POV Delilah
Das Letzte, was ich mir nach all den peinlichen Situationen zwischen mir und Jace hätte wünschen können, war, dass er mich nackt sieht, weil ich zu dumm war, meine Vorhänge zuzuziehen.
Den gesamten Abend war es unglaublich komisch zwischen uns.
Oder ich habe es bloß komisch werden lassen, da Jace natürlich, wie immer, total unbeeindruckt von all dem war, was mich noch nervöser gemacht hat.
"Hilf mir mal, zu verstehen, warum genau wir heute wieder mitten drin aufhören mussten?", unterbricht er die peinliche Stille im Auto, weshalb ich sofort zur Seite sehe und sein Seitenprofil betrachte.
"Am Wochenende hattest du auch kein Problem mit meinen Berührungen. Du hast dich sogar auf mich gerollt und dich auf meinem Schwa..."
"Jace!", zische ich laut und spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt und mir die Röte ins Gesicht schießt.
"Ich war am Schlafen und am Wochenende war es etwas anderes", sage ich dann, als er mich von der Seite aus ziemlich finster betrachtet.
"Inwiefern, soll das bitte etwas anderes gewesen sein? Ich habe keine Ahnung, wie du dazu stehst, aber falls es dir nicht aufgefallen ist, habe ich keine große Lust darauf, diese scheiße hier durchzuziehen. Vor allem nicht, wenn du nicht vernünftig mit arbeitest."
Ich lache freudlos auf und drehe meinen Kopf wieder nach vorne."Glaub mir. Mir ist bereits aufgefallen, wie ungern du Zeit mit mir verbringst. Um das nicht zu bemerken, müsste ich Blind und Gehörlos sein", sage ich und fühle mich dabei ziemlich bedrückt.
Mich sollte es immer noch nicht interessieren, wie Jace von mir denkt, oder ob er mich überhaupt leiden kann, doch aus irgendeinem Grund, will ich, dass er mich mag.
"Gut. Dann hör auf, diese ganze Situation für uns beide zu verschlimmern", murrt er neben mir und lässt mich damit noch schlechter fühlen.
Eigentlich hat er doch überhaupt keinen Grund, mich nicht zu mögen, also, was ist sein Problem mit mir?
Langsam drehe ich meinen Kopf wieder in seine Richtung, betrachte ihn genauer und denke über die ganze Situation nach, in denen wir aneinander geraten sind.
Er kann mich doch wohl nicht hassen, nur weil wir in der Schule sozusagen Rivalen sind, oder?
Ich schlucke einmal feste, setze mich etwas aufrechter hin und schiebe meine Hände dann nervös in meinen Schoß.
"Was ist dein Problem mit mir?", frage ich gerade heraus und bin froh, dass er mich während der Fahrt nicht ansehen kann.
Nach dem heutigen Vorfall, hat es sich immer so angefühlt, als würde mein Körper unter seinem Blick brennen.
"Mein Problem mit dir?", fragt er, als wolle er sicher gehen, er habe sich nicht verhört.
"Genau", bestätige ich und betrachte ihn weiterhin.
Seine Wangenknochen und die scharfen Linien seines Kiefers.
Seine Lippen, die er bisher nicht ein einziges Mal zu einem Lächeln verzogen hat, seit ich etwas mehr Kontakt zu ihm habe und alle anderen winzigen Details.
"Ich denke nicht, dass du das wissen möchtest", sagt er total entspannt, so als hätte ich nicht gerade ausdrücklich danach gefragt.
"Sag es mir", fordere ich und ziehe die Brauen skeptisch zusammen.
"Möchtest du dir vielleicht Notizen machen? Im Kofferraum müsste noch meine Schultasche liegen. Vielleicht brauchst du ja einen Block und einen Stift", murmelt er tonlos und zeigt mit dem Daumen hinter sich.
Da ist er wieder.
Der Jace Jackson, der überhaupt nichts Gutes an sich zu haben scheint.
Seine Art wirkt herablassend und provokant, während seine Miene das vollkommene Desinteresse ausstrahlt.
"Sag es mir einfach. Es nervt mich, wenn ich es nicht weiß", sage ich langsam wirklich genervt über sein Verhalten.
"Alles an dir ist zum Kotzen", sagt er plötzlich, während er den Wagen ganz entspannt über die Straße führt.
"Deine Berührungen, dein Mund und jedes einzelne Wort, was du verlierst. Ich hasse deine Stimme und deine Art. Deine Witze und dein gesamtes Auftreten. Es ist erbärmlich. Einfach alles an dir ist erbärmlich."
Meine Lippen sind leicht geöffnet, während ich nach irgendeiner Antwort suche, doch ich habe keine.Mir fällt einfach nichts dazu ein, weil ich keine Ahnung habe, wieso man sowas sagen sollte.
Außerdem verstehe ich nicht, wieso er mich so sehr verabscheut.
Habe ich ihm jemals etwas getan und kann mich nicht mehr daran erinnern?
"Mich kotzt es an, dass deine Brüder mir diese Aufgabe aufgedrückt haben und es kotzt mich an, dass Reggie so einen tollen Menschen in dir sieht. Vollkommener Bullshit, weil..."
"Okay", unterbreche ich ihn.
"Ich muss nicht noch mehr hören", flüstere ich schon fast und versuche das Zittern meiner Stimme zu verstecken.
Eilig drehe ich den Kopf zum Fenster und hoffe, er bemerkt nicht, wie hart mich seine Worte getroffen haben.
Eine einzelne Träne läuft über meine Wange, also wische ich sie eilig weg und stütze dann meinen Ellenbogen neben dem Fenster ab, um diese Bewegung zu vertuschen.
Kurz räuspere ich mich.
"Ich werde dir keine weiteren Probleme mehr machen, wenn wir mit dem Training fortfahren. Bring mir einfach die wichtigen Dinge bei und dann bist du mich wieder los", sage ich, als er gerade vor meinem Haus den Wagen hält.
"Mehr hatte ich sowieso nicht vor", sagt er, was die ganze Situation nicht besser für mich macht.
Um ehrlich zu sein, lässt es seine Worte noch mehr schmerzen.
"Danke für das Abholen und nach Hause bringen", sage ich noch, ehe ich aussteige, meine Tasche von der Rückbank nehme und einfach nach Hause gehe.
Als ich ihm diese Frage gestellt habe, habe ich definitiv nicht damit gerechnet, dass er mir so eine Antwort gibt.
Er hasst mich wirklich.
Und nicht nur mich, sondern wirklich alles an mir.
Wieso tut das so weh und wieso möchte ich so dringend, dass mich jemand mag, den ich doch kaum kenne?
Nur, weil da ab und zu diese Funken zwischen uns waren und weil ich mich in seiner Nähe so sicher fühle?
Diese Spannung zwischen uns könnte bloß am Alkohol gelegen haben, also ist das nicht wirklich ein Grund.
Und dieses Gefühl von Sicherheit?
Ich weiß, dass er Rücksicht auf meine Situation genommen hat, weil es sich einfach so gehört.
Außerdem ist er ein Kampfsportler.
Wer würde sich in solch einer Kombination nicht sicher fühlen?
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Magnificent Connection
RomanceDelilah Hale wurde Opfer einer schrecklichen Erfahrung, welche ihr Leben vollständig verändert hat. Ihre Ängste sind unerträglich und ihre Probleme scheinen unlösbar. Als ihre vier Brüder ihr ein Ultimatum stellen, entscheidet sich Delilah gegen die...