›9‹

2.7K 111 3
                                    

"Miray!", brüllt Isabelle, bevor ich richtig reagieren kann und schon zieht sich meine ganze Brust zusammen.

Langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtung der Tür und sehe Issy mit ihrem großen Bruder im Türrahmen stehen.

"Ich habe gesagt, dass ich mit ihr darüber rede. Lass sie einfach in Ruhe, ich kläre das", redet sie ihm verzweifelt zu und zieht an seinem Arm, doch er zieht ihn einmal so feste zurück, dass sie nach vorne stolpert und schon beginnen meine Hände zu zittern.

"Du hattest zwei Monate, Isabelle!", brüllt er sie an und nimmt mich dann ins Visier.

"Jetzt nehme ich die Sache in die Hand", knurrt er zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Als er einen Schritt nach vorne macht, springe ich sofort auf und stolpere zurück.

"Freut mich, dass du Angst vor mir hast, Lilah", lächelt er bedrohlich und kommt weiter auf mich zu, während ich zurückstolpere.

"Miray!", brüllt Isabelle, als er nach mir greift.

Seine große Hand schlingt sich kräftig und schmerzhaft um mein Handgelenk und schon durchzieht mich jegliche Emotion, die alles in mir zum Schreien bringen.

Ich kneife ängstlich die Augen zu und bete, dass er mich einfach in Ruhe lässt, doch kurz nachdem er noch einmal feste zugedrückt hat, verschwindet seine Hand plötzlich von meiner Haut.

Verwirrt öffne ich die Augen und sehe dabei zu, wie mein Trainer ihn an der Schulter packt, seinen Arm nach hinten zieht und seinen Oberkörper auf einen der Tische drückt.

"Jace! Alter, denk an deine Mütter!", zischt Reggie, doch mein Trainer ignoriert es und bringt Miray vor Schmerzen zum Stöhnen.

"Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass es sich nicht gehört, eine Frau gegen ihren Willen zu berühren?", fragt er unter zusammengebissenen Zähnen, während ich total neben der Spur stehe und mein Handgelenk reibe.

"Halt dich daraus! Die Schlampe hat was für mich zu tun!", brüllt Miray und versucht sich aus dem Griff des anderen Jungen zu befreien.

Er ist eindeutig jünger als Miray, hat aber keinerlei Probleme damit, ihn in seine Schranken zu weisen und ihn an Ort und Stelle zu behalten.

"Alles noch dran, Raven?", fragt er, weshalb ich sofort perplex in sein Gesicht sehe.

Ich nicke auf und ab, während ich mein Handgelenk reibe.

Mir war klar, dass Miray sich darum kümmern würde, wenn Isabelle nicht dazu in der Lage wäre, mich zu überreden, aber ich hätte nicht gedacht, dass er einfach in die Schule stürmt und das hier klären will.

"Lilah, du wirst deine Aussage zurückziehen!", brüllt Miray und hebt seinen Oberkörper gerade mal so weit an, dass er mich ansehen kann.

"Ich kann nicht. I-Ich will nicht", stottere ich mit zittriger Stimme.

"Lilah, bitte. Er wird, da drin, nicht länger überleben. Er ist für das Gefängnis nicht gemacht. Bitte, Lilah", fleht Isabelle mich nun an.

Ich sehe immer wieder zwischen den beiden Hin und Her, doch ich schüttel den Kopf und beginne zu realisieren, in was für einer Lage ich stecke.

"Ich werde meine Aussage nicht zurückziehen. Ihr könnt froh sein, dass ich euch nicht auch in die Scheiße geritten habe. Er bleibt, wo er ist und ich werde meine Meinung nicht ändern. Egal, wie viel Druck ihr mir macht", sage ich mit ernster Miene, jedoch mit zittriger Stimme.

"Willst du noch was sagen?", fragt mein Trainer, doch als ich den Kopf hin und her schüttel, packt er Miray, zieht ihn nach oben und führt ihn ganz entspannt aus dem Klassenraum, während Miray vor Schmerzen schreit.

"Was war das denn? Geht's dir gut?", fragt Reggie und legt mir besorgt die Hand auf die Schulter.

Ich nicke und reibe weiterhin mein Handgelenk, ehe ich realisiere, dass er von alleine seine Hand von mir nimmt und ich ihn nicht dazu aufgefordert habe.

Dieses Gefühl von Ekel und Unwohlsein war nicht da, also habe ich es nicht realisiert.

Eilig sehe ich wieder auf und entdecke, dass ich nur noch mit den drei Jungs hier stehe.

**

Einige Minuten später ist mein Trainer mit dem Schulleiter zurück in die Klasse gekommen und zusammen haben wir ihm erklärt, was genau vorgefallen ist.

Miray darf die Schule nun nicht mehr betreten und Isabelle hat eine Verwarnung bekommen, während meine Brüder sofort angerufen wurden.

Ich sitze mit den Jungs im Flur und habe den Kopf gesenkt, während wir alle auf die Leute warten, die sich im Inneren des Büros befinden.

Es hat sich herausgestellt, dass der Name meines Trainers Jace Jackson ist und plötzlich frage ich mich, wie ich mir seinen Namen nie merken konnte.

Wenn die Namen so einfach sind, ist es kaum zu verstehen.

"Was ist das denn für eine Schule!", höre ich meinen Bruder brüllen und sehe die vier Jungs sofort bedrückt an.

Sie sitzen vor mir in einer Reihe und sehen mich überrascht an, während mir das Verhalten meines Bruders einfach nur peinlich ist.

"Was meinen Sie damit? Ich soll mich nicht aufregen, wenn meine kleine Schwester unter ihrer Aufsicht bedroht wurde?!", brüllt er weiter und lässt mich sofort tiefere Atemzüge machen.

"Sie können von Glück reden, dass ich statt meines Bruders hier bin!", brüllt er und reißt die Tür auf.

Ich sehe auf und beobachte Dylan, der mit solch einer Wut aus dem Büro tritt, dass ich Angst davor habe, er könnte gleich explodieren.

"Er meinte, ich solle mich nicht aufregen, ist das zu fassen?", fragt er mich und zeigt mit dem Daumen zurück ins Büro.

"Und was schaut ihr so blöd aus der Wäsche? Ihr habt nichts falsch gemacht. Steht auf", befiehlt die Frau den vier Jungs.

"Sorry, Ma", sagen alle vier, wie aus einem Munde und schon bin ich verwirrt.

"Gehst du schonmal raus? Ich möchte mich noch kurz mit der Frau unterhalten", sagt Dylan und sieht mich mit diesen Augen voller Wut an, doch ich weiß, dass die Wut nicht mir gilt, also stehe ich auf.

Ich nicke und laufe nach draußen, ehe ich mich an Dylans Auto lehne und dabei zusehe, wie auch die Jungs die Schule verlassen.

Magnificent ConnectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt