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"Willst du darüber reden?", fragt Declan neben mir, nachdem er die Tür geschlossen hat und zu mir gekommen ist.

Ich schüttel verzweifelt den Kopf und lasse mich an der Wand zu Boden rutschen.

Sofort kommt Ethan auf mich zu und lässt sich neben mir auf die Knie fallen, doch ich lächle nur.

"Es geht mir gut", versichere ich ihnen und ignoriere die Tränen in meinen Augen.

"Es war nur schwer, ihr das ins Gesicht zu sagen. Könnt ihr sie bitte nicht mehr hereinlassen?", frage ich mit bebender Stimme und sehe mit zitternden Lippen zu allen Anwesenden.

Sie wissen nicht, was Issy mit dem Vorfall von vor zwei Monaten zu tun hat und das wird auch so bleiben.

Ich habe die Männer identifizieren können und seither sind sie weggesperrt, doch Issy versucht alles, um mich davon zu überzeugen, dass ich meine Aussage widerrufe.

Hätte ich Cole alles erzählt, was ich weiß, wäre sie auch nicht mehr hier und ich wäre frei.

Jetzt realisiere ich, dass ich dieses Training dringender brauche, als mir vorher bewusst war.

Sie wird mich nicht in Frieden lassen und ihre Brüder werden das auch nicht.

"Wir lassen sie nicht mehr rein, Krümel", versichert Dylan mir dann und schon beginne ich zu lächeln.

Es ist ein ehrliches und erleichtertes Lächeln.

Ich habe es so gut mit meinen Brüdern und realisiere manchmal nicht, wie gut ich es eigentlich mit ihnen habe.

Ich lasse meinen Kopf auf Ethans Schulter fallen und schon streicht er mir beruhigend über das Haar.

"Danke, Jasper", sage ich und sehe zu ihm auf, doch er lässt sich unbeeindruckt wieder auf den Sessel fallen.

"Bedanke dich nicht für etwas, das selbstverständlich ist, Delilah", sagt er ernst und sieht wieder gelangweilt in den Fernseher.

**

Ich stand vorhin eine halbe Stunde unter der heißen Dusche und habe versucht mich zu beruhigen, doch mittlerweile sitze ich mit meiner Familie am Esstisch.

"Du bist mein Lieblingsbruder, Dylan", sage ich mit vollem Mund und genieße das Essen, welches er uns wieder hergezaubert hat.

"Das ist unglaublich!", protestiert Ethan sofort, was mich zum Lachen bringt.

"Der beste Weg, um in das Herz einer Frau zu gelangen, ist nun mal durch gutes Essen, mein kleiner Bruder", lacht Dylan stolz auf.

"Ich bin Geschäftsmann! Das ist auch heiß. Stimmt doch, oder Baby?", fragt Ethan soeben an Emma gewandt, die mir sofort einen kleinen Blick zuwirft und schon lachen alle Leute, die an diesem Tisch sitzen.

Cole ist der älteste von uns, aber leider auch derjenige, der am wenigsten Zeit mit uns verbringen kann.

Er ist ein Detective und ist für die Polizei inzwischen unentbehrlich.

Dylan, der als zweites geboren wurde, ist ein dreißig jähriger Koch und besitzt bereits sein eigenes Restaurant.

Nach ihm wurde Ethan geboren, der mittlerweile sein eigener Chef ist und in der Firma unseres Vaters arbeitet.

Er ist achtundzwanzig Jahre alt und hat bereits unglaublich viel erreicht.

Wenn Vater bald nicht mehr dazu in der Lage ist, seine Firma zu leiten, geht sie sofort auf Ethan über.

Vor mir wurde dann Declan geboren.

Er ist fünfundzwanzig und arbeitet mit Jasper in Dylans Restaurant.

Die beiden sind zwar sehr gebildet und haben auch beide einen guten College Abschluss, aber irgendwie wissen beide nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen.

Vor einigen Jahren war Jasper noch ein guter Boxer, der so gut wie jeden Kampf gewonnen hat, doch als er dann vor ein paar Jahren verletzt wurde, konnte er das Boxen vergessen.

Ich lächle und kaue genüsslich mein Essen, ehe ich mich etwas zurücklehne und den rechten Fuß auf meinen Stuhl stelle.

"Und warum grinst du jetzt so blöd?", fragt Ethan und wirft mich mit einem Brötchen ab, doch da ich mich zur Seite lehne, trifft er stattdessen Declan, der neben mir sitzt.

"Ich habe gerade nur darüber nachgedacht, dass ich es mit euch viel zu gut habe", gebe ich leise zu und lächle noch etwas breiter.

"Sowas kannst du nicht sagen, wenn wir gerade darüber streiten, wer der beste Bruder ist, Krümel."
Ich lache und sehe Dylan amüsiert an.

"Ihr seid alle die besten. Ich könnte mich nie entscheiden", lache ich und sehe drei meiner Brüder an.

Wenn Cole hier wäre, würde er sich jetzt unfassbar zusammenreißen müssen, mich nicht sofort in die Arme zu schließen.

"Bist du dir da sicher?", fragt Ethan und sieht flüchtig zu seiner Freundin, ehe er wieder zu mir sieht.

"Ethan!", mahnt sie und greift nach seiner Hand.

"Wir haben gesagt, dass wir es allen zur selben Zeit sagen wollen", flüstert sie, während ich dabei zusehe, wie sich ihre Wangen rosa färben.

Eine meiner Brauen hebt sich, doch als die Tür ins Schloss fällt, zucke ich sofort zusammen und sehe nach hinten.

Cole kommt sichtlich erschöpft ins Wohnzimmer gelaufen und schleift sich dann zu uns herüber in die Küche, ehe er sich auf den letzten freien Stuhl fallen lässt und sich sofort das Bier greift, welches vor Ethans Nase stand.

In einem Zug leert er es, während wir ihn alle dabei beobachten.

Hatte er nicht gesagt, dass ich ihn wahrscheinlich erst morgen wieder sehen würde?

Seine Miene jedoch, verrät mir, dass ich lieber nicht fragen sollte, also lasse ich es auch.

"Perfekter Zeitpunkt, Alter. Ethan und Emma wollten uns gerade etwas erzählen, dass sie ursprünglich allen sagen wollten", klärt Declan auf, legt das Besteck beiseite und lehnt sich dann nach vorne.

"Dann bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen. Schießt los", sagt Cole und wirft mir einen flüchtigen Blick zu.

Als er meine Sorge zu erkennen scheint, lächelt er sanft und signalisiert mir so, dass ich mir keine Sorgen machen muss.

Ich nicke und sage mir selbst, dass er mit allem klarkommt, also drehe ich mich wieder nach vorne und sehe die beiden an, ehe ich sie mit großen Augen anstarre.

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