Manchmal frage ich mich, wie ich all das verdient habe.
Gerade jetzt, sitze ich alleine in der Cafeteria der Schule, esse genüsslich meine Gummibärchen und frage mich, wieso Isabelle noch immer von so vielen Leuten umgeben ist, während ich alleine hier sitze.
Es ist nicht so, als wäre ich plötzlich nicht mehr beliebt, weil ich keinen Kontakt mehr zu ihr habe oder so.
Es ist eher so, als hätte mir der Vorfall in der Bank, ganz plötzlich die Augen geöffnet, sodass ich endlich alles sehe, was wirklich abgeht.
Menschen, die ich vorher für unerträglich und schrecklich gehalten habe, sind total lieb und haben einen tollen Charakter, während ich jetzt erkenne, wie falsch die Menschen, mit denen ich mich sonst umgeben habe, eigentlich sind.
Ich habe Isabelle damals vertraut, hätte ihr sogar mein Leben anvertraut und habe es durch dieses Vertrauen fast verloren.
Irgendwie will ich mir überhaupt nicht vorstellen, was meine Brüder mit Isabelle und ihrer Familie anstellen würden, wenn sie erfahren würden, was das mit uns plötzlich auf sich hat.
Sie wären auch unfassbar wütend auf mich, weil ich ihnen nicht die ganze Geschichte erzählt habe, doch kurz nach dem Vorfall, wollte ich das alles einfach nur so schnell wie möglich vergessen.
Darunter natürlich auch, dass Isabelle damit zu tun hatte und mich trotzdem in die Sache hineingezogen hat.
Kurz sehe ich herüber an den Tisch, an welchem sie mit so vielen anderen Leuten sitzt und bekomme ein unwohles Gefühl im Magen.
"Lilaaah."
Sofort sehe ich auf und schiebe mir den Gummibärchen in den Mund, ehe ich Reggie entdecke, der ein breites Lächeln auf den Lippen trägt und auf mich zukommt.Hinter ihm auch die anderen, während Jace wieder total unbeeindruckt auf sein Handy sieht, doch sein Anblick ist mir nach gestern so peinlich, dass mir sofort die Hitze zu Kopf steigt.
Reggie lässt sich neben mir auf die Bank fallen und trommelt mit beiden Händen auf der Tischplatte herum.
"Heute ist endlich Freitag und wir geben in unserem Haus eine kleine Party. Lust zu feiern?", fragt er und wackelt mit den Brauen auf und ab.
Sein etwas längeres Haar, steht ihm perfekt.
Es ist maximal Schulter lang und etwas lockig, doch jedes Mal, wenn er es zu einem Zopf bindet, fallen die meisten Strähnen wieder heraus.
Vor ihm habe ich noch nie einen jungen gesehen, der mit Schulter langem Haar tatsächlich zum Anbeißen aussieht.
"Wer kommt denn zu euren Partys?", frage ich und lache leicht auf, weshalb er sofort so tut, als hätte ich ihn aufs schlimmste beleidigt.
Seine Hand wandert theatralisch zu seiner Brust, ehe er scharf die Luft einatmet.
Dann lässt er total locker und sieht mich wieder lächelnd an.
"Sehr berechtigte Frage, Miss Hale, doch tatsächlich sind wir durch Kontakte auf anderen Schulen eher die beliebten Jungs. Wir sind nur sehr..."
Er sieht in die Luft und tut so, als würde er nach Worten suchen."Sehr eigen, wenn es um den Kontakt zu Menschen geht?", frage ich amüsiert und schiebe mir weitere Gummibärchen in den Mund, während Luan sich neben Reggie setzt und die anderen beiden neben dem Tisch stehen bleiben.
"Ihr seid Kontakt scheu und unglaublich schlau. Sicher, dass ihr den Titel als Nerds nicht verdient habt?", frage ich weiterhin lächelnd.
"Die Leute auf unserer Schule sind oberflächlich und riesige Schweine, also haben wir ein Recht darauf, wählerisch zu sein, junges Fräulein", sagt Reggie wieder gespielt empört und versucht mich dabei streng zu beobachten.
Sofort muss ich lachen und schon lächelt er auch wieder.
"Also? Was sagen wir zu Party?", fragt er und wackelt erneut mit den Brauen.
Tatsächlich ist es eine halbe Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal auf einer Party war.
Einerseits habe ich jetzt schon bei dem Gedanken von so vielen Menschen eine Gänsehaut, doch irgendwie lässt mich dieses unwohle Gefühl nicken.
Es ist, als wolle ich meine eigenen Grenzen überstrapazieren und ausdehnen.
"Warte, echt jetzt?", fragt er plötzlich überrascht und bedient sich unbekümmert an meinen Gummibärchen.
Wieder nicke ich und störe mich nicht daran.
Früher oder später hätte ich ihm sowieso welche angeboten.
"Warum nicht? Ich muss langsam mal wieder aus dem Haus kommen und etwas mehr Spaß haben. Außerhalb des Umgangs mit meinen Brüdern, meine ich", lächle ich etwas unbeholfen.
"Du musst nicht kommen. Er meinte es nur gut und hat nicht damit gerechnet, dass du es überhaupt in Betracht ziehst", ertönt Jaceʼ raue Stimme hinter mir.
Alleine die Tatsache, dass er hinter mir steht und wieder so halbwegs dem Gespräch lauscht, verpasst mir eine nervöse Gänsehaut.
"Ich habe gesagt, dass ich gerne zur Party komme, also werde ich das auch. Sei nicht so überfürsorglich", brumme ich, ohne mich zu ihm umzudrehen.
"Ist ja mal der Hammer! Soll einer von uns dich abholen?", fragt Reggie mich dann mit demselben besorgten Blick, den ich von meinen Brüdern auch ständig bekomme.
"Muss nicht unbedingt sein, aber du kannst mir deine Nummer geben, damit du mir die Adresse und alles nötige schicken kannst", sage ich und ziehe mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche, ehe ich es entsperre und ihm über den Tisch schiebe.
Er nickt, nimmt mein Handy in die Hand und tippt seine Nummer ein, ehe wir uns den Rest der Mittagspause miteinander unterhalten.
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Magnificent Connection
RomanceDelilah Hale wurde Opfer einer schrecklichen Erfahrung, welche ihr Leben vollständig verändert hat. Ihre Ängste sind unerträglich und ihre Probleme scheinen unlösbar. Als ihre vier Brüder ihr ein Ultimatum stellen, entscheidet sich Delilah gegen die...