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Nach dieser äußerst beschissenen Woche, hatte ich wirklich die Hoffnung, ich könnte einfach in meinem Bett liegen bleiben und alles andere einfach für das Wochenende vergessen, doch meine Brüder haben mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Als ich Emma darum gebeten habe, einfach einen Film mit mir zu sehen, wie ich es Reggie gesagt hatte, haben meine Brüder sich sofort eingemischt und meinten, ich sollte mich nicht wieder verstecken und müsse das Festival einfach genießen.

Ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass ich keine Freunde habe, mit denen ich solch einen Tag verbringen könnte und schon haben Jasper und Declan sich dazu bereit erklärt, mich zu begleiten.

Ein kleines Lachen entkommt mir, als ich dabei zusehen muss, wie mein Bruder und sein bester Freund schon wieder einem Mädchen hinterher sehen und es bewerten.

"Ich habe euch schon gesagt, dass ihr den Tag einfach genießen könnt. Ich hole mir einfach etwas zu essen und stöbere etwas durch die Stände, also könnt ihr das tun, was ihr schon die ganze Zeit nicht lassen könnt", lache ich auf.

Declan sieht zu Jasper, als wolle er seine Meinung dazu hören, doch dann wartet er nicht darauf, dass sein bester Freund etwas sagt und lehnt sich zu mir.

"Schreib mir, wenn du gehen willst und wir kommen dich sofort finden", versichert er mir.

"Warte, ich hole eben schnell mein Handy heraus", murmel ich und greife in meine hintere Hosentasche.

"Sehr witzig, Krümel", sagt Declan freudlos und verdreht die Augen, ehe er sich umdreht und schon einige Schritte geht.

"Versuch das ganze wenigstens ein wenig zu genießen, Lilah", spricht Jasper mir dann sanft zu, was mich tatsächlich warm lächeln und dann nicken lässt.

Ich sehe den beiden noch dabei zu, wie sie davon laufen und währenddessen schon die Opfer ihres Charmes auswählen, ehe ich kurz lache, mich umdrehe und in die entgegengesetzte Richtung laufe.

"Lilah", höre ich eine bekannte Stimme zu meiner rechten, also drehe ich meinen Kopf zur Seite und betrachte Isabelle an einem üblichen Wurfstand, die mich total schockiert betrachtet.

Sie hält einige Bälle in der Hand und sieht mich einfach nur an, bis sie die Bälle eilig auf den Tresen legt und auf mich zukommt.

"Was machst du hier?", fragt sie, während sie sich umsieht und schon fast panisch wirkt.

"Du darfst nicht hier sein. Wenn Miray dich sieht, wird er..."
Weiter kam sie jedoch nicht, als mein Handgelenk grob gepackt und ich daran herumgedreht werde.

Sofort starren mich die kalten braunen Augen von Miray an, während Isabelle versucht ihn und seine steigende Wut zu besänftigen, doch ich bekomme nur eine Gänsehaut, welche sogar den Schmerz seines Griffes übertönt.

"Halt die Schnauze!", faucht er seine Schwester an und sieht dann wieder zu mir.

"Ist dir eigentlich klar, was du für einen Fehler begannen hast, alleine hier aufzukreuzen?", fragt er bedrohlich und drückt noch viel fester zu, sodass ich schon Angst bekomme, mein Handgelenk würde gleich einfach nachgeben und brechen.

"Ich bin nicht alleine", sage ich tonlos und sehe aus dem Augenwinkel, wie Isabelle verzweifelt versucht, ihren Bruder von mir zu zerren.

"Ist das so?", fragt er und beginnt zu grinsen, doch ich nicke sofort und verziehe kurz das Gesicht, als er noch einmal fester drückt.

"Jasper und Declan besorgen gerade was zu essen und stoßen dann wieder zu mir. Außerdem sind wir umgeben von Leuten, Miray", lüge ich erst und mache ihn dann auf die vielen Leute um uns herum aufmerksam.

Kurz hebt er den Blick, sieht sich um und stößt einen leisen Fluch aus, ehe er wieder zu mir sieht.

"Deinetwegen hatte ich eine Menge Probleme, Lilah. Du wirst dafür sorgen, dass meine Cousins wieder frei kommen. Sag deinem Bruder einfach, du hättest dich geirrt und schon sind alle glücklich", knurrt er, lässt mich jedoch nicht los.

"Mit allen meinst du wohl, dass ihr dann glücklich seid. Ich werde jeden Tag mit der Angst leben müssen, dass Ramon wieder frei ist und anderen Leuten vielleicht das antut, was er bei mir versucht hat", beginne ich fast flüsternd zu erklären, doch in Mirays kalten Augen schwingen keinerlei Emotionen mit.

"Eure Cousins haben Leute mit Waffen bedroht, drei Menschen mussten sterben und ich wurde beinahe von Ramon vergewaltigt. Mach endlich die Augen auf und versteh endlich, dass ich das Richtige getan habe", sage ich noch leiser, da ich trotz der vielen Leute, unglaubliche Angst vor ihm habe.

Sie wussten es, als Isabelle und ich die Bank betreten haben.

Sie wussten, dass ihre Cousins das alles geplant hatten.

Miray und sein Bruder waren dabei und haben nichts getan, als Ramon mich in den Raum gezerrt hat.

"Du kannst froh sein, dass ich euch nicht auch verraten habe. Hätte ich das nämlich getan, wäre Isabelle vollkommen auf sich alleine gestellt. Ich habe euch nur nicht verraten, weil ihr nur dabei wart", sage ich noch eine Stufe leiser, sodass man mich kaum noch verstehen kann.

Miray betrachtet mich voller Wut, Hass und Abscheu, doch mittlerweile empfinde ich bloß noch die reine Leere.

Mein Handgelenk hat vor lauter Schmerzen schon aufgehört zu schmerzen und die Angst ist von der schrecklichen Gänsehaut übertönt, die meinen Körper taub werden lässt.

Grob lässt er von mir ab, stößt dabei weitere Flüche aus und fährt sich verzweifelt durch das dunkle Haar, während Isabelle plötzlich nach meinem Handgelenk greift und es anhebt.

"Dein Arm", sagt sie leise und für einen kurzen Moment, bilde ich mir ein, einen Funken von Sorge in ihrer Stimme zu hören.

Langsam sehe ich hinab und sehe, dass meine Haut seinen Abdruck vollkommen in dunklen Tönen aufgenommen hat.

Ich ziehe meinen Arm zurück, drehe mich um und laufe weiter durch die Stände, wobei ich darauf achte, immer in der Nähe meines Bruders und weit entfernt von den beiden zu bleiben.

Als Declan, Jasper und ich dann am Abend wieder zueinander aufschließen und zum Parkplatz gehen, unterhalten die beiden sich miteinander, bis ich plötzlich stehen bleibe.

Ich starre mit zittrigen Knien auf das Auto meines Bruders und betrachte Cole, wie er mit unserem Vater an seinem eigenen Wagen lehnt und auf uns wartet.

Erst gestern habe ich mit angehört, wie Ethan und Cole darüber gestritten haben, dass Dad mich ein für alle Mal zu sich holen will, da er der Meinung ist, meine Brüder könnten nicht richtig mit mir umgehen.

Ethan hat es bestritten, doch Cole jetzt mit Dad dort stehen zu sehen, macht mir größere Angst, als der Vorfall mit Miray vorhin.

"Krümel?", fragt Declan und sieht mich an, ehe er meinem Blick zu folgen scheint.

Cole will mich zu ihm schicken.

Er will mich einfach aufgeben und zu unserem Vater schicken.

"Das ist doch wohl nicht sein scheiß ernst", knurrt Jasper neben mir.

"Wir haben darüber gesprochen", höre ich Declan sagen, was die ganze Sache noch schlimmer macht, als ich meinen Blick zu ihm wende.

"Du willst mich auch zu ihm schicken?", frage ich mit zittriger Stimme.

"Lilah, wir haben keine Ahnung, wie wir dir noch helfen sollen. Er hat die Möglichkeiten, dir bessere Hilfe zu suchen, als diesen beschissenen Bastard von einem Psychologen", flucht er, doch ich höre nur ein leises Rauschen des Verrats.

"Bullshit! Das macht die ganze Scheiße auch nicht einfacher für sie!", knurrt Jasper wieder, doch mit einem Mal beginne ich einfach zu rennen.

Ich denke nicht nach, renne einfach so schnell ich kann und ignoriere das Rufen meiner Brüder und meines Vaters.

Magnificent ConnectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt