Nachdenklich sitze ich im Wagen meines ältesten Bruders und denke darüber nach, warum genau, ich mich auf diesen Mist eingelassen habe.
Es ist schon zwei Monate her, seit ich in diese Sache verwickelt wurde und nur knapp mit dem Leben davon kam.
Davon abgesehen, dass ich die letzten zwei Monate mit Panikattacken und allem möglichen zu kämpfen hatte, konnte ich irgendwie damit umgehen.
Jetzt habe ich die Therapie jedoch satt, doch meine Brüder haben sich alle zusammen gegen mich verschworen und sind der Meinung, dass ich, wenn ich nicht mehr zur Therapie gehen will, stattdessen lernen muss, wie man sich als Frau Selbstverteidigen kann.
Dadurch, dass mein Therapeut jedoch ein sexistisches Arschloch ist, konnte ich nicht anders, als diesem Vorschlag, mit einem Lächeln beide Daumen nach oben zu geben.
Natürlich bereue ich diese Entscheidung inzwischen.
Ich habe gestern all meine Brüder und sogar Declans besten Freund angefleht, dass sie mir einfach einige Dinge beibringen sollen, doch jeder von ihnen, hat mich einfach hängen lassen, mit der Aussage, sie hätten zu viel zu tun.
Leider kann ich ihnen deshalb nicht einmal böse sein, weil es traurigerweise der Wahrheit entspricht.
"Jetzt sei nicht so nervös. Dylan hat einen tollen Jungen gefunden, der sehr viel Erfahrung mit dem Boxen hat. Er soll in deinem Alter sein und laut Dylan hat er schon einige Kämpfe gewonnen. Praktisch ein Jasper in deinem Alter und mit freier Zeit um dich zu trainieren."
Mit einem genervten Blick sehe ich rüber zu meinem Bruder, der mich in seinem teuren Wagen zu diesem Club fährt, in dem ich von nun an unterrichtet werden soll.Jasper ist Declans bester Freund und ein Boxer, der ebenfalls schon unzählige Kämpfe gewonnen hat.
"Sieh mich nicht so an, Krümel."
Wie ich es hasse, wenn mich meine Brüder so nennen.Ich habe vier Brüder und keine Schwester, was unglaublich anstrengend ist, weil es in unserem Haus niemals ruhig war.
Unsere Eltern sind reiche Schnösel, die keinerlei Interesse an den verschiedenen Leben ihrer Kinder zeigen, also hat Cole uns alle irgendwie großgezogen.
Er ist mit zweiunddreißig Jahren der älteste von uns und arbeitet im Police Department als ein Detective einer neu zusammengestellten Einheit.
Aus diesem Grund hat er mittlerweile nicht mehr viel Zeit für uns.
Da er jedoch so viel mit der Arbeit zu tun hat, hat er auch keine Zeit für eine Beziehung, was für mich wiederum total in Ordnung ist, da ich mich so nicht von ihm trennen muss.
Er lebt immer noch mit uns unter einem Dach und das macht viele Sachen für mich einfacher.
"Das Training wird zweimal die Woche um dieselbe Uhrzeit stattfinden. Der Junge hat extra alles mit seinem Trainer und dem Besitzer des Clubs besprochen, sodass ihr den Club nach der eigentlichen Schließung noch benutzen könnt. Sei nett und ruiniere das hier nicht, Krümel. Wir machen uns nur Sorgen um dich", erklärt er und legt mir dann sanft die Hand auf das Knie, doch sofort spüre ich diese Gänsehaut, also schiebe ich seine Hand eilig von meiner Haut.
"Verstehe. Tut mir leid", murmelt er und konzentriert sich wieder gänzlich auf die Straße.
Es ist schwer für mich, nicht mehr von Leuten berührt werden zu können, ohne dass es von mir ausgeht, da ich früher eine total anhängliche Person war, doch seit dem Vorfall, ist es fast unerträglich.
Ich weiß noch, wie es war und was alles passiert ist und das werde ich auch niemals wieder vergessen können, doch rückgängig machen, kann ich es leider auch nicht.
Meine ehemalige beste Freundin und ich, waren im Kino und wollten danach noch etwas Geld von der Bank abholen, um noch etwas Shoppen zu gehen, da ich ihr versprochen habe, sie nach ihrem Geburtstag dazu einzuladen.
Als wir dann jedoch in der Bank standen und das Geld abholen wollten, kamen plötzlich drei Männer in die Bank gestürzt, haben herumgebrüllt und Waffen auf alle Anwesenden gerichtet.
Ich hatte solche Angst, dass ich mich nicht rühren konnte, also ist einer dieser Kerle auf mich zugekommen, hat den Lauf der Waffe über meine Wange gestrichen und mich durch die schwarze Maske angelächelt.
Zu dem Zeitpunkt waren nur seine Augen und seine Lippen zu sehen, doch den Blick in seinen Augen, werde ich niemals vergessen können.
Er hat mich dafür gelobt, so hübsch zu sein.
Sofort darauf hat er mich gepackt und in einen Raum gezogen, der von allen anderen Leuten abgeschottet war.
Während seine Hände über meinen Körper gewandert sind, habe ich nur leise geweint, es über mich ergehen lassen und immer wieder gezuckt, wenn ein weiterer Schuss getätigt wurde.
Ich bin nur unsagbar froh darüber, dass er nicht die Chance bekam, das zu tun, wofür er mich überhaupt erst in den Raum gezerrt hat.
Doch berührt zu werden, ist seither ziemliche Folter.
Meine Haut zittert, als Cole den Wagen an den Straßenrand fährt und meine Aufmerksamkeit wieder in Anspruch nimmt.
"Alles in Ordnung?", fragt er besorgt, also nicke ich nur zaghaft, packe meine Tasche vom Rücksitz und drehe mich wieder nach vorne, doch als ich meine Hand an den Türgriff lege, zögere ich ein weiteres Mal.
"Soll ich dich reinbringen?", fragt er dann, weshalb ich einmal feste schlucke.
Ich möchte nicht, dass er sieht, wie stark ich noch damit zu kämpfen habe.
"Hast du denn Zeit dafür?", frage ich, ohne ihn anzusehen.
"Für dich habe ich immer Zeit, Krümel. Mein Chef wird Verständnis haben. Ich mache dir die Tür auf, warte einen Moment", sagt er und schon höre ich, wie sich seine Tür öffnet.
Als sie ins Schloss fällt, zucke ich kurz zusammen, doch dann sehe ich ihn direkt vor mir und entspanne mich wieder ein Stück, als er die Tür öffnet.
Ich atme einmal tief ein, drehe mich dann zu ihm und steige aus seinem Wagen.
Während er die Tür schließt und dann seinen Wagen absperrt, sehe ich ihm konzentriert dabei zu und umfasse die Tasche noch viel fester.
"Lass uns reingehen."
Ich nicke und folge ihm sofort zur Tür.
DU LIEST GERADE
Magnificent Connection
RomanceDelilah Hale wurde Opfer einer schrecklichen Erfahrung, welche ihr Leben vollständig verändert hat. Ihre Ängste sind unerträglich und ihre Probleme scheinen unlösbar. Als ihre vier Brüder ihr ein Ultimatum stellen, entscheidet sich Delilah gegen die...