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"Lass mich raten", unterbricht Cody meine Erzählungen und stiehlt sich über meiner Schulter hinweg, einen Pancake vom Teller.

"Er hat dich an sich gezogen und das hat schlecht für euch beide geendet?", fragt er und beißt dann von dem Pancake in seiner Hand ab.

Eilig nicke ich, während ich den letzten Pancake aus der Pfanne nehme und ihn zu den anderen auf den Teller lege.

"Woher weißt du das?", frage ich zu meiner rechten, während Cody hinter mich zu Reggie sieht, der links von mir steht.

"Vor ein paar Monaten hat meine Schwester für einige Tage hier übernachtet. Ich hatte Besuch und konnte sie dementsprechend nicht bei mir schlafen lassen. Da Jace der einzige von uns ist, der keinerlei Interesse an Frauen zeigt, haben wir uns dazu entschieden, dass sie bei ihm schläft", beginnt Cody zu erklären, während ich diese Informationen erst einmal verarbeiten muss.

Er hat kein Interesse an Frauen?

Das könnte man so vielseitig deuten.

"Dann mussten wir unsere Pläne komplett umstellen, weil Jace sie in der Nacht plötzlich an sich gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Bei Jace ist das so, dass er sich automatisch zu der Wärme bewegt, die er spürt. Selten endet das gut. Aus diesem Grund hat er die Regel mit der Kissenbarriere aufgestellt, die bisher niemand gebrochen hat. Er hätte dir zwar davon erzählen müssen, aber Schuld warst du", erklärt Reggie und lacht auf, was mir die Röte ins Gesicht schießt.

Woher soll ich das denn auch wissen?

Ist ja nicht so, als würde ich Gedanken lesen können.

"Und wie ist das mit der Interesselosigkeit an Frauen gemeint? Steht Jace vielleicht auf das Männliche Geschlecht?", frage ich unbeholfen und versuche damit das Thema etwas zu ändern, doch als ich wieder an den Vorfall von vorhin denke, beantworte ich mir meine Frage quasi selbst.

Beide lachen, während Leo sich zu uns gesellt und sich einfach stumm einen Pancake vom Teller schnappt.

Mir scheint, als sei er eher der ruhige Typ, der sich nur dazugesellt und stumm lauscht, sich aber an den Gesprächen beteiligt, wenn er es für nötig hält.

"Verwunderlich wäre es nicht. Bei solchen Familien, wie unserer, kommt es oft vor, dass die Kinder sich eher zu demselben Geschlecht hingezogen fühlen. Aber nein. Jace ist einfach nur auf seine Dinge konzentriert. Die Schule, das Boxen, seine Familie. Er hat einfach keine Zeit und auch kein Interesse an Beziehungen", erklärt Reggie mir dann und nimmt sich nun ebenfalls einen der Pancakes.

Anscheinend wird hier ganz entspannt gefrühstückt, was natürlich mal eine Abwechslung von dem ist, was wir zu Hause immer tun.

Wenn man einen Koch als Bruder hat, ist es anstrengend und hinreißend zugleich.

Dylan verlangt immer, dass wir alle zusammen das essen genießen und uns nicht einfach nur einzelnd auf unsere Zimmer verziehen.

Stören tut es mich jedoch nicht wirklich.

Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie und koste auch gerne jeden Moment aus.

Nennt mich ein Kindisches Gör, doch ich liebe meine Familie und habe auch keinerlei Probleme damit, es nach außen hin, zu zeigen.

"Verstehe", murmle ich und beginne die Dinge wegzupacken, die ich für das Frühstück benutzt habe.

"Und die Sache mit dem Versprechen an Ma?", frage ich etwas unbeholfen, da ich mir weder den Namen der Frau gemerkt habe, noch eine Ahnung habe, wie ich sie wirklich nennen soll.

Das einzige, was ich bemerkt habe, ist, dass die Braunhaarige Frau von ihnen Ma genannt wird, während sie die andere Mom nennen.

"Ah, das", murmelt Reggie mit vollem Mund, während ich mich weiter darum kümmere, mein Chaos aufzuräumen.

"Sagen wir einfach, dass Jace durch das Boxen einen klaren Vorteil bei Auseinandersetzungen hat. Ich will nicht zu viel sagen, weil es definitiv nicht meine Baustelle ist, aber nennen wir das ganze einfach eine typische Taktik von Ma. Wenn du mehr darüber wissen willst, solltest du Jace selbst fragen", erklärt er dann, während er fleißig sein Frühstück verschlingt.

Nur bezweifle ich, dass Jace mir jemals etwas von sich erzählen würde, wenn es nicht um Leben und Tod gehen würde.

Wir unterhalten uns alle noch etwas, lachen miteinander und erzählen uns peinliche Geschichten, während Jace mittlerweile der einzige ist, der sich nicht zu uns gesellt hat.

Dafür, dass ich erst seit einigen Tagen Kontakt zu den Jungs habe, ist es ein großes Wunder, dass ich mich in ihrer Nähe so sicher und unbeschwert fühle.

Irgendwie fühle ich mich auch schlecht, da ich mich sogar in der näher der Leute, die ich mehr liebe als alles andere auf dieser Welt, manchmal total bedrückt und eingeengt fühle.

Es ist meinen Brüdern gegenüber nicht gerecht, da sie alles in ihrer Macht Stehende dafür tun, dass ich mich bei ihnen wohlfühle und generell ein schönes Leben habe.

Trotzdem verheimliche ich ihnen Dinge, muss mich an ihre Berührungen herantasten und kann ihnen nicht dasselbe geben, was sie mir geben.

Vertrauen, Liebe, Sicherheit.

Das alles geben sie mir, während ich ihnen nichts zu bieten habe.

Magnificent ConnectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt