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In dem Moment, in dem ich das Haus mit dem Schlüssel betrete, höre ich bereits, das laute poltern von oben.

Sorge darüber, dass Jace wieder die Kontrolle verloren hat, breitet sich in mir aus, doch davon lasse ich mich nicht weiter beirren.

Ich lege den Schlüssel schnell ins Wohnzimmer und gehe dann zurück zur Treppe, die ich ohne weiter zu zögern hinauf gehe.

Er flucht laut, ehe etwas gegen die Tür schmettert und mich zum Zucken bringt.

Also ist es wirklich wieder schlimm.

Tief atme ich ein und nähere mich die letzten Schritte der Tür, nur um dann zu klopfen.

Normalerweise würde ich nicht klopfen, da ich die letzte Woche jeden Tag hier verbracht habe, doch gerade ist es mir wichtig, ihn wissen zu lassen, dass er nicht länger alleine ist.

"Verschwinde!", keift er, doch sofort schüttel ich das unwohle Gefühl in mir ab und öffne die Tür.

Er steht mitten in seinem verwüsteten Zimmer und scheint total durcheinander, doch eine Sache nimmt meine Aufmerksamkeit sofort in Anspruch.

Die gepackten Taschen auf dem Bett, welche in dem ganzen Chaos sofort herausstechen.

"Wo willst du damit hin?", frage ich vorsichtig und betrete vollständig den Raum, ehe ich die Tüte neben den Schrank stelle.

"Weg", antwortet er bloß kühl und wühlt dann weiter durch seine Schränke, als würde er nach etwas suchen.

Einen Moment sehe ich ihm dabei zu und weiß nicht, was ich tun soll, doch dann ziehe ich schnell mein Handy aus der Hosentasche und schreibe Reggie eine verzweifelte Nachricht.

Erst, als ich die Nachricht abgesendet habe, hebe ich wieder denk Kopf und schiebe gleichzeitig mein Handy zurück in meine Hosentasche.

"Die Jungs haben gesagt, dass es dir nicht gut geht", beginne ich und sehe ihn ziemlich frustriert darüber an, dass ich nicht weiß, was ich tun soll.

"Die Jungs sagen viel, wenn der Tag lang ist", antwortet er tonlos und schenkt mir keine weitere Beachtung.

Seit ich das Zimmer betreten habe, hat er mich nicht ein einziges Mal angesehen.

"Ich habe dir ein paar Dinge besorgt. Weil ich nicht wusste, was genau dir fehlt, habe ich von allem etwas besorgt", erkläre ich vorsichtig, doch plötzlich hält er inne und stellt sich aufrecht hin.

"Wieso?", fragt er kühl und fast schon wütend, was ich nicht ganz verstehe.

"Was meinst du? Ich wollte dir etwas Gutes tun", sage ich ruhig und ziemlich verwirrt.

"Und genau das ergibt für mich keinen Sinn!", brüllt er plötzlich in meine Richtung, weshalb ich kurz zusammen zucke, da es so unerwartet kam.

Ist er vielleicht sauer, wegen der Sache mit seinem Vater?

Habe ich es wirklich so falsch gemacht?

"Wieso zum Teufel, rennst du mir hinterher und versuchst immer nur das Beste in mir zu sehen?", brüllt er weiter in meine Richtung, doch gerade bin ich jämmerlicher Weise nur froh, dass er mich überhaupt ansieht.

"Weil ich in dir nichts Schlechtes sehe. Außerdem sorge ich mich um dich, wenn du dich so verhältst", gebe ich ruhig zu und blicke direkt in seine schönen Augen.

"Was kümmert es dich? Gottverdammt, Delilah, es ergibt für mich keinen Sinn!", brüllt er weiter und langsam macht mich seine sinnlose Wut ebenfalls wütend.

"Es ergibt für dich keinen Sinn, dass ich mich um meinen Freund sorge?", frage ich ebenfalls etwas lauter und sehe ihn finster an.

"Nein! Erklär mir, was in deinem seltsamen Kopf vorgeht, wenn du so vor mir stehst! Ich kapiere nicht, wieso du dich nicht einfach von mir ferngehalten hast! Erklär es mir!"

"Weil ich dich liebe!", brülle ich zurück und bereue es sofort, als ich es ausgesprochen habe.

In all der Zeit, in der ich es nun schon realisiert hatte, habe ich niemals daran gedacht, ihm so wütend meine Gefühle zu gestehen.

Ich wollte es ihm schonend beibringen und herausfinden, wie er damit umgeht.

Nicht vor ihm stehen, während wir beide einander anbrüllen und es ihm dann einfach vor den Kopf werfen.

"Ich liebe dich, Jace", sage ich etwas leiser und spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt.

Er steht einfach nur perplex da, starrt mich an und gibt keinen Ton von sich.

"Ich liebe es, wie aufmerksam du bist und wie rücksichtsvoll du mit den Leuten umgehst, die dir wichtig sind. Du willst in allem der beste sein und trotzdem hast du mich angelogen, als du gesagt hast, du hättest eine schlechtere Note. Nur, damit ich mich besser fühle."
Meine Stimme bricht, während ich spreche.

"Ich liebe einfach alles an dir. Deine Launen lösen zwar ein Unwohlsein in mir aus, doch ich liebe dich auch mit ihnen. Ich liebe dich mit Haut und Haar, Jace."
Er hebt seine Hand und fährt sich mit beiden Händen durch das Gesicht, ehe er frustriert an seinen Haaren zerrt.

Jetzt tritt er näher und legt seine Hände auf meine Schultern, ehe er mich etwas fester greift.

"Sag mir ehrlich", beginnt er und blickt mir direkt in die Augen.

"Würdest du mich immer noch so lieben, wenn ich dir all meine Mängel zeige und nicht länger stark bleiben kann? Wenn ich einfach nicht mehr standhalten und alles loslassen will. Würdest du mich immer noch genauso lieben?", fragt er und drückt meine Schultern, als würde sein Leben davon abhängen.

Bei seiner Verzweiflung bilden sich Tränen in meinen Augen, doch das einzige, wozu ich in der Lage bin, ist ihm ein kleines Nicken zu geben.

Meine Unterlippe beginnt zu zittern und ich muss mich verdammt zusammenreißen, nicht gleich loszuheulen.

"Ich muss es hören", sagt er jetzt ebenfalls mit brüchiger Stimme, was mir plötzlich unheimliche Angst macht.

"Ja. Ich würde dich trotzdem lieben", gebe ich mit zitternder Stimme zu und sehe ihm dabei direkt in die Augen.

Er atmet laut aus und lässt plötzlich vollkommen von mir ab.

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