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POV Delilah

Eben waren wir noch kurz im Haus, da Jace ein paar Dinge geholt hat, die er für morgen brauchte, doch gerade schließe ich die Haustür auf und lache darüber, was Jace mir erzählt.

"Ist nicht dein Ernst", sage ich weiterhin lachend und bitte ihn zum ersten Mal ins Haus.

"Doch, wirklich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie traumatisierend das war. Selbst jetzt, wenn ich noch Zeit zu Hause verbringe, zwingen die beiden mich, mit ihnen Kinderfilme zu sehen. Als würden sie versuchen, mich für immer als einen Siebenjährigen zu erhalten", erklärt er, während ich die Tür hinter uns schließe und den Schlüssel in die Schale lege, ehe ich meine Schuhe von den Füßen streife und lache.

Ich hatte zwar damit gerechnet, doch kaum haben sie uns gehört, sind sie schon alle aufgesprungen, haben alles stehen und liegen lassen und sind zu uns geeilt.

"Jace. Was eine Überraschung", sagt Dylan und schiebt sich leicht lächelnd an Cole vorbei, der mich wütend, aber stumm betrachtet.

Sofort reicht er Jace die Hand und zieht ihn in eine dieser seltsamen Männer Begrüßungen.

Was die alle so toll daran finden, kann ich ehrlich nicht sagen.

"Wenn Lilah uns gesagt hätte, dass du uns mit deiner Anwesenheit..."

"Es war eine spontane Entscheidung", unterbreche ich ihn ernst und werfe ihm einen mahnenden Blick zu.

Da ich unter keinen Umständen will, dass meine Brüder meinen ersten festen Freund davon jagen.

Natürlich ist mir bekannt, dass sie sich bereits alle getroffen haben, doch nervös macht es mich trotzdem.

Vielleicht war es ja gar nicht so schlau, ihn zu mir einzuladen.

Auch Emma kommt nun zu uns und begrüßt Jace mit einer freundlichen und lieblichen Umarmung.

"Ihr habt doch nichts dagegen, oder?", frage ich und hebe zeitgleich eine Braue, während ich meine vier Brüder ernst betrachte.

"Willst du mich verarschen? Ob wir ein verficktes Problem damit haben? Als hätten wir kein verficktes..."

"Das passt schon. Bleibt er über Nacht?", fragt Ethan, nachdem er Declan gekonnt übertönt hat und zu der Tasche sieht, die Jace in der Hand hält.

Emma stellt sich neben mich und zwinkert mir wissentlich zu, während sie mir den Ellenbogen in die Rippen stößt.

"Wenn du jetzt mit irgendeinem Unsinn kommst, dass ich zum Beispiel die Tür angelehnt lassen soll, schwöre ich dir, Ethan, werde ich..."

"Ich nehme mal an, dass ihr bereits miteinander geschlafen habt, also wieso sollte ich so tun, als könnte ich es noch verhindern?", fragt er dann und sieht mich total neutral an.

Es stört mich nicht, dass er es sofort in Betracht zieht und beschämen tut mich die Tatsache auch nicht, dass meine Brüder es gehört haben.

Ich bin kein Kind mehr und das könnte ihnen vielleicht noch dabei helfen, das endlich einzusehen.

"Solange du unsere Schwester gut behandelst, bist du hier immer gern gesehen. Du wirst sie doch weiterhin gut behandeln, nehme ich an?", fragt Dylan soeben wieder an Jace gewandt.

Sofort sehe ich von einem zum anderen und erkenne einen seltsam intimen Blick zwischen den beiden, so als gebe es etwas, dass sie wüssten, ich aber nicht.

"Du weißt, dass ich das tue", gibt Jace tonlos zurück, doch die Tatsache, dass die beiden bereits beim ‚du‘ sind, macht mich nur noch nervöser.

Plötzlich stellt sich jemand direkt vor mich und als ich aufsehe, blicke ich schon in die blauen Augen von Declan.

"Ich will ihn nicht in deiner Nähe wissen", knurrt er auf mich herab, was mein Herz sofort zum Rasen bringt.

Wütend hebe ich die Arme, lege sie an seine Brust und stoße ihn so von mir, dass er wieder auf Abstand ist.

"Wie gut, dass mir scheißegal ist, was du davon hältst. Hör endlich auf, dich wie ein riesiges Arschloch aufzuführen. Er hat deine abwertende Art nicht verdient", keife ich ihn voller Wut an, da es mich einfach nur unbeschreiblich wütend macht, dass er auch so spricht, während Jace direkt dabei steht.

"Kein Wunder, dass du noch immer niemanden an deiner Seite hast. Wenn Leute dich auf deinen schlechten Charakter und die Art hinweisen, wie du mit Frauen umgehst, würde das mehr der Wahrheit entsprechen, als die Dinge, die du Jace vorwirfst. Bevor du über andere zu urteilen versuchst, solltest du dringend mal in den Spiegel sehen", füge ich noch hinzu und sehe den verletzen Blick in seinen Augen.

"Respekt, Delilah", mischt sich jetzt auch Cole ein, der das ganze finster und stumm beobachtet hat.

Ich lache zynisch auf und sehe von Declan zu ihm.

Mir passt es nicht, dass ich mich so sehr mit meinen Brüdern streite, doch ich will nicht nachgeben, da ich recht habe.

Jedenfalls nehme ich das noch immer an.

"Respekt beruht auf Gegenseitigkeit, Cole. Wenn ihr euch endlich wieder wie meine Brüder verhalten könntet, wäre ich euch mehr als nur dankbar. Bis dahin, werde ich euch so behandeln, wie ich es für gerecht empfinde", sage ich finster, ehe ich Jace bei der Hand nehme und ihn die Treppe nach oben ziehe.

Tränen der Wut steigen mir in die Augen, doch auch, weil es mir persönlich so weh tut, mich so stark mit meinen Brüdern zu streiten.

Sie bedeuten mir einfach alles.

Ich zerre Jace einfach hinter mir her, die Treppe nach oben und dann durch den Flur, bis wir in meinem Zimmer ankommen, ich ihn hineinschiebe und die Tür dann hinter uns versperre.

Jace sieht sich kurz flüchtig um, lässt dann seine Tasche neben dem Schreibtisch fallen und kommt zu mir, während ich an der Tür lehne.

"Komm her, Raven", sagt er mit ruhiger Stimme, als er in mein Gesicht sieht und meinen Schmerz zu erkennen scheint.

Ich zögere nicht und gehe auf ihn zu, nur um sofort meine Arme um seinen Körper zu schlingen und ihn ganz fest an mich zu drücken.

Tief atme ich seinen himmlischen und maskulinen Duft ein, der mich sofort zu besänftigen scheint.

Ist es möglich, sich auf eine bestimmte Art und Weise, einer Person so nah zu fühlen, als würde man sie bereits mehrere Jahre kennen, wenn es gerade mal einige Wochen sind?

Bei Jace ist es so.

Ich fühle mich bei ihm so sicher und geborgen, als hätte er mich bereits mein gesamtes Leben begleitet und wüsste all meine Geheimnisse.

Es ist seltsam und doch würde ich es unter keinen Umständen ändern wollen.

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