~ Die Zeit, in der ich nachdenke, nutzt er sofort und nimmt mir das Blatt aus der Hand. Neugierig beginnt er zu lesen und fragt anschließend mit neutraler Stimme "Und? Wirst du dich mit ihm treffen?" Erwartend sieht er mich aus seinen außergewöhnlichen, blauen Augen an. ~Wie er wohl reagieren wird..?~ "Er scheint mir ganz nett zu sein... Vielleicht werde ich mich tatsächlich mit ihm treffen...", antworte ich und blicke kurz darauf in sein überraschtes Gesicht, was mich dazu veranlasst zu lachen. "Ich werde doch nicht dorthin gehen! Ich bin doch nicht von Sinnen!", versichere ich ihm halb lachend. Als ich mich beruhigt habe, überfliege ich die Anweisung noch einmal. ~Das heißt... Dass.. Oh...~ "Ähm... Vielleicht solltest du das selber machen..", beginne ich zögerlich. Auf sein verwirrtes Gesicht hin sage ich "Du müsstest... Dich..." ~Ich kann das nicht sagen! Das geht einfach nicht..~ "Lies es dir noch einmal durch...", entgegne ich und zeige auf die entsprechende Stelle. "Deshalb also... Ich verstehe..", meint er und sieht von dem Zettel auf. "Ich.. Sehe auch nicht hin..", stottere ich und die Röte schleicht sich in meine Wangen. Rasch stehe ich auf und bleibe nach ein paar Schritten mit dem Rücken zu ihm gewandt stehen. ~Unangenehmer kann es wohl nicht mehr werden..~ Ich höre, dass er beginnt Teile seiner Kleidung abzulegen und danach das Glasfläschchen öffnet. Dann herrscht eine Stille. "Bist du fertig?", frage ich kleinlaut. "Könntest du... Könntest du mir bitte dabei behilflich sein?", ertönt seine Stimme. "Aber.. Du hast dich doch...", stammle ich vor mich hin. "Das ist mir bewusst, aber ich denke, dass du das besser kannst, als ich.", entgegnet er. ~Nicht anstarren! Ich darf ihn nicht anstarren, wenn - nicht wenn, sondern, weil er bestimmt auch oben ohne gut aussieht...~ Ein wenig unwohl ist mir schon, doch ich versuche dieses Gefühl zu ignorieren und drehe mich um. Noch nie habe ich einen Elben, der obenrum nicht bekleidet ist, gesehen, weshalb sein muskulöser Oberkörper meine Aufmerksamkeit augenblicklich auf sich zieht. ~Bei den Valar...~ Meinen Blick kann ich erst von ihm auf den Boden richten, als er ein weing verlegen fragt "Hilfst du mir noch?" ~Bitte nicht schon wieder!~ Ich sehe wieder auf und stottere "J.. Ja.. Natürlich." Schritt für Schritt komme ich ihm näher bis ich mich erneut an seine Seite setze. Mein Herz scheint mal wieder schneller zu schlagen, sodass ich befürchte, dass er es bald hören kann. ~Konzentriere dich jetzt!~ Mit einer Hand ergreife ich das Heilmittel und ziehe den ebenfalls aus Glas bestehenden Stopfen. Ich gieße mir einige Tropfen der kühlen, blassblauen Substanz auf meine rechten Zeige- und Mittelfinger und streiche vorsichtig über die noch immer blutende Wunde. Er zieht erneut scharf die Luft ein, weshalb ich augenblicklich von ihm ablasse. "Es tut mir leid.. Ich wollte das nicht. Schmerzt es sehr?", frage ich ihn besorgt. "Ein wenig... Aber das ist ganz normal, solche Wunden hatte ich bereits, wenn auch sehr selten, also lass dich nicht von mir beirren.", antwortet er mir. So gut wie es nur geht versuche ich ihm zu helfen, doch das Blut will nicht zu fließen aufhören. "Du brauchst dringend Hilfe. Wir müssen nach Edoras. Jetzt.", meine ich und stehe bestimmt auf. "Warum denn? Es blutet doch nur.", stellt er die Gegenfrage. "Das ist es ja, Legolas. Deine Wunde hört einfach nicht auf zu bluten. Wenn wir noch länger hier bleiben kann es sein, dass...", versuche ich ihn zu überreden, doch bei dem Gedanken, dass er sterben könnte, versagt meine Stimme. "Ich werde schon nicht sterben.. Mach..", setzt er an, doch ich unterbreche ihn "Bitte, tu einmal das, was ich sage. Ich kann nicht zulassen, dass du wegen mir in Lebensgefahr schwebst, also reiten wir jetzt so schnell, wie es nur möglich ist nach Edoras. Und ich erlaube keine Widerrede." Ich sehe in seine Augen, welche mich für einige Sekunden in ihren Bann ziehen. "Einverstanden.", stimmt er mir einfach so zu, was mich ein wenig überrascht, aber ich konzentriere mich darauf ihm beim Anziehen zu helfen. Schnell packe ich das Pergamet und das Heilmittel in meinen Beutel und helfe Legolas danach aufzustehen. Arod, welcher anscheinend versteht, dass wir es eilig haben, kniet sich nieder und erleichtert ihm so den Aufstieg. Schnell setze ich mich hinter ihn und gebe Arod, nachdem er sich wieder aufgerichtet hat, das Zeichen im Galopp loszulaufen. ~Hoffendlich kommen wir nicht zu spät...~

Ich liebe dich doch LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt