28th chapter - elena

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Auf dem Weg zum Circuit vibriert mein Handy und eine Nachricht von Lando trudelt ein. Mir gehts nicht gut, ich habe mich krank gemeldet. Kurz bleibe ich stehen und eine leichte Sorge überkommt mich. Kurzerhand drücke ich auf den Hörer und gehe weiter während es bei Lando klingelt. "Hi", meldet er sich und ich höre sofort wie erschöpft er ist. "Was ist los?" Kurze Stille herrscht, "Ich weiss nicht vielleicht eine Lebensmittelvergiftung. Unser Ärzteteam ist aber hier also musst du dir keine Sorgen machen." Ich bin nur zur Hälfte überzeugt, jedoch habe ich keine andere Wahl denn ich gehe soeben durch die Sicherheitskontrolle und meine Arbeitszeit beginnt in 5 Minuten. "Na gut, soll ich heute Abend zu dir kommen?" Er scheint kurz zu überlegen, "Ich weiss nicht wie es mir dann geht, können wir spontan darüber entscheiden?" Eine winzige Enttäuschung durchbohrt mein Magen, ich willige aber ein bevor ich mich verabschiede und das Ferrari-Teamhaus betrete. Sofort bemerke ich wie mich einige anstarren und sich dann diese Blicke zuwerfen. Mittendrin erkenne ich Alessandro der mich arrogant angrinst. Augenblicklich wird mir bewusst was es mit diesen Blicken auf sich hat, Alessandro muss wohl der ganzen Crew verraten haben, dass mein Freund der Pilot von McLaren - also der Konkurrenz - ist. Maja tritt aus ihrem Büro und bemerkt die angespannte Stimmung und die Blicke wohl auch. "Wie wärs wenn ihr euch eurer Arbeit widmet? Die Arbeit muss auch ohne Binottos Anwesenheit erledigt werden." Sie winkt mich in ihr Büro und ich folge ihr dankbar. "Alessandro hat wohl ganze Arbeit geleistet, die Gerüchteküche brodelt." Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl fallen, "Wenigstens nehmen sie mir so die Entscheidung ab, ob ich nächstes Jahr noch hier bin oder bereits mit dem Studium beginne." Maja mustert mich enttäuscht, "Ich wünschte ich könnte an der Situation was ändern damit du bleibst, aber ich muss ungern zugeben, die Wahrscheinlichkeit dass du überhaupt hier bleiben dürftest ist gering. Und so wie ich dich kennengelernt habe, willst du nicht nur wegen deinem Namen, bzw. dem deines Onkels hierbleiben." Zustimmend nicke ich und in dieser Sekunde wird mir bewusst; Das sind meine letzten zwei Rennen hier und die letzten zwei Wochen in denen ich Lando jeden Tag sehen kann.
Meine Konzentration über den Tag ist den Umständen entsprechend sehr gering; Lando liegt krank zu Hause und die ganze Crew verabscheut mich. Ich war jederzeit Loyal den Ferraris gegenüber, aber für meine Gefühle zu Lando werde ich mich ganz bestimmt nicht schuldig fühlen. Die Blicke werden nicht weniger und ich habe wirklich die Schnauze voll von dem Getuschel hinter meinem Rücken. Noch versuche ich mich nicht darauf einzulassen aber wenn es etwas gibt, dass ich hasse, dann wenn Leute einem die Meinung nicht ins Gesicht sagen können. Trotzdem versuche ich nach wie vor meine Arbeit zu erledigen um den Arschlöchern zu zeigen, dass ich Ferrari gegenüber trotzdem Loyal bin. In der Mittagspause scrolle ich durch Instagram und stosse auf einen Post von McLaren, indem sie bekannt geben, das Lando eine Lebensmittelvergiftung hat. Er war gestern Abend mit ein paar Freunden aus, ich gehe davon aus, dass er da etwas gegessen hat, was ihm den Magen verdorben hat. Jemand setzt sich plötzlich neben mich. Mit einem Blick zur Seite erkenne ich Alessandros dämliches Grinsen. Mit einem Augen verdrehen schaue ich wieder auf mein Handy - nur diesmal genervt. "Hallo Elena, Wie gehts dir?", begrüsst er mich gespielt überfreundlich. "Gut", knurre ich angepisst zurück. "Deinem Freund scheinbar nicht habe ich gehört?" Genervt drehe ich mich zu ihm um, "Was willst du?" Er lacht kurz auf, "Ich wollte nur schauen wie es dir geht - oder ob du dir auch den Magen verdorben hast." Ohne eine Antwort stehe ich auf und setze mich ins Büro von Maja. Alessandro weiss offenbar nicht wann genug ist.

Einen Tag später kämpft Lando sich wieder zurück auf die Rennstrecke. Er wollte sich gestern Abend auskurieren und viel schlafen, weshalb wir uns dann nicht mehr gesehen haben. Eigentlich ist er auch heute noch nicht fit, aber er muss ein Training fahren, damit er am Qualifying teilnehmen darf. Gerade stehe ich hinter den Paddocks, als ich eine kleine Gruppe aus Menschen mit Kameras Landos Namen rufen höre. Neugierig drehe ich mich um und sehe wie er sich durch die Kameras kämpft, dabei aber noch lässig posiert und wenn ich das mal so sagen darf: Er sieht dabei auch noch verdammt gut aus. Unsere Blicke treffen sich und er schenkt mir ein Lächeln gefolgt von einem Zwinkern bevor er im McLaren Paddock verschwindet. Dieses Lächeln hat mir gerade die Kraft gegeben und den Mut mich durch das Wochenende zu schlagen und der Crew zu zeigen wie wenig mich ihre Meinung interessiert. Ich stehe dazu und denke dass ich mich nicht schämen muss Lando Norris als Freund zu haben. Die sind vermutlich ja doch alle nur eifersüchtig. Innerlich bereite ich mich also schon auf den Krieg vor der mir dieses Wochenende wohl bevorsteht. Mir ist bewusst, dass ich meine Job verlieren werde und vermutlich wird Mattia nicht allzu erfreut über mein Verhalten sein aber ich habe genug davon mir auf der Nase rumtanzen zu lassen. Gut gelaunt kehre ich also in unsere Box zurück und mache ein paar Schnappschüsse und begleite das Netflix-Filmteam. Die Blicke der anderen erwiedere ich mit einem fröhlichen Grinsen, was den einen oder anderen offensichtlich überrascht denn alle schauen sofort weg. Das Ganze ziehe ich auch den ganzen Samstag über noch durch und bis Samstagabend haben sich die meisten wieder eingekriegt und verschonen mich von ihren Blicken. Alessandro scheint das nicht so richtig in den Kram zu passen denn der schaut von Stunde zu Stunde angepisster. Am Samstagabend mache ich mich auf die Suche nach Lando, denn wir wollten zusammen in sein Hotel fahren um einen Film zu sehen. Noch ist er nicht 100 Prozent fit, aber dennoch soll er nicht alleine in seinen Geburtstag feiern. Gerade als ich vor dem Teamhaus von McLaren ankomme, öffnet sich die Tür und er tritt mit einer hübschen Blondine raus. Sie lacht und schlägt ihm spielerisch auf die Schulter. Auch aus der Distanz sehe ich, dass sicher von Ihrer Seite aus mehr ist. Sie trägt normale Kleidung, weswegen ich vermute, dass sie nicht zur Crew gehört. Ihre VIP-Karte um den Hals bestätigt meine Annahme. Kurz beobachte ich die beiden, bis Lando mich erblickt, mir zuwinkt und sich mit einer Umarmung von der Blondine verabschiedet. Kaum hat er ihr den Rücken zugedreht spüre ich ihren Blick auf meiner Haut brennen. Lando gibt mir ein Kuss auf die Wange bevor wir gemeinsam zum Parkplatz gehen wo sein Auto steht. "Wer war das?", frage ich neugierig und versuche mir den Funken eifersucht nicht anmerken zu lassen. Scheinbar ohne Erfolg, denn Lando mustert mich von der Seite und grinst, "Das ist Claudia, sie ist eine Freundin." Kurz schlucke ich, "Was macht sie hier?" Er zuckt mit den Schultern, "Sie ist im Urlaub hier und dachte sie besucht mich zwei Tage auf der Rennstrecke, sie ist auch ein grosser Formel 1 Fan." Kaum hörbar schnaube ich. Ich würde ihm gerne erklären, dass sie nicht Formel 1 Fan ist, sondern dass sie sein Fan ist, aber ich will nicht wie eine eifersüchtige Dramaqueen wirken, weshalb ich nichts dazu sage. Auf dem Rückweg ist es still und ich spüre eine gewisse Distanz - zumindest von meiner Seite. Diese Claudia sitzt mir unter der Haut, ich traue ihr nicht. Ihr Blick hatte so etwas unberechenbares und dazu ist sie auch noch wunderschön und wird wissen wie sie mit ihren Reizen spielen muss. "Was ist los Elena?" Kurz mustert er mich bevor er sich wieder auf die Strasse konzentriert. "Kann ich dir vertrauen?" Verwirrt kraust sich seine Stirn, "Ja, aber worauf willst du hinaus?" Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster und er seufzt, "Claudia?" Ertappt schaue ich auf meine Finger und zupfe dran herum bis er seine Hand beruhigend auf meine legt, "Elena, ich verspreche dir sie ist nur eine Freundin. Wenn ich was von ihr wollen würde, wäre ich nicht mit dir auf dem Weg ins Hotel, sondern mit ihr." Nickend seufze ich wieder, "Okay, ich vertraue dir, aber ihr nicht. Ich kenne Frauen wie sie und ihr Blick sagt eindeutig was anderes als Freundschaft aus." Lachend zuckt er mit den Schultern, "Keine Ahnung, aber es spielt keine Rolle denn sie weiss, dass ich glücklich mit dir bin." Seine Worte beruhigen mich ein wenig, wenn auch ich mir vornehme Claudia im Auge zu behalten. "Wie fühlst du dich?", erkundige ich mich. Tatsächlich sieht er schon lebendiger aus als am Morgen. "Ganz okay, ich bin noch geschwächt und das Rennen morgen wird wirklich schwierig. Ich war überrascht, dass Kevin gestern im Qualifying die Pole geholt hat." Ein Lächeln huscht mir über die Lippen. Ihm scheint es ein wenig besser zu gehen, was mich wirklich freut. "Ja da waren alle überrascht, dass er das Ding noch geholt hat - aber das hat er grösstenteils dem Regen zu verdanken." Er nickt, "Kevin ist gut, aber sein Auto ist zu schlecht. Trotzdem freut es mich für ihn." Ich stimme ihm zu als er auf den Vorplatz des Hotels fährt. Ein Concierge nimmt Lando den Schlüssel ab um sein Auto in der Tiefgarage zu parkieren, während wir das Hotel betreten. Auf dem Weg ins Zimmer hadere ich damit, ihm zu erzählen was bei uns im Paddock aktuell vor sich geht. Noch habe ich kein Wort darüber verloren, wie die anderen mich behandeln. "Beschäftigt dich Claudia immernoch?" Schnell schüttle ich den Kopf, "Nein..." Kritisch mustert er mich, "Aber?" Seufzend gebe ich nach, "Alessandro hat wohl das ganze Team über uns informiert. Und dementsprechend glotzen mich alle im Moment den ganzen Tag an." Seine Augenbrauen vergengen sich wütend, "Was hat er bitte davon?" Ich zucke mit den Schultern während ich ihm ins Zimmer folge. "Ich denke er will dass ich rausgeschmissen werde. Und ich hab so ein Gefühl, dass das auch passieren könnte." Lando zieht mich tröstend in die Arme, "Das tut mir wirklich leid. Wenn ich mal vorbei kommen muss gib Bescheid ich sag dem wo sein Platz ist." Lachend schüttle ich den Kopf, "Alessandro ist nur eifersüchtig. Ich verstehe ja auch irgendwo die Reaktion der anderen, aber ich habe mich bewusst für mein Herz entschieden und musste damit rechnen. Es hätte mich gewundert, wenn das keine Probleme gegeben hätte." Er nickt zustimmend, "Trotzdem ist es nicht fair." Ich ziehe ihn zum Schlafzimmer, "Ich habe eine dicke Haut und kann das verkraften. Ausserdem würde ich das hier für keinen Job der Welt aufgeben." Mit dem Finger zeige ich zwischen uns hin und her und er grinst wie ein Honigkuchenpferd. Wir schmeissen uns in bequeme Klamotten und kuscheln uns ins Bett. Während ich den Fernseher einschalte und nach einem Film suche, gibt er mir einen sanften Kuss auf den Scheitel. Nachdem wir uns für den Film 'Uncharted' entschieden haben, mache ich uns beiden noch einen Tee bevor wir den Filmabend starten. Niemals würde ich das hier gegen einen Job bei Ferrari eintauschen. Wir lernen uns noch kennen, aber trotzdem spüre ich, dass er der Richtige sein kann. Noch während der Film läuft, schläft Lando ein. Hungrig schleiche ich mich zum Kühlschrank und schnappe mir eine Packung Nüsse, die ich genüsslich vernasche und dabei den Film bis zum Ende schaue. Kurz beobachte ich Lando, der friedlich neben mir schläft, seine Locken fallen ihm dabei ins Gesicht. Vorsichtig streiche ich sie aus seiner Stirn und hauche einen sanften Kuss darauf, bevor ich mich ebenfalls umdrehe und versuche einzuschlafen. Mein Gefühl sagt mir, dass dies mein letztes Wochennde in der Ferrari-Box sein wird und trotz dessen, dass ich meine Entscheidung nicht bereue, enttäuscht mich dieser Gedanke sehr.

Fast Love - Lando Norris Edition [COMPLETED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt