"Sie haben recht", sagt er mit seiner dunklen Stimme und keiner einzigen Regung in der ebenso dunklen Miene.
Meine Brust zieht sich zusammen, da ich dachte, er würde mich verstehen können, doch jetzt fühlt es sich anders an.
"Du kommst mit all dem nicht klar, aber das musst du auch nicht", sagt er und überrascht mich sofort wieder.
"Nur du weißt, was für dich am besten ist. Du machst Fortschritte mit Ethan, oder?", fragt er, was mich etwas irritiert nicken lässt.
"Und mit meinen Berührungen hast du auch kein Problem", fügt er noch hinzu, was meine Wangen etwas heißer werden lässt.
"Das liegt daran, dass ich mich bei dir sicher fühle", gebe ich leise zu und sehe dabei beschämt zu meinen Händen, doch als er leise auflacht, sehe ich sofort wieder auf.
"Das solltest du definitiv nicht tun", sagt er dann und sieht mich plötzlich ein wenig bedrückt an, doch das Lächeln auf seinen Lippen ist nicht echt und spöttisch.
Ich sehe ihn verwirrt an und drehe mich langsam in seine Richtung, wobei ich mein linkes Bein auf das Bett ziehe.
Er verfolgt jede meiner Bewegungen und scheint sie in sich aufzunehmen, wie ein hungriges Tier auf der Jagd.
"Ich bin gebrochen, Raven. Total gebrochen. Ich vergifte alles und jeden in meiner Umgebung. Ich bin eine tickende Zeitbombe", sagt er mit seiner finsteren Stimme, doch ich schüttel wie in Trance den Kopf hin und her.
"Das glaube ich dir nicht", bringe ich hervor.
Ich glaube es ihm nicht.
Wenn er so wäre, würde ich mich definitiv nicht so sicher in seiner Gegenwart fühlen.
Er stößt sich von der Tür ab, lockert seine Arme und kommt langsam auf mich zu gelaufen.
"Vor drei Monaten habe ich die Kontrolle verloren. Ich weiß nicht einmal mehr, warum oder, was die Person zu mir gesagt hat, aber ich habe die Kontrolle verloren", beginnt er zu erklären und läuft quälend langsam zu mir, als wäre er tatsächlich ein Raubtier auf der Jagd, welches mit seiner Beute spielt.
"Als Reggie versucht hat, mich von dem Typen herunterzuziehen, habe ich ihn geschlagen, ihn von mir geschubst und mich dann wieder um den Typen gekümmert. Sein Blut war überall auf meinen Händen und trotzdem habe ich nicht aufgehört, ihn zu schlagen", sagt er so bedrohlich, dass ich Gänsehaut bekomme, doch die Angst bleibt aus.
Er legt mir den Zeigefinger unter das Kinn und hebt es noch weiter an, während er mit seinem Daumen den Griff verfestigt.
"An dem Abend habe ich zwei Typen ins Krankenhaus verfrachtet und eine Massenschlägerei angezettelt. Ich habe meinen Bruder in die Sache mit hineingezogen und das nur, weil ich die Kontrolle verloren habe", sagt er und bei seinen Worten sollte ich tatsächlich Angst bekommen, Sorge verspüren oder irgendetwas, doch nichts.
Meine Augen fixieren seine, während er den Griff noch mehr verfestigt.
"Fühl dich nicht sicher in meiner Gegenwart", knurrt er inzwischen wieder ernst, doch ich schüttel den Kopf und weigere mich, Angst vor ihm zu haben.
Wie soll ich Angst vor jemandem haben, der eben noch vor mir gekniet und unheimlich vorsichtig meine Wunden versorgt hat?
Wie soll ich Angst vor jemandem haben, der mich vor einem ihm fremden Mann beschützt hat, nur weil er es für richtig gehalten hat?
"Mir egal, was mit dem Typen war", gebe ich zu und sollte mich schlecht dabei fühlen, doch auch das bleibt aus.
Mir ist es egal.
Total egal.
"Sollte es nicht", knurrt er wieder und legt nun seine Hand um meinen Hals.
"Was glaubst du, warum ich alleine in diesem gottverdammten Haus bin, wenn normalerweise vier weitere Leute hier wohnen?", fragt er und übt leichten Druck aus.
"Ist mir egal", sage ich leise und sehe weiterhin unbekümmert zu ihm auf.
"Ich habe Reggie geschlagen, weil er etwas gesagt hat, dass mich angepisst hat. Die Jungs haben sich eingemischt und alle etwas abbekommen. Hör endlich auf, mich so anzusehen!", knurrt er plötzlich lauter und lehnt sich zu mir herunter, während er noch etwas mehr Druck ausübt, doch die Angst bleibt weiterhin vollkommen aus.
Bin ich krank?
Sollte ich ihn fürchten?
Meine Hände bewegen sich wie von selbst und legen sich sanft auf seinen Arm.
"Einmal haben sich Declan und Cole so stark geprügelt, dass Cole ihm ein paar Rippen geprellt und die Nase gebrochen hat", erkläre ich ihm, in der Hoffnung, er versteht, was ich meine.
"Das ist nicht dasselbe!", knurrt er wütend und zieht mich an meinem Hals näher zu sich heran, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann.
"Dann war da noch das eine mal, als Declan total den Mist geredet und Jasper damit provoziert hat. Die beiden sind so stark aufeinander losgegangen, dass meine drei Brüder die beiden auseinander ziehen mussten. Dabei hat Jasper ihm unheimlich zugesetzt, sodass ich wirklich Angst um Declan hatte", erkläre ich weiter.
"Hör auf damit!", befiehlt er laut, doch ich schüttel sanft den Kopf, als ich diesen kleinen Funken in seinen Augen sehe.
"Ich bin ein verdorbenes Arschloch. Mir klebt Blut an den Händen, Raven!", zischt er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Trotzdem schüttel ich den Kopf und bekomme schon wieder Tränen in den Augen, weil ich einfach nicht mit anhören kann, wie er so über sich spricht.
Es schmerzt in meiner Brust, seinen Blick dabei zu betrachten.
"Ich werde dich verletzten, so wie ich alle in meiner Umgebung verletze", versichert er mir dann etwas leiser, doch seine Miene bleibt dieselbe.
Wütend, hasserfüllt und doch so voller Leid und Schmerz.
"Wer hat dir das angetan?", frage ich mit zittriger Stimme und sofort verändert sich seine Miene in ein schockiertes starren.
"Wer hat dafür gesorgt, dass du so über dich denkst?", frage ich weiter und schlinge meine Hände fester um seinen Arm, während heiße Tränen an meinen Wangen hinab rinnen.
Sind wir beide gebrochen?
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Magnificent Connection
RomanceDelilah Hale wurde Opfer einer schrecklichen Erfahrung, welche ihr Leben vollständig verändert hat. Ihre Ängste sind unerträglich und ihre Probleme scheinen unlösbar. Als ihre vier Brüder ihr ein Ultimatum stellen, entscheidet sich Delilah gegen die...